Und weiter ging die Reise. Bis ins Ziel schätzte ich noch 5,5 Kilometer ungefähr.

Nach einem kurzen Stück auf breiterem Weg ging es zurück in den Wald.

Mal wandernd, mal laufend arbeitete ich mich voran.

Ich erreichte den Wildpark Schwarze Berge. Oder genau genommen den Zaun. Das ist auch die Landesgrenze zu Niedersachsen.

Der Eingang ist von der ganz anderen Seite. Darum waren die Kilometerangaben an den Hinweis-Schildern für meinen Lauf auch sehr irreführend.

Der Weg am Zaun entlang war ein echtes Abenteuer-Land. Vor allem höhenmäßig.

Was ich aber nicht zu sehen bekam waren Tiere.

Am Ende des Wildpark-Zauns bog ich Richtung Norden ab. Die Ecke nutzte ich für meine letzte Trinkpause. Nun war mein Rucksack richtig leicht.

Als wäre es bisher nicht schon schlimm genug gewesen, ging das Verlauf-Festival jetzt erst richtig los. So viele Wege gab es gar nicht und trotzdem irrte ich mit meinem GPS-Kurs durch die Gegend, als wäre ich in einem Labyrinth gefangen.

Sie Sechs-Stunden-Marke war erreicht. Eigentlich wollte ich nach 5:15 Stunden fertig sein. Für diese Zeit hatte ich Musik und Hörbuch dabei gehabt.

Und 40,24 Kilometer war ein echter neuer Tiefpunkt. In der Vorwoche beim Marathon im Berliner Wuhletal schaffte ich in sechs Stunden noch 40,99 Kilometer.

Nein, das hier war natürlich kein Weg. Ich versuchte nur querfeldein den richtigen Weg zu erreichen.

Da hier war nicht richtig, aber wohl parallel zum richtigen Weg. Hoffte ich.

Da war eigentlich der richtige Weg, aber die Sonne kam von der falschen Seite. Demnach verlief der Parallelweg auf der anderen als gedachten Seite und das Linksabbiegen beim Erreichten der echten Strecke führte mich in die völlig falsche Richtung.

Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Mist hier, wollte nur noch ins Ziel. Aber mit dem ständigen Verlaufen und dem Stehen und Weg suchen kam ich nicht wirklich voran.

WFR? N? Ääähhhh...????

Das konnte der Bredenberg sein. Oder nicht. Da wollte ich jedenfalls nicht entlang.

Inzwischen war mir das alles egal geworden. Ich passte nur noch auf, dass es irgendwie in Richtung Norden ging.

Schließlich passierte ich die Marathon-Marke. 6:22:26 Stunden. Würde ich bei einem realen Marathon nur Wandern wäre ich kaum langsamer.

Hier war ich gut 85% gelaufen und hatte die Zeit mit Unfug verplempert.

Mit noch mehr Heide hatte ich nicht gerechnet. Aber schön war es. Trotz allem.

Ich hatte keine Lust mehr auf virtuelle Läufe. Ich wollte die echten Marathons zurück, wo man sich nur auf das Laufen konzentrieren muß, wo man Mitläufer hat, wo sich im Ziel andere mit einem freuen, wo man angefeuert, abgeklatscht und im Ziel umarmt wird. Wo man nicht erst die Allgemeinen Zutritts-Beschränkungen lesen und eine Gesichtsmaske tragen muß, weil man mal durstig ist.

Hochgradig genervt war ich. Auch weil ich weiterhin keine Ahnung, wo das Ziel war.

Schwarze Berge

Passend dazu kam nun noch dieser Hügel. Oben drauf acht Leute mit Gesichtsmaske, die mich mit einem freundlichen "Abstand!! Abstand!! Hauen Sie ab!!! Sie sehen doch, daß hier schon alles voll ist" auf dem Gipfel begrüßten.

Ooooohhh... Tick, Tack... acht potentielle Opfer, an denen ich mich abreagieren konnte.

Weiter passten die Wege auf meiner GPS-Karte mit den in der Realität nicht zusammen. Als würde ich mich mit dem Lübecker Stadtplan durch Kiel navigieren wollen.

Aber vom Sonnenstand ging es  grob nach Norden. Dort würde ich irgendwann auf die B 73 stoßen müssen. Jedenfalls in der Theorie. 

So... aber jetzt war ich offenbar auf dem richtigen Kurs. Dachte ich...

Noch ein Abzweig war laut der Karte nicht vorgesehen.

Das war dann doch falsch. Und der Querweg zurück auf den westlich gelegenen richtigen Weg war unpassierbar.

Also zurück und den nächsten Weg ausprobiert. Vielleicht hätte ich Würfeln sollen.

Dem Punkt auf dem Handy nach war ich wieder richtig. Jetzt mußte ich nur noch den Parkplatz suchen. Wobei ich eigentlich direkt drauf zu lief. Theoretisch...

Kein Parkplatz. Aber da vorne war die Bundesstraße. Tja...

So endete mein 12. virtueller Marathon unspektakulär an einer Bundesstraße auf etwas, was am Ende nicht einmal ein Weg war.

Aber egal. Ich hatte das Ziel erreicht und eine ganz schöne Strecke erlebt. Den fehlenden Teil bei Neu Wulmstorf würde ich bei nächster Gelegenheit nachholen und dabei noch ein wenig mehr Fischbeker Heide und Schwarze Berge erleben. So hatte ich es mir noch auf diesem Lauf vorgenommen.

Das fand dann beim Global Virtual Run am 19. September 2020 statt. Dafür reichte ein Halbmarathon.

Hier waren es am Ende 44,12 Kilometer. Für diese Strecke brauchte ich 6:44:32 Stunden. Fast schon peinlich, das noch als Marathon zu bezeichnen, aber virtuell ging das so noch durch.

Unter Berücksichtigung des ausgelassenen (abgekürzten) Stücks bei Neu Wulmstorf hatte ich mich 2,5 Kilometer lang verlaufen. Mit GPS...