Nun war es vorbei mit dem dicht bewohnten Teil der Strecke. Zumindest vorerst.

Das flache Land, über das wir jetzt liefen, war wirklich flach. Man konnte ewig weit gucken, sofern keine Häuser und/oder Bäume im Weg standen.

Und mehr oder weniger schon lagen zwölf Kilometer hinter mir. Mir ging es immer noch gut und es lief locker. Besser als es am Abend zuvor und am Morgen zu erwarten war.

"If you can dream it, you can do it." Klang verdächtig nach Astrid Lindgren. Oder mir. Das Shirt und auch Läuferin Olga kamen aus Russland. Sie lief den Halbmarathon mit.

Dann kam wir an den Punkt, an dem sich der Marathon und der Halbmarathon trennten.

Die Halbmarathon-Läufer kamen oben auf die Straße zurück nach Pisa. Dort kamen wir Marathon-Läufer auch vorbei. Aber erst knapp vor Kilometer 34.

Mit den Halbmarathon-Läufern verschwanden auch die Hälfte der Ballons.

Auf dem Kurs wurde es nun etwas leerer. Ziemlich genau die Hälfte aller Teilnehmer liefen den Halbmarathon. Es blieb noch die andere Hälfte.

Beim weiter Anlaufen nach einer Pinkelpause traf ich Mark aus Cheltenham in England. Wie man sich denken kann, lief er in Pisa seinen 100. Marathon.

Da hätte man mir doch die Nummer 200 geben können.

Durch die Pinkelpause hatte ich ziemlich den Anschluß an die Vier-Stunden-Ballons verloren. Nun machte ich mich an die Verfolgung.

Wobei ich die Verfolgung nicht so richtig ernst nahm. Anders ist es wohl kaum erklärbar, daß ich trotzdem immer noch so oft anhielt, um solche Fotos zu machen.

Hinter der Bergkette lag unter anderem der Ort Lucca, den ich zwei Tage zuvor besucht hatte. Auf dem Trainingslauf von Lucca nach Pisa hatte ich die Hügel allerdings umlaufen, da ich im Vorwege keinen sicher laufbaren Weg oben drüber finden konnte.

Verpflegungsstand Nummer Drei.

So sehen italienische Dixis aus. Rückblickend erinnerte oich mich, solche Exemplare auch in der Nähe des Starts gesehen, sie aber nicht als Toiletten identifiziert zu haben.

Auf dem mp3-Player hatte ich eine Auswahl von Liedern, die ich aus den Marathons Nr. 100 bis 199 in Erinnerung hatte. Mit dem Soundtrack hätte ich rein emotional 3:45 Stunden laufen müssen. Aber ich hielt mich weiter zurück.

Zurück, was das Tempo anging, aber auch was die Verfolgung der Ballons betraf. So wurde der Abstand eher größer als geringer.

Als nächstes ging es in den Wald.

Und Dank der tollen Sonnen-Effekte verwendete ich auch hier mehr Zeit auf das Foto machen als auf das Laufen.

Man muß halt seine Prioritäten kennen.

Der Wald war kleiner als er auf dem Streckenplan aussah...

... und der Weg zum Mittelmeer um so länger.

Aber mit gutem Zoom konnte ich die Vier-Stunden-Ballons zumindest erahnen.

Auch die Schwamm-Station sah sehr weihnachtlich aus. Und volle Anfeuerung gab es noch dazu.

Tirrenia war erreicht. Nun war es nicht mehr weit bis wir ans Wasser kamen.

Damit war die Straße entlang des Mittelmeers erreicht. Nur vom Mittelmeer war nichts zu sehen.

Auf einer Pendelstrecke ging es nun zunächst 3,4 Kilometer in Richtung Süden. Mit der nicht sehr hoch stehenden Sonne war das fototechnisch ganz mies. Entsprechend wenige Fotos sind daher von dieser Ecke zu gebrauchen.

Verpflegungsstand Nummer Vier.

1:52:48 Stunden nach zwanzig Kilometern. Damit lag ich fast eine Minute unter dem Vier-Stunden-Schnitt, lief aber immer noch deutlich hinter den Vier-Stunden-Ballons her.

Meer gab es nicht. Also... es gab es schon, aber man konnte es nicht sehen. Das war wie in Rom oder Paris. Da sieht es auch so aus als würde man viele Kilometer direkt am Wasser entlang laufen und dann sieht man nur Mauer und Tunnel. Hier waren es Bäume und Häuser.

Die 3:30-Stunden-Läufer waren schon drei Kilometer voraus.

Aber die Vier-Stunden-Ballons hatte ich nun endlich wieder eingeholt.

Und auch gleich überholt.

1:57:46 Stunden hatte ich beim Halbmarathon auf der Uhr. Weniger als fünf Minuten seit Kilometer 20. Hmmm... da stand nicht nur der Kilometer 10 irgendwie falsch.

