6°C, Regen, Mistwetter. Und doch hatten sich 20 Läufer in Grönland eingefunden. Elf davon waren auch schon in Sibirien dabei.

So leicht wie in 2019 kam ich noch nie nach Grönland. Ich wurde von Sophie und Patrick direkt vor der Haustür mit dem Auto abgeholt. Ich hatte sogar das Angebot für die Rückfahrt. Dafür hätte ich aber vor oder mit Patrick ins Ziel kommen. Das konnte ich abhaken. :-)

Die Begeisterung war vielen Läufern geradezu ins Gesicht geschrieben. Immerhin sollte das Wetter den Tag über nicht besser werden.

Christian konnte wegen einer Erkältung nicht mitlaufen, erklärte aber vor dem Start noch einmal die Strecke.

Die inzwischen ehemalige Bürgermeisterin Helga Ellerbrock (Schirmherrin des Laufes) kam leider nicht.

Kurz vor dem Start sah es schon etwas motivierter aus.

(Foto: Christian)

Manche Leute konnten es gar nicht mehr abwarten, sich warm laufen zu können.

Schnell noch ein Countdown...

... und schon ging es nahezu pünktlich los.

(Foto: Christian)

20 "Runden" zu jeweils 2120 Metern waren zu laufen. Von Runde konnte man eigentlich nicht reden, da es eine reine Pendelstrecke war.

Vom Start ging es knapp 550 Meter nach Osten...

... am Ortsschild wurde dann gewendet.

Anschließend lief man wieder zurück...

(Foto: Christian)

... am Start vorbei weiter nach Westen...

... wobei man nach 200 Meter im Ort noch 300 Meter auf freiem Feld weiter lief. Da wurde es "sehr wellig".

An der Wasserflasche wurde wieder gewendet.

Dann ging es auf derselben Strecke wieder nach Grönland zurück und nach weiteren 200 Metern war eine von den 20 Runden beendet.

Eine Woche zuvor war ich in Sibirien 4:19:33 Stunden gelaufen. Eine ähnliche Zeit visierte ich auch für Grönland an. Das sollte mich auch den Platz Zwei in der Cup-Wertung sichern.

(Foto: Christian)

Dazu waren durchschnittlich 13 Minuten je Runden nötig. Ich startete gleich mal mit 12:41, 12:37 und 12:39 Minuten.

Durch das ständige Pendeln hatte man seine Mitläufer prima im Blick. Im Bezug auf die Cup-Wertung wäre alles übersichtlicher gewesen, wenn es Startnummern gegeben hätte.

Einige Läufer nahmen das hier nicht ganz ernst. In Sibirien waren diese Kollegen noch als Panzerknacker unterwegs. Da einer der drei aber fehlte, lief man in "Zivil".

Das Foto eben kostete mich vier Plätze...

(Foto: Christian)

... und die Pinkelpause weitere fünf Plätze.

Die 15:06 Minuten für diese Runde versauten mir zudem vorerst den Durchschnitt. Es war aber erst ein Fünfte der Strecke gelaufen.

Über den Regen konnte man zwar meckern, aber der viele Schneematsch im Vorjahr war irgendwie noch schlimmer gewesen.

1:05:45 Stunden nach fünf Runden. 45 Sekunden lag ich noch hinter dem Plan, hatte in der Runde 5 (12:42 Minuten) aber schon wieder etwas gut gemacht.

Was war zwischenzeitlich mit meiner Platzierung passiert? Patrick, Detlef und hier Klaus hatten mich schon überrundet. Ansonsten lag ich weiter im recht dichten Mittelfeld, da aber eher hinten.

Von dem einen bis anderen hübschen Haus abgesehen gab es wenig Sehenswertes entlang der Strecke. Langweiligere Strecken kenne ich kaum.

Das Besondere ist eben der Name, mit dem man Freunde und Bekannte erschrecken kann (zumindest in den ersten beiden Jahren...), und die Cup-Wertung.

Nun war es Zeit für die erste Trinkpause. Theoretisch hätte es auch gereicht, den Mund weit genug aufzumachen, aber dem Regen fehlte es doch an gewissen Zusatzstoffen, die Cola nun mal bietet. :-)

Auch wenn sich diese Gruppe gegenseitig behinderte, vorbei kam ich zunächst nicht.

Aber an Alice und Karoline war ich vorbei...

(Foto: Christian)

... und auch diese Vierergruppe lag schon hinter mir.

"Heisse Dusche Für Lau". Im Weinhaus Grönland. Wie war das gemeint? Die Aktion war nicht angekündigt und es kam auch niemand heraus und gab Auskunft.

Später stellte sich heraus, daß man hier tatsächlich gratis duschen konnte. Tolle Sache. Hätte man gerne offensiver bewerben können.

Patrick zog hier schon zum dritten Male an mit vorbei. Im Schnitt alle 3,2 Runden. Beim Schuppen 50/51/52-Marathon war es alle 1,8 Runden.

