Vorne ging sogleich die Post ab...

Foto: Studio 5

... während es im hinteren Teil eher gemächlich Richtung Start voran ging.

Ich schob mich mit der Masse langsam voran. Mit dem Startschuß hatte ich die Kälte endgültig vergessen.

Foto: Studio 5

Foto: Studio 5

Und dann war auch ich endlich über die Startlinie und los ging es zu meinem 200. Marathon.

Ganz konkret war es ja mein 202. Marathon-Start. Hamburg 1990 und Médoc 2014 endeten mit einem DNF.

Aber an DNF oder so dachte ich hier gar nicht. Die leichten Erkältungs-Symptome hatten sich zunächst verflüchtigt und ich sah keinen Grund, hier nicht zu laufen. Also schniefe ich und hustete und lief.

Also ließ ich die 4:15-Stunden-Ballons hinter mir.

Auch wenn ich mich soweit gut fühlte, so wollte ich es doch vorsichtig angehen und es nicht übertreiben. Das Sightseeing und die Läufer der Vortage hatten auch Kraft gekostet. Zudem ist der Dezember auch von der Arbeit und den vielen Weihnachts-Vorbereitungen kein Ruhe-Monat.

Zunächst ging es eine nicht sonderlich spektakuläre Straße Richtung Fluß Arno. Auf den letzten Metern an der alten Stadtmauer entlang.

Das Loch hatte man früher schon in die Mauer gehauen, nicht erst für den Marathon.

Hier würden wir 39,5 Kilometer später wieder vorbei kommen. Dann allerdings von rechts.

Mit der Startnummer 1376 unterwegs sah ich skeptisch aus, aber das lag wohl daran, daß ich die Vier-Stunden-Gruppe suchte und nicht fand.

Foto: Studio 5

Un liefen wir eine Weile am Fluß Arno entlang. Das hatte ich beim Florenz-Marathon 2013 auch schon gedurft.

Dann entdeckte ich erstmals die Vier-Stunden-Ballons. An die wollte ich zunächst heran laufen.

Wenn man auf dem Fußweg lief, konnte man sogar einen Blick auf den Fluß werfen. Das ist ja nicht überall gegeben (siehe Paris oder Rom... oder siehe dort eben nicht).

Weil es von den Fotos her so schön war, lief ich nicht nur an die Ballons heran...

... sondern recht bald auch an ihnen vorbei.

Man könnte sagen, ich machte genau das, was ich eigentlich nicht wollte: nämlich mit viel Kraftaufwand schon die ersten Kilometer angehen.

Andererseits war das hier wohl der schönste Teil der Strecke (vom Ziel einmal abgesehen).

Für so einen Blick klettert man doch gerne mal auf die Mauer.

Und wenn dann die Vier-Stunden-Ballons an einem vorbeiziehen, dann stört das auch nicht.

Rein theoretisch konnte man auch am Fluß entlang laufen, aber spätestens an der Ponte Di Mezzo hätte man sich den Kopf gestoßen.

Und weiter ging es. Nun wieder den Ballons hinterhet.

Nun ging es über den Fluß hinweg auf die andere Seite.

Von der Brücke hatte man tollen Blick auf die zuletzt zurück gelegte Strecke.

Erst drei Kilometer gelaufen, aber der Fotoapparat glühte schon. Das war auch ein echt schöner Auftakt.

Nun ging es auf der anderen Uferseite wieder zurück. Da dort aber keine Sonne schien, war relativ wenig zu sehen.

Ja war denn schon wieder Weihnachten? Ach ja... nur noch sechs Tage.

Klein, aber fein. Das war meine Lieblingskirche in Pisa. Und in Pisa gibt es viele Kirchen.

Dann ging es vom Fluß weg. Im Prinzip Richtung Bahnhof und damit Richtung Hotel, aber sehr lange hielten wir den Kurs nicht und bogen bald nach rechts ab.

Da lief ich gerade meinen 200. Marathon und bekam schon den nächsten Traum vor die Augen.

Den Philadelphia Marathon. Von allen Marathons, die ich noch nicht gelaufen bin, wäre das meine erste Wahl.

Vielleicht ja 2018 oder 2019. Flüge sind schön preiswert, aber die Unterkunft vor Ort... oh je oh je...

Die Cittadella e Arsenale Repubblicano hatten wir schon bei Kilometer 1,3 passiert. Da aber auf der anderen Seite.

Wie jetzt? Am Tor vorbei oder durch das Tor durch?

