Der Morgen nach der Nacht mit der Sommerzeitumstellung. Das frühe Aufstehen war mir egal, da ich sonst ja auch immer früh aus dem Bett muß, aber daß man nie so genau weiß, welche der Uhren sich nun automatisch umgestellt hat und welche nicht. Da wacht man auf und lebt plötzlich in drei Zeitzonen. Wie soll man da sicher pünktlich sein?

Das Wetter war prima. In der Nacht zwar noch kalt, aber um 9.00 Uhr schon 5°C und bis zum Zielschluß stieg die Temperatur um 2°C pro Stunde an.

Veranstaltungslände war die Sportanlage des Lufthansa Sportverein eV. mit den Hallen der Lufthansa am Hamburger Flughafen im Hintergrund.

Startnummern gab es schnell und unkompliziert und obwohl es nur wenige Toiletten gab, gab es keine Wartezeit. Zumindest nicht als ich da war.

Wie so oft war es vom Start bis ins Ziel gar nicht so weit. Beim Start lief man allerdings  in die "falsche" Richtung los.

Wenn man wie ich eher 0815 auf die Anlage kommt und dort von einem der wie Profi gekleideten Läufer des Laufladens (hier in Person von Jens Freitag) gleich mit "Hi Champ" begrüßt wird... boah... das gibt Aufmerksamkeit von den Umherstehenden. :-)

Ich weiß gar nicht, womit genau ich mir den Titel verdient habe. Ich mache bei Jens im Laufladen doch nur das Zirkeltraining mit.

232 Läufer insgesamt am Start. Davon 46 Gastläufer. Der Rest lief um die BSV-Halbmarathon-Meisterschaft mit.

Obwohl ich nur als Gast dabei war, hatte ich mir das Lauf-Shirt meiner Firma übergezogen. Da fiel ich nicht so auf.

Was erwartete ich von diesem Lauf? Gute Frage. Seit Monaten hatte ich keine Tempoläufe mehr gemacht und nur einmal kurz ein paar Test-Intervalle. Dafür war ich Dutzende Marathons meist im Wohlfühltempo gelaufen.

Ich plante einfach mal auf 5:00 Min/Km (1:45:30 Stunden). Und dann mal gucken wie es so lief. Und dann am Schluß noch etwas Tempo für eine Zeit 1:44:xx Stunden.

Gleich nach dem Start war die Spitze des Feldes weit weg.

Gelaufen wurden zwei ähnliche Runde in Flughafennähe. Die erste Runde war 12 Kilometer lang, die zweite Runde war fast wie Runde Eins, aber etwas angekürzt und somit nur neun Kilometer.

Etwas irritiert verließ ich den Sportplatz. Nach dem Strecken-Plan aus dem Internet sollten wir zu Beginn anderthalb Runden auf der Bahn drehen und erst dann auf die Straße laufen.

Aber da keiner meckerte und es ja schon die 26. Austragung war, würde es wohl alles so richtig sein.

Recht schnell hatte ich mich in mein Tempo von 5:00 Min/Km hinein gefunden.

Dumm war nur, daß ich damit fast alleine lief. Die eine Gruppe vor mir zog davon und hinter mir klaffte ein noch größeres Loch.

Also drückte ich ein wenig aufs Tempo und holte die Gruppe vor mir wieder ein.

Nun war ich zwar etwas schneller als geplant, aber nicht zu viel und immer noch besser als alleine zu laufen.

Die Strecke hier am Flughafen kannte ich gut. Hier laufe ich öfter mal herum.

Die späteren Ausflüge in die nähere Umgebung würden aber neu für mich werden.

Wir liefen auf der Ost-Seite des Flughafens bis zum Vogt-Cordes-Damm und dann auf der West-Seite weiter.

Diese Halle konnte man auch vom Start aus sehen. Da von der anderen Seite.

Mit dem Tempo klappte es gut. Ich lag so bei 4:57 Min/Km.

Ich orientierte mich weniger an den Läufern direkt vor mir, sondern vielmehr an Jens und Jörg vom Laufladen, die (so sah es jedenfalls von hinten aus) die Gruppe circa 100 Meter vor mir anführten.

Ich wollte ja nicht zurück fallen, wenn jemand aus der Gruppe das Tempo nicht mehr halten konnte.

Ah ja. 23:06 Minuten für fünf Kilometer? Wohl eher nicht. Vielmehr war das der Beweis dafür, daß am Anfang wirklich 400 Meter fehlten.

Den Weg um den Flughafen kannte ich zur Genüge. Diesen Abstecher um den See nicht. Den See hatte ich zwar jedes Mal gesehen, war aber nie drum herum gelaufen. Der direkte Weg um den Flughafen ist lang genug.

Aber vielleicht baue ich den Umweg doch mal mit ein und mache die Kilometer nicht oben durch Norderstedt sondern hier.

Von der Gruppe waren wieder ein paar Läufer abgefallen. Und wieder sah ich zu, daß ich den Anschluß behielt.

Ich merkte schon, daß dieses nicht mein gewohntes Tempo war. Da lief ich eher im Bereich 5:20 bis 5:40 Min/Km. Aber ich wollte es mal testen und so blieb ich dran.

Das Streckenprofil wies nicht viele Höhenmeter aus, aber in dieser Ecke gab es doch ein paar. Aber es war erträglich.

Und wieder war ein kleines Loch entstanden, daß ich erst einmal  wieder zulaufen mußte.

Einer von zwei Getränkestellen auf der Strecke. Diese diente später auf der zweiten Runde auch noch als dritte Stelle.

Für ein paar Meter kamen wir dem Flughafenwanderweg ganz nahe, ...

... aber dann kam noch ein zweiter Abstecher. Diesmal durch mehr bewohntes Gebiet.

Wobei man von "bewohnt" nicht wirklich etwas merkte. Leute waren jedenfalls keine zu sehen.

Und wieder waren ein paar Läufer aus der Gruppe zurück gefallen. Davon ließ ich mich aber immer noch nicht beirren.

Zurück am Flughafenwanderweg ging es nun den Weg zurück, den wir her gekommen waren.

Die Zwei vor mir hatten sich zwar mit mir vorne wieder heran gelaufen, verschwanden aber kurz danach.

23:49 Minuten für die voran gegangenen fünf Kilometer.

Nur weil durch den Fehler am Anfang die Kilometerzahl nicht stimmte, hieß das nicht, daß dies nicht mehr der offizielle Weg war.

Die Pfeile und das Schild waren eindeutig. Eigentlich war die Strecke da, wo ich lief. Dort lief ich aber ganz alleine.

Nun hatte sich die Gruppe dann komplett aufgelöst. Nun ging es alleine oder in Kleingruppen jeder für sich weiter.

Ich wäre ja gerne noch etwas in eine helfenden Gruppe gelaufen, hatte aber mein Tempo lange genug gehalten und würde es nun auch solo halten können.

Hier kamen Läufer entgegen, die schon 2,2 Kilometer voraus waren.

Ah ja. Man hatte den eigenen Fehler also bemerkt. Da hätten wir also doch gleich nach dem Start anderthalb Runden auf der Bahn laufen sollen und nicht nur eine halbe.

So holte man die fehlende Runde eben jetzt nach. Allerdings lief man ja nicht nur die Runde, man lief auch von der eigentlichen Strecke zur Laufbahn und wieder zurück. Also war die Strecke insgesamt nun länger als die 21,0975 Kilometer. So um die 150 Meter.

Weiter ging es nun in die zweite Runde, die etwas anders begann, um dem Gegenverkehr aus dem Weg zu gehen.

Da keine Gruppe mehr da war, lief ich nun direkt hinter Jens und Jörg vom Hamburger Laufladen.

Der Läufer links hatte schon 2,2 Kilometer Rückstand. Das war ja nicht langsam. Er kam bei 2:01 Stunden ins Ziel. Damit läuft man zum Beispiel beim großen Hella Halbmarathon noch locker in der vorderen Hälfte. Hier war nur noch ein Achter der Läufer hinter ihm.