Vielleicht sollte ich mich mehr an den Vier-Stunden-Läufer orientieren als an dem auf Grundlage der Kilometer errechneten Tempo. Blieb aber die Frage: Woran orientierten sich die Vier-Stunden-Läufer??

Ich jedenfalls hatte hier die Wende der Pendelstrecke erreicht.

Kaum war ich auf dem Weg nach Norden, kamen mir die Vier-Stunden-Läufer entgegen. Da hatte ich in kurzer Zeit gut 50 Meter Vorsprung erlaufen.

Nun ging es etwas mehr als sieben Kilometer geradeaus nach Norden. Und weiterhin kein Wasser zu sehen.

Also konnte ich mich auf anderes konzentrieren. Das Mittelmeer war ja nicht das einzig Sehenswerte.

Die 4:15-Stunden-Ballons. Mit circa 1,2 Kilometer Rückstand.

Petrus war auch mit dabei.

Die 4:30-Stunden-Läufer. Mit 2,4 Kilometern Rückstand.

Allmählich wurde es langweilig. Die Ecke war doch mehr als trostlos. Im Sommer ist hier bestimmt die Hölle los, aber Mitte Dezember nicht.

In Lila unterwegs überholte mich Marc mit Startnummer 100. Sonst wurde ich aber eher nicht überholt.

Die Fünf-Stunden-Läufer. Mit fünf Kilometern Rückstand.

Verpflegungsstand Nummer Fünf. Nun holte ich mir doch mehr trinken als zuvor. Gerade in der Sonne war es inzwischen warm geworden.

Kleiner Platzierungswechsel. Andreas (links) und Lenka (rechts) überholten mich und wir alle drei überholten den Weihnachtsbaum.

Die "Tyre Lady" läuft mit einem acht bis zehn Pfund schweren Reifen im Schlepp. Eine Protestaktion gegen die Ressourcen-Verschwendung und übermäßige Produktion von Müll. Die Aktion ist auf 100 Marathons zwischen 2006 und 2020 ausgelegt.

Die Pendelstrecke war nun geschafft. Bei Kilometer 18,5 waren wir von links gekommen und nach Süden gelaufen. 6,8 Kilometer später waren wir wieder hier.

Aber es ging immer noch mehr als drei Kilometer geradeaus. Und immer noch war kein Wasser zu sehen.

Kilometer 26. Und ich hatte wieder zu Lenka und Andreas aufgeschlossen und sie kurz danach überholt.

Lief ich so unregelmäßig oder die Beiden?

So trostlos wie das Haus hier war auch die Strecke. Einzig positiv war, daß es voran ging. Kilometer um Kilometer kam ich dem 200. Marathon-Finish näher.

Und dann der große Moment. Nach 7,8 Kilometern auf der Uferstraße sah ich zum ersten Mal das Mittelmeer.

Und kaum 700 Meter später gab es sogar noch vier mehr Meer zu sehen.

Nun erreichten wir Marina di Pisa. Sozusagen den Hafen von Pisa, gut 11 Kilometer westlich des eigentlichen Pisa.

Auch wenn s hier nun wieder Häuser neben der Straße gab, war dennoch nichts los. Der Ort schien wie ausgestorben.

Lenka und Andreas waren nun wieder auf mich aufgelaufen.

Hier vorne im Cafe saßen tatsächlich Leute. Die guckten uns zwar eher gelangweilt zu, aber immerhin. Der Ort war also nicht völlig ausgestorben im Winter.

Auf der großen Piazza war dann wieder nichts mehr los.

Von dem Ort hatte ich mir ein wenig mehr versprochen. Was so genau weiß ich auch mehr.

Allmählich kamen wir an die Zweidrittel-Marke und für mich lief es immer noch soweit ganz ordentlich.

Meine Befürchtungen, ich könnte wegen der Erkältungs-Symptome hier eventuell nicht durchkommen, hatten sich in Luft aufgelöst. Ich schniefte weiter, hustete weiter und lief weiter. Ob ich mir die Vier-Stunden-Ballons würde vom Laib halten können, war da eine andere Frage.

Während ich auf der Mauer balancierte und Fotos machte, huschten Andreas und Lenka und auch Christine wieder an mir vorbei.

Also lief ich wieder hinter ihnen her.

Und dann hatten wir nach endlosen 10,4 Kilometern die Uferstraße verlassen und liefen etwas durch den Ort.

"Benvenuti" heiß man uns hier willkommen. Galt nicht mir, Es handelte sich hierbei um einen Kindergarten.

Aber ganz ehrlich gesagt wollte ich nur schnell weg hier und weiter Richtung Pisa. Bis ins Ziel war es ja immer noch gut 13 Kilometer.