Złoty Maraton (1)
19
. Juli 2014

Der Złoty Maraton (also der Goldene Marathon) fand im Rahmen des Niederschlesischen Berglauf-Festivals
statt. Schon am Donnerstag und Freitag starteten Läufe über 240, 130 und 110 Kilometer. Am Samstag war
dann der Marathon und der Halbmarathon dran.

Gelaufen wurde auf einem Rundkurs von Lądek-Zdrój nach Złoty Stok und zurück. Der Halbmarathon endete
in Złoty Stok.
Die Marathonstrecke war 43 Kilometer lang und hatte 3460 Höhenmeter zu bieten. 1730 Meter
rauf und eben so viele Meter auch wieder runter. Selbst der Supermarathon beim Rennsteiglauf hat 1000
Höhenmeter weniger. Auf 72,7 Kilometer. Das hier war also definitiv der bis dahin anspruchsvollste Marathon
meiner Laufbahn. Auch ohne die angekündigte Hitze...

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa
8.43 Uhr

Etwas mehr als zwei Stunden vor dem Start wanderte ich schon einmal zum Veranstaltungsplatz.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Hier war schon einiges los. Viele Läufer waren schon vor Ort. Wer wollte, konnte frühstücken. Aber mit essen vor dem Lauf habe ich es nicht so.

 

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Der erste Blick auf das Ziel.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Zu der Zeit kalkulierte ich noch mit einer Laufzeit von 5:30 Stunden.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Die Stadtunterlagen gab es hier im Kino.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Von irgendwelchen Filmen habe ich allerdings nicht gesehen. Ob da noch welche gezeigt werden?

Ich hätte mal besser aufpassen sollen. 

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Für 767 Teilnehmer insgesamt über alle Strecken wurde sehr viel Aufwand betrieben. Angefangen von einer sehr aufwendigen (auch englischsprachigen) Homepage bis zu diesem sehr schönen Gelände.

Lądek-Zdrój
Kinoteatr

Startunterlagen gab es dann hier. Das klappte alles ganz prima, auch wenn ich kein Wort Polnisch kann. Mit Englisch kam man hier bestens zurecht.

Lądek-Zdrój
Kinoteatr

Souvenirs konnte man natürlich auch kaufen. Allerdings war schon fast alles in den Startunterlagen enthalten. Einschließlich Karte und Shirt und Schlüsselband.

Lądek-Zdrój

Und das war der erste Haken des Tages. Der Wetterbericht.

21°C bei Abholung der Unterlagen fühlten sich schon sehr warm an.

Lądek-Zdrój

Aber 30° bis 31°C zum Finish klangen grausam. Die 3460 Höhenmeter hatte ich ja schon erwähnt. Blieb nur die Hoffnung auf Schatten im Wald.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Ob die Strecke wirklich Wald bieten würde und wenn ja wie viel... ich hatte keine Ahnung. Auf der Karte sah alles schön Grün aus, aber das kann heute ja alles beudeten.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Zwischenzeitlich kam einer der Läufer über die 240-Kilometer-Strecke ins Ziel. Nach 40:34:32 Stunden und 15300 Höhenmetern.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Das große Presseaufgebot war durchaus gerechtfertigt. Von 100 Startern über die Disziplin kamen nur 25 ins Ziel. Bei 52 Stunden Zeitlimit.

Der Sieger war übrigens nach nur 30:35:28 Stunden ins Ziel. Mit komfortablen 238 Minuten Vorsprung.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Auch die Läufer über die 110 Kilometer endeten hier in Lądek-Zdrój. Die Medaillen waren für alle identisch, das Band machte den Unterschied.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Dann wurde es aber allmählich Zeit für meinen eigenen Start.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

166 Läufer hatten sich für den Marathon und 137 Läufer für den Halbmarathon versammelt.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Ich hoffte sehr, daß es endlich los gehen würde. Das tue ich immer, aber diesmal brannte mir die Sonne auf der Haut und wollte endlich in den Schatten. Wo der auch immer sein mochte.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa

Um 11.00 Uhr dann pünktlich der Start. Nun ging es los. Der wohl anspruchsvolle Marathon meiner Karriere stand mir bevor. Da darf man schon einmal nervös sein.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa
11.00 Uhr / Km 0,02

Los ging es schön flach. Zumindest auf den ersten 50 Metern.

Lądek-Zdrój
Aleja Modrzewiowa
11.00 Uhr / Km 0,02

Und ich denke wieder nur an meine Fotos. Typisch.

