Weiter ging es. Vor allem mit der Getränke-Suche. Wobei sich das Problem recht schnell zu erledigen schien. Da vorne war ein Supermarkt oder so.

Echt jetzt???? Ausverkauf bis zum Vortag???? Wollten die mich verarschen????

Okay... die Öffnungszeiten von 14 bis 18 Uhr hätten mir auch nicht gepaßt. 

Der nächste Bus fuhr zwar erst nach 100 Minuten, aber das wäre die beste Möglichkeit abzubrechen.

Von hier kommt man mit der Fähre über die Elbe zum Zollenspieker Fährhaus. Das gehört schon zu Hamburg. Genau wie die ganze andere Uferseite. Während ich weiter in Niedersachsen lief.

Oh... ein Imbiß. Das heißt ja nicht automatisch auch was zu trinken, aber ich hatte Glück. Naja... eingeschränkt. Es gab eine 0,33 Liter-GLAS-Flasche Coca-Cola und und eine Halb-Liter-Flasche Punika.

Die Glas-Flasche trank ich vor Ort aus, die Punika kam mit. Anderthalb Litern könnten bis ins Ziel reichen.

Allerdings mußte ich die Glas-Flasche und die große hella-Flasche aus Bardowick hier entsorgen. Kein Platz mehr im Rucksack. Dazu war ich zuvor noch nie gezwungen gewesen. Verfluchte Hitze.

Nun begann die Hölle an der Elbe. Ab hier waren es noch 17 Kilometer bis zum Ziel (sofern es keine Umwege zu wandern gab). 32°C im Schatten, den es aber nicht gab. Das könnte an die drei Stunden lang dauern.

Wirklich abwechslungsreich war die Strecke auch nicht. Es ging im Grunde nur darum, nicht aufzugeben. 

Kurz hinter Kilometer 41 fing ich noch einmal mit Laufen an. Die Marathon-Marke wollte ich noch unter sechs Stunden erreichen.

5:58:51 Stunden brauchte ich für die Marathon-Distanz. Für die sichere Medaille reichte das aber noch nicht. Anders als bei früheren virtuellen Läufen, teilweise auch 50 Kilometer oderlänger, waren dieses Mal 50 Kilometer Pflicht. Sonst reichte immer der Marathon.

Nach der Marathon-Marke meine sechste Trinkpause. Ein halber Liter Iso. Ich mußte ja sparsam sein.

Gegen den Durst half das alles nichts mehr. Aber es war auch unrealistisch, ausreichend zu trinken UND keine Probleme mit dem Magen zu kriegen.

Hier erreichte ich die Seeve-Mündung.

Ein einzelner Baum...

... und jeder Fleck mit Schatten von Schafen belegt.

Das sah lustig aus.

Für die Drei wäre auch noch Platz gewesen.

Es stellte sich mir die Frage: War das hier noch schlimmer als die Hitze-Schlacht in der Lüneburger Heide am 28. Juli 2018? Damals waren es 34°C, es wurde erst um 9.00 Uhr direkt in die Hitze gestartet. Dafür gab es während der schlimmsten Hitze einiges an Schatten und bei Kilometer 38 von 59 kam ein Unwetter mit Regen und Kühle. Außerdem gab es circa alle 10 Kilometer einen Verpflegungsstand. Ich trank insgesamt neun Liter, brauchte 8:49:44 Stunden für 59,5 Kilometer.

Hier kam die Hitze erst nach zwei Stunden, dafür wurde ich die letzten vier Stunden richtig durchgebraten, zumal fast ohne Schatten. Zu trinken hatte ich 3,833 Liter.

Das Tempo war bei den beiden Läufen im Schnitt ähnlich. Nur lief ich 2018 vor allem auf den letzten 21 Kilometern als er kühler wurde und hier auf den ersten 18 Kilometern, bevor es zu heiß wurde.

Auch wenn es 2018 ein echter Lauf mit neun Teilnehmer und hier ein virtueller Lauf war, auch 2018 lief ich nahezu die komplette Distanz alleine.

Schwer zu sagen, welche Hölle schlimmer war. Fakt ist aber, daß ich ab 25°C nicht laufen mag. Eigentlich mag ich da gar nichts mehr.

Die siebte Trinkpause bei Kilometer 46. Nun war die Flasche Punika aus Hoopte dran.

Hilfe... Piraten!! Naja... bei mir war nicht mehr vier zu holen.

Nun war der Weg entlang der Elbe kurz mal unterbrochen. Zu Umleitung ging es über den Deich. Das war aber schon bei der Planung zu sehen gewesen.

