Sonnige 19°C begrüßten mich bei meiner Ankunft am Schloß Ahrensburg. Gutes Wetter. Im Laufe des Tages stiegen die Temperaturen noch auf 22°C, aber das noch okay.

Ich lebte viele Jahte nur acht Kilometer vom Schloß entfernt (inzwischen sind es 17,5), war 2014 von der Firma zu einem mehrtätigen Seminar hier. Nur Marathon war ich hier noch nicht gelaufen. Aber das sollte sich nun ändern.

Wegen der Corona-Regeln gab es auch in Ahrensburg keinen offiziellen Verpflegungsstand. Also borgte ich mit das Auto von meiner Mutter (anders als bei Sixt bekommt man auch, was man "bestellt" hat) und packte die Getränke in den Kofferrraum.

PS: links bis zur Coca-Cola gehörte mir der Rest meiner Mutter. In der Kiste waren auch nur leere Flaschen.

Christian erklärte dann noch den Ablauf und die Strecke, verteilte dann vorab schon die Medaillen.

Das Abstands-Gebot wurde wieder von allen Anwesenden perfekt eingehalten (was man von den meisten Passanten-Gruppen, die während des Rennens vorbei kamen, nicht behaupten konnte).

Auch beim Gruppenbild vor dem Schloß wurde der Abstand eingehalten (auch wenn es auf Grund der Perspektive nicht so aussehen mag).

Ja doch, es handelte sich um eine Laufveranstaltung, auch wenn dieses Bild einer eine Touristen-Gruppe vermuten läßt.

Aber dann ging es bald los. 13 Starter waren gekommen von 14 Voranmeldern. Einer der Teilnehmer war für den Halb-Marathon gemeldet, der Rest wagte sich an die komplette Marathon-Distanz. Ich hatte hier mit weit mehr Teilnehmer gerechnet.

Schließlich gab Christian den Start frei und los ging es.

Gleich nach dem Start folgten wir dem Schloßgraben.

Dabei kamen wir auch an der historischen Schloßmühle am Mühlenredder vorbei.

Nun folgte ein sehr schöner Weg zwischen alten Bäumen hindurch.

Nun hatten wir das Schloß ein halbes Mal umrundet. Weiter ging es nicht mehr, da hier die Hunnau eine vollständige Umrundung verhindert.

Aber eine simple Umrundung des Schlosses würde viel zu viele Sehenswürdigkeiten auslassen.

Nach einem kleinen Anstieg liefen wir an den Gottesbuden entlang. Diese Behausungen wurden speziell für bedürftige Angehörige des Gutsbetriebs errichtet werden auch heute noch von der Kirche gegen ein eher symbolisches Entgelt vermietet.  

Wir machten dann auch eine Runde um die Schloßkirche.

Dann folgte der Kastanienallee  am Kriegerdenkmal vorbei...

... und dann weiter bis kurz vor dem Ende Schloßparks.

Anschließend liefen wir an einem recht wilden Wohnpark (oder was auch immer) vorbei und über eine Wiese.

Dann ging ein Stück an der Bahntrasse entlang, wobei von der Bahn nichts zu sehen war, man sich eher vorkam wie in einem Urwald.

Dann folgte man dem eine Weile dem  Auenwanderweg. Dieser führte einen unter der Lübecker Straße hindurch...

... zurück auf die Wiese vor dem Schloß.

Jetzt nur noch ein kleines Pendelstück auf der Brücke... (ja, Madeleine... dem Pfeil zu Folge geht es anderes herum)

... und schon war die erste Runde geschafft.

Eine Runde war 2,5 Kilometer lang (2453 Meter plus das Pendelstück auf der Brücke). Gelaufen werden mußten 17 Runden.

Die Strecke war nicht einfach. Dabei waren die Höhenmeter noch das geringste Problem. Der teils recht holprige und unebene Untergrund ging ganz schön in die Gelenke. Auch so manche Stolperfalle konnte einem zum Verhängnis werden.

Trotz dieser Probleme war es ein traumhaft schöner Kurs. Zumindest was die Rundkurse angeht war es die schönste Marathon-Strecke, die ich bei Christian bisher mitgelaufen war.

Einige Einrunden- oder auch Punkt-zu-Punkt-Strecken vor allem in der Lüneburger Heide konnten da aber mithalten. 

Am Wochenende zuvor (von Himmelfahrt bis Sonntag) war ich vier Marathons gelaufen. Dies Wochenende stand nur dieser Marathon und dann ein virtueller 50-Kilometer-Lauf am Sonntag auf dem Plan: der Maratona Virtual Solidária für das Rote Kreuz in Portugal.

