Weiter ging es am Kanal entlang.

Ich lief nun eine Weile mit Gabi, Tobias und Ralf. Die Drei hatte mich schon erwartet. Tobias verfolgte meinen Lauf per Smartphone.

Kilometerlang der A113 und dem Teltowkanal zu folgen, war echt öde. Nun trennten sich die Beiden und die Strecke folgte fortan der A113.

Die Autobahn verstecke sich aber weiter hinter der Mauer.

Die größte Änderung der Strecke gegenüber 2017 gab es hier. Statt am Bahnhof Rodow vorbei, wo man im Vorjahr die Läufer mit Wasserbomben attackierte, lief man nun über die Rudower Höhe. Da gab es mehr Höhenmeter, aber keine Wasserbomben.

Die Steigung war nur gering, aber die Beine wollten da nicht hoch. So kam es zur ersten Gehpause des Tages. Dabei trank ich auch den halben im Rucksack mitgetragenen Liter Iso aus. Schon jetzt.

Nach 3:33 Stunden und nur 30 Kilometern schon meine erste Gehpause. 2017 hielt ich 10:03 Stunden und 79,5 Kilometer durch.

Aber ich ließ mich nicht beirren und machte einfach weiter.

Hier gab es sogar mal ein paar Zuschauer.

Läuft doch gut? Naja, bei mir nicht mehr ganz so. Vom "Im Ziel" war ich ewig weit weg.

31,20 war falsch. Es war der Kilometer 31,4.

Nun fing ich mit dem Trinken an. Vom Freudenthalweg-Ultra-Marathon gelernte ich, daß ich quasi auf Zuckerbasis laufe. Und da es mit dem Laufen nicht mehr so klappte, mußte eben Zucker her.

Auch füllte ich meinen Vorrat im Rucksack wieder auf. Das dauerte natürlich alles ewig.

6,4 Kilometer für 48 Minuten. Genau 7:30 Min/Km. Klang gut, wurde aber wohl noch am Teltowkanal heraus gelaufen.

Frisch gestärkt ging es weiter.

Zwischenzeitlich hatten wir uns verloren, aber nun lief ich wieder mit Tobias zusammen. Gabi und Ralf waren und zu schnell geworden.

Was man nicht so alles an der Strecke traf. Dieser Kollege befand sich zum Glück hinter einem guten Zaun.

Am Dörferblick
10.11 Uhr / Km 34

In Serpentinen ging es hier einige Höhenmeter bergauf.

Von hier oben sollte man einen tollen Ausblick über ganz Berlin haben.

Statt am VP5 bei Km 31,4 war die Zeitkontrolle hier oben bei Km 34,4 aufgebaut. 

Toller Ausblick über ganz Berlin. Ääähhh... ich finde Berlin zwar ziemlich häßlich, aber soooo schlimm wie es hier aussieht ist es nun auch nicht.

Runter ging es vornehmlich auf Treppenstufen.

Dann ging es zum Glück flach weiter. Sowohl rauf als auch runter ging ganz schön in die Beine.

Nun lief es wieder besser für mich. Eine Pinkelpause mußte ich einlegen, aber keine Gehpause.

Die Baumstachler waren eine der 10er-Staffeln.

Dieser Weg nach Buckow war endlos lang und ich hatte keine Ahnung, wie weit es noch war. Nach meiner GPS-Uhr im Ultratrac-Modus hatte ich gerade erst den vorherigen Verpflegungsstand erreicht.

Im Grunde war es als würde ich ohne GPS laufen. Ich hatte nur die Zeit.

Und selbst in Buckow hatte ich keine Ahnung, wo der nächste Verpflegungsstand war.

Ohne ständige Tempokontrolle war es ziemlicher Mist. Da es nur über die Kilometerangabe am Verpflegungsstand ging, war es um so wichtiger, daß der nicht zu lange auf sich warten ließ, da jede Verzögerung sich negativ im Tempo nieder schlug. Und das wiederum machte mich ziemlich nervös.

