Der Verpflegungsstand stand im Ehrenhof. Der ist sonst für Außenstehenden eigentlich gesperrt, aber für uns Läufer gab es eine Ausnahme.

Das gab schöne Einblicke von sonst unzugänglichen Winkeln des Gutes.

Das Wetter war gut. Vor allem im Vergleich zu der schwülen Hitze des Vortages. 19°C und bewölkt. Wärmer wurde es den Tag auch nicht mehr. Anfangs war der kühle Wind ein wenig unangenehm, aber das gab sich im Laufe des Rennens.

Nach Anwesendheitskontrolle und Becherzuteilung gab es noch eine besondere Ehrung.

Erik lief an jedem Tag seinen 100. Marathon. Die besondere Medaille und Ehrenurkunde gab es schon vorab.

Anschließend ging es dann zum obligatorischen Gruppenbild.

Von 23 Voranmeldern kamen 16 an den Start. Fünf hatten vorab abgesagt, zwei kamen einfach nicht.

(Foto: Christian)

Weiter ging es an eine kleine Übersichtskarte des Gutes, wo Christian uns die Strecke zu erklären versuchte.

Ich verstand gar nichts. Die Strecke war irgendwie eine Acht und kurvte sowohl um das Herrenhaus als auch um den Hasensee herum. Vermutlich reichte es, den Schnittpunkt zu finden.

Schließlich ging es dann an den Start. Der war nicht wie so oft direkt am Verpflegungsstand, sondern auf dem Parkplatz.

Von hier aus hatte man einen sehr schönen Blick rüber zum Herrenhaus.

Los ging der Lauf mit einem kurzen Auftaktstück. Laut Ausschreibung 170 Meter, in der Realität vielleicht 40.

Der Zaun hier vorne war der Beginn der ersten Runde. Zu laufen waren 21 Runden zu je 2006 Metern.

Zunächst ging es um das Herrenhaus herum...

Zwei Kurven und ein paar Stufen später erreichten wir den Weg um den Hasensee.

Ganz einfach war der Kurs nicht. Leicht hügelig, Treppe, Kies, Kopfsteinpflaster, Gras, aber die Strecke war auf jeden Fall leichter als der vom Gut Bossee am Vortag.

Ich erreichte das Herrenhaus nun von der Rückseite. Ahh... da war der Schnittpunkt der Strecken-Acht.

Noch eine kleine Runde durch den Wirtschaftshof und dann die Hauptallee zurück zum Herrenhauses. Nun wieder von vorne.

Nach GPS war die Runde 2,61 Kilometer lang. Statt 2,006 wie ausgeschrieben. Okay... GPS kann sich irren... auch um über 30%, aber ich hatte für diese Runde 17:30 Minuten benötigt. Das waren definitiv mehr als 2,006 Kilometer.

Außerdem wären 21 Runden mit jeweils 17:30 Minuten über sechs Stunden geworden. Da stimmte etwas nicht.

Am Verpflegungsstand bekam ich die Bestätigung. Die Runde war länger.

Statt 21 Runden waren nur noch 16 ganze Runden und am Ende noch einmal die zweitem kürzere Schlaufe der Acht zu laufen.

Quasi 16,3 Runden, wie an den Teichwiesen. Nur daß man dort das kurze Stück am Anfang läuft.

17:30, 17:07, 16:53 Minuten auf den ersten drei Runden. Langsam aber locker trabte ich über den Kurs.  

Bisher lief es gut, auch wenn der Magen murrte. Immerhin den Beinen ging es gut.

Christine freute sich offenbar so sehr, mich zu sehen, daß sie fast hingefallen wäre. Glück gehabt.

Erik hatte mich kurz zuvor schon überrundet, nun zog auch die spätere Damen-Siegerin Claudia an mir vorbei.

Im Gegenzug überrundete ich aber auch ab und zu andere Läufer. Jörg zum Beispiel.

Eine schöne Strecke, da gab es wenig zu meckern. Außer, daß man vom Hasensee nicht allzu zu sehen bekam, weil immer Bäume im Sichtfeld standen.

17:00 und 16:18 Minuten für die Runden 4 und 5. 1:24:48 Stunden dauerte der Lauf nun schon und bisher war alles gut gegangen.

Aber es ging nicht mehr lange gut. In der Runde 6 verließen mich wieder die Kräfte.

Der ganze Streß, mangelnde Ruhe, katastrophales Essen und dazu zwei Marathons an einem Wochenende. So ab der Mitte der Runde 6 wurde wieder gewandert.

