30. LaSalle Bank
Chicago-Marathon
7. Oktober 2007
Fotos
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West Jackson Boulevard Meile 16,5 / 11.10 Uhr Vorne wieder der Blick auf den Sears Tower. Irgendwie krallten sich meine Hände an den Brezeln und meine Augen an dem Tower fest. Und nebenbei bewegten sich auch meine Füße weiter. Es war seltsam. Normalerweise wollen meine Beine nicht mehr, wohl aber der Kopf. Hier in der Hitze war es genau anders herum. Die Beine liefen ohne Probleme, aber der Kopf funkte monoton SOS. |
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South Halsted Street Meile 16,9 / 11.15 Uhr University of Illinois Medical Center. Sehr skeptisch nahm ich das Schild am Gebäude wahr und versuchte, nicht zu viel drüber nachzudenken. Lieber ließ ich mich von einer der unzähligen Live-Bands an der Strecke motivieren. |
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West Taylor Street Meile 17,3 / 11.20 Uhr Braucht das Bild noch Worte? Ich erwähnte es schon mehrfach und wiederhole mich gerne. Die Zuschauer von Chicago waren der Wahnsinn!! Was die in der Hitze für eine Stimmung erzeugten, die Läufer aufmunterten und oft auch versorgten, habe ich in dieser Form noch nicht erlebt. Diese Ecke von Chicago wird auch Little Italy genannt, außer ein paar Pizza-Läden ist aber kaum italienischer Flair zu finden. |
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West Taylor Street Meile 17,8 / 11.25 Uhr Das Schleichen am Wasserstand Nr. 9. Irgendwie war jeder froh, sein Wasser zu bekommen, sich abkühlen zu können und dem Ziel wieder ein Stück näher gekommen zu sein. Alles weitere sagen die Gesichter der Läufer auf dem Foto. |
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South Ashland Avenue Meile 18,2 / 11.30 Uhr Das ist kein Marathon-Witz. Die Tankstellen-Kette heißt wirklich so und ist in den USA sehr verbreitet. Zu diesem Zeitpunkt wurde bei Meile 13 der Marathon offiziell abgebrochen. Rund 6000 Läufer wurden dort abgefangen und die rund 1,5 Kilometer durch die Downtown zum Zielgebiet geführt. Begleitet von der Feuerwehr, die die Läufer ständig mit Wasser aus Hydranten kühlte. |
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West 18th Street Meile 18,9 / 11.38 Uhr Hier ahnten wir alle nicht, was sich ein paar Meilen hinter uns jetzt abspielte. Nicht alle Läufer ließen sich übrigens stoppen. Einige liefen ohne jede Hilfe die Strecke bis zu Ende. Das ist so irgendwo zwischen heroisch und totalem Irrsinn. Ich für meine Person hätte sicherlich auch weiterlaufen wollen, hätte aber ohne Hilfe die Strecke nicht gefunden. |
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West 18th Street Meile 19,2 / 11.42 Uhr Wie man sieht ist das Feld immer noch dicht gedrängt. Die meisten Läufer gingen eh nur noch oder besser: sie schlichen müde über den Kurs. Ein vernünftiges Laufen war gar nicht mehr möglich, da man nonstop im Slalom um die Geher herum laufen mußte. Mein Tempo war bei 7:11 Min/KM angekommen. |
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West 18th Street Meile 19,2 / 11.42 Uhr Verpflegungsstand Nr. 10. Auch für die Helfer war es absolute Schwerarbeit. Im Akkord wurde Wasser geholt, nachgeschenkt und verteilt. Und dabei wurden dann auch noch die Läufer mit aufmunternden Worten versorgt. An dieser Stelle daher auch ein Riesenlob an alle Wasserhelfer. |
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West 18th Street Meile 19,2 / 11.42 Uhr Auch die ganz Kleinen halfen beim Marathon mit, wobei ich durchaus verstehen kann, wenn jemand es beim Anblick der Läufergesichter ein wenig mit der Angst bekam. |
