Fast zwei Stunden dauerte die Anreise quer durch Hamburg nach Curslack. Eine Einreise nach Schleswig-Holstein war damals verboten, also mußte ich in der Stadt bleiben.

Marathon ohne Gepäckabgabe und Verpflegungsstände ist schwierig. Man geht morgens bei 2°C aus dem Haus, fängt bei 7°C an zu laufen und dann werden es allmählich 17°C, bis man im Ziel ist.

Ein logistischer Kraftakt. Und ein recht voller Rucksack. 

Einen Marathon alleine zu laufen, war nicht neu für mich. Bei manch kleinerem Event löste ich mich schnell vom Rest des Feldes und lief die Strecke dann alleine. Aber da gab es Verpflegungsstellen und ich mußte nicht auch noch meine Klamotten mitschleppen.

Start meines ersten virtuellen Marathons war direkt auf der Odemann Brücke über der Dove-Elbe.

Zum Beginn machte ich eine Runde durch Curslack. Hier hatte ich bei der Planung die Meter eingebaut, die am Ende zu 42,2 Kilometern fehlten.

Irgendwas stimmt mit diesem Schild nicht.

Ab Beginn hielt ich mich an die Deich entlang der Elbe. Hier zunächst entlang der Dove-Elbe.

Der offizielle Tangermünder Elbdeich-Marathon führt nicht einmal ansatzweise so viel am Elbdeich entlang wie mein Lauf hier.

Hier steht zwei Zaunpfähle des KZ Neuengamme.

Mein fröhliches Zick-Zack führte mich zum vierten Male über die Dove-Elbe.

Weiter ging es auf dem Deich nördlich der Dove-Elbe.

Hier vorne die Dove-Elbe, dahinter der Neuengammer Hausdeich.

Ich hatte nicht gedacht, daß hier überall Häuser stehen würden. Auf der Karte sah es weit  weniger bebaut aus. Da am Start kein Klo war, wurde es allmählich dringend.

Nach 5,2 Kilometern war der Strecken-Teil an der Dove-Elbe geschafft.

Nun kam der Deich an der "richtigen" Elbe. Der war deutlich größer und ähnelte weit mehr dem, was man sich allgemein unter einem Deich vorstellt.

Ich folgte der Elbe nun bis Kilometer 23,2.

Nun wurde die Strecke aber schwieriger. Statt auf Asphalt lief ich nun meist auf Gras.

Für Gras war die Strecke gut belaufbar, aber eben nur für Gras.

Ich behielt ein ruhiges Tempo bei. Um die 6:30 Min/Km.

Einen Liter Getränke hatte ich im Rucksack. Den Rest würde ich entlang der Strecke kaufen müssen. Da ist es schon doof, wenn der Imbiß geschlossen war und das Fährhaus keinen To-Go-Verkauf hatte.

Jetzt hatte ich noch einen halben Liter Getränke im Rucksack.

Nun wurde der Untergrund abwechslungsreicher. Aber nicht immer leichter. Hier schon...

... und hier ganz sicher nicht. Aber ich kämpfte mich voran. Oben aus dem Deich war es sicherlich noch schwerer und hinter dem Deich entlang der Straße weit langweiliger.

Nun wechselte ich die Deich-Seite und lief nun eine Weile am Hohendeicher See entlang.

Entlang des Sees gab es gleich mehrere Toiletten und auch Imbisse.

Tatsächlich gab es eine aus Versehen nicht verschlossene Toilette und einen geöffneten Imbiß. Minimalplan erfüllt.

Ich holte mir einen Becher Coca-Cola, danach ging es weiter.

2:24:11 Stunden hatte ich hier bei der Strecken-Hälfte auf meiner Uhr.

Bisher liefen die Kilometer der bei Komoot geplante Strecke ziemlich parallel zu den Zahlen auf meiner GPS-Uhr.

Ich lief immer noch im Tempo um die 6:30 Min/Km. Durch Pausen lag der Gesamtschnitt eher bei 6:50 Min/Km.

Die Deichkilometer hinkten meiner gelaufenen Strecke geringfügig hinterher. Das war aber reiner Zufall.

Eine Weile lief ich nun hinter dem Deich.

An der nächste Gelegenheit wechselte ich aber wieder die Deich-Seite.

Kilometer 23,2. Hier war der Teil zu Ende, den ich an der Elbe entlang lief. Es folgten 5,8 Kilometer an der Norderelbe.

Hier an der Bunthäuser Spitze teilt sich die Elbe auf in die Norder- und die Süderelbe.

Hier steht das Leuchtfeuer Bunthaus, bekannt von den Leuchtturm Bunthausspitze Marathons.

Wieder war ein Wechsel der Deich-Seite erforderlich. Der Weg an der Elb-Seite ist nicht ganz durchgehend.

Hier trank ich den zweiten halben Liter der Getränke aus meinem Rucksack. Der war jetzt deutlich leichter.