Immerhin 14,3 Kilometer war ich gelaufen. Am Vortag ging das Wandern bei Kilometer 13,6 los. Da hatte ich mich in Runde 1 aber auch 650 Meter lang verlaufen.

Noch zehn komplette und eine kleine Runde. Das konnte ein sehr langer Tag werden.

Aber egal. Das war mein 299. Marathon. Ich brauchte das Finish hier, um sechs Tage später in Bad Pyrmont meine Nummer 300 zu feiern. Dafür war schon alles vorbereitet. Eine Aufgabe hier war daher nicht möglich. Egal wie.

Als Hörbuch hatte ich neu von Yrsa Sigurdardóttir "DNA" dabei. Das war recht wirr am Anfang.

Ab und zu lief ich einige kurze Passagen. Lange hielt ich das aber nicht durch. Und ich wollte es auch nicht ausreizen. Denn wie schon geschrieben, hier ging es nur darum, ins Ziel zu kommen. Sogar noch mehr als sonst.

Zur Ablenkung hatte ich ja immer noch den Fotoapparat dabei. Mit Fotos konnte ich mich also auch beschäftigen.

In sieben Runden hatte ich die besten Hintergründe gefunden. Nun brauchte ich nur noch zur rechten Zeit einen Läufer. So wie den Uwe hier.

Claudia (unter dem dritten Fenster von links) war nun schon in der 11. Runde.

Hier der zweite Jörg im Feld. Im Ranking der erste... aber egal.

Erik war gleich mit seiner 11. Runden fertig.

19:44, 23:21, 22:11 Minuten auf den Runden 6 bis 8.

Wo war der Halbmarathon? Irgendwo demnächst müßte es soweit sein. Aber da ich keine Ahnung hatte, wie lang genau die Extra-Runde am Schluß sein würde, war schwer zu sagen, was ich in der Runde 9 würde vorlegen müssen. Aber nach ungefähr 2:35 Stunden hatte ich die Hälfte geschafft.

Ich war nicht der Einzige, der sich fotografierend die Zeit vertrieb. Das Gegenstück zu meinem Foto hier habe ich leider nicht.

Klaus-Thorsten vor der (zur Zeit gesperrten) Brücke über den Hasensee.

Sabine (mit dem Seitenflügel des Herrenhauses im Rücken) war noch gut drauf. Jedenfalls mal kurz für das Foto. : -)

22:16 und 22:25 Minuten für die Runden 9 und 10. 3:14:45 Stunden war ich unterwegs.

Zehn Runden hatte ich also geschafft. Jetzt noch weitere sechs davon und die kürzere Schlußrunde.

Ach ja... den Magen hatte ich zwischendurch fast vergessen. Der meldete sich dann aber schmerzhaft zurück.

Rein von der Dringlichkeit her hätte ich bis zur Toilette laufen müssen, das wäre auf andere Art schief gegangen. Schöner Mist war das.

So... zurück auf der Strecke. Es gab noch viel zu wandern.

Für das Foto konnte ich auch mal wieder Laufen.

(Foto: Christian)

Genauso machte es auch Jens-Peter, als ich mit der Kamera drauf hielt.

Das Sieger-Duo des Tages.

Herren- und Gesamtsieger:
Erik in 3:44:43 Stunden. Nun konnte ich ihm auch zum 100. Marathon gratulieren.

Damen-Siegerin: Claudia in 3:52:42 Stunden.

Noch vier ganze Runden und eine kürzere Runde. Also noch geschätzte anderthalb Stunden bis ins Ziel.

Es gibt so Tage, da wäre man lieber im Bett geblieben.

Spaßvögel on Tour. :-))

Monika war aber auch noch sehr gut drauf. Nach gut vier und einer halben Stunde.

Von den Türen gab es pro Runde zwei zu öffnen. Zu gingen sie dann von alleine.

26:07 (mit Toilette), 20:55 und 22:23 Stunden für die Runden 11 bis 13. Es lief nun wieder etwas besser. Zumindest lief ich wieder öfter.

Trotzdem grübelte ich darüber nach, warum ich in der Woche ganz locker Halbmarathon im Training laufen kann, dann im Marathon in viel ruhigerem Tempo nach 14 Kilometern schon platt bin.

Okay... ich hatte immer schon gesagt, daß Marathon etwas ganz anderes sein, aber damit meinte ich, daß beim Marathon alles besser liefe, nicht anders herum.

Uwe wunderte sich, warum ich da auf dem Boden lag. Es hatte das Ohr hinter ihm also nicht bemerkt.

Ich fragte mich derweil, wie ich von da wieder hoch kommen sollte.

Man nuß nur wissen, welche Schlangen giftig sind und welche nicht. Ich wußte es nicht.

