Oh wie praktisch. Ein Extra-Zug direkt zum Start. Wobei das an einer Streckensperrung hinter Wuhletal lag, die meine Abreise am Folgetag zu einer kleinen Katastrophe werden ließ. Statt des Direktzuges mußte ich zum Hauptbahnhof viermal umsteigen.

Nach nur einer Haltestelle war ich auch schon im Wuhletal.

Auch wenn es erst der erste Marathon im Wuhletal war, so gab es immerhin schon ein Shirt.

Start und Ziel (und auch der Verpflegungspunkt Drei) war im Wuhlgarten gegenüber der S-Bahn-Station Wuhlgarten.

Ich war erst als Nachmelder in das Feld gerutscht. Eigentlich war der Marathon für früher geplant gewesen, mußte dann aber den Corona-Maßnahmen weichen. Zum neuen Termin wurde das Teilnehmer-Limit etwas erhöht und ich kam noch rein.

Ich hatte zuvor einen Start bei einem Schlösser-Marathon bei Christian Hottas geplant, aber der Lauf kam kurzfristig nicht zu stande.

Das markante Gebäude ist die Internationale Lomonossov-Schule Marzahn. Rechts am Rand die Krankenhauskirche im Wuhlgarten.

Aus meiner Sicht sehr unschön war, daß die Strecke vorab nur sehr allgemein bekannt war. Wo genau mal laufen mußte, war ein großes Geheimnis.

Das war in zweierlei Hinsicht schlecht. Als Orientierungs-Trottel hätte ich zur Sicherheit gerne einen GPS-Kurs dabei gehabt. Auch finde ich es gut, wenn man über Sehenswertes entlang der Strecke Bescheid weiß. Ich kannte die Gegend überhaupt nicht. Ist blöd, wenn man etwas Spezielles verpaßt, weil man im richtigen Moment in die falsche Richtung guckte.

Aber es war wie es war. Und wichtiger war, daß sonst alles klappte. Und die Organisation insgesamt war Top.

Schlimm war hingegen das Wetter. 25°C schon am Start. Im Schatten. Den gab es hier aber kaum.

Die schon länger anhaltende Hitze machte mir massiv zu schaffen. Seit Mittwoch hatte ich mal wieder die Durchfall-Welle. Da fiel auch das Pasta-Futtern am Freitag aus. Hätte ich neben der Anreise und dem Einchecken im Hotel (dauerte 2,5 Stunden!!!) auch keine Zeit für gehabt. Und das alles in der grausigen Hitze.

Allmählich ging es dann zur Startaufstellung.

Ausgeschrieben waren neben dem Marathon auch noch ein Halbmarathon. Es waren 46 Läufer gemeldet. Nachmelder inklusive waren 45 Läufer am Start dabei.

Foto: Stefan Dettmann

Dann konnte es ja losgehen.

Der Start erfolgte ziemlich plötzlich. Aber ich war bereit.

Foto: Stefan Dettmann

Ich hatte am Start noch das Feld abfotografiert und reihte mich nun ganz hinten ein.

Es ging durch den Bahnhof durch...

.. und ein erstes Mal über die Wuhle drüber.

Immer noch lief ich ganz hinten dem Feld hinterher.

Oh je. Treppen. So etwas war zu befürchten gewesen. Lief man immer nur die Wuhle entlang, kam man niemals auf einen Marathon.

Der Gipfel der Bisdorfer Höhe liegt auf 82 Metern über Null. 36 Meter über dem Umland.

Danach ging es dann wieder bergab.

Irgendwie war es merkwürdig. Wie sollten wir von hinter dem Berg wieder zurück zur Wuhle kommen?

Immerhin war ich inzwischen nicht mehr Letzter im Feld.

Als es dann wieder bergauf ging, hatte ich so einen ganz bösen Verdacht.

Und tatsächlich... wir liefen noch einmal über den Berg.

