Ab Mitte April hatte ich mir teilweise die Zeit mit virtuellen Läufen vertrieben. Da gab es keine feste Startzeit und man konnte nicht zu spät kommen. Für die Vorbereitung ließ man sich die Zeit, die man wollte.

So ein pünktliches Ankommen  war ich nicht mehr gewohnt.

Abstand halten war auch hier die Divise. 1,5 Meter. Das fühlte sich mehr als albern an, aber Gesetz ist Gesetz.

Auch beim "Gruppen"-Foto stand und hockte man wie auf einem großen Schachbrett.

Einen Verpflegungsstand gab es nicht. Auch keine Ergebnis-Liste. Alles verboten. Es war auch kein Wettkampf erlaubt. So handelte es sich um einen gemeinsamen Trainingslauf, den man aber nicht gemeinsam laufen durfte. Wegen Abstand und so.

Die Medaillen wurden schon vor dem Lauf verteilt. 

88 Tage 18 Stunden und 07 Minuten. So lange war ich keinen Marathon gelaufen. Zuletzt am 22. Februar 2020 beim Kiel Marathon.

18 Läufer waren am Start. Bei angenehmen 16°C ging es los.

Die Strecke kannte ich, war schon viermal zuvor hier dabei gewesen. Der Umweg um den Ast herum war aber neu. Die Runde war dadurch deutlich länger als die offiziellen 1588,7 Meter. Das wurde aber nicht berücksichtigt. Es blieb bei offiziell 42,908 Kilometern und 27 Runden.

Auch auf der Strecke galt das Abstands-Gebot. Das wurde weitgehend eingehalten.

10:11 Minuten für Runde 1. Das war ein guter Start.

Ein Zeitziel hatte ich mir nicht vorgenommen. Ich wußte nach der langen Marathon-Pause ohnehin nicht, wie meine Form war. Außerdem war das ja nur der erste von vier Marathons. Für die drei Folgetage mußte ich auch Kraft haben.

Das Motto des Tages konnte also nur lauten: Langsam !!!

9:56 und 10:14 Minuten für Runde 2 und 3. Danach nahm ich aber noch etwas Tempo raus. 10:47 Minuten für die Runde 4.

Ein Zehn-Minuten-Schnitt pro Runde wären 4:30 Stunden am Ende gewesen. Das war klar zu schnell.

Die Elbe. Naja... eigentlich die Süderelbe ... Alte Süderelbe. Und davon nur noch ein Rest, der nun ein Teich ist.

Altenwerder (hier standen mal rechts und links Häuser) wurde von Hamburg zerstört und einige Flußläufe auch.

Einen  Verpflegungsstand gab es ja nicht. Also mußte man sich selbst versorgen. Auch daher war ein Mietwagen eine gute Idee.

Gebucht und bezahlt hatte ich einen VW Golf, bekommen einen 5er-BMW.

Die Auto-Verpflegung kostete Zeit. Aber da es sich hier ja nicht um einen Wettkampf handelte (handeln durfte), war die Zeit offiziell egal.

Nach der Trinkpause hatte ich beim Drücken der Rundenzeit gepennt und die Uhr für 2:22 Minuten abgestellt. Zu dumm. Das konnte ich problemlos rekonstruieren. Aber erst zu Hause. Hier lief ich nun etwas blind umher.

Die Sache mit dem Abstand wurde so gut es möglich war eingehalten.

10:40 Minuten für Runde 5
21:31 Minuten für Runde 6/7
10:13 Minuten für Runde 8
10:12 Minuten für Runde 9

Das machte 1:33:44 Stunden nach einem Drittel der Strecke.

Ich nahm noch einmal Tempo raus. Die Kondition war nicht wirklich da, außerdem stiegen die Temperaturen an.

Hin und wieder wanderte ich auch mal ein Stück.

Etwas "Tempo" ging nebenbei für Fotos drauf.

Die Suche nach Foto-Motiven lenkte vom Laufen ab. Auch von der Vorstellung, daß das hier noch Stunden dauern konnte, während es immer wärmer wurde.

Die Strecke bot aber auch tolle Foto-Mod... -tive.

Auf dem mp3-Player hatte ich das Ende vom super Hörbuch "Der Rosie-Effekt" (Graeme Simsion).

Ansonsten konnte man ja noch mit Ralf klönen.

11:40 Minuten für Runde 10
12:27 Minuten für Runde 11
10:35 Minuten für Runde 12
13:10 Minuten für Runde 13
Runde 10 mit Trinkpause.

2:29:12 Stunden zur Hälfte. Unter fünf Stunden würde das nicht ausgehen. Aber egal.

