Fußball-WM-Zeit ist auch Fahnen-Zeit. Viel zu feiern hatte ich bei dieser WM ja nicht gehabt. Deutschland und Island in der Vorrunde raus, dann schied in der KO-Runde nahezu jeder meiner Favoriten aus. Schweden und England waren im Achtelfinale die Ausnahme, danach hatte ich nichts mehr zu feiern.

Wäre natürlich schön gewesen, wenn die Schweden hier zum Ingmar-Bergman-Marathon noch im Turnier gewesen wären, aber ich hatte Trikot und Fahne dabei. Für Ingmar.

Ich war natürlich wieder viel zu früh da. Der Start verzögerte sich von 9.00 auf 9.41 Uhr. Ein wenig blöde, weil um 16.00 Uhr das Spiel um Platz 3 statt fand. Mit meinen beiden Halbfinal-Favoriten England und Belgien. Seufz...

Nur drei Voranmelder, die zum Glück auch alle kamen. Etwas seltsam wenig. Immerhin gab es Medaillen. Ohne Aufpreis.

Der Startplatz war neu. Bei Baumarbeiten war ein bisher auf der Strecke stehender Baum gefällt worden, was die Runde etwas kürzer machte.

Dann ging es endlich los. Gut 900 Meter Auftakt und dann wie immer 16 volle Runden zu jeweils 2583 Metern.

Das Wetter war soweit gut. Zum Start 14°C, später wurden es 21°C.

Stimmt. Hier stand mal ein Baum in der Mitte des Weges. Daß der fehlt macht aber die Runde nicht kürzer. Man hat immer schon auf der Innenbahn vorbei laufen können. Kürzer geht auch jetzt nicht.

Das Auftaktstück lief ich in 6:15 Minuten, die erste Runde in 16:00 Minuten.

Ich plante auf 4:32 Stunden. Das machte 16:30 Minuten je Runde. So hatte ich auch das Hörbuch auf den mp3-Player geladen. "Der letzte Pilger" (Gard Sveen).

Die 4:32 Stunden hatten zwei Gründe. Zum Einen lief ich am Folgetag auf Kaltehofe noch einen Marathon und zum Anderen wollte ich das für den Mauerