Der Karlaplan war erreicht. Keine zwei Kilometer mehr bis zur Ziellinie im Stockholms Stadion.

Schon hier waren die Gefühle kaum noch zu beschreiben. Mein 250. Marathon. Und es war genau die emotionale Party, die ich erhofft hatte. 

Dabei machte ich hier quasi Pause. Damit es mit der Musik paßte, wanderte ich über die Strecke, auch wenn ich wohl hätte laufen können, seit es wieder flach voran ging. Aber eventuell überschüssige Kraft konnte ich ja noch im Stadion raus lassen.

Ein letztes Mal griff ich mir etwas zu trinken. Nur noch 1,8 Kilometer. Eins Komma Acht.

Etwas Wasser brauchte ich nun auch fürs Gesicht. Wenn man schwitzt und dann auch noch heult, dann wird es schmerzhaft salzig in den Augen.

Lied 9 von 10:
Håkan Hellström - Nu kan du få mig så lätt (Live, 2009)

Da kamen nun alle Emotionen hoch. Über 18 Jahre Marathon und es schien so als wäre das alles lediglich das Vorspiel für diesen einen Lauf gewesen.

Das stimmte natürlich nicht, aber es fühlte ich dort in den Straßen von Stockholm so an.

Kilometer 41. Das nächste, das dann letzte Kilometer-Schild würde schon mitten im Stadion stehen.

Das musikalische Finale dieses Marathons konnte nur Håkan Hellström gehören. Ihm bin ich seit dem UltraVasan von 2015 verfallen. Wobei besonders das ruhige "Nu kan du få mig så lätt" die Tränen zum Fließen bringt.

Zum Finale gab es dann aber die große Stadion-Hymne. Nun lief ich auch wieder. Die zeit paßte nun genau.

Lied 10 von 10:
Håkan Hellström - Visa vid vindens ängar

Die letzte Kilometer war angebrochen. Dort vorne war schon der Stadion-Turm zu erkennen.

Da war ich wieder. Zurück am Valhallavägen, Stockholm. Die Straße am Stadion, dem Ziel aller Träume.

Ich war zwar kein gefallener Krieger, der nach Valhalla hätte einziehen dürfen, aber irgendwann später würde ich das schon nachholen können.

Foto: Marathon-Photo

Hier ging es erst einmal durch die Menge. Mit Kostüm und Fahne in Richtung Stockholms Stadion. Ich hatte es ja schon direkt im Blick.

Foto: Marathon-Photo

Stockholm 2008 war schon ein perfekter Marathon gewesen und seither mein Favorit aller 249 Marathon-Läufe gewesen. Aber das hier übertraf absolut alles.

Foto: Marathon-Photo

Hier tobten die Zuschauer als sich eine überwiegend müde, aber in Stadionnähe immer mehr aufwachende Masse an Läufern sich Richtung Ziel bewegte.

Haupteingang Stockholms Stadion. Hier ging es nicht hinein.

Wir mußte... nein, durften!... noch um das Stadion herum laufen und dann eine Zwei-Drittel-Runde auf der Bahn drehen.

Noch 250 Meter bis zum Stadion-Eingang, noch 500 Meter bis ins Ziel.

Der Eingang ins Stadion war schon zu erahnen. Da vorne würde es gleich rein gehen.

Trotz der Musik auf den Ohren könnte ich die Zuschauer im Stadion toben hören.

Da war das Tor.

Fast gerade durch konnte man schon das Ziel erkennen.

Und dann der Moment der Momente.

Samstag, 2. Juni 2018. Es war 16.55 Uhr. Stockholms Stadion. Nach 249 Marathons und nun 41,92 Kilometern betrat ich die Bahn des Olympiastadions von 1912.

Die finalen 260 Meter meines 250. Marathons.  

Vom Traum vom Laufen über den Sport-Versagen, über den Bundeswehr-5-Km-Schein bis zum ersten Marathon-Triumph in Hamburg 2000 und weiter über Höhen und Tiefen bis hier auf die Bahn des Stockholms Stadion.

Fast 42 Jahre Lebens-Lauf-Geschichte von Montreal 1976 (vorm Fernseher) fanden hier ihren Höhepunkt.

Hätte es da nicht diesen einen magischen Moment gegeben, als ich meine neugeborene Tochter das erste Mal im Arm halten konnte, dann wäre dies hier der schönste Augenblick meines Lebens gewesen.

Ein Elch-Kostüm, eine Fahne, ein Olympiastadion und das Kilometer-Schild 42 auf dem Weg in den Marathon-Himmel.

Der Rest war dann nur noch Emotionen pur.

Die Musik war aus. Genau wie plant mich das musikalische Finale auf die Bahn getragen. Jetzt waren da nur noch die Zuschauer und ich.

Und diese eine letzte Kurve im Stadion von Stockholm.

Da war es. Das Ziel direkt vor Augen. Eilig hatte ich es aber nicht. Ich wollte hier jeden Moment genießen.

Die letzten Schritte einer sehr langen Reise.

Noch ein Schritt. Ein letzter Schritt.

Mission Marathon No. 250 completed.