Auf ging es zu Teil Zwei des Laufwochenendes. Der Nachthalbmarathon.

Der Start verzögerte sich um ein paar Minuten. So schafften es noch vier Marathon-Läufer ins Ziel. Nur Barfußläufer Johann Kauk war jetzt noch auf der Bahn.

49 Läufer fanden sich am Start ein. Trotz des erst vor 48 Minuten beendeten Marathons fühlte ich mich gut.

Der zweite Countdown des Tages.

Und los ging es. 85 Runden zu je 250 Metern. Die Strecke kannte ich ja. War schon 169 Runden drauf gelaufen.

In den ersten Runden taten die Beine weh, aber dann wurde es besser.

Ich versuchte, die Runden bei 1:30 Minuten zu halten. Das klappte ansatzweise gut. Trotzdem lag ich auf dem vorletzten Platz.

Langsamer unterwegs war Johann Kauk, der letzte Läufer des Marathons.

Meinen Beinen ging es allmählich besser. Ich war nie zuvor nach einem Marathon gleich wieder gelaufen. Dafür klappte es prima.

Der Musikgeschmack von Halbmarathon- und Marathon-Läufern war erstaunlich verschieden. Bei den Wunschtiteln der Marathon-Läufern gab es überwiegend Schlager und 80er-Jahre Musik. Jetzt hing ich einer Schleife von etwas fest, was nach osteuropäischer oder türkischer Hardrockmusik klang.

30:33 Minuten für die ersten fünf Kilometer. Das lief gut. So 2:10 Stunden hatte ich angepeilt, aber bis zum Zielschluß hatte ich 2:30 Stunden. Also alles bestens.

Die Runden zogen sich in die Länge. Ich hatte auf den Effekt gehofft, nur die Hälfte der Runden laufen zu müssen (gegenüber dem Marathon zuvor), aber das war wohl nichts.

Dann hatte es Johann Kauk geschafft. Als letzter Marathonläufer war er nach 5:52:22 Stunden im Ziel.

Die Zeit war egal. Er war im Ziel. Anders als drei andere Läufer, die das Rennen aufgegeben hatten.

Den Verpflegungsstand nahm ich reichlich in Anspruch. Den Durst hatte ich vom Marathon mit rüber genommen.

Mitternacht. Aber auf der Bahn hatte ich das gar nicht mitbekommen. War ja auch egal.

Pinkelpause in Runde 37. Das dauerte jedes Mal länger. Aber ich hatte ja noch Zeit. Beim Laufen wird man ja nicht müde.

32:24 Minuten für die zweiten fünf Kilometer. Rechnet man die fast zwei Minuten Pinkelpause raus war ich immer noch flott unterwegs. Und das auch einigermaßen locker.

Halbhalbmarathon nach 1:06:52 Stunden. Jetzt die selbe Streche noch einmal. Puuh...

Immerhin hatte ich mich vom letzten Platz ein wenig nach vorne gekämpft. Wobei offenbar der eine oder andere von mir überrundete Läufer aufgegeben hatte.

Ich lief sehr regelmäßig Runden in 1:35 Minuten. Plus/minus zwei Sekunden. Auch wenn im Kopf ein wenig die Langeweile breit gemacht hatte, die Beine arbeiteten prima weiter.

Um die Langeweile der immer selben Runden zu bekämpfen machte ich mich auf, noch einen Platz gutmachen zu wollen. Dazu mußte ich diese Läuferin überholen. Nicht einfach nur an ihr vorbei laufen. Sie hatte hier noch zwei Runden Vorsprung.

Die Aufholjagd war nicht so einfach. Anders als noch beim stupiden Abspulen der Runden merkte ich nun die Erschöpfung. War wohl doch nicht so falsch, den Kopf mit Langeweile abzulenken.

Aber natürlich blieb ich dran. Die Rundenzeiten schwankten nun aber zwischen 1:23 und 1:41 Minuten. Wobei auch die Verpflegungspausen eine Rolle spielten.

Aber auch wenn es auf der Bahn nu recht schwankend lief, so vergingen die Runden nun gefühlt viel schneller.

Stück für Stück lief ich an den nächsten Platz heran. Wobei es in der dunklen Halle nicht so einfach war, die Konkurrentin immer auszumachen.

32:01 Minuten für die vierten fünf Kilometer.

Und während ich mich an die letzten fünf Runden machte, liefen in der Mitte die Siegerehrungen. 

Drei Runden vor dem Ziel hatte ich mich dann um einen Platz nach vorne geschoben. Jetzt waren schon drei Läufer hinter mir unterwegs.

Nachdem ich den Platz erobert hatte, mußte ich nur noch verteidigen. Das war nicht so einfach, denn die Konkurrenz wollte sich das offenbar nicht einfach gefallen lassen.

Für dieses nächtliche Privatduell hatten wir viel Platz. Auf der Bahn waren nur noch vier Läufer unterwegs.

Vor dem Ende konnte ich schon einmal resümieren, daß ich auch diesen Lauf gut gelaufen war. Die Beine waren okay, die kaputten Zehen taten nicht zu sehr weh. Es fühlte sich alles gut an.

Ab ging es in die letzte Runde. Auf einen Spurt zum Ende verzichtet ich aber.

Ein wenig mehr Tempo hätte es aber sein dürfen. Die letzte Runde startete ich mit gut 17 Sekunden Vorsprung auf meine Verfolgerin. Im Ziel waren es noch vier. Da hatte ich beim Durchtrudeln der letzten 250 Meter nicht aufgepaßt.

Dann wichtiger war, daß ich es ins Ziel geschafft hatte. Da war es auch egal, daß es schon ewig keine Zuschauer mehr gab.

Wie kann man Samstag Nacht etwas besseres zu tun haben als zu laufen oder dabei zuzuschauen?

Zwei Läufer waren jetzt noch auf der Bühne. Aber fünf Minuten später waren auch diese Zwei im Ziel.

2:14:20 Stunden hatte ich im Ziel auf der Uhr. Eine gute Leistung nach dem Marathon direkt davor.

Medaille Nr. 2 für das Wochenende war mein.

Die Siegerehrungen liefen auch immer noch. Aber wie schon zuvor hatte ich damit nichts zu tun.

Die von mir kurz vor Ende noch überholte Läuferin durfte hingegen gleich auf das Podium. Platz 2 in der Altersklasse W20.

Naja... so bauchfrei mit Modelfigur schwitzend im Scheinwerferlicht... da hätte ich nicht mithalten können.

15 Minuten nach meinem Finish bekam ich dann auf Nachfrage auch meine Urkunde überreicht.

Ich weiß ja, daß ich nicht um Siege mitlaufen kann. Aber wenn so ziemlich alle und jeder und auch noch langsamere Läufer mit Pokalen, Geschenken und Ehrenurkunden versorgt werden, da kann man schon mal neidisch werden.

Für diese Nacht war da nichts mehr zu machen. Ich beeilte mich lieber, zum Duschen, zum Essen und dann ins Bett zu kommen. Bis zum Start des 50-Km-Laufen waren es nur noch 6:21 Stunden.

Die in den Umkleiden aufgestellten Betten waren sehr gemütlich. Und wenn draußen nicht ständig so bescheuert mit Türen (oder was auch immer) geknallt worden wäre, hätte ich auch richtig gut schlafen können.