Berliner Mauerweglauf 2017
12./13. August
2017

4. Vom Schloß Sacrow zum Griebnitzsee

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Schloß Sacrow
Park Sacrow
15.01 Uhr / Km 71

Weiter ging es. Trotz sieben Minuten Pause kamen die Beine schnell wieder in Tritt.

Bloß nicht die Zeitnahme da links des Weges vergessen. Ob sich die Kontrollpunkte später auch so leicht sichtlich selbst in Erinnerung rufen würden, wenn es dunkel würde?

Schloß Sacrow
Park Sacrow
15.02 Uhr / Km 71

Die Neun-Stunden-Marke war geknackt. Nur einmal war ich länger unterwegs gewesen. 2015 beim UltraVasan mit 12:35:11 Stunden. Da war also noch viel Luft.

Park Sacrow
15.02 Uhr / Km 71
Schloß Sacrow
Park Sacrow
15.07 Uhr / Km 71,5

Nun waren es auch nur noch 90,2 Kilometer. So weit war ich schon am Stück gelaufen. Eben beim UltraVasan. Da sogar 90,3 Kilometer. Okay... damals ohne 71,4 Kilometer Anlauf, aber so kleinkariert darf man nicht denken, wenn man sich etwas schön lügen möchte.

Am Jungfernsee
15.11 Uhr / Km 72

Daß vom See natürlich wenig bis gar nichts zu sehen war, daran hatte ich mich gewöhnt. Wenn schon, dann hätten diese "DDR"-Idioten die Mauer doch auch am Wasser bauen können.

Am Jungfernsee
15.12 Uhr / Km 72,5
Am Jungfernsee
15.17 Uhr / Km 73

Den ein bis anderen Läufer bekam ich nun doch zu sehen.

Am Jungfernsee
15.19 Uhr / Km 73,5
Am Jungfernsee
15.26 Uhr / Km 74

Andere Läufer auch schon im Mittelteil eines Marathons zu überholen kannte ich ja. Aber bei 100 Meilen? Wo fast jeder andere hier mehr Erfahrung hatte als ich? 

Am Jungfernsee
15.29 Uhr / Km 75

Andererseits war ich ja nicht wirklich schnell unterwegs. Mein Tempo lag nun so bei 7:10 bis 7:15 Min/Km, also schon langsamer als zuvor.

Straße nach Sacrow
15.34 Uhr / Km 75,5

Oder anders formuliert: wenn ich trotzdem andere Läufer überholte, dann wurde die noch schneller langsamer als ich. Also doch alles gut. Oder?

Straße nach Sacrow
15.37 Uhr / Km 76

Mit viereinhalb Stunden Zeit-Reserve auf den Cut off lag ich jedenfalls gut im Rennen. Alles andere würde schon noch auf mich zukommen.

Straße nach Sacrow
15.43 Uhr / Km 76,5

Wir erreichten Krampnitz.

Rotkehlchenweg
15.43 Uhr / Km 77

Hier wurden die großen Läufer von den kleinen Läufern in Empfang genommen. Schönes Bild.

Rotkehlchenweg
15.44 Uhr / Km 77

Kaum kam Verpflegungsstand 13 in Sicht, bzw. kaum kam ich für Verpflegungsstand 13 in Sicht, ging der Ärger los. Ich solle gefälligst die Kopfhörer absetzen, das sei hier verboten, wurde ich schon von weiten abgeblufft.

Rotkehlchenweg
15.45 Uhr / Km 77

Für diesen Stand, von Mike Stöwer und der Waldjugend betreut, stand war in der Ausschreibung etwas von "unverwechselbarem Charme und Charakter". Nun ja... Kopfhörer-Bashing war hier ja überall ungemein beliebt.

Dabei hatte ich die mir schon aus der Ferne zugerufene Aufforderung, die Kopfhörer abzunehmen, deutlich gehört. Das zeigte doch, daß ich mit Kopfhörern nicht wie taub durch die Gegend renne. Für die Logik war man aber doch taub.