Erst 1,8 Kilometer und ich war schon völlig fertig.

Bergab war auch wegen der Treppen nicht einfacher.

In Ermangelung einer Karte und Kilometermarkierungen mußte man sich halt anders orientieren.

In der Nähe des S-Bahnhof Köpenick waren sowohl ein Verpflegungsstand und das Halbmarathon-Ziel. Und beim S-Bahnhof Wuhlheide waren Start und Ziel.

Ein paar Plätze hatte ich beim Stück bergab verloren, aber nun sollte es eigentlich flach weitergehen. Eigentlich...

Die Straße war untertunnelt. Eine Doppel-Bundesstraße hätte ich auch ungern oben überqueren müssen.

Gänzlich verkehrsfrei war die Strecke nicht, aber gerade an der Wuhle entlang hatte man wenig Autos und Radfahrer.

Nun ging es tatsächlich primär flach weiter. Da konnte ich mich dann auf das neben dem Marathon andere Highlight dieses Tages konzentrieren.

Die hatte die letzten Kapitel vom Hörbuch "Die Tribute von Panem X" (Suzanne Collins) dabei. Die erste Hälfte dieses Hörbuchs hatte mich bei den vorangegangenen Marathons teils die Strecke vergessen lassen, so genial war es. Dann ließ es ziemlich nach, aber nun hoffte ich auf ein tolles Finale.

Vorne der Veranstaltungs- Photograf und dahinter der Chef vom dem Ganzen hier.

Am Abstieg von der Bisdorfer Höhe war er noch vor mir. Wann habe ich ihn überholt?

Reinspringen wäre jetzt toll. Aber dann 37,2 Kilometer mit nassen Füßen?

Inzwischen hatte ich ein gutes und ruhiges Tempo gefunden. Damit kam ich voran, aber bei dem Wetter war es schon echt brutal.

Aber das war erst der Anfang und ich hatte keine Ahnung, was die Strecke noch alles für uns bereit hielt.

Immerhin mal etwas Schatten. Der tat immer gut.

Also vom Wuhlesee hatte ich mir rein größenmäßig mehr versprochen.

Wobei ich später herausfand, daß der Wuhlesee (teils auch Wuhlebecken genannt) doch viel größer war. Er war aber links hinter den Bäumen gut versteckt. Die Wuhle verlief hier neben dem See. 

Nach längerer Zeit sah ich mal wieder Mitläufer. Dank Zoom scheinen sie hier näher als sie waren. 

Keinen von denen würde ich vor dem Verpflegungsstand Bahnhof Köpenick einholen.

Nun wurde es aber echt mal Zeit für Getränke. Ich hatte auch Getränke im Rucksack dabei, aber die würde ich noch später brauchen.

Eine längere Zeit lief ich im Schatten. Das war schön. Oder zumindest weniger grausam.

Hätte ich die Strecke gekannt, hätte ich die Brücken zählen können und gewußt, wann der Verpflegungsstand kam. Die offizielle Aussage "ca. 10 km" war etwas wage, wenn man durstig war.

Wie soll ich das beschreiben? Also da laufe ich die ganz Zeit völlig alleine in der Gegend herum und hier, wo ich endlich was trinken wollte, drängelte sich ein Drittel des Feldes vor dem Tisch und statt etwas zu trinken gab es erst einmal Desinfektionsmittel.

Nun ja... irgendwann hatte ich eine Flasche Iso in der Hand. Die war au Ex leer. Auf die Sache mit dem Umfüllen in die Becher hatte ich gerade echt keine Lust. War ja auch kein Rest in der Flasche.

1:04:03 Stunden hatte ich bis hierher benötigt. Genau 7:00 Min/Km.

Wirklich glücklich sah ich nicht aus. Das Scheißwetter, das Gedrängel, das Hörbuch wurde immer absurder.

(Foto und rechts im Bild: Rob Deafrunner)