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South Halsted Street Meile 20,2 / 11.53 Uhr Endlich passiert das, was wir uns schon länger ersehnt hatten: Die Feuerwehr drehte die Hydranten am Straßenrand auf. Bis hatte ich mich nur mit Trinkwasser kühlen können, wobei das Wasser oft von der Sonne schon zu warm zum Abkühlen war. Ja, auch ich war einer von denen, die sich Wasser über den Kopf gegossen haben. Und ich stehe auch dazu, weil es wirklich notwendig war, um dem Hitzekoller zu entgehen. |
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South Halsted Street Meile 20,3 / 11.54 Uhr Hier war einer der inoffiziellen Verpflegungsstände, wo sich die Anwohner an die Straße stellten und Wasser verteilten. Und noch ein Hydrant, der eine schöne Fontäne über die Straße und die Läufer sprühte. Ich nahm jeden Tropfen Wasser mit. Am Ende war ich naß, als wäre ich in Klamotten baden gewesen. Selbst meine Schuhe quietschten vor Wasser. PS: mp3- Player von Trekstor sind offenbar wasserfest (ohne Gewähr). |
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South Halsted Street Meile 20,4 / 11.56 Uhr Blick zurück von der Brücke über den Chicago River, den wir gleich zum sechsten und letzten Mal überquerten. Die Gegend hier war etwas langweilig, ein paar Häuser und kleine Industrieareale wechselten sich ab. Von den Läufern bekam das aber wohl eh keine mehr mit. |
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Archer Avenue Meile 20,7 / 12.00 Uhr Ein kleiner Moment Schatten unter dem Dan Ryan Expressway (Interstate 90/94). Und die Chance auf ein wenig Wasser. Irgendwie lief ich immer noch. Mein Magen war noch in Ordnung und auch die Beine machten mir keine Schwierigkeiten. Die Zeit war mir egal. ich war nur froh, überhaupt noch dabei sein zu dürfen. |
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Archer Avenue Meile 20,8 / 12.02 Uhr Direkt hinter Verpflegungsstand Nr. 11 wieder ein offener Hydrant am Straßenrand. Einfach nur in den Wasserstrahl einlaufen und sich von der Kühle und dem Wasserdruck wiederschleudern lassen. Es waren nur sehr wenige Läufer, die nicht wenigstens am Rande durch die Fontäne liefen. |
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West Cermak Road Meile 21,3 / 12.07 Uhr Nach einer kurzen Phase mit etwas weniger Zuschauern ging es hier wieder in die Vollen. Dicht an dicht standen sie uns jubelten uns zu, die wir mühsam versuchten, uns möglichst rechts in den Schatten hinein zu laufen. Man bekam den Kopf nicht mehr frei. Man konnte die Augen vor den vielen kollabierten Läufern am Rande zwar verschießen, hatte aber immer noch die jetzt ständig überall heulenden Sirenen der Rettungswagen im Ohr... |
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West Cermak Road Meile 21,4 / 12.08 Uhr An der Kreuzung zur South Wentworth Avenue warteten doch tatsächlich diese zwei Drachen auf uns. Die wußten eben besser als ich völlig desorientierter Läufer, was da gleich rechts um die Ecke kam. Nicht, daß ich nicht wie immer die Streckenkarte tagelang studiert und mit dem Stadtplan und dem Cityguide bis ins kleinste abgeglichen hätte. Aber nach bald vier Stunden Laufen hatte ich nur noch Augen nach vorne und folgte blind der Masse. |
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South Wentworth Avenue Meile 21,4 / 12.08 Uhr Chinatown. So ganz plötzlich von einer auf die andere Sekunde lief man in einer total anderen Welt. Man konnte wirklich das Gefühl bekommen, man sei irgendwo in Asien. Auch der asiatische Anteil bei den Zuschauern war hier sehr hoch. |
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South Wentworth Avenue Meile 21,4 / 12.08 Uhr Hier wurde sogar ich noch einmal richtig wach und fing wieder an, die Umgebung zu genießen. Das ging nicht nur mir so. Die vielen Zuschauer kurz zuvor, dann die Drachen und nun Chinatown ließen viele müde Beine plötzlich wieder laufen. Wenn oft auch nur für die knapp 100 Meter, bis das asiatische Schauspiel wieder zu Ende war. |