Rotkehlchenweg
15.47 Uhr / Km 77

Eine persönliche Mauerweg-Falko-Kopfhörer-Fehde war es zumindest nicht. Dem nächste Läufer mit Kopfhörern erging es nicht besser. Der schluckte den Ärger nicht einfach runter und lächelte, wie ich es tat. Dieses alberne Verbot galt ja nur ZWISCHEN den beiden Verpflegungsständen 13 und 14 und nicht schon vor oder an Verpflegungsstand 13.

Rotkehlchenweg
15.50 Uhr / Km 77,5

Die beiden Läufer hier vor mir hatten nun für eine Weile Begleitung durch die Familie.

Potsdamer Chaussee
15.54 Uhr / Km 78

Ob sich diese Begleitung nun mit den Begleitungs-Regeln vereinbaren ließ? Mir war es egal, aber so ohne Hörbuch oder Musik im Ohr hatte ich wieder endlos Zeit, über ganz viel Unsinn nachzudenken. Meine ganz persönliche Hirn-Folter.

Potsdamer Chaussee
15.58 Uhr / Km 78,5
Potsdamer Chaussee
16.00 Uhr / Km 79

Zehn Stunden. Und immer noch lief ich einigermaßen rund. So weit so gut. Beim UltraVasan war ich ab Kilometer 63 nur noch gewandert und hier lief ich immer noch.

16.03 Uhr / Km 79,5

Aber nicht mehr lange. Als ich auf meiner Uhr Kilometer 80 stehen hatte (hatte bis hier so um die 500 Meter zuviel mit GPS gemessen), brachte mich ein kleiner Anstieg ins Gehen.

Am Wiesenrand
16.08 Uhr / Km 80

Und danach kam ich nicht mehr ins Laufen zurück.

Tschudistraße
Brücke des Friedens
16.12 Uhr / Km 80,5

Also wandern. Früher oder später war das ja zu erwarten. Lieber wäre mir zwar später gewesen, aber so war es nun einmal.

Am Jungfernsee
16.16 Uhr / Km 81

80 Kilometer wandern mit sechs Kilometern pro Stunde ergab 13:20 Stunden. Dazu Verpflegungsstände, rote Ampeln, Pinkelpausen... das ergab 24:30 Stunden im Ziel. Also locker noch fünfeinhalb Stunden vor Zielschluß.

Aber wie übersteht man um die 14 Stunden herum wandern? Davon mehr als die Hälfte in der Dunkelheit. Und auch noch 31 Kilometer ohne Musik?

Am Jungfernsee
16.20 Uhr / Km 81,5

Auf der anderen Seeseite war ich vorhin schon gelaufen. Aber hier konnte ich auch mal einen Blick auf den See werfen.

Am Jungfernsee
16.24 Uhr / Km 82
Am Jungfernsee
16.27 Uhr / Km 82,5

Böse Fall. Private Läufer, die ganz eigene Wege laufen. Ich war so daran gewöhnt, jedem Läufer vor mir zu folgen, daß ich mich fast verlaufen hätte.

Am Jungfernsee
16.27 Uhr / Km 82,5
Bertinistraße
16.31 Uhr / Km 83

Die Gasthausbrauerei Meierei im Neuen Garten. Gleich kam der Verpflegungsstand 14.

Bertinistraße
Neuer Garten
16.32 Uhr / Km 83

Keine Musik, kein Hörbuch, noch 78,7 Kilometer und eine lange Nacht vor der Nase, trotzdem immer noch gute Laune.

Foto: Headlight Pictures

Neuer Garten
16.32 Uhr / Km 83

Man konnte es auch positiv sehen. Mehr als die Hälfte der Strecke war geschafft, gleich hätte ich auch die Hälfte aller Verpflegungsstellen passiert und ich war vor allem zeitlich noch bestens unterwegs.

Foto: Headlight Pictures 

Neuer Garten
16.32 Uhr / Km 83

Der Verpflegungsstand 14 hier am Brauhaus Meierei wurde vom Team Toralf Gerstäcker betreut.