Allerdings war es möglich, hier über den Deich hinweg auf die Elbe zu schauen.

Und wieder zurück an die Elbe.

Bei Kilometer 29 bogen die Dove-Elbe und ich von der Norderelbe ab.

Bei Kilometer 30,4 war es für eine Weile vorbei mit dem Deich-Laufen.

Das sind die Reste der Alten Eisenbahnbrücke.

Da vorne links sind es nach Kaltehofe, ich lief aber noch einen kleinen Bonus.

Zweck dieser kleinen Schleife war es, näher an die Reste der Alten Eisenbahnbrücke zu gelangen, aber da war kein Zugang.

Aber hübsch war es dennoch.

Die Ecke hier kannte ich vom 2. Grünen Ring und auch vom Mega-Marsch.

Daher kannte ich auch diese Tankstelle, wo ich mir einen halben Liter Coca-Cola zum Sofort-Trinken und noch einen halben Liter Powerade zum Mitnehmen.

Weiter ging es in Richtung Kaltehofe. Hinter dem Deich verläuft zunächst die Dove-Elbe...

... und dann bald wieder die Norderelbe.

Rechts liegt der Holzhafen mit dem Heizkraftwerk Tiefstack.

Nach 56 Tagen Marathon-Abstinenz lief es erstaunlich gut. Ich kam langsam, aber gleichmäßig und locker voran. Ich hatte mit deutlich mehr Problemen gerechnet.

Ein Teil der Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe.

Und hier das dazugehörige Hauptgebäude.

Die Wasserkunst war auch Opfer der Corona-Offnungs-Verbote-Welle geworden. Der Parkplatz wurde derweil für einen Getränke-Verkauf genutzt. Natürlich mit dem zu der Zeit üblichen Abstand-Markierungs-Irrsinn.

Nun hatte ich ausreichend zu trinken dabei. Wie durstige hätte ich sein müssen, ehe ich mir sieben Kilometer vor dem Ziel diesen Wahnsinn angetan hätte?

Mal wieder hatte ich die lange Kaltehofer Gerade überlebt. Selten ging es gefühlt so rasch vorbei.

Mit diese Brücke ging es über den Haken...

... und mit dieser Brücke über den Oberhafenkanal. Voraus die Neue Elbbrücke, aber so weit lief ich nicht geradeaus.

Diese S-Bahnstation wurde am 14. Dezember 2019 eröffnet.

Da machte ich doch gleich mal einen (geplanten) Umweg.

Der Skywalk verbindet die S-Bahnstation mit der U-Bahn-Station. Er ist 65 Meter lang.

Die U-Bahnstation wurde bereits am 6. Dezember 2018 eröffnet.  

Das Hin-Her-Rauf-Runter brachte mehr Strecke ein, als der gerade Strich auf dem Streckenplan es hergab. Nun hatte ich eine Abweichung von Strecke und GPS-Messung.

Es waren aber nur noch vier Kilometer bis ins Ziel.

Der Bau der Hafen City geht immer noch weiter. Das wird wohl auch noch eine Weile dauern.

Ich kam dem Ziel immer näher und brachte es dabei auf eine nette Tempoverschärfung.

Laufen kann so schön sein.

Ich lief an der Elbphilharmonie vorbei. Ein eindrucksvolles Gebäude, besonders von hier unten betrachtet.

Hier die Hafenpolizeiwache Nummer 2.

Kurz vor dem Finale dann die teuersten und sinnlosesten Deich-Meter der Strecke. 625 Meter, 136 Millionen Euro, 2,45 Meter höher als jede bisher da gewesene Flut. Und rechts und rechts neben der Promenade kann das Wasser ungehindert in die Stadt laufen.

Immer noch lief alles gut. Das würde noch deutlich unter 4:50 Stunde zu Ende gehen.

Jetzt runter zur Norderelbe...

... bis zum geplanten Ziel vor die "Rickmer Rickmers".

Dann hatte ich es geschafft. Meine erste Medaille nach acht Wochen. Der Marathon zählte zwar nicht, aber endlich mal wieder eine Startnummer und eine Medaille zu haben, war schon ein gutes Gefühl.

42,81 Kilometer
4:47:28 Stunden
6:43 Min/Km

In Bewegung:
4:35:59 Stunden
6:27 Min/Km

610 Fotos

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So schön der Lauf auch war, echtes Marathon-Gefühl kam nicht auf. Es ist nicht dasselbe, wenn man einfach nur alleine durch die Gegend läuft. Das mache ich über 200 Male im Jahr.

Ein echter Marathon hat bei aller Individualität immer noch etwas mit einer Gemeinschaft zu tun. Am Start, im Ziel, teils die Helfer an der Strecke, das Publikum.

Ein Shirt, eine Startnummer, eine Medaille... das kann man sich kaufen. Einen Marathon aber nicht.