Und dann ging es los. Die 100 Meilen von Berlin. Für mich zum zweiten Male.

Vorne ging gleich die Post ab. Yoshihiko Ishikawa (Japan) würde schon nach 13:17:41 Stunden wieder hier sein. Das entspricht 4:56 Min/Km. Also mehr als 12 Km/h!

Die Masse ließ es aber viel verhaltener angehen. Bei 30 Stunden Zeitlimit reichte im Prinzip auch ein Tempo von 5,4 Km/h, also 11:08 Min/Km.

Ich hatte mir ein Tempo um 7:00 Min/Km vorgenommen. Netto. Plus Pausen an Ampeln und Verpflegungsständen ergäbe das 7:30 Min/Km.

Damit wäre ich nach etwas mehr als 20 Stunden im Ziel. Theoretisch. Mit Gehpause (möglichst nicht zu früh) würde sich die Ankunft schon noch verzögern.

2017 brauchte ich 22:55:55 Stunden. 

Erinnerungs-Markierungen ähnlich dieser würde ich noch öfter treffen. Der Verlauf der Berliner Mauer 1961 bis 1989.

An roten Ampeln hat man zu warten. Trotzdem über die Straße zu laufen für sofort zur Disqualifikation. Genauso wie das Tragen von Kopfhörern im Stadtgebiet.

Linke Seite der Gedenkpark Berliner Mauer. Da steht noch ein Teil Originalmauer.

Hier lief man noch in Gruppen dicht beieinander. Man wurde ja ständig durch das Warten an den Ampeln wieder zusammen gebracht.

Die St. Sebastian-Kirche im Hintergrund.

Die Liesenbrücke. Hübscher Name für einen Haufen nicht mehr genutzten Metall.

Der Anfang war ordentlich. Schnell hatte ich ein ruhiges Tempo gefunden, welches ich gut halten konnte. Anders als 2017 hatte ich zwar Respekt, aber keine Panik vor der Strecke.

Das genaue Tempo war etwas schwer einzuschätzen. Ich hatte meine Garmin Fenix 3 in den Ultratrac-Modus geschaltet. Damit sollte die Uhr knapp 27 Stunden durchhalten. Im GPS-Modus war 2017 schon nach 16 Stunden Schluß gewesen.

Aber nun wurde das Tempo recht ungenau angezeigt. Ich würde also für eine erste echte Einschätzung auf den ersten Verpflegungsstand warten.

Und hoffen, daß die Angaben dort wenige verwirrend waren als im Vorjahr.

Wichtiger als die Zeit war die Frage, wie lange mein rechte Fuß durchhalten würde. Den hatte ich mir 13 Tage zuvor auf der dritten von drei Etappen des Freudenthalweg-Ultra-Marathon heftig geprellt. 

Die längste schmerzfreie Strecke waren danach elf Kilometer gewesen.

Die Strecke war gegenüber 2017 etwas geändert worden. Statt am Reichstag vorbei liefen wir nun hinter dem Hauptbahnhof entlang.

Aber hier entlang der Spree war es auch schön zu laufen.

Und zu sehen bekamen wir das Paul-Löbe-Haus (hier sitzt der Bundestag) von der Spree aus.

Und den Reichstag bekam ich auch noch zu sehen. Dieses Mal aber von hinten.

Jakob-Kaiser-Haus
Reichstag
Paul-Löbe-Haus
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus

Soweit die Häuser von links nach rechts. Und dazwischen die Spree.

2016 verlief der Kurs noch durch das Brandenburger Tor hindurch. Aber seitdem ich mit laufe, durfte man da nicht mehr lang.

Aber für ein Foto ließ ich gerne eine Rotphase sausen.