(Foto vom Veranstalter)

Lądek-Zdrój
Leśna
11.02 Uhr / Km 0,3

Gleich nach der ersten Kurve ging es in einen heftigen Anstieg. Hier allerdings noch auf Pflaster.

Lądek-Zdrój
Leśna / Droga Bukowa
11.05 Uhr / Km 0,6

Bis hierher war ich noch langsam den Berg hinauf gejoggt. Ab Beginn des Waldes wurde auch ich zum Geher.

Trojak
11.13 Uhr / Km 1,3

Fortan ging es noch gut zwei Kilometer stetig bergauf. Immer schön über Stock und Stein.

Trojak
11.19 Uhr / Km 2,0

317 Höhenmeter alleine auf den ersten 2,5 Kilometern. Das war ein Anfang. Zwischendurch konnte man auch mal ein paar Meter Laufen, aber eigentlich war man nur am Gehen.

Trojak
Skalne wrota
11.29 Uhr / Km 2,8

Der erste Gipfel war erreicht. Da war ich schon fix und fertig und total durchgeschwitzt.

Trojak
Skalne wrota
11.30 Uhr / Km 2,9

Auf der anderen Seite ging es auf Steinen gleich steil bergab. Da hatte ich auch zu kämpfen. Bergab kann ich nicht. Knie kaputt. Hüfte kaputt.

Trojak
Skalne wrota
11.30 Uhr / Km 2,9

So lange ich irgendwo sicher Tritt finde, kann ich auch bergab bis zu einem gewissen Gefälle. Aber hier gab es keinen sicheren Tritt.

Trojak
Skalne wrota
11.31 Uhr / Km 3,1

Etwas flacher ging es dann weiter. Trotzdem waren natürlich immer noch alle anderen schneller als ich.

Droga Jelenia
11.32 Uhr / Km 3,3

Nun kam ein Kilometer, der Hoffnung machte, dass der Lauf doch nicht zu schwer werden würde.

Hoffnung ist immer gut.

Kościółek Matki Boskiej od Zagubionych, Św. Huberta, Św. Franciszka z Asyżu
11.36 Uhr / Km 3,9

Etwas Sightseeing wurde auch geboten. Hier eine alte Kirche am Wegesrand.

Brzozowe Zbocze
11.48 Uhr / Km 5,5

Km 6 war der schnellste Kilometer dieses Marathons. Zum Glück ahnte ich das da noch nicht. Die leicht abschüssige Tendenz kam mir allerdings auch entgegen.

Brzozowe Zbocze
11.48 Uhr / Km 5,5

Der Weg war übrigens sehr gut ausgeschildert. Auch wenn es hin und wieder mal unübersichtlich wurde, den richtigen Weg konnte man kaum verfehlen.

Szwedzkie Szańce
11.51 Uhr / Km 6,0
Szwedzkie Szańce
11.52 Uhr / Km 6,0

So auf freiem Feld wurde es gleich ein paar Grad heißer. Also die gefühlte Grade. Aber zumindest kam man auf dem Gras gut voran, auch wenn es nun wieder etwas welliger wurde.

Brzozowe Zbocze
12.04 Uhr / Km 7,5

Bei den vielen Brennnessel in der Gegend hier hätte ich mir eine lange Hose gewünscht.

Przełęcz Lądecka
12.06 Uhr / Km 7,9

Die ganze Strecke lief recht nahe an der Grenze zur Tschechei. Das hat man aber nie bemerkt. Aber das Schild hier war deutlich.

Przełęcz Lądecka
12.07 Uhr / Km 8,0

Bei Kilometer 8 der erste von drei Verpflegungsständen. Nr. 2 und 3 folgten beim Halbmarathon und bei Km 31. Für einen Marathon mit den vielen Höhenmetern und bei der Hitze verflucht wenig.

Andererseits war der Marathon ja nur eine Nebendisziplin neben den Läufen über 110, 130 bis 240 Kilometern. Und da gab es auf 240 Kilometern 15 Stände. Da waren wir noch gut dran.

Przełęcz Lądecka
12.08 Uhr / Km 8,0

Ich trank ein paar Becher und auf dem Kopf landete natürlich auch so einiges.

Im Laufrucksack hatte ich noch einen halben Liter extra dabei. Den hatte ich bis dahin noch nicht gebraucht.

Przełęcz Lądecka
12.08 Uhr / Km 8,0

Und dann ging es weiter.