Also ließ ich sie passieren, obwohl eigentlich ja ich von rechts kam und somit Vorfahrt hatte.

Hier ging es jede Runde zwei Male vorbei. Nach rechts ging es zum Hasensee, nach links zurück zum Herrenhaus.

Ich mußte nur noch einmal um den Hasensee herum, aber noch drei Male das Stück zum Herrenhaus laufen. Immerhin war das deutlich kürzer.

Meine letzte ganze Runde. Christine und Christian hatten noch ein bzw. zwei Stunden länger vor sich.

Allmählich fiel die Anspannung von mir ab. Die Angst, es hier, einen Marathon vor meinem 300. es nicht zu schaffen, was schon da gewesen. Nachdem ich schon am Vortag genau dieselbe Angst hatte.

Aber wie am Vortag hatte ich mich auch hier Kilometer für Kilometer durchgeschlagen. Trotz einiger Zweifel war ich nun wieder auf den letzten Metern Richtung Finish.

Die Runde 16 war ich fast durchgehend gelaufen. Wenn auch eher langsam.

Das mit dem Hasensee hatte sich für den Tag erledigt. Ich war 16 Male herum gelaufen. Nun gab es nur noch zweimal die kürzere Schleife der Acht.

Das letzte Kapitel des Laufes war angebrochen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange diese Kurz-Runde sein würde. Von hier aus kommend war ich ja immer Richtung Hasensee gelaufen.

Egal. Weiter. Hauptsache ins Ziel kommen.

20:23, 21:52, 19:12 Minuten auf den Runden 14 bis 16. Da war schon eine leichte Tempo-Steigerung zu erkennen. Nun rannte ich aber richtig wieder los.

Nun hatte ich es ja beinahe geschafft. Die Erleichterung machte die Beine flott.

Ein letztes Mal noch an der Meierei vorbei.

Oh prima. Ich würde noch Christine überrunden. Bei ihr im Auto waren meine Sachen. Die würde sie mir dann gleich im Ziel geben können. 

Vorne am Rondell am Anfang der Hauptallee legte ich eine kurze Pause ein und schnaufte durch.

299 Marathons. Viele davon war ich verhältnismäßig leicht durchgelaufen. Die letzten beiden aber waren ein sehr mühsamer Kampf. Aber auch diese zwei wichtigen Läufe hatte ich durch gestanden.

Noch 195 Meter und sechs Tage bis zu meinem dann 300. Marathon in Bad Pyrmont.

Die letzten Meter die gerade Hauptallee entlang rannte ich dann im Vollsprint. Es fehlte nur noch ein Schwert und ein lautes Sturmgeschrei und ich hätte den Film "300" aufleben lassen.

Das Ziel war genau am Ende des Kopfsteinpflasters.

Geschafft. Nach 5:32:40 teils qualvollen Stunden hatte ich meinen 299. Marathon ins Ziel gebracht.

(Foto: Christian)

Nun konnte mir Christine auch gleich meine Sachen aus ihrem Auto geben.

Der erwartete Regen war zwar nicht gekommen, aber es war schon beruhigender gewesen, die Klamotten im Trocknen zu wissen.

Zwei Tage, zwei Marathons, zwei Medaillen.

7:03 Minuten hatte ich für die (wie inzwischen ermittelt) 1,2 Kilometer lange Schluß-Runde benötigt.

Von 15 Marathon-Finishern (einer der zwei Uwe beließ es beim Halbmarathon) reicht es für mich für Platz 7. So waren noch acht Teilnehmer auf der Strecke.

Gabriele und Jens-Peter hatten nur noch die kurze Runde am Ende vor sich.

Während ich allmählich wieder zur Ruhe kam, stellte sich mir eine interessante Frage: Wie sollte ich mir dieser Form den Bas-Pyrmont-Marathon am Wochenende danach laufen?

Da gab es 690 Höhenmeter, voraussichtlich 31°C und ein Zeitlimit von lediglich 5:30 Stunden. Das hatte ich gerade zweimal gerissen.

Am Ende wäre der Krampf in Bossee und Emkendorf doch nicht vergeblich gewesen sein?

Aber das war ja noch sechs Tage hin. Da konnte sich noch viel ändern. Jetzt feierte ich erst einmal den Triumph des aktuellen Tages. 

Jens-Peter fuhr mich dann in Richtung Hamburg bis nach Henstedt-Ulzburg. Von dort ging es mit Bahn und Bus nach Hause.

Um 18.45 Uhr war der Ausflug mit zwei sehr ungewöhnlichen Marathons dann beendet.