Es ging richtig gut los. Es war trocken. Der Wetterbericht hatte viel Regen den ganzen Tag über vorhergesagt. Aber zumindest zum Start schaffte ich es trocken.

17°C zu Beginn. Allerdings war es schwül. Die ganze Nacht hatte es geregnet und nun dampfte die Feuchtigkeit aus den Wiesen.

Anwesenheitskontrolle nach Corona-Regeln. Wieder gab es keinen Verpflegungsstand und auch keine Ergebnisliste. Da konnte man Organisatorisches auch am See erledigen.

Naja... genau genommen ist es kein See, sondern es ist ein Rückhaltebecken des Flusses Saselbek.

Dann die übliche Wanderung zum 867 Meter entfernten Start. Warum nicht wie bei anderen Strecken mit einem Pendelstück begonnen wird? Gute Frage. Hat wohl was mit Tradition zu tun. 

Christian machte noch etwas Werbung für einen besonderen Lauf am 08. Juli 2020. Da war ein Marathon im Hamburger Hafen mit Startzeit 3.00 Uhr geplant. Start und Ziel würden vor Odo's Kaffeeklappe sein, welche um 3.00 Uhr öffnet.

Aber dann konnte es mit dem Marathon hier losgehen.

Elf Voranmeldungen gab es, eine Abmeldung, die übrigen zehn Läufer waren dabei.

Zu laufen waren wie immer zunächst 867 Meter dahin, wo später das Ziel und sonst auch der Verpflegungsstand war. Danach dann 16 ganze Runden zu jeweils 2583 Metern,

6:13 Minuten benötigte ich für das Auftakt-Stück.

Die Mitläufer hatten sich früh in beide Richtungen abgesetzt. Entweder nach vorne und nach hinten. Ich blieb einfach bei meinem eigenen Tempo.

16:55 Minuten für Runde 1.

Es regnete zwar nicht, aber es war ziemlich schwül. Ab und an kam die Sonne zum Vorschein und machte es noch schlimmer.

Auch meine Kamera hatte wohl Feuchtigkeit gezogen.

Die ersten Runden quälte ich mich um den Kurs herum.

Und schon am Ende der dritten Runde war ich so durstig, daß ich die eine erste Trinkpause einlegte.

17:10 Minuten für Runde 2
18:26 Minuten für Runde 3

18:20 Minuten für Runde 4.
1:17:04 Stunden war ich schon auf der Strecke.

Die ganz schnellen Renner überrundeten mich schon jetzt.

Ich wurde zwar nicht schneller, aber das Laufen fiel mir nun leichter. 

Jedenfalls hatte ich nicht mehr den unbedingten Drang, hier abzuhauen und wieder nach Hause zu fahren.

Die anfängliche Schwüle war inzwischen von frischem Wind vertrieben worden. Auch das machte es angenehmer.

Ich lief hier mit einem neuen Hörbuch von Eva Almstädt ("Eisige Wahrheit"). Auf die Toten konnte ich hier beim Lauf verzichten, aber die Kälte hätte ich gerne gehabt. Den vielen Schnee auch. 

17:40 Minuten für Runde 5
16:56 Minuten für Runde 6
17:43 Minuten für Runde 7

Runde 5 und 7 mit den beiden nächsten Trinkpausen. Drei Trinkpausen in der ersten Hälfte. Das hatte ich an den Teichwiesen noch nie. Einmal hielt ich bis Ende der Runde 10 (Km 26,7) durch.

Ich war nun sehr gleichmäßig, wenn auch langsam unterwegs. Am Folgetag stand wieder ein virtueller Marathon auf dem Plan.

Ein 47,4-Kilometer-Lauf vom Schloß Ahrensburg zum Schloß Bergedorf. Über Lütjensee, Witzhave und das Schloß Reinbek.

Halbmarathon nach 2:24:07 Stunden. Für den ersten Lauf eines Marathon-Doppels am Wochenende war das okay.

17:27 Minuten für Runde 8

Nun war ich immerhin in der zweiten Hälfte. Bis ins Ziel war es immer noch weit, aber es ging voran.

Nach einer Phase mit mehr Sonne zog sich der Himmel wieder zu und es fing teils zu regnen an. Aber nicht viel.

Die zwei relevanten Anstiege jeder Runde wanderte ich ab Beginn hinauf. Der Kurs war mir ja bekannt, da brauchte es keine Experimente.

Mit dieser Defensiv-Taktik kam ich konditionell bestens durch die Runden. 