Przełęcz Lądecka
12.09 Uhr / Km 8,1

Schöner Ausblick.

Przełęcz Lądecka
12.11 Uhr / Km 8,5

Immerhin schön flach hier. In der Hitze war schon das einfache Laufen kein Spaß.

Wrzosówka
12.21 Uhr / Km 9,5

Direkt vor mir sah es noch prima aus, aber so in der Ferne sah ich ein paar Läufer einen ziemlich steilen Anstieg bewältigen.

Wrzosówka / Borówkowa
12.26 Uhr / Km 10,0

So schnell kann Hoffnung also schwinden. In der prallen Sonne einen steilen Anstieg. Jetzt wurde es wirklich heftig.

Borówkowa
12.26 Uhr / Km 10,0

Wobei 1:26 Stunden bei Km 10 ja noch in Ordnung ging. Meine GPS-Uhr war da aber erst bei Km 9. Auf die konnte ich mich nicht verlassen und Kilometer-Schilder gab es keine.

Borówkowa
12.29 Uhr / Km 10,2

Schritt für Schritt quälte ich mich den Berg hinauf. Kurzfristig hatte ich gar Bedenken, ob ich den Lauf überhaupt zu Ende bringen würde, aber das ging rasch vorbei.

Borówkowa
12.32 Uhr / Km 10,5

235 Höhenmeter galt es hier zu meistern. Immerhin gab es nun etwas Schatten.

Borówkowa
12.38 Uhr / Km 11,2

Eine längere Weile lief... naja... ging ich hier parallel zu einer Gruppe Radfahrer, die auch nicht schneller voran kamen wie ich.

Borówkowa
12.42 Uhr / Km 11,7

Die letzten Meter zum höchsten Punkt der Strecke waren dann noch einmal besonders steil. Aber bergauf war ich immer gut und relativ zu den anderen auch flott.

Borůvková hora
12.43 Uhr / Km 11,8

Geschafft. 900 Meter hoch waren wir nun. 441 Meter höher als der Start. Das war zwar irgendwie schön, aber die Erinnerung an das Streckenprofil machte schnell bewußt, daß die Masse der zu laufenden Höhenmeter noch folgen sollte.

Nun genossen wir aber erst einmal den Gipfel.

Borůvková hora
12.43 Uhr / Km 11,8

Hier hätte man etwas zu trinken kaufen können. Geld hatte ich sogar dabei. Ich tat es aber nicht. Warum auch immer. Wie konnte ich nur so doof sein...

Kraví hora
12.45 Uhr / Km 12,1

Natürlich ging es nun wieder bergab. Jetzt waren wieder alle anderen schneller als ich.

Kraví hora
12.48 Uhr / Km 12,5

Ich stolperte mit aller Vorsicht über Wurzeln und Steine hinab. Ich war schon froh, nicht den Berg hinunter zu fallen.

Kraví hora
12.58 Uhr / Km 13,5

Bergauf ca. 10 Min/Km, bergab ca. 9 Min/Km. Flach 5:30 Min/Km. Aber flach war kaum.

Krowia G. Wielka
13.06 Uhr / Km 14,4

Besonders grausam waren diese Kamikaze-Gefälle. Jeder Schritt hätte mein letzter sein können. Andere Läufer rasten hier den Berg runter als wäre es ein 100-Meter-Sprint. Die mußten bergauf ja massiv Zeit auf mich verloren haben.

Krowia G. Mała
13.10 Uhr / Km 14,8

280 Höhenmeter waren wir nun wieder runter gelaufen. Nun ging es wieder 130 Meter hinauf.

Krowia G. Mała
13.16 Uhr / Km 15,3

Bergauf war ich wieder schneller und überholte Läufer um Läufer all diejenigen, die mich eben noch bergab hatten stehen lassen.

Krowia G. Mała
13.20 Uhr / Km 15,7

Die Steine machten den Anstieg nicht einfacher.

In diesen Abschnitten war ich in Gedanken immer wieder zurück in Island, 26. August 2013, der Lauf über den Fimmvörđuháls. Solche Motivation war hilfreich. Damals hatte ich es auch geschafft. 29,68 Km in 5:32:41 Stunden. Da war es allerdings so 25°C kühler.

Krowia G. Mała
13.28 Uhr / Km 16,5

Wie schön, daß gerade kein Fluß da war. So konnte man relativ gut bergab laufen.

Um aber schnelleren Läufern auszuweichen, mußte ich des Öfteren ins Laub.