Neuer Garten
16.33 Uhr / Km 83

Hier gab es sogar kühles und frisches Bier direkt aus dem Brauhaus.

Da griff ich aber nicht zu, auch wenn es vermutlich alkoholfrei war.

Neuer Garten
16.36 Uhr / Km 83,5

Weiter ging es nun durch den Neuen Garten. Irgendwo links  war das Schloß Cecilienhof. Habe ich aber nicht gesehen.

Neuer Garten
16.43 Uhr / Km 84,5

Hier durfte ich wieder mit Kopfhörern laufen. Und das tat ich auch. Sowohl die Kopfhörer aufsetzen als auch laufen. Was so ein wenig Ablenkung durch Musik doch ausmacht.

Neuer Garten
16.43 Uhr / Km 84,5
Neuer Garten
Schwanenbrücke Potsdam
16.45 Uhr / Km 84,5

Vom Namen her hätte ich eine etwas spektakulärere Brücke erwartet. Naja... sie brachte mich trocken über das Wasser.

Schwanenbrücke Potsdam
16.45 Uhr / Km 84,5
Schwanenallee
16.48 Uhr / Km 85

Das sah hier so ähnlich wie in einem norwegischen Freilicht-Museum aus. Nur ziemlich unaufgeräumt.

Schwanenallee
16.49 Uhr / Km 85

Noch ein letzter Blick auf den Jungfernsee. An dem waren wir auch lange genug gelaufen.

16.50 Uhr / Km 85

Erst fand ich es ärgerlich, daß man nicht oben an der Villa Schöningen laufen sollte, sondern hier unten entlang.

Glienicker Brücke
16.51 Uhr / Km 85,5

Aber als dann die Glienicker Brücke vor mir auftauchte, war ich wieder versöhnt.

Glienicker Brücke
16.52 Uhr / Km 85,5
Glienicker Brücke
16.52 Uhr / Km 85,5
Glienicker Brücke
16.52 Uhr / Km 85,5

Blick unter der Glienicker Brücke hindurch zum Schloß Babelsberg.

Hier standen eine ganze Menge Schlösser herum, aber die meisten bekam ich nicht zu sehen. 

Glienicker Brücke
16.52 Uhr / Km 85,5
Glienicker Brücke
16.53 Uhr / Km 85,5

Nachdem ich unter der Brücke durch war dufte ich auch oben drüber laufen.

Glienicker Brücke
16.53 Uhr / Km 85,5

Berühmt wurde die Brücke, weil man hier während des Kalten Krieges Agenten austauschte. Das passierte allerdings nur dreimal. 1962, 1985 und 1986. Das reichte aber zur Legenden-Bildung.

Glienicker Brücke
16.54 Uhr / Km 85,5

Zum gefühlt hundersten Male überquerte ich nun schon die Grenze. Ob allerdings gerade von Brandenburg nach Berlin (so war es) oder anders herum wußte ich nicht.

Die Grenze war auch nicht überall so gut gekennzeichnet.

Königstraße
16.57 Uhr / Km 86

Ach ja. Mitläufer gab es auch noch. Hatte schon wieder seit längerer Zeit niemanden mehr gesehen.

Waldmüllerstraße
16.59 Uhr / Km 86,5

Wenn ich jeden Läufer, den ich treffe, auch gleich überhole, dann kann ich bei lediglich 383 Teilnehmern ja auch kaum Gesellschaft finden.

Waldmüllerstraße
17.00 Uhr / Km 86,5

Stand "Konsum" dran, sah aber nicht so aus.

Waldmüllerstraße
17.01 Uhr / Km 86,5
Waldmüllerstraße
17.02 Uhr / Km 87

Die Wartmanns Eiscafe und Eismanufaktur lag zwar ein paar Meter neben der Strecke, aber das Foto wollte ich.

Ein echtes Eis habe ich mir aber nicht gekauft. 