Das Bundesministerium für Finanzen. In dem Bau hockt nun der Stadtverräter, Lügner und ehemaliger Bürgermeister von Hamburg. Herr Scholz. Der gehört in den Knast. Die G20-Krawalle im Juli 2017 haben er  die Rote Flora gemeinsam gefördert. Und von den 40 Millionen Euro, die er den geschädigten Bürger zur Wiedergutmachung zugesagt hatte, wurden nur 406.000 Euro ausgezahlt. Den Rest haben er und der Senat eingesteckt.

In Berlin saßen ja schon öfter Leute in führenden Positionen, die eigentlich in den Knast gehört hätten.

Mauerreste in der Nähe des ehemaligen Hauptquartiers der Gestapo.

Der Horror zweier deutscher Diktaturen dicht an dicht.

Trabi mit Werbung, Spione und links die Tische gehören zu Würstchenbude "Curry at the Wall Berlin Mitte". Fast schon ein Overkill.

Wie jetzt? Echt da in das Haus rein??

Plötzlich stand ich in einer Ausstellung zur Berliner Mauer.

Das kam überraschend. Für mich jedenfalls. Dabei dachte ich, alle Hinweise und News gelesen zu haben.

Außer Läufern war hier kein Besucher zu sehen. Morgens um kurz nach 7 Uhr ist der Touristen-Ansturm wohl eher gering, was auch daran liegen mag, daß hier sonst erst ab 10 Uhr geöffnet ist.

Etwas trinken konnte nicht schaden. Bei dem Tempo lag immer viel Zeit zwischen den Verpflegungsständen, auch wenn es im Schnitt nur sechs Kilometer waren.

Tjaaa... Mit 7:45 Min/Km war ich unterwegs. Brutto. Darin waren alle Pausen an den Ampeln, für Fotos und in der Ausstellung gerade eben.

Diese Zeitfallen würde es nun eher seltener geben. Also war es nicht so sehr zu langsam. Oder wie auch immer man es rechnen wollte.

Was sollte es gleich neben dem US Army Checkpoint anderes geben als McDonalds?

Starbucks und KFC findet man auch im Umkreis von nur 100 Metern.

Kurzer Blick auf den Berliner Fernsehturm.

Jetzt ging es im Zick-Zack durch Wohngebiete.

Blick auf das Engelbecken und die St.-Michael-Kirche.

Etwas mehr als elf Kilometer. So lange hatte mein rechter Fuß beim letzten Test zwei Tage zuvor durchgehalten.

Noch einmal ging es über die Spree, wieder mit kurzem Blick auf den Berliner Fernsehturm.

Mehr Mauer würde ich den Tag nicht zu sehen kriegen.

Auf 1316 Metern wurde die Mauer 1990 von Künstlern aus aller Welt bemalt. Inzwischen steht hier nur noch eine Kopie und es ist nicht mehr alles erhalten.

So richtig Durst hatte ich noch immer nicht, aber ein Becher konnte nicht schaden.

4,8 Kilometer in 33 Minuten. 6:52 Min/Km. Das klang doch nach einem guten Tempo.

Nun ging es noch einmal über die Spree.

Hier begann der Abschnitt der Strecke, der mich im Vorjahr fast zur Aufgabe gebracht hatte.

Damals ging die Stecke in entgegen gesetzter Richtung und ich kam hier und auf den folgenden Kilometern in der Nacht durch.

Jetzt war hier alles frei. Keine Besoffenen, keine Gangs, keine selbst ernannten "Spaß"-Vögel.

Ausnahmsweise ging es mal nicht über die Spree, sondern über den Landwehrkanal.

Nun kamen die zehn Kilometer durch Parks, Hinterhöfe und Wohnviertel, die man auch am Tage besser meiden sollte.

Nachts und wenn man wegen einer Verletzung nicht mehr (weg)laufen kann, ist das noch deutlich intensiver.

Zwei Stunden war ich schon (oder erst?) unterwegs. Nicht ganz 10% der Strecke waren geschafft. Bisher lief es gut.

Was ist bloß mit dieser Stadt los? Alle Dixis sind entweder abgeschlossen oder man hat Zäune drum herum gebaut.

