Weiter ging die wilde Reise durch das Naturschutzgebiet. Allmählich wünschte ich mir, daß dort auch Läuferschutz gewährt werden würde.

Wieder ging es über die Wandse.

Der Weg wurde etwas besser. Auf dem Gras neben dem Weg lief es sich ganz gut.

Was die Zeit anging, hatte ich längst alle meine Prognosen abgeschrieben. 2:10 Stunden oder so. Das lief jetzt eher auf 2:25 Stunden heraus.

Zurück auf der Panzerstraße überquerte ich nochmals die Wandse.

Ich machte noch eine Schleife parallel zur Panzerstraße. Um etwas Zick-Zack kam ich bei diesem Lauf nicht herum. Von Start bis Ziel waren es direkt gelaufen nur neun Kilometer. 

So unbequem der Lauf auch war, viele schöner Fotos hatte ich im Kasten.

Nun ging das Spiel mit den niedrigen Ästen wieder los. Man bräuchte mehr Augen. Unten muß man auch den Weg und oben auf die Äste achten. Man rutschte also entweder aus oder vertritt sich und man knallt mit dem Kopf gegen den Ast.

Richtig viel "Spaß" macht es, wenn man erst ausrutscht und sich beim Ausbalancieren oben den Kopf prellt.

Nebenbei gingen noch die Schürsenkel auf und das GPS war wieder weg.

Zum Glück gab es hier nur diesen einen Weg.

Die Chaos-Strecke hatte ich überlebt.

Nun ging es auf der anderen Seite der Panzerstraße wieder zurück.

"Immer am Zaun entlang" bedeutete hier auch "Immer durch die Brennnesseln". Ich spürte meine Beine schon gar nicht mehr.

Kaum war ich zurück auf der Panzerstraße ging rechts der Schürsenkel auf. Kaum hatte ich den wieder zugemacht ging 30 Meter der linke auf...

Schwerst genervt paßt man dann einen Moment nicht auf und liegt neuer Beule am Kopf flach auf dem Boden. Meinen Fotoapparat fand ich sofort. Der rote Haltegriff war leicht im Gras auszumachen.

Das Handy fand ich dann 31 Minuten später. Anrufe von hilfreichen Spaziergänger halfen nicht. Da war wohl was kaputt. Also wühlte ich mich mehrfach durch das Gras und die Brennnesseln. Hände und Arme spürte ich nun auch nicht mehr.

Ich machte noch die zweite Trinkpause und lief weiter.

Noch 5 bis 5,5 Kilometer. Es war mir alles egal geworden. Hauptsache weg von hier und dann endlich Schluß mit dem virtuellen Blödsinn.

Schlimmer konnte es ja nicht mehr werden (als wenn ich das nicht längst besser wüßte).

Die Kamera hatte beim Sturz doch mehr abbekommen.

Dieser "See" ist übrigens die Wandse, die hier aufgestaut wurde.

Niedrige Äste gab es auch im Stellmoorer Tunneltal.

Und Brennnesseln.

Oh... eine Steigung. Das war neu. Da konnte man auf der anderen Seite bergab schön schlittern.

Eine "Steinschlange gegen Corona". Ein mir ganz neues Konzept gegen die Pandemie. Aber... wer weiß...?

Vielleicht sehen wir genau hier die Rettung der Menschheit?

(Ich hatte mir echt häufig den Kopf abgestoßen.)

Endlich mal wieder Asphalt.

Die Bahnlinie nach Rahlstedt hatte ich nun gefunden. Leider führt die Brücke nicht zum Bahnhof. Es waren noch drei Kilometer oder so.

Es ging noch einmal zurück ins Stellmoorer Tunneltal.

Das sah seltsam dunkel aus da am Himmel. Es würde doch nicht etwa...

PLATSCH !!!!

Wolkenbruchartig war alles geflutet. Es dauerte auch nur wenigen Momente, bis die Regenmassen auch durch die Blätter waren.

Okay... die Schuhe waren eh schon lange durchnäßt und eventuell  würde es ja JETZT nicht mehr schlimmer werden.

Noch einmal die Wandse.

Wofür ging es eigentlich die Wetterberichte, wenn die das nicht vorhersehen können.

Und warum verlasse ich mich noch auf Wetterberichte???

Wobei... alleine vom Wetter betrachtet war das besser als die Hitze am Vortag.

Ach ja... da war doch noch was mit Regen und Scheuerstellen.

AAAAAUUUUUUAAAAA!!!!

Aber das Regenwasser kühlte die Brennnessel-geschundenen Hände und Beine. Immerhin...

`Das Handy machte nun gar nichts mehr. Außer leuchten. Sollte es aber weiter immer dunkler werden, könnte das noch hilfreich werden.

Die Navigation verlief nun nur noch nach Gefühl. Immer dem Weg entlang und dann rechts halten. So müßte ich doch in Richtung Bahngleise kommen und die sollten mich dann zum Bahnhof führen.

Am Ende fand ich tatsächlich den richtigen Weg und kam an der Hauptstraße wieder raus.

Der Regen hatte aufgehört. Also trocknete ich das Handy und den Fotoapparat. Gerne hätte ich auch noch getrunken, aber ich hatte nicht mehr.

Bewohntes Gebiet. Endlich würde dieser Lauf bald sein Ende finden.

Ich hatte den Halbmarathon erreicht. 2:55:21 Stunden. Immerhin hatte ich mir meine Medaille erkämpft.

Ansonsten: kein Kommentar.

Wo es sonst keine Probleme mehr gar, konnte natürlich nochmals der Schnürsenkel aufgehen.

Und 400 Meter vor dem Ziel begann es wieder zu regnen.

Letzte Kurve...

... und ich war am Ziel dieses unglaublichen Pannen-Laufes.

Kein echtes Shirt, keine echte Startnummer und auch keine echte Medaille. Echt waren dafür die Schmerzen an den Händen, Armen, Beinen und den Scheuerstellen überall.

Und der Frust über den total mißratenen Lauf. Es war als schöner Spaß gedacht. Jetzt war ich froh, daß es endlich vorbei war.

Zum Glück war es nicht kalt. Also fror ich nicht auf meiner Rückfahrt mit dem Bus nach Hause. Ich mußte nicht einmal umsteigen.

22,09 Kilometer
3:01:09 Stunden
8:12 Min/Km

In Bewegung:
2:33:42 Stunden
6:57 Min/Km
Da war ich beim Suchen des Handys im Gras wohl auch teilweise in Bewegung...

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