Die nächste Etappe bis nach Sieverdingen war nur 6,7 Kilometer lang und damit die kürzeste des Tages.

Die Kombination Hitze und Blase an der linken Ferse machten das Laufen mehr und mehr unmöglich. Aber ich kam auch wandernd prima voran.

Eilig hatte ich es ja nicht. Ab Verden fuhren die Züge jede Stunde.

Am Straßenrand zu wandern war etwas nervig. Vor allem weil das Ausweichen auf das Gras auf meine Blase unterm Fuß schlug.

Der Ort Fulde war zwar schon vorbei, aber die Straße hieß immer noch so. Dabei heißen hier sonst doch alle Straße immer wie der Ort in dem sie liegen.

Der Hund stand da wie eine Statue, bewegte sich gar nicht. Nur als ich etwas näher kam, zuckten die Augen ein wenig.

Es lief langsam, aber es ging voran.

Kurze Laufansätze scheiterten meist nach 100 Metern an der Hitze oder der Blase.

Richtung Sieverdingen. Paßte.

Nun hatte ich die Hälfte der Strecke nach Verden hinter mich gebracht. Ich schätzte meine Ankunft im Ziel so auf 16.45 Uhr.

Das war eine spannende Ecke hier. Wenige der Wald, der war schattig und schön. Aber mein Hörbuch, welches mir bereits seit Marmstorf bestand, ging ins Finale. Auch im Krimi "Heidegrab" (Kathrin Hanke und Claudia Kröger) mußte es eine Auflösung geben. Oder nicht? Das sollte jeder selbst hören.

Die Strecke zog sich dahin. Mit neun bis zehn Minuten pro Kilometer dauerte es immer ewig, bis sich auf der Uhr mal etwas bewegte im Kilometer-Bereich.

Immerhin war in der Ferne nun schon Sieverdingen zu sehen.

Nur noch 600 Meter bis nach Sieverdingen, aber die gingen durch die pralle Sonne. Diese 31°C drückten weiter mächtig auf die Stimmung.

Aber letztendlich erreichte ich den Ort dann doch.

Der dritte Verpflegungsstand war auf einem Bauernhof zu suchen, allerdings erst beim Verlassen des Ortes, also noch nicht hier. 

13,7 Kilometer bis nach Kirchlinteln? Laut Christians Verpflegungsstand-Plan waren es nur 11.Aber Diskrepanzen dieser Art war ich inzwischen gewohnt und bisher hatte Christian immer recht.

Seitdem dieses Schild hier aufgehängt wurde, muß der Freudenthalweg sich sehr verändert haben. Statt 149 sind es nun 151 Kilometer.

Nun machte ich mich auf die Suche nach der Stelle, an der ich Sieverdingen verließ. Da war der Verpflegungsstand.

Am Ende war es aber doch ganz einfach. Die Pfeile waren sehr gut sichtbar.

Was wohl die Anwohner dazu sagen, daß Steine und Bäume mit pinken Pfeilen besprüht werden?

Und ein Verpflegungsstand auf Privatbesitz könnte bei den Besitzen auch auf Widerstand stoßen. 

Vermutlich hatte Christian die Besitzer gefragt, ob er seine Sachen hier abstellen dürfe. Ob er auch wegen der Pfeile um Erlaubnis gefragt hat... ? Er wird schon wissen, was er tut. Probleme gab es jedenfalls keine.

Die Verpflegung stand auch hier im Schatten. Gut. Dann kochten die Getränke nicht.

Trinken, trinken, trinken. Ein Wunder, daß mein Magen den Tag über nicht rebellierte.

Aber was war mit Katrin und Matthias los? Lediglich drei Minuten mehr Vorsprung als beim Verpflegungsstand in Fulde. Dabei war ich doch fast nur gewandert. Der Vorsprung betrug aber immer noch satte 54 Minuten.

Nach gut fünf Minuten Pause ging es weiter.