Zwischenzeitlich hatte ich Gabi und Ralf überholt. Das machte ich früher oder später bei fast jedem Lauf, den wir zusammen bestritten. Soweit war also alles wie immer.

Nur die richtige Lockerheit wollte sich nicht mehr so riech einstellen.

Endlich war er da. Der sechste Verpflegungsstand. Nun ging das Rechnen wieder los.

7,6 Kilometer für 57 Minuten. Wieder genau 7:30 Min/Km. Klang gut. Ab Beginn war ich mit 7:20 Min/Km unterwegs. Alles im grünen Bereich.

Getrunken hatte ich gleich mehrere Becher, aber Essen konnte ich noch nicht.

Und wieder ging es weiter. War nicht so einfach, nach den Pausen wieder in Trab zu kommen.

Hier entstand 2017 das Foto von mir und einem Hund. Das hat Seltenheitswert, wo ich und und diese Tierart doch eine so innige Freundschaft hegen. 

Einer dieser beiden Hunde war mit mir auf dem Foto. Und auf dem Fahrrad die Fotografin und meine spätere Radbegleitung Romy.

Die Fahrradbegleitung war erst ab Teltow (Km 57,2) erlaubt. 2017 schon ab Km 34. Das gefiel mir weitaus besser.

So sah also der Weg aus, auf dem ich 2017 im Dunkeln herumgestolpert war. Ohne etwas zu sehen war es nicht einfach, in der schmalen Spur zu bleiben.

Marathon nach ungefähr 5:12 Stunden. Ich kam dem Schnitt von 8 Km/h immer näher. Das Tempo fiel ab. Das war nicht gut.

Fahrradbegleitung war zwar noch nicht erlaubt, aber es fanden sich immer wieder Radfahrer, die gemütlich mit Läufern mitfuhren. Nun halt ohne die Startnummer, die man als Fahrradbegleitung bekam.

Ich mußte immer weiter das Tempo reduzieren. Es lief nicht mehr so gut.

Und am Ende blieb mir nur noch, die nächste Gehpause einzulegen.

Bei knapp mehr als einem Viertel der Gesamtstrecke die zweite Gehpause.

Diesmal war keine Steigung Schuld an der Gehpause, sie war auch nicht nach ein paar Minuten vorbei. Diese Pause dauerte länger.

Im Wechsel Gehen und Laufen ging es weiter. Nicht schön, aber vielleicht würde es ab dem nächsten Verpflegungsstand besser werden, dann ab dort wurde das Musikhören über Kopfhörer legal.

Das ständige Überholt werden nervte ganz schön. Zumal der Weg ja alles andere als breit war und ich immer wieder Platz machen mußte.

Eine Stunde für 7,5 Kilometer. Da man nicht viel rechnen. Genau 8:00 Min/Km. Das war ja mal ein Tempoeinbruch.  

Und während ich noch hier am Verpflegungsstand meine Wasservorräte auffüllte, kam ich unter das Gesamt-Tempo von 8 Km/h. Irgendwann war damit zu rechnen, aber doch nicht so früh.

Nun konnte ich mit meinen Kopfhörern laufen. Dadurch wurde die Musik lauter und besser und motivierender.

Das wohl mutigste Trikot des Tages. So kurz nach der WM-Pleite und dem Erdogan-Foto mit einem Özil-Trikot auf deutschem Boden laufen.

Es lief weiterhin nicht gut. Auch mit besserer Musik kam ich nicht richtig voran. Nun mußte ich immer öfter Gehpausen einlegen.

Auch die anfangs ignorierten Schmerzen in der rechten Schulter wurden immer mehr zum Problem. Das Anlegen des mp3-Players dauerte ewig, das Ab- und Aufsetzen meines Rucksacks war jedes Mal eine Tortour und die Trinkflasche aus dem Rucksack ziehen und öffnen konnte ich nur mit links.

