Aus. Vorbei. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich noch eine ganze Runde und mehr im Stadion gelaufen. Das ging aber leider nicht.

Nach 3:47:28 Stunden war der Athens Classic Marathon für mich beendet.

Was für eine spektakuläre Kulisse. In dieses Stadion einzulaufen oder auch nach dem Lauf dieses Stadion genießen zu dürfen ist echt der Hammer.

Ich wußte gar nicht, wo ich zuerst zu und zuletzt gucken sollte. Unvergeßliche Eindrücke. Wohl einmalig in einem Marathon-Leben.

Nie in meinem Marathon-Leben ließ ich mir so viel Zeit, zu den Medaillen zu kommen.

Letztendlich wurde ich dann aber doch von den Läufern und den Helfern immer weiter durch das Stadion getrieben.

Auf der Gegengeraden ging derweil ohne Unterlaß der Zieleinlauf weiter. Wie eine endlose Party. Da wäre ich auch gerne noch einmal lang gelaufen.

Ja, natürlich wollte ich dann auch irgendwann meine Medaille haben. Und was für eine Schöne! Herzlich Will-kommen Nr. 54. :-)

Startnummer 1430, wohl aus Spanien: Garcia Blasco Efren. Er lief die ersten Kilometer immer ganz in meiner Nähe, zog dann aber doch davon, kam dreieinhalb Minuten vor mir ins Ziel mit 3:43:57 Stunden. 

Vielleicht hätte man die Kleiderbeutelrückgabe im Stadion machen sollen, dann hätte man nicht erst die Arena verlassen müssen, um dann später wieder rein zu gehen. Naja... welcher arme Trottel hätte dann bloß die ganzen Beutel schleppen sollen?

Während ich nun also aus dem Stadion raus mußte, liefen neben mir immer noch Läufer ins Stadion rein. Brutto war inzwischen die Vier-Stunden-Marke erreicht.

Nach dem Verlassen des Stadions kam man zunächst an der Zielverpflegung vorbei. Wasser und Saft und schöne Tüte. Obst gab es extra zum Mitnehmen. Bei den Marathons, wo das Obst gleich mit in der Tüte ist, landet es meist ja eh im Müll. Entweder der Läufer will es nicht oder es schon völlig zerquetscht. 

Wenn ich jetzt auch noch die Chipabgabe-Stelle finden würde...

Nun wurde es wuselig. Im Grundsatz war zwar die Läufer-Area gut abgesperrt und Nicht-Läufern wurde recht konsequent und sehr lautstark der Eintritt unter-sagt, trotzdem war der Anteil von Nicht-Läufern recht groß. Zudem drängten dieNicht-Läufer dem geleiteten Läufer-Strom (Stadion-> Verpflegung-> Chip-Abgabe-> Kleiderbeutel) entgegen und produzierten dadurch das typische Athener Chaos.

Nach einigen Schieben und Drängeln erreicht ich ohne Chips am Fuß die LKWs mit den Kleiderbeuteln.

Hübsches Chaos. Wenn man sich anschaute, wie die Beutel durch die Gegend flogen und die Helfer drüberstolperten, dann wird man in Zukunft den Passus "packen Sie keine zerbrechlichen Sachen oder Wertgegenstände im Beutel" ein wenig anders betrachten.

Nach dem Umziehen auf offener Straße (irgendwo gab es auch offizielle Umkleiden, aber da wollte ich nicht auch noch hindrängeln) wanderte ich zurück Richtung Stadion.

Der Zieleinlauf ging ohne Pause weiter und auch die Stimmung im Stadion war nach wie vor prächtig.

Irgendwo war ich wohl falsch abgebogen, sonst wäre ich doch niemals an diese Stelle gekommen. :-)

Sonne, um die 20°C, ein leichter Wind, dazu ein stimmungsvolles Stadion, eine ganz neue Marathon-Medaille um den Hals und im Hintergrund die Akropolis. Was könnte man denn mehr wollen?

Ok... so schön das Stadion auch sein mag, aber nach einem Marathon die zum Teil sehr steilen und hohen Stufen hinaufzuklettern tat ganz schön in den Beinen weh.