Die Strecke ging von Haselau über Bishorst und Wedel die Elbe entlang zur Hauptkirche St. Michaelis.

Entsprechend vorsichtig ging ich die Strecke hier an. Wobei ich insgesamt aber doch gerne unter fünf Stunden fertig sein wollte.

Was den Fünf-Stunden-Plan betraf, so konnten mir meine vielen Foto-Pausen noch zum Verhängnis werden. Wobei die Strecke sich für Foto-Massen geradezu anbot.

Ende der Runde 4 machte ich meine erste Trinkpause. Das Auto stand kurz hinter dem Start-Ziel-Strich, so daß die Trinkpausen auf die Zeit der jeweiligen Folgerunde gingen.

Mit Kofferraum auf und zu und Flaschen öffnen und trinken dauerte so eine Pause schnell anderthalb Minuten und mehr.

Die Strecke ging deutlich mehr auf die Gelenke und Knochen als ich befürchtet hatte. Mit taten die Knöchel und auch die Schienbeine an Stellen weh, an denen sie noch nie weh getan hatten. Das betraf besonders die beiden Wiesen-Passagen Richtung Bahntrasse und vor dem Schloß kurz vor Ende der Runde. Dort suchte ich mir nun eine Alternativ-Route, aber im Gras war es auch nicht ebener als auf dem Ruckel-Weg.

Immerhin: sobald die Strecke wieder flach und eben wurde, waren die Schmerzen weg.

Selbst unter der Brücke der  Lübecker Straße gab es gute Foto-Motive.

Mit den jetzt zunehmenden Überrundungen machte ich immer mehr Fotos, was auch immer mehr Zeit kostete.

Zum "einfach" nur Laufen war die Strecke aber definitiv zu schade.

16:49, 16:22, 17:15, 16:25, 18:02 und 17:38 Minuten für die ersten sechs Runden. Die Runde 3 mit Pinkelpause und die Runde 5 mit Trinkpause.

Für unter fünf Stunden war ein Schnitt von 17:38 Minuten pro Runde erforderlich. Das sah nicht schlecht aus.

Geheiratet wurde am Schloß den Tag auch noch. Während hier ein Walzer (??) gefilmt wurde, blieb ich ein Minute stehen und guckte zu. Man will ja auch nicht stören, wenn sich andere Leute unbedingt ins Unglück stürzen wollen. :-)

Die Schmerzen in Schienbeinen und Knöcheln ließen nun etwas nach. Offenbar gewöhnten die sich an den Huckelkurs. Oder was auch ummer. Hauptsache es tat nicht mehr so weh.

Ursprünglich war anstelle des Pendelstücks auf der Brücke ein Auftaktstück geplant. So ergab sich aber ein weiteres schönes Foto-Motiv.

Anfang der Runden 7 und 9 machte ich die nächsten zwei Trinkpausen.

Vielleicht sollte ich anfangen, zumindest die besonders guten Fotos an die Teilnehmer zu verkaufen?

Bisher hatte ich lediglich mal spaßeshalber erwähnt, daß Läufer die Veröffentlichung besonders peinlicher Bildern auf dem finanziellen Wege verhindern könnten. 

17:50, 17:42, 17:48 Minuten dauerten die Runden 7 bis 9. Den Halbmarathon zur Hälfte der Runde 9 passierte ich nach 2:26:56 Stunden.

Statt Knöchel und Schienbein fingen nun die Knie an weh zu tun. Mal das Linke, mal das Rechte. Die taten aber auch weh, wenn die Strecke eben war.

Aber aufhören, nur weil etwas weh tut? Dann hätte ich noch keine zehn Medaillen. Meist läuft sich der Schmerz bald wieder raus oder ist durch die Strecke oder einen anderen Einfluß erklärbar.

Erst dann, wenn der Schmerz weder nachläßt noch erklärbar ist, dann sollte man anfangen, sich Sorgen zu machen.

Wie immer wanderte ich die Anstiege und die steileren Abstiege. Über huckelige Abschnitte tippelte ich eher drüber als daß ich lief. Naja, nach all den Runden hatte ich den Kurs im Griff.

Wie immer wanderte ich die Anstiege und die steileren Abstiege. Über huckelige Abschnitte tippelte ich eher drüber als daß ich lief. Naja, nach all den Runden hatte ich den Kurs im Griff.