Das schmerzte, das nervte, das ging auf die Stimmung. 

Die Bundesstraße 101 kam in Sicht. Hier war ich auch 2017 noch im Hellen gelaufen.

Ob ich auf einem Pferd wohl schneller unterwegs gewesen wäre. Vermutlich nicht. Aus Erfahrung weiß ich, daß ich Reiter immer überhole.

Irgendwie mußte es weiter gehen. Und nicht zu langsam. Am Verpflegungspunkt Teltow (Km 59,2) würde Romy auf mich warten. Um 13.30 Uhr. Das war jetzt die Marke.

51 Minuten für 6,2 Kilometer. 8:14 Min/Km. Damit konnte man leben, aber wenn es noch weiterhin so langsamer werden würde, dann würde ich bald Probleme haben.

Aber es ging weiter. Etwas anderes kam mir nicht in den Sinn.

Die 8 Km/h-Grenze war nur eine Marke des Laufes. Damit wäre ich in 20:11 Stunden im Ziel gewesen. Das war nicht mein Ziel.

Marke 2 waren dann die 24 Stunden. Dafür reichten mir 6,73 Km/h (8:55 Min/Km) aus. Da war noch reichlich Puffer.

Und Zielschluß (Marke 3) war sogar erst bei 30 Stunden. Das sollte ja wohl kein Problem darstellen. Ich rannte ja noch ziemlich sicher unter der 24-Stunden-Marke umher.

Die Mauerweglauf-Strecke ist eigentlich idiotensicher mit Pfeilen markiert. Aber hier fehlte einmal ein Pfeil...

... und schon ging das Suchen und Diskutieren los. Gut ein Dutzend Läufer suchte dann abgehende Wege nach dem nächsten Pfeil ab und schon konnte es korrekt weiter gehen.

Ein privater Getränkestand. Und Coca-Cola gab es auch. natürlich griff ich dankbar zu.

Kurz danach traf ich hier auch wieder auf Gabi, die gleich mal feststellte, daß ich ziemlich scheiße aussah. Ich konnte da zumindest bestätigen, daß ich mich entsprechend fühlte.

Ohne Frage würde die Sache hier doch etwas schwieriger werden als ich mir das am Start so vorgestellt hatte.

Nach 28 Kilometern war ich wieder am Teltowkanal, der sich durch Berlin schlängelt. Hier ist der Kanal allerdings hinter Bäumen versteckt.

Abwechselnd gehend und laufend kämpfte ich mich in Richtung Teltow.

Ich feierte mit der Musik mit, holte mir auch da Motivation. Das mache ich auch, wenn ich mal bei Marathons Probleme habe. So bei Kilometer 35...

Wohin auch immer ich guckte, es lief nicht gut. Aber gleich würde ich den Wechselpunkt Teltow erreichen. Dort gäbe es meinen ersten Wechselbeutel und Essen und eine Toilette.

Nicht, daß ich irgendetwas davon wirklich brauchte, aber gleich hätte ich all das zur Verfügung.

Ich kam nahezu pünktlich um 13.30 Uhr in Teltow an, hatte meine Fahrradbegleitung Romy dabei aber wohl überholt.

52 Minuten für 6,5 Kilometer. Genau 8:00 Min/Km. Es hatte also geholfen, sich hierher zu kämpfen.

Die Wechselbeutel landeten hier in den Kisten, wenn man sie nicht brauchte.

Ich trank meine Coca-Cola, auch wenn man die ebenso am Getränkestand bekam, hatte eine Powerbank für meinen Lautsprecher dabei, ließ aber alle Klamotten im Beutel.

Dann aß ich noch etwas, dann ging es weiter.

59,2 Kilometer in 7:37 Stunden machte 7:43 Min/Km. Jetzt noch 102,2 Kilometer in 16:17 Stunden für die Gürtelschnalle, die man für ein Finish unter 24 Stunden bekam. Das entsprach 9:33 Min/Km. Das klang doch machbar.