Meine mentalen Einbrüche gerade in der Anfangsphase waren damit aber nicht in den Griff zu kriegen. Da sollte ich dran arbeiten, denn zuletzt hatte ich die bei fast jedem Marathon... außer bei den virtuellen. Womit ich wohl den Ansatz für das Problem habe.

Nachdem es bis dahin nun ab und zu etwas tröpfelte, kam jetzt der richtige Regen.

Das war schön erfrischend. Komplett naß war ich bereits von der Schwüle am Anfang.

Nach den Runden 10 und 12 machte ich wieder Trinkpause. Wobei ich nun auch aus meiner Tasche hätte trinken können. Da hatte sich das Wasser gut angesammelt.

Aber Coca-Cola war mir dann doch lieber. Der Regenwasser "trank" ich beim Laufen schon genug. 

18:05 Minuten für Runde 9
17:38 Minuten für Runde 10
18:19 Minuten für Runde 11
18:28 Minuten für Runde 12

3:39:21 Stunden lief ich schon herum. Aber allmählich kam das Ende in Sichtweite.

Das Hörbuch war für heute beendet. Die Mörderjagd würde am Folgetag beendet werden.

Gegen den Regen konnte man unterschiedlich vorgehen. Ich gehöre zu der Fraktion derer, die es einfach regnen lassen und ohne besondere Klamotten weiter machen. Naß bin ich ja ohnehin.

Außerdem war der Regen bei inzwischen 22°C nicht wirklich kalt.

Ein paar Spaziergänger waren trotz des Regens unterwegs. Aber davon abgesehen hatten wir die Teichwiesen nun für uns alleine.

Wolfgang auf dem Weg zum Ziel. Er lag auch zwei Runden vor mir.

18:09 Minuten für Runde 13
17:23 Minuten für Runde 14

Runde 14 mit Trinkpause. Nun nur noch zwei Runden.

Vorletzte Runde. Alle Sorgen der ersten Quäl-Runden waren nun vergessen. Nun lief es wie von alleine.

Nun mußte ich nur noch darauf achten, am Schluß nicht zuviel Energie zu verbrennen, die ich für den virtuellen Marathon Tags drauf noch brauchten konnte.

16:27 Minuten für Runde 15 mit einer letzten Trinkpause. Jetzt noch die letzte Runde.

Der Regen machte gerade eine kleine Pause, aber Christian war immer noch Feuer und Flamme.

Wieder einmal wurde mir klar, daß ich echt keinen Marathon kann.

Normale Läufer rennen erst einmal locker los, trinken hin und wieder etwas und fangen dann früher oder später an zu kämpfen, um es ins Ziel zu schaffen.  

Ich hingen quäle mich über die ersten zehn Kilometer, saufe 3,5 Liter weg und kriege auf den finalen Kilometern dann den Flow und renne los wie bekloppt.

Wieso bekommt man das nicht kombiniert? Die erste Hälfte bin ich normaler Läufe und mutiere danach zum Falko. So wird der Marathon ein Spaß.

Aber das wäre irgendwie auch langweilig so ohne Probleme. Die gehören doch irgendwie dazu. Worüber sollte ich sonst hier meckern?

Nun brachte ich aber erstmal diesen Lauf zu Ende. Mit viel Freude und hohem Tempo.

Zum Finale machte ich sogar noch einen echten Sprint zum Ziel. Okay... das könnte ich am Tag danach bereuen, aber das war mir für diesen Moment egal.

Und dann hatte ich das Ziel erreicht. Wieder war ein Marathon geschafft.

In Ehrerbietung an die beiden Namensgeber des Marathons (Christo & Jeanne Claude) wurde die Medaille zunächst einmal verhüllt.

Und so sah sie wirklich aus. Wobei sie nicht offiziell war. Vom Veranstalter aus gab es keine Medaillen, also bastelte ich mir wieder mal selbst eine.

13:50 Minuten für Runde 16. 4:45:10 Stunden insgesamt. Platz 4 von 8 Startern über den Marathon. Eine Läuferin lief Halbmarathon, ein Läufer den Dreiviertelmarathon.

Jetzt aber schnell umziehen, so lange es trocken war. Meine Wechselklamotten waren gut eingepackt und wurden auch im Wasserbad Tasche nicht naß.

Es kam kein Regen mehr. Sich beeilen war trotzdem sinnvoll. Bald kam die Sonne zurück. Die knallte auf die nassen Wiesen und dann wurde es so richtig schwül-heiß. Aber das mußte ich mir nun echt nicht antun.

Mit der Marathon-Medaille Nr. 330 hatte ich genug für den Tag erreicht.