Während die Schritte immer schwerer wurden, gab ich die Hoffnung auf eine Zeit unter vier Stunden allmählich auf.

Noch ein letzten Aufbäumen während ich mich an diese Gruppe hängte.

Und dann geschah das, was einen ganz großen Marathon von einem "nur" großen Marathon unterscheidet.

Es war so einfach. Da stand einer an der Strecke und hielt ein Schild hoch, daß über den neuen Weltrekord informierte.

Und schon war ich wieder da. Das war der Motivations-Schub, den ich brauchte. Wenn da vorne einer Weltrekord laufen konnte (ich wußte da ja nicht, wer den Weltrekord gelaufen war), dann würde ich wohl vier Stunden knacken können.

Jetzt fehlte nur noch...

COCA-COLA !!!!!! Der Stand war zwar privat, aber das war mir egal. Ich stürmte derart schnell auf den Stand zu, daß ich nicht einmal den rettenden Engel mit auf das Bild bekam.

Nachdem ich nun Motivation und Coca-Cola intus hatte, konnte ich die finalen 10,6 Kilometer ja angehen.

Nun war ich wieder drin im Rennen. Die Beine waren immer noch schwer, aber der Wille war zurück.

Es war noch nicht allzu lange her, da hätte ich auch Bier getrunken, um das Iso-Zeug zu umgehen, aber inzwischen hatte ich ja Coca-Cola bekommen.

Nun wurde es interessant.

2003 hatte ich mich lange auf den Kurfürstendamm gefreut, weil ich dort auf die Stimmung gehofft hatte, die es sonst an der Strecke nicht gab. Aber dort war es noch einsamer als auf dem Rest der Strecke.

Ich war damals auf Kurs sechs Stunden.

Aber 2018 konnte ich mich nicht beschweren. Hier war ja der Teufel los.

Der Schilder-Teufel. :-)

Wieder ein Kilometer weniger bis ins Ziel.

Ich hatte zwar ein wenig das Tempo heraus genommen, war aber immer noch gut dabei. Vom Kilometer 30 hatte ich noch einen kleinen Vorsprung auf die Vier-Stunden-Zeit, die ich leicht ausbauen konnte.

"Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall, doch wir haben nichts zu trinken..." (Santiago)

Ich kippte mir trotzdem einen Becher rein. Ganz ohne ging es schließlich auch nicht.

Ich habe in über 18 Jahren auf Marathonstrecken schon so manches gesehen, aber ein Baby in einem Schild noch nie.

In der Masse der Leute sah ich das Schild etwas spät. Aber ich gehöre nicht zu denen, die für ein Foto einfach bremsen, wenn noch Läufer hinter einem sein.

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche voraus.

Wem oder was mein Blick Richtung Himmel wohl galt?

Foto: www.sportograf.com

So hübsch war es da vorne nun auch nicht.

Nun wurde es spannend. 27:48 Minuten für die siebten fünf Minuten. Da hatte ich noch einmal Zeit gut gemacht.

3:17:25 Stunden insgesamt. Da mußte ich so 5:53 Min/Km bis ins Ziel laufen.

Ein wenig würde ich das Tempo also noch senken können. Es würde aber mehr darum gehen, diesen kleinen Vorsprung zu verteidigen.

Gerne hätte ich jetzt einen zweiten Coca-Cola-Schub bekommen, aber da war nichts.

Am Wittenbergplatz bewarben sich die Nächsten um den inoffiziellen Titel des besten Schildes des Tages.

Der Titel ging aber definitiv an das Schild mit dem Baby drin. Auch wenn ich den Text nicht lesen konnte.

Foto: www.sportograf.com

Tee, Iso, Wasser und am Ende des Verpflegungsstandes noch Obst. Auf letzteres verzichtete ich allerdings.

Jetzt hatte ich Blubberbauch, aber zumindest kaum Zeit verloren.

Diese Straße war endlos. Wie fast überall waren es lediglich die Zuschauer, die aus der an sich langweiligen Strecken eine lange Party machten.

Voraus die American Church in Berlin. Aber ganz so weit ging die Strecke nicht.

Mit Tam-Tam und Konfetti ging es auf die Bundesstraße 1.

Wieder hatte ich Sekunden verloren, aber nicht so viele, daß es kritisch wurde. Aber noch langsamer sollte ich nicht werden.

Flotte Musik vor dem Wintergarten Varieté.

Das war wieder eine dieser endlos langen und auch endlos demotivierenden Straßen.

Ein Batman aus Mexiko.

Wieder Wasser ohne Ende. Meine Hoffnung auf offizielle Coca-Cola hatte ich längst begraben.

Wieder hatte ich Sekunden verloren, aber wieder nicht mehr als ich durfte.

Über acht Kilometer hatte mich die Motivation des 2:01:39-Schildes nun getragen. Jetzt ging es an die Reserven.

Au weia... was für eine Beton- und Glaswüste. Da konnten auch die Zuschauern nicht viel rausreißen.

Deutsches Popcorn. Sie und auch der Batman von früher würde an der Vier-Stunden-Marke scheitern. Von den Teilnehmern auf diesem Bild würde es lediglich Kari aus Norwegen (ganz rechts) schaffen. In 3:59:59 Stunden.

Und ich? Kämpfte!

Foto: www.sportograf.com

Nun ging es am Bundesrat vorbei.

Es sah immer besser aus. Ich verlor zwar weiter Sekunden und das Polster schmolz dahin, aber umgerechnet auf die ja immer weniger werdenden Rest-Kilometer wuchs das Polster pro Kilometer an.

Das Bundesministerium für Finanzen. In dem Bau hockt nun der Stadtverräter, Lügner und ehemaliger Bürgermeister von Hamburg. Herr Scholz. Die G20-Krawalle im Juli 2017 haben er und die Rote Flora gemeinsam gefördert. Und von den 40 Millionen Euro, die er den geschädigten Bürger zur Wiedergutmachung zugesagt hatte, wurden nur 406.000 Euro ausgezahlt. Den Rest haben er und der Senat eingesteckt. Der gehört in den Knast.

Beim Mauerweglauf war das hier übrigens Kilometer 7.

Coca-Cola!!!! Zwar nicht für mich, aber alleine der Anblick mir neue Energie.

Warum hier mittendrin die halbe Straße abgesperrt war, obwohl man hinter der Sperre wieder die ganze Breite der Straße nutzen konnte, ergab sich mir nicht.

Wie lang war diese verfluchte Straße denn noch? Hier mit ausnahmsweise mal wenigen Zuschauer merkte man, wie langweilige die Strecke an sich ist.

29:01 Minuten für die achten fünf Kilometer. Das für sich genommen war deutlich zu langsam für vier Stunden.

Aber insgesamt war ich noch bei 3:46:26 Stunden netto. Bei noch 2,195 Kilometern waren das 6:11 Min/Km. Das sollte doch zu halten sein. Wie auch immer.