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South Wentworth Avenue Meile 22,2 / 12.19 Uhr Wir hatten Kilometer 35 passiert. 7:31 Min/KM mein Tempo, wobei das reine Laufen noch schneller war. Ich ließ mir viel Zeit an den Wasserständen, um in aller Ruhe zu trinken und ließ mich auch von Warteschlangen an Hydranten nicht abhalten. Von den Polizisten an der Strecke kam inzwischen unmißverständlich die Aufforderung, nicht mehr zu Laufen und das Rennen im Gehen zu Ende zu bringen. |
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West 33rd Street Meile 22,8 / 12.27 Uhr Vandercook Collage of Music. Diese Band dürfte nun auch schon mehr als 2 1/2 Stunden hier sitzen und musizieren. In der Sonne!!!! Die Aufforderung der Polizei zum Gehen wurde übrigens weitgehend ignoriert. Wer eh schon ging, ging halt weiter. Der kleine, laufende Rest lief weiter. Ich auch. Laufen fiel mir leichter als Gehen. |
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South Michigan Avenue Meile 23,2 / 12.32 Uhr Drei Meilen gerade aus lag der Grant Park und damit das Ziel. Der südlichste Punkt war auch geschafft und nun ging es nur noch dem Ziel entgegen. Und die Sonne knallte jetzt unbarmherzig von hinten. Ich hatte das Gefühl, als würde mir jemand ein heißes Schnitzel in den Nacken legen. |
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South Michigan Avenue Meile 23,9 / 12.41 Uhr Vor uns wieder die Skyline von Downtown Chicago. Aber uns war inzwischen alles egal. Die Beine liefen noch und ich kurvte um einen Geher nach dem anderen herum, wurde ausgebremst, nahm wieder etwas Tempo auf und kurvte weiter. Das alles nur noch im Unterbewußtsein, während am Rande immer wieder zu hören war, daß wir mit dem Laufen aufhören sollten. |
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South Michigan Avenue Meile 24,6 / 12.49 Uhr Die vorletzte Wasserstelle. Hier wurde den Läufern das Wasser sogar direkt über den Kopf gegossen. Wie schon gesagt, war uns allen nicht bekannt, daß das Rennen hinter uns schon längst abgebrochen war. Unter anderem auf Grund des Wassermangels, ausgelöst durch den sehr hohen Verbrauch durch die vorderen Läufer. Zusätzlich hatten die Rettungskräfte inzwischen keine Krankenwagen mehr. Dabei war während des Rennens noch Verstärkung gerufen worden. |
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South Michigan Avenue Meile 24,7 / 12.50 Uhr Also hätten sich alle Mädels an diesem Wasserstand in der richtigen Reihenfolge hingestellt, wäre das G Teil von etwas motivierenden gewesen. Ich habe aber nicht herausgefunden, was es war. |
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South Michigan Avenue Meile 24,7 / 12.50 Uhr Schon anderthalb Meilen südlich der eigentlichen Downtown war es wieder ein Laufen in der Schlucht. Hier schützte uns aber kein Haus vor der Sonne, die genau über uns stand. Mein Tempo lag jetzt noch bei 7:49 Min/KM. Aber ich lief noch und die Beine liefen auch noch. |
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South Michigan Avenue Meile 25,4 / 12.57 Uhr So einen Kilometer vor dem Ziel die 4:30-Paceläufer zu überholen hätte mich auf jedem anderen Kurs sehr gefreut. Hier aber liefen die Paceläufer nicht mehr in ihrer Zeit. Ich überholte hier auch einen der 3:45-Läufer. Diese Pace-Läufer hier gingen nur noch und forderten ebenso wie die Polizei die Läufer zum Gehen auf. Inzwischen kreiste über uns gar ein Hubschrauber, der nach kollabierenden Läufern suchte. |
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East Roosevelt Road Meile 25,7 / 13.00 Uhr Der Grant Park war erreicht. Endlich. Wenn wir zunächst auch nur am Südende waren, das Ziel kam deutlich näher. Allmählich wurde der Kopf wieder etwas freier und ich nahm auch die lauten Zuschauer am Rande wieder verstärkt wahr. Aber vor den Zielsprint hatten die Streckenplaner zunächst noch diese fiese Steigung eingeplant. |