Halbzeit. 2:10:03 Stunden. Eine Sekunde langsamer als noch in Sibirien. Lief doch gut.

12:23, 12:56, 13:04, 12:39 und 13:17 Minuten für die Runden 6 bis 10. Runde 8 und 10 mit Trinkpause.

Der Stromkasten war ein sehr beliebtes Fotomotiv. Während des Laufes bekam ich fast jeden Mitläufer einmal vor dem Kasten ins Bild.

Den Regen sah man auf der Kamera, den Wind am besten an Martins Regenponcho. Ab und zu drehte der Wind heftig auf.

Patrick ließ sich mit seiner vierten Überrundung Zeit, war aber noch gut drauf.

Ich spulte meine Runden in aller Ruhe ab. Ein schönes Hörbuch ("Muttertag"- Nele Neuhaus) und dazu Musik von Sigur Rós. Das Wetter war ja auch isländisch.

(Foto: Christian)

Mittlerweile hatte ich mich doch etliche Plätze nach vorne gelaufen. Zumindest das lange dichte Mittelfeld hatte ich nun hinter mir gelassen.

Auch in Punkto Cup-Wertung schien Platz Zwei sicher.

12:48, 12:36, 12:47 und 13:39 Minuten für die Runden 11 bis 14. Runde 14 mit der dritten Trinkpause.

Und nach 12:40 Minuten in der Runde 15 lag ich bei 3:14:45 Stunden insgesamt. Also 15 Sekunden schneller als der Plan. 

Würde es wieder ein knappes Finish um die 4:20 Stunden geben wie in Sibirien? Es sah zeitlich so aus, allerdings war ich hier viel gleichmäßiger und ruhiger unterwegs als noch in Sibirien.

Nein, das war noch nicht mein Zieleinlauf. Aber Sophie und Christian standen gerade so schön mit der Kamera bereit.

(Foto: Christian)

Tatsächlich gewartet haben sie auf Patrick, der hier auf den letzten Metern war. Immerhin hatte ich auf den vergangenen anderthalb Runden eine vierte Überrundung verhindert und stand und auch für ein Foto zum Sieg-Einlauf bereit.

3:27:03 Stunden reichten ihm locker zum Sieg.

So bekam er auch als Erster eine der schönen Medaillen.

Auf den Medaillen war die Boßel-Gruppe abgebildet, die die letzten Jahre immer am selben Tag wie wir durch Grönland zogen. Ausgerechnet dieses Jahr waren sie nicht da.

Ab ging es in die letzte vier Runden. Der längere Fotostop mit Patrick ergab eine 13:38-Minuten-Runden und ließ mich 12 Sekunden hinter den 4:20-Stunden-Schnitt fallen.

Aber meine Beine liefen noch locker genug, daß ich keine Sorgen hatte, die Sekunden wieder raus zu laufen.

Früher oder später habe ich doch jeden am Stromkasten erwischt.

Während der Lauf sich dem Ende zuneigte, drehte der Regen noch einmal auf.

12:12 und 12:21 Minuten für die Runden 17 und 18. Bisher meine beiden schnellsten Runden des Tages. Nun drehte ich noch einmal auf.

11:00 Minuten für Runde 19. Damit war auch eine neue Jahresbestzeit gesichert.

Letzte Runde, letzter Tritt auf Gaspedal.

Die größte Gefahr bestand wohl darin, noch zu ertrinken.

Die 40.und letzte Wende. Nun ging es nur noch gerade ins Ziel hinein.

Die letzten Meter, dann war es geschafft.

Geschafft, geschafft, geschafft, geschafft.

4:14:19 Stunden (super 10:34 Minuten in der letzten Runde). Locker unter 4:20 Stunden. Erneut neue Jahresbestzeit. Der 250. reine Marathon. Der zweite Platz der Cup-Wertung.

Da war sie, meine Marathon-Medaille Nr. 277.

Ich hatte schön tollere Läufe, auch emotionalere. Aber nach dem schwachen Jahresstart ging es weiter bergauf. Meine vierte Jahresbestzeit beim fünften Marathon 2019.

(Foto: Christian)

Nach dem Finish wanderte ich schnell zum Feuerwehrhaus. Dort war es schön warm. Und trocken.

Die Wärme verließ ich erst wieder als ich mit Sven und Ingo eine Mitfahrgelegenheit nach Hamburg gefunden hatte.

Eine Weile ging das Rennen noch weiter. Zumindest hatte sich der Regen verzogen. Das machte es etwas leichter.

Die Fahrt nach Hause wurde nach lediglich 300 Metern unterbrochen. Alle wollten schnell noch Finisher-Fotos am Stromkasten machen.

Irgendwie gehörte das ja auch dazu. Im strömenden Regen nach meinem Finish war es mir zu naß für den Weg hierher.

Einigen Läufern scheint der Regen heftiger zugesetzt zu haben. Ob aus diesen direkten Folgeschäden Langzeitschäden wurde, werde ich dann beim nächsten gemeinsamen Lauf erkunden.

(Foto: Sven)