Die nun folgende Strecke war schon bekannt. Es ging zurück zum S-Bahnhof Wuhletal zum Start und Ziel. Hoffentlich nun ohne die zwei Berg-Passagen über die Bisdorfer Höhe. Aber einen Umweg würde der Weg nicht lang genug sein. Der Verpflegungsstand bei Start und Ziel sollte ja erst bei Kilometer 30 sein. Oh weia...

Aber egal... einfach weiter, alles andere würde sich schon ergeben.

Diese Etappe startete ich ab Beginn wandernd und blieb auch dabei. Mit Laufen war nichts mehr.

Meine Haupt-Beschäftigung wude nun das Trinkwasser-Suchen. Irgendjemand würde doch bei dem Drecks-Wetter seinen Garten gießen. Daß es hier nichts zu kaufe gab, hatte ich auf dem Hinweg gesehen.

Die Suche war zwar erfolglos, lenkte aber von dieser elenden Quälerei des Vorankommens ab.

Auf dem Hinweg hatte ich die "zu verschenken!"-Kiste noch links liegen gelassen, aber nun konnte ich mal einen Blick riskieren. Etwas brauchbares hätte ich die vermutlich fünf Kilometer mitgenommen. Am Verpflegungsstand Drei war auch mein Gepäck.

Nach Trinkwasser suchte ich immer noch, aber hier gab es nicht einmal mehr Gärten.

Erinnerungsstehlen an ein Zwangsarbeiterlager während des zweiten Weltkrieges. Die hatte ich auf dem Hinweg völlig übersehen.

Allmählich machte ich mir so Gedanken übers Aufgeben. Meine Klamotten lagen beim nächsten Verpflegungsstand und der wiederum an einem Bahnhof, von dem aus ich nur eine Haltestelle vom Hotel entfernt war. Verlockend.

Aber war es da kühler? Wohl nicht. Diesem Scheiß-Wetter konnte man nicht entkommen.

Doch da war auch noch der für den Folgetag geplante zweite Marathon in der Wuhlheide. Dort wäre es ähnlich heiß. Zudem kam man da nur sehr schwer hin und mein Gepäck müßte morgens noch zum 16 Kilometer entfernten Berliner Hauptbahnhof.

Wie sollte ich den Wahnsinn schaffen? Und wie sinnvoll war das?

Ahhh... Gartenhaus. Das hieß Chance auf Wasser. Aber wie trinkbar ist das Regentonnen-Wasser und wie käme ich an den Sonnenblumen vorbei?

Nun ging gar nichts mehr. Ich brauchte den halben Liter aus dem Rucksack. Die Hälfte der Strecke vom zweiten bis zum dritten Verpflegungsstand war geschafft. 

Dann endete mein Hörbuch. Was eine Enttäuschung. Die erste Hälfte war so unfaßbar grandios, dann ließ es etwas nach und das letzte Drittel war einfach nur noch doof.

Ich hoffe auf eine zweiteilige Verfilmung. Dann kann ich mir Teil 2 sparen. Besser wäre ein Drehbuchautor, der die zweite Hälfte neu erfindet. An der ersten Hälfte gibt es nichts zu verbessern und Teil 2 kann nicht schlimmer werden.  

Noch besser wäre gewiß ein Drehbuchautor, der die zweite Hälfte neu erfindet. An der ersten Hälfte gibt es nichts zu verbessern und Teil 2 kann nicht schlimmer werden.  

Das lief alles überhaupt nicht wie geplant. Schönes Laufen auf toller Strecke mit einem spannenden Hörbuch-Finale waren geplant gewesen.

Okay, tolle Strecke paßte ja. Doch statt sie zu genießen suchte ich ständig nur nach Trinkwasser. Statt schön zu laufen, wanderte ich gequält durch die Gegend. Und das Wetter und der Hörbuch-Mist gab dem Ganzen den Rest.

Aber würde ich nun tatsächlich ein drittes Mal beim Versuch scheitern, den 333. Marathon zu finishen?

Aber auch Selbstmitleid ist ein Gedankenkreislauf, der das Gehirn beschäftigt, während sich die Beine voran quälen.

Was war das denn da vorne? Halluzinierte ich vor mich hin oder war da Wasser?

Ich glaubte es immer noch nicht. Tatsächlich Wasser. Da hatten Anwohner eine Dusche aufgebaut. Oh wie schön. Da suchte ich 5,8 Kilometer die Umgebung ab und hier gab es Wasser direkt an der Strecke.

Und gekühlte Getränke gab es auch noch. Vermutlich anfangs mal eisgekühlt.

Vier Male duschte ich mich komplett durch, trank dabei eine der Wasserflaschen leer, füllte meine Flasche aus dem Rucksack wieder auf und dann ging es weiter.

Gut erfrischt ging es weiter. Sogar Laufen klappte wieder.

Aber nur 500 Meter. In der Hitze waren die Klamotten wieder getrocknet, der Durst war zurück und die Beine konnten nicht mehr.

Also wieder wandern.

Also über die Bisdorfer Höhe ging es nicht noch einmal. Der Abzweig wäre hier gewesen, aber den Pfeilen nach ging es weiter geradeaus.

Der Wuhle war das Wasser hier genauso ausgegangen wie mir.

Nun erreichte ich wieder den S- Bahnhof Wuhletal, wo alles begonnen hatte.

Einmal durch den schattigen, aber nicht wirklich kühlenden Tunnel durch. Zu Trinken gab es auch da nichts.

Dann erreichte ich den Ort, an dem rund 3:55: Stunden zuvor gestartet wurde.

Nun wurde es echt skurril. Gleich beim Eintreffen fragte man mich nach meiner Zeit und hatte eine Medaille bereit. Ich guckte verdattert und meinte, ich hätte doch noch die Runde im Norden zu laufen. Danach wurde ich dann ganz verdattert angeschaut. Man dachte echt, ich würde aufgeben.

Foto: Stefan Dettmann

Einen halben Liter Iso kippte ich auf Ex runter. Danach gab es noch zugeteilt etwas Coca-Cola aus einem gut Kornglas großen Becher. Also noch eine Flasche Coca-Cola, die ich bei meinen Klamotten hatte. Dazu mixte ich Iso-Pulver in das Wasser vom Möwenweg.

Nun kam noch die Nordrunde mit ihren 13,3 Kilometern. Mit 0,5 Liter Iso im Rucksack und keinem Verpflegungsstand.