Aber Blick von den oberen Rängen war toll.

Ich wandere langsam auf dem Oberrang durchs Stadion.

Wo auch immer man sich befand, wurde man von der Stimmung erfaßt, die auch den Läufern dort unten entgegenkam.

10086 Finisher würden es am Ende des Tages gewesen sein.

Die Spartaner erreichten das Ziel offenbar alle zusammen. Mehr als acht hatte ich am Start auch nicht gezählt.

Zur Korrektur der gängigen Geschichtsschreibung: Die Spartaner sprechen Deutsch und nahmen nach der Marathon-"Schlacht" für den Heimweg die Athener Metro. 

Traumhafter Blick durch das Stadion.

Mit einer Zielzeit von weit über acht Stunden kam das Hauptfeld natürlich später als von vielen anderen großen europäischen Läufen bekannt in Ziel. So wurde der Läufer-Strom in Richtung Fünf-Stunden-Marke eher dichter als weniger. 

Ein Platz unter den Olympischen Ringen.

Blick durch das Stadion mit Blick auf den Lykavittós-Berg.

Nachdem ich das Stadion zu drei Vierteln umrundet hatte, nahm ich erst einmal Platz und trink die Zielverpflegung leer. Bisher hatte ich das Hinsetzen und Ausruhen völlig verdrängt. Zudem warteten in der Heimat auch noch ein paar Leute auf eine Erfolgs-SMS. 

Kaum hatte ich die Heimat-Info beendet, zog es mich zurück an die Strecke. Und auch jetzt bei brutto 5:34 Stunden liefen immer noch Läufer ein, die in meinem Startblock Zwei (blaue Startnummern) direkt hinter der Elite steckten .  

Immer wieder gab es den Techno-Sirtaki zu hören. Nebenbei aber auch die sonst typischen Songs von Status Quo und natürlich "We are the champions".

Wer hier lief, hatte noch ungefähr 100 Meter bis ins Ziel.

Tran Hung, ein asiatischer Krieger. Netto-Zeit für ihn 5:15:33 Sunden.

In der Mitte Masthipuram Ramesh (Startnummer 10548) beim Versuch, bildlich den Berg Lykavittós zu stemmen. Marathon.Erfolge setzen halt übermenschliche Kräfte frei. Finisher-Zeit: 5:27:18 Stunden.

Da macht doch tatsächlich jemand Fotos beim Laufen. Kaum zu glauben. :-)

Kaum zu glauben auch, daß hier immer noch blaue Start-nummern ins Ziel kamen. 

Hier kommt Astras Stamatis (Startnummer 10381, 5:30:27 Stunden) vor Luyong Zhao (Startnummer 10351, 5:30:13 Stunden) ins Stadion. Gefolgt von einer weiteren blauen Startnummer. Irgendwas ist da wohl bei der Verteilung schief gelaufen. Das hatte ich im Rennen ja schon vermutet. 

Das Feld war international. Irgendwo hatte ich von Läufern aus 62 Ländern gelesen. Mein Griechisch ist allerdings nicht so gut.

Mein Zieleinlauf war jetzt über zwei Stunden her und allmählich wurde ich müde und mir wurde kalt.  Es wurde daher Zeit, sich dann doch auf den Heimweg zu machen.

Natürlich dachte ich daran, hier baldmöglichst wieder zu starten. Aber ich ahnte auch, daß dieser Jubiläums-Lauf wohl doch etwas besonderes gewesen ist, die Massen von Zuschauern durch den großen Medien-Hype angezogen wurden und 2011 der Lauf dann doch so aussieht, wie andere Läufer es von 2009 und früher berichtet haben: kaum Zuschauer, dann halt langweilige Langstraße und schlechte Organisation.

Da war es halt Zeit, den Augenblick zu genießen und nicht wieder zu vergessen. Aber da bestand sowieso wenig Gefahr.

Greetings from Athens. :-)

Meine 3:47:28 Stunden brachten mich auf Platz 1850 bei 10371 Finishern. Bei den Männern war das Platz 1689 bei 7988 Finishern. Und in der AK M40 schaffte ich Platz 365 von 1394 Finishern.