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East Roosevelt Road Meile 25,9 / 13.01 Uhr Der fantastische Blick über den Grant Park und die Skyline von Downtown Chicago. Dazu das Bild vollkommen erschöpfter Läufer. Und das waren noch die Schnellen in diesem Feld von 35.867. Ich lief so ungefähr an der Grenze zwischen den schnelleren zwei Dritteln, also bei 34%. |
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South Columbus Drive Meile 26,1 / 13.04 Uhr Das war es endlich: Das Ziel. So die richtig große Freude kam nicht auf bei mir. Ich war einfach nur froh, endlich dieses Finish-Banner zu sehen. Und auch um mich herum kam wieder Leben in die Läuferbeine. Plötzlich zog alles an mir vorbei. Aber davon ließ ich mich nun auch nicht mehr beirren und versuchte, die letzten Meter zu genießen. |
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South Columbus Drive Meile 26,2 / 13.05 Uhr Kurz VOR dem Ziel!! Das Rennen endete etwas früher als erwartet. Der Rückstau der Verpflegungs- station weit hinter dem Ziel reichte bis 20 Meter VOR das Ziel zurück. So konnten wir nur im Stop-And-Go-Tempo langsam über den Zielstrich gehen. Das paßte dann aber auch sehr gut zu dem doch sehr ausgebremsten Rennen insgesamt. |
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South Columbus Drive 13.07 Uhr Zwei Minuten nach dem Rennen. Endlich die Medaille. Es kam mir ewig vor, bis ich endlich den Lohn für meine Mühe in die Hand gedrückt bekam. Umhängen mußte ich sie mir selbst. Schaffte ich dann auch noch. Meine Zeit: 4:50:49 Stunden. Mein langsamster Marathon im Jahr 2007. Aber die Zeit zählte hier wirklich nicht. |
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South Columbus Drive 13.09 Uhr Ein endloser Strom von Läufern auch hier im Ziel. Hier trafen wir viele, die im Gegensatz zur Masse weitgehend ohne Probleme durch das Rennen kamen. Im Prinzip so wie ich auch. Das Geheimnis: Viel trinken und langsam. Manche blieben eine Stunde hinter ihrer Zeit zurück, kamen aber gesund ins Ziel. Etwas anderes zählte an diesem Tag wahrlich nicht. |
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Buckingham Fountain, Grant Park 13.35 Uhr Ich lief langsam, ich stand viele Minuten an den Wasserständen, ich hatte eigentlich nie Platz zum konstanten Laufen in einem von mir gewählten Tempo, ich war ständig am Überholen oder am Bremsen und Gasgeben... und ich lief den Marathon ohne Gehpause (außer zum Wasserholen) und ohne Probleme mit den Beinen in einer Zeit, die ein Jahr zuvor noch fast persönlicher Rekord war. So schlecht war das wahrlich nicht. |
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Buckingham Fountain, Grant Park 14.08 Uhr 15 Minuten nach meinem Finish wurde das Rennen endgültig abgebrochen. Die Läufer, die noch unterwegs waren, sollten die nächste Hilfestelle anlaufen und auf was auch immer warten. "Marathon Meltdown". Einer der berühmtesten und größten Marathonläufe der Welt war in der Sonne und der Schwüle dahin geschmolzen. |
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Buckingham Fountain, Grant Park 14.13 Uhr Die große Marathon-Euphorie von vor dem Start war wie weggeblasen. Jetzt beherrschten Angehörige die Szene, die nach ihren Läufern suchten. Bei einer Zahl von 312 ins Krakenhaus eingelieferten Läufern, davon einige in sehr kritischem Zustand auf der Intensivestation, eine alles andere als sorgenfreie Suche. |
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Mount Prospect 17.21 Uhr Ich hatte mich gut 45 Minuten im Grant Park unter den Bäumen abgekühlt, viel getrunken (ca. 17 Liter insgesamt am Sonntag) und mich dann auf den Weg zurück zum Zug gemacht. Ich hatte es vor allem auf die gekühlten Räume des Ogilvie Transportation Center und des Zuges der Metra Union Pacific Northwest Line abgesehen. Am späten Nachmittag in Mount Prospect waren es immer noch schwülheiße 33°C. |
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