Kein Wunder, daß dann alle in den Park pissen.

Da vorne gab es einen Lidl. Aber da es mir an nichts fehlte, sparte ich mir mein Geld.

Das Denkmal für die Mauer-Opfer in Berlin-Treptow.

Eines der Opfer war der 10-jährige Jörg Hartmann, dem der diesjährige Mauerweglauf gewidmet war. Ihm wurde am 14. März 1966 von "DDR"- Grenztruppen mehrfach in den Kopf geschossen. Er war das jüngste Maueropfer. Mit ihm wurde auch sein 13-jähriger Freund Lothar Schleusener getötet.

Jeder Teilnehmer war dazu aufgerufen, ein Spielzeug zu Gunsten der Johanniter zu spenden.

Die Spenden konnten bei der Startnummern-Ausgabe abgegeben werden und hier die letzten Meter zur Gedenkstelle gebracht werden. Einige Läufer trugen ihre Spielsachen sogar vom Start hierher. Allerdings eignete sich nicht jeder Teil dafür gleich gut.

Ich hatte ein Bauset von Duplo besorgt. Einen Elch hätte ich niemals weggeben können.

5,9 Kilometer in 43 Minuten. 7:17 Min/Km. Alles im Plan. Aber noch 142,1 Kilometer ins Ziel. Die Zahl da ganz unten sollte man besser ignorieren. Zumal ich noch nicht einmal einen Halbmarathon zusammen hatte.

Nun trank auch ich mehr. Die Coca-Cola hatte zwar kein Schild am Tisch, aber ich trank sie dennoch.

Eine traumschöne Strecke, wenn man hier nachts alleine auf ein paar Gangs stößt und hinter jeder Ecke irgendjemand im Gebüsch hockt und man vor lauter Dunkelheit nichts sehen kann.

Und man selbst läuft mit einer Warnweste, Stirnlampe, Startnummer und Rucksack. Auffällig wie ein Einhorn. Im Hellen und mit Läufern in Sichtweite ist der Schrecken kaum nachvollziehbar. Mir steckte der Horror von 2017 aber immer noch tief in den Knochen.

Damals war ich mit kaputten Fuß auch nur halb so schnell unterwegs

Bis Kilometer 46,5 war das Tragen von Kopfhörern strikt verboten. Aber nicht, Musik zu hören.

Ich hatte mir einen kleinen Lautsprecher mitgebracht. Damit hörte ich zwar nicht sonderlich laut, aber immerhin hatte ich etwas Musik dabei.

Es ging über den Britzer Verbindungskanal.

Die Chris Gueffroy Stele. Er wurde als vorletztes Mauer-Opfer in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1989 getötet. Er wollte durch den Kanal in den Westen schwimmen. 

Auch in dieser Ecke fühlt man sich nachts alleine so richtig sicher.

Kurz vor dem Teltowkanal ging es unter der Autobahn A113 hindurch.

5,7 Kilometer zwischen der A113 und dem Teltowkanal. Eine der "spannendsten" Abschnitte des Laufes. Kein Haus, keine Querstraße, gilt aber dennoch als Stadtgebiet mit Kopfhörer-Verbot.

Einige Läufer rannten dennoch mit Kopfhörern herum. Vor allem von den Staffeln, die eine Stunde später gestartet waren und die Einzelläufer nun nach und nach überholten.

2017 gab es Disqualifikationen wegen Kopfhörern. Diesmal konnten die Kopfhörer-Träger sogar unbehelligt an den Verpflegungspunkten vorbei laufen.

4:38 Stunden brauchte ich 2017 von hier durch die Hölle von Berlin ins Ziel. Nun hatte ich diese Strecke in 3:01 Stunden geschafft.

5,7 Kilometer in 37 Minuten. 6:29 Min/Km. Naja... gänzlich ohne Ampeln und Spielzeug und mit Musik. So konnte es gerne weitergehen.