Ich mußte mir immer wieder klar machen, daß es hier nicht nur um diesen Marathon ging, sondern um die ganze Serie. 

Sechs Teilnehmer hatten sich für alle vier Marathons der Serie angemeldet.

Ein Stolper-Stamm. Der ließ sich nicht bewegen. Der große Teil lag im Gebüsch.

Man konnte auch für alle vier Marathons gemeldet sein und trotzdem irre schnell rennen.

Rico gewann hier in 3:48:17 Stunden. Mit 29:15 Minuten Vorsprung.

16:17 Minuten für Runde 14
11:57 Minuten für Runde 15
10:03 Minuten für Runde 16
10:22 Minuten für Runde 17
Runde 14 mit Trinkpause.

Das war ein Durcheinander. Immer mal wieder Wandern, dann längere Laufpassagen, dann wieder wandern.

Einfach durchgelaufen war ich den Altenwerder-Marathon noch nie. Aber in der Regel wanderte ich im letzten Drittel die Huckel-Piste ab Start und Ziel bis zum Deich und lief den Rest. Dieses Mal war alles völlig planlos.

13:30 Minuten in Runde 18 inklusive Trinkpause. Machte 3:23:46 Stunden nach zwei Dritteln der Strecke.

Das war alles nicht schnell, aber es ging voran, ohne zu sehr anzustrengen.

Eine Weile war ich mir nicht mehr sicher, in welcher Runde ich eigentlich war. Knapp eine Stunde rätselte ich herum.

Es ist halt einfacher, wenn man die Runden in gleichmäßigen läuft.  

Ab Runde 21 hatte ich dann wieder die Kontrolle zurück. Noch sieben Runden. Konnte noch anderthalb Stunden bis zum Ziel dauern.

11:43 Minuten für Runde 19
14:25 Minuten für Runde 20
12:32 Minuten für Runde 21
Runde 20 mit Trinkpause.

23°C waren es inzwischen. In der Sonne und ganz ohne Wind fühlten die sich viel heißer an. Ich war zwar etwas müde, aber so ruhig und langsam wie ich unterwegs war, kam ich gut damit klar.

Mein Auto kochte auch. Aber nicht der Kofferraum. Meine Getränke waren angenehm warm, aber nicht heiß. So ein 5er-BMW hat doch was.

13:02 Minuten für Runde 22
14:10 Minuten für Runde 23
16:14 Minuten für Runde 24
Runde 23 mit Trinkpause.

Da wurde viel gewandert. Erst Runde 25 nahm ich wieder ein wenig Fahrt auf. 

Fünf Teilnehmer waren schon fertig, Camilla feierte schon einmal vor und ich hatte auch nur noch drei Runden. 

Warum laufen wir eigentlich in der Hitze und nicht nebenan in der Kühlhalle? Die bieten dort bis -24°C an.

So geht Corona-Abstand.

Aber so geht es auch... sofern man miteinander verheiratet ist.

11:04 Minuten für Runde 25
9:42 Minuten für Runde 26
Runde 25 mit Trinkpause.

Ab Runde 25 lief es wieder richtig gut. Da mußte ich mich sogar etwas bremsen, um nicht zu überpesen.

(Foto: Camilla)

Die letzte Runde für mich.

Durch die Uhr-Panne nach der Runde 6 kannte ich meine Zeit nicht genau und konnte somit auch nicht um die eine oder andere Minute fighten.

Aber ein wenig Offensive zum Schluß konnte ich mir gönnen. Es war ein langsamer und sehr langer Marathon geworden, aber ich mußte keine Grenzen ausreizen und war auch nie zu erschöpft. Das waren beste Voraussetzungen, schon am Tag den nächsten Marathon anzugehen... und dann am Tag danach... und danach...

Die letzte Kurve...

... und dann stürmte ich auf das Ziel zu.

9:12 Minute brauchte ich für die letzte Runde. Das machte dann 5:15:50 Stunden für den ganzen Marathon.

Ohne die Rücksicht auf die Folge-Marathons der Serie hätte ich vermutlich auch in unter fünf Stunden das Ziel erreicht. So sehr hatte ich also in den fast drei Monaten ohne Marathon nicht abgebaut.  

Ich machte mich recht schnell auf den Heimweg. War klasse mit der Klimaanlage. Erst um die 40°C im Innenraum und ein paar Minuten später schöne Kühle.

Was kostet so ein 5er-BMW eigentlich? :-)

Wie am Vorabend machte ich mir eine große Portion Nudeln mit Ei und Schwein, scheiterte aber am Frühen zu Bett gehen. 21.57 Uhr.

Der Freitag würde sehr hart werden. Neben dem zweiten Marathon dieser Serie mußte ich noch arbeiten.