Ich konnte von Glück reden, daß man mir vertraute, die Strecke korrekt abzulaufen. Für manche Fotos nutzte ich mögliche Abkürzungen, schoß das Bild und wechselte dann wieder zurück. Das hätte man auch falsch verstehen können. Da schickte ich Mitläufer auf die Schleife und behauptete, diese schon gelaufen zu sein.

17:21, 16:05, 18:34 Minuten auf den Runden 10 bis 12. Die Runden 10 und 12 jeweils mit Trinkpause, Runde 12 zudem mit Pinkelpause.

Mit dem Hörbuch des Tages war ich inzwischen durch. Die erste Hälfte von "Millionär" (Tommy Jaud). Die andere Hälfte war am Folgetag beim Maratona Virtual Solidária dran.

Die beste Möglichkeit zum Abkürzen war übrigens die Brücke dort. Vom Kilometer 0,7 kam man direkt zu 2,15.

Wie viele Fotos es geworden wäre, wenn mehr als nur 14 Teilnehmer am Start gewesen wären? Ich dachte lieber nicht darüber nach.

Hier hätte ich mich eine halbe Stunden hinsetzten und Fotos von allen machen können. So kamen nur zufällig Glückliche auf ein Bild.

Es gibt Strecken, die finden sich von alleine, für andere braucht es Pfeile. Diese hier gehörte zur zweiten Sorte.

Zwischen diesen zwei Häusern gelangt man vom Kirchplatz in den Schloßgarten zurück. Mit Umweg über einen Platzplatz.

17:00 und 18:27 Minuten für die Runden 13 und 14. Die Runde 14 mit Trinkpause.

4:03:17 Stunden am Ende der Runde 14. Um unter den fünf Stunden zu bleiben, konnte ich mir an jetzt 18:54 Minuten je Runde Zeit lassen. Und meine langsamste bis hierher waren 18:34 Minuten.

Wobei ich rein läuferisch sehr gleichmäßig unterwegs war. Aber die Pausen fürs Trinken, fürs Pinkeln und für die Fotos sorgten für die Unterschiede in den Rundenzeiten.

Mit Blick auf den virtuellen Marathon am Folgetag und die sichere Zeit unter fünf Stunden ging ich auch die letzten beiden Runden gemütlich an.

16:39 und 18:40 Minuten für die Runden 15 und 16. Runde 16 war die langsamste des Tages, hatte allerdings auch Trink- und Pinkelpause mit drin.

Die letzte Runde. Stundenlang hat man sie herbei gesehnt und wenn sie dann da ist, dann ist man doch irgendwie traurig.

Zumindest auf dieser Strecke ging es mir so.

Auf der letzten Runde machte ich noch schnell Fotos von den Orten, die ich bis dahin nicht auf ein Bild gebracht hatte.

Noch einmal um die Kirche.

Hier die Wende am Ende der Kastanienallee.

Hier am Zaun entlang.

Die Brücke über die Hunnau neben der Bahntrasse nun mal ohne Mitläufer.

Am Auenwanderweg.

An der Hunnau ging es unter der Lübecker Straße durch.

Gleich dahinter der Blick auf das Schloß (wo man die Augen besser auf dem Huckelweg unter den Füßen hatte).

Am Schloßgraben entlang.

Dann zum Abschluß nur noch das kleine Pendelstück auf der Schloßbrücke.

Und schon war ich im Ziel.

Mit 17:34 Minuten war meine letzte Runde ausnahmsweise mal nicht die schnellste (16:22 Minuten, Runde 2). Aber egal.

4:56:09 Stunden brachte ich insgesamt für den Marathon. Platz 6 von 12 Finishern. Aber nur 24:09 Minuten hinter dem Sieger (Wolfgang) und 3:13:06 Stunden vor denen, die diese Strecke am längsten genossen.

Was für ein schöner Marathon. Zwar litten die Knochen und Sehnen unter der Strecke, aber ich nehme mal vorweg: davon war danach schon nichts mehr zu spüren.

Der Abschied vom Schloß fiel mir schon schwer, aber meine Mutter brauchte das Auto zurück.

Allzu lange mußte ich auf das Wiedersehen mit dem Schloß nicht warten. 15 Tage später startete ich hier den virtuellen Schloß-zu-Schloß-Marathon über 50 Kilometer zum Schloß Bergedorf. Dort war ich am 04. November 2018 Marathon gelaufen.

Sollte dieser Marathon doch ein weiteres Mal stattfinden, dann wäre ich auf jeden Fall noch einmal dabei.