Also schnell noch über das Gras die Seite gewechselt und standesgemäß durch das Tor durch gelaufen.

Damit ging es dann aus dem Innenstadtbereich von Pisa raus.

Ganz aus der Stadt raus waren wir allerdings noch längst nicht.

Die Via Livornese zieht sich noch eine ganze Weile durch das Land. Die Straße und die abgehenden Nebenstraßen (nahezu ausschließlich kurze Sackgassen) gehören noch zu Pisa.

Der Anfang war schon einmal gut gelungen. Ich fühlte mich gut und war locker unterwegs.

Kritisch anzumerken war aber, daß ich "bei den Vier-Stunden-Läufern bleiben" etwas frei interpretierte. Statt regelmäßig hinter oder neben der Gruppe zu laufen, überholte ich mal und machte Fotos und ließ mich wieder zurück fallen, um dann erneut zu überholen.

So ultimativ entspannt laufen war das eher nicht. Machte aber irre viel Spaß.

Das mit Weihnachten und bald hatten wir ja schon geklärt.

Eine echte Weihnachtsfrau lief auch mit.

Hier ging es unter der Brücke der Superstrada Firenze Pisa Livorno durch.

War gerade keine Seitenstraße in der Nähe, schaute man oft auf das freie und flache Land.

Die Höhenmeter, die im Profil gezeigt werden, gibt der Kurs nicht wirklich her.

Einige Nebenstraßen sahen ganz so aus, als würde ich da ums Verrecken nicht leben wollen.

Wobei man bei diesem Namen erahnen kann, weshalb es da so ruiniert aussah.

Wobei... Vulkane gibt es bei Pisa eher nicht. Da gibt es zwar den Vulkankrater Larderello, zuletzt 1282 aktiv. Der scheint aber als sicher genug zu gelten, daß man dort ein Kraftwerk hingebaut hat.

Wirklich Sehenswertes hatte diese ewig lange Straße nicht zu bieten. Aber Gegenverkehr gab es. Durchaus zivilisiert.

Im Grunde kannte ich diese Straße vom Vortag. Ich war zweimal mit dem Bus von Pisa hier entlang zur Kirche San Piero a Grado und wieder zurück gefahren.

Ja. Zweimal. Konnte ja nicht ahnen, daß die Kirche erst um 9.00 Uhr öffnet. Und draußen eine Stunde warten? Viel zu kalt.

Laut Urkunde war das hier der Kilometer . Das war so nicht ganz korrekt.

Kilometer 10 war vielmehr da oben in dem Knick auf der Brücke. Aber das war wohl zu ungünstig gelegen für die Zeitmatten.

Nun ging es über die Brücke der Autostrada Azzurra (A12 oder auch E80).

Und das war hier schon gar nicht der echte Kilometer 10.

Wie auch immer: die offizielle Zeit am Meßpunkt für zehn Kilometer war 54:56 Minuten. Ich selbst stoppte hier 57:45 Minuten. Beider sicherlich nicht meine tatsächliche Zehn-Kilometer-Zeit.

Rechts neben "Da Garfield" war eine Pizzeria. Passender geht es ja gar nicht.

Verpflegungsstände gab es alle fünf Kilometer. Und auf der Halbdistanz dazwischen ein Stand mit Schwämmen.

Also Schwämme bei knapp über Null Grad ist echt was für die ganz harten Läufer.

Voraus tauchte nun die Kirche San Piero a Grado auf. Auch Basilica di San Pietro Apostolo genannt.

Die Kirche in der jetzigen Form wurde im 11. Jahrhundert vollendet. Zur römischen Zeit lagen frühere Kirchenbauten hier direkt am Wasser. Die Lagune versandete später.

An dieser Stelle soll Petrus auf seiner Reise nach Rom zum ersten Mal italienischen Boden betreten haben.

Der Campanile links war früher einmal größer, wurde aber 1944 von der Deutschen Wehrmacht zerstört und in kleinerer Form wieder aufgebaut.

Neben dem Schiefen Turm das großartigste Bauwerk dieser Marathon-Strecke.

Da störte es mich auch nicht, daß zum wiederholten Male die Ballon-Läufer an mir vorbei zogen.

Hier hatten wir nun auch das Ende der langen Via Livornese erreicht.

Im großen Bogen umliefen wir San Piero a Grado. Ich machte mich wieder auf, die Ballons zu überholen und ganz nebenbei hatten wir das Stadtgebiet von Pisa verlassen.