Lankestraße
17.02 Uhr / Km 87

Krumme Lanke? Eher nein. Die war gut 12 Kilometer weit weg. Und ein Gewässer. Aber Krumm war diese Lanke auch.

Lankestraße
17.03 Uhr / Km 87
Allee nach Glienecke
17.04 Uhr / Km 87

Oh je... Höhenmeter. Hier konnte man ruhig mal wieder etwas wandern.

Allee nach Glienecke
17.05 Uhr / Km 87

Das Pfortnerhaus gehört mit zum Schloß Babelsberg.

Karl-Marx-Straße
17.06 Uhr / Km 87,5

In der Wohngegend der eher wohlhabenden Bevölkerung schien sogar die Sonne. Ich war beeindruckt.

Karl-Marx-Straße
17.07 Uhr / Km 87,5
Virchow Straße
17.13 Uhr / Km 88,5

Hier stand eine Villa neben der anderen. Erinnerte mich an die Elbchaussee in Hamburg.

Virchow Straße
17.13 Uhr / Km 88,5

Nach mehr als elf Stunden auf den Beinen sah ich bestimt nicht mehr so aus als würde ich hier her gehören. Es kam aber keine Security und wollte mich verjagen.

Virchow Straße
17.16 Uhr / Km 88,5
Virchow Straße
17.17 Uhr / Km 88,5

"Game of Thrones" ließ schön grüßen. :-)

Rudolf-Breitscheid-Straße
17.22 Uhr / Km 89

Mit der S7 fuhr von hier in 42 Minuten zum Alexanderplatz. Da war ich aber weit weg vom Hotel. Und zum Ziel waren es noch drei Kilometer mehr.

Stubenrauchstraße
17.24 Uhr / Km 89,5

Der Junge hier im Bild freute sich sehr als er mich sah und wollte gleich mitlaufen. Der hätte mich locker geschlagen. Bis zur nächsten Straßenecke. Wenn Mama ihn nicht davon abgehalten hätte.

Stubenrauchstraße
17.27 Uhr / Km 90,0

Etwas verwirrend, aber nach kurzer Zeit des Nachdenkens hatte ich das Rätsel gelöst. Es war ein Verpflegungsstand in einer Sackgasse. 

Gedenkstätte Griebnitzsee
17.28 Uhr / Km 90,11

11:28:00 Stunden, 90,3-GPS-Kilometer. Noch ein Schritt und ich war weiter gelaufen als jemals zuvor. Der nächste von vielen Rekorden, der während dieses Laufes fiel.

Gedenkstätte Griebnitzsee
17.28 Uhr / Km 90,11

Verpflegungsstand 15 wurde vom Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit "DDR"-Geschichte im Land Brandenburg e.V. betreut.

Dies war das letzte Foto, bevor mein Fotoapparat den Geist aufgab.

Die Olympus Tough TG-820 hatte ich seit dem Helsinki-Marathon 2010 in Gebrauch. 174 Marathons plus die Hälfte vom
Mauerweglauf plus diverse kleinere Läufe plus diverse private Läufe hatte ich die Kamera beim Laufen dabei. Grob geschätzt
waren das mehr als 100000 Fotos in fast genau sieben Jahren. Da kann man nicht meckern. Vor allem wenn man bedenkt,
durch wie viele widrige Wetterlagen ich die Kamera getragen hatte und wie oft ich mit ihr irgendwo gegen geschlagen war.
Traurig war der plötzliche Ausfall trotzdem.

Ich werde meinen treuen Begleiter vermissen.

Oh weia. Noch 71,4 Kilometer, kein Fotoapparat mehr, keine Romy mehr, zwei Drittel des Weges würden im Dunkeln zu
laufen sein und die Hälfte ohne Musik. Vielleicht war die Aufgabe doch größer als befürchtet. Wenn mich die reine Strecke
nicht zu Fall brächte, dann eventuell widrige Umstände und sehr eigenwillige Regeln.

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Fortsetzung des Berichtes Mauerweglauf 2017
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