Przełęcz Jawornicka
13.39 Uhr / Km 17,5

Es dauerte aber nicht lange bis zum nächsten Anstieg.

Mein Extragetränk war inzwischen ausgetrunken und es waren noch unbekannt viele Kilometer bis zum nächsten Verpflegungsstand.

In Hamburg treffe ich alle 12,5 Minuten einen Verpflegungsstand an. Hier dauern 11 Kilometer 1:40 Stunden. Da muß man sich an einen trockenen Hals gewöhnen.

Przełęcz Jawornicka
13.42 Uhr / Km 17,7

Und bergab wurde ich dann noch langsamer. So steil wie das hier war wurde jeder Schritt zur Quälerei. Da war mir bergauf viel lieber.

Przełęcz Jawornicka
13.44 Uhr / Km 17,9

Und die ganzen Berg-Gemsen flogen nur an mir vorbei.

Przełęcz Jawornicka
13.44 Uhr / Km 17,9

Mit dem Tempo läge ich nach ein paar Schritten auf der Schnauze. Aber auch für mich ging es ja voran. Langsam aber immerhin.

Jawornik
13.52 Uhr / Km 18,7

Einen Kilometer bergab in knapp unter zehn Minuten. Oh weia. Von einer Zielzeit von 5:30 Stunden hatte ich mich längst schon verabschiedet. Eigentlich schon bei Km 10, aber da dachte ich noch nicht wirklich ans Ziel. Inzwischen ging es für mich nur noch darum, die Rest-Zeit bis zum Zeitlimit (sieben Stunden) und die Rest-Kilometer bis ins Ziel so gut es ging zu verwalten.

Kikol
13.57 Uhr / Km 19,5

Auch wenn es vielleicht nicht so aussah, der Weg war klar zu erkennen. Nur einfach zu laufen war er nicht.

Pasieka
14.04 Uhr / Km 20,4

Die letzten Meter in Richtung Halbmarathonziel konnten wir dann auf einen guten Weg laufen. Und etwas bergab ging es auch noch.

Złoty Stok
Staszica
14.06 Uhr / Km 20,8

Dann hatten wir Złoty Stok und damit den Halbmarathon erreicht. Gleichzeitig war das auch der zweite Verpflegungsstand und mit 404 Metern der tiefste Punkt der Strecke. 

Złoty Stok
Staszica
14.06 Uhr / Km 20,9

Irgendwie sehe ich auf den Fotos immer besser aus als ich mich fühlte. Vielleicht ließ mich aber auch der Blick voraus auf den Verpflegungsstand aufblühen.

(Foto vom Veranstalter)

Złoty Stok
Staszica
14.07 Uhr / Km 21,0

3:06:53 Stunden war dann meine offizielle Durchgangszeit beim Halbmarathon.

Warum hatte ich mich eigentlich nicht auch dafür angemeldet? Dann hätte ich hier auch schon eine Medaille abgreifen können und wäre dann als Marathon-Läufer weiter gerannt.

Allerdings sind die sonst so netten polnischen Veranstalter in einigen Punkten extrem streng. Das hätte also wohl nicht geklappt.

Złoty Stok
Staszica
14.07 Uhr / Km 21,0

Ich kippte mir einen Becher nach dem anderen in die Kehle. Tee, Iso, Wasser, Cola. Alles wild durcheinander. Und dazwischen ein paar Becher über den Kopf.

Złoty Stok
Staszica
14.09 Uhr / Km 21,0

Auch meine Extraflasche füllte ich wieder auf. Damit mußte ich dann ja elf Kilometer schaffen. Oder knapp zwei Stunden. Bei 28° bis 30°C.

Złoty Stok
Staszica
14.10 Uhr / Km 21,0
Złoty Stok
Staszica
14.11 Uhr / Km 21,0

Bei Złoty Stok als Ziel für den Halbmarathon hatte ich zumindest an ein Dorf gedacht. Aber das war wohl noch etwas entfernt. Hier war nur Staub und Sand. Und so in der Sonne war es echt mörderisch.

Złoty Stok
Staszica
14.11 Uhr / Km 21,0

Und dann mußte es langsam mal weitergehen. In 3:49 Stunden mußte ich zurück in Lądek-Zdrój sein. 22 Kilometer.

Złoty Stok
Staszica
14.12 Uhr / Km 21,1

Ich war noch gar nicht richtig losgelaufen, da hatte ich schon wieder Durst.

Das konnte ja heiter werden.

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Złoty Maraton - Teil 2
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