Ich schaffte es hier am Ende knapp in die vordere Hälfte. Platz 104 von 232. Beim Hella Halbmarathon wäre ich 903. von 7952 gewesen.

Tja... es waren hier eben die Halbmarathon-Meisterschaften.

Eigentlich hätte die zwei Blauen jetzt auch gerne überholt, aber gefühlt zogen die nun das Tempo an.

Oder ich wurde müder...

Auf das Ziel gerechnet war das Kilometerschild hier ja richtig. Wegen des Umweges war es eigentlich der Kilometer 15,15. Aber das vergessen wir hier mal.

1:13:56 Stunden. Da schielte ich gut in Richtung 1:44 oder gar 1:43 Stunden. Ich mußte nur durchhalten.

Jens und Jörg hatten offenbar wirklich das Tempo angezogen. Plötzlich war Jörg einige Meter vorne weg.

Da nun jeder machte was er wollte, konnte ich den ohnehin geplanten Antritt schon hier starten.

Auf wenigen Metern hatte ich zunächst Jens und dann auch Jörg überholt.

In der zweiten Runde liefen wir nicht mehr bis zu See, sondern bogen schon vorher in die Wohnviertel ab.

Jetzt mußte ich mein Tempo ganz alleine halten. Und das tunlichst noch weitere 5,1 Kilometer. Das war (gelinde gesagt) sehr mutig.

4:30 Min/Km hatte ich nun auf der Uhr. Nicht übel. Da rannte ich natürlich an einem Läufer nach dem anderen vorbei. Das machte Spaß. Kannte ich schon von vielen Marathons.

Zurück am Flughafengelände. Ab hier nur noch bekannte Wege. Das war ein gutes Gefühl.

Mich wunderte es schon, wie lange und wie gut ich dieses Tempo halten konnte. Für mich ging es schließlich um nichts. Und die 1:45-Stunden-Marke war schon längst sicher.

Ein paar Kilometerschilder mehr wären nun schön gewesen. Nur um das Tempo kontrollieren zu können. Ich hatte den Überblick verloren, wie ich eigentlich in der Zeit lag und wie weit es noch bis zum Ziel war.

Irgendwie hatte ich nun alle überholt, die ich noch überholen konnte. Alles leer vor mir.

Schon 1:36 Stunden auf der Uhr. Okay... zwischendurch hatte ich auch an 1:39 Stunden gedacht, aber dafür war die Strecke doch zu lang.

Kurz ließ die Spannung nach Kilometer 20 nach, aber zurück auf der Borsteler Chaussee nahm ich das Tempo wieder auf.

Dann war ich wieder zurück am Sportplatz. Das Tempo immer noch bei 4:30 Min/Km. Und das als Schnitt von nun schon 5,7 Kilometern.

Für einen Schlußspurt reichte die Kraft dann zwar nicht mehr, aber ich war auch so schnell genug.

Nur noch ein paar Meter, dann war auch der Lauf geschafft. Und das besser als erhofft.

1:41:24 Stunden. Mehr als nur zufrieden konnte ich meine Medaille in Empfang nehmen. Drei Wochen lang hatte ich schon keine Medaille mehr bekommen gehabt. Da kriegt man ja Entzugserscheinungen.

Meine Halbmarathonbestzeit von Paderborn 2015 war mit 1:27:20 Stunden ein wenig besser, aber war lang her. Wie in einem ganz anderen Leben.

Der Sieg ging hier mit 1:18:31 Stunden weg. Der Sieger war auch noch unzufrieden mit der Zeit. Da bin ich doch froh, daß ich solche Probleme nicht habe.

Ein beliebtes Fazit nach solchen Läufen ist ja immer: ich sollte öfter mal diese Unterdistanzen laufen.

Wohl wahr. Macht ja auch Spaß. Aber bei 35 Marathons im Jahr finden sich nur schwer noch freie Tage im Kalender.

So genoß ich den schönen Tag, das schöne Wetter, den schönen Lauf und die schöne Medaille.