Anders als ich erwartete, war hier aber keine Baustelle oder ein natürliches Hindernis. Hier hatten sich offenbar ein paar Arschlöcher auf Kosten der Allgemeinheit einen Elbzugang erkauft.

Also machte ich einen Ausflug durch Bullenhausen.

Elbdeich? Von wegen. Der war 210 Meter entfernt.

Auf der anderen Flußseite die Bunthäuser Spitze. Hier trennt sich die Elbe in Süderelbe (hier vorne) und Norderelbe (die ist dahinter).

In der Mitte das Leuchtfeuer Bunthaus. Da gibt es hin und wieder auch einen Marathon. Einmal war ich schon dabei.

Hier mündet der Graben 100 in die Elbe.

Nun hatte ich die Landgrenze zwischen Niedersachsen und Hamburg überlaufen. Eine Markierung gab es nicht.

Schließlich hatte ich meine 50 Kilometer zusammen. 7:15:22 Stunden hatte es gedauert.

Jetzt hatte ich auch endlich die Medaille sicher. Aber dennoch mußte ich noch lebend das Ziel erreichen. Sonst hätte ich ja nichts von dem Schatz.

Theoretisch hätte ich diesen Lauf (also die Wanderung) beenden können. Doch wie wäre ich dann nach Hause gekommen? Hier war ja weit und breit nichts. Und ein Taxi rufen? Zu welcher Adresse denn? "Ich bin genau da, wo der blaue Punkt auf der blauen Linie steht." LOL

Kurz hinter Kilometer 50 fand ich etwas Schatten für meine achte und letzte Trinkpause. Eine Flasche Powerade hatte ich noch. Die war im Rucksack aber so heiß geworden, daß ich mir fast die Zunge verbrannte.

Normalerweise freut man sich als Läufer oder Wanderer ja nicht über Autobahnen, aber hier war sie ein gute Signal.

Von hier waren es noch genau 2,5 Kilometer ins Ziel. Auf der Uhr hatte ich schon 51,35. Das war für die Rest-Strecke aber egal.

Das letzte Stück durch diese Hitze wanderte ich auch noch routiniert durch.

Frustrierend war allerdings die Aussicht, daß es nach dem Finish ja nicht besser werden würde. Die Hitze blieb mir ja erhalten. Zum Kotzen. Warum kann man da nicht mal etwas gegen tun??

Einen Kilometer vor dem Ende des Laufes endete die Strecke jenseits des Deiches.

Einmal über den Deich und dann auf der anderen Seite weiter.

Hier vorne die Bahn-Brücke.

Dann kam noch die Brücke der B75 und die nächste Brücke war das mein Ziel.

Schnell noch über die Ampel...

... und diese Steigung hoch...

... und schon war ich auf der Schlußgerade, das Ziel-Tor schon vor Augen.

Noch 30 Meter.

Noch 10 Meter.

Fertig. Puh.

7:52:16 Stunden von Lüneburg hierher. Das schaffte die Bahn in 25 Minuten (sofern man mal vergißt, daß man hier ja nicht aussteigen kann). Nur war meine Strecke schöner.

Angesichts der Horror-Hitze hatte ich die Strecke recht gut geschafft. Mit den Getränken hatte ich etwas Glück. Darauf sollte ich besser achten.

In der Folgewoche stand der echte Wuhletal-Marathon auf dem Zettel. Meinen nächsten Marathon hatte ich noch nicht terminiert. Beim Corona-Run Level 2 war ich terminlich flexibel, würde meinen Start auch vom Wetter abhängig machen.

Wäre ich bei diesem virtuellen Megamarsch nicht auf diesen Tag festgelegt gewesen, dann wäre ich niemals bei dieser Hitze gelaufen. 

Die Rückfahrt dauerte etwas. Es kam zwar sofort ein Bus, doch der wollte nicht die paar Sekunden warten, bis ich die Maske aus dem Rucksack geholt hatte und fuhr weg. Okay... der fährt auch zwei Stunden, kann man machen.

Also anderen Bus suchen und über Harburg und Altona nach Hause. 2,5 Liter trank ich auf der Reise nach Hause. Dort ging es erst richtig los.

Als gute Nachricht am Ende: ich hatte keine Schäden nach dieser Hitze-Schlacht. Ich war aber trotzdem froh, anders als nach dem Hitze-Lauf 2018 am Folgetage nicht weitere 50,6 Kilometer laufen zu müssen. Oder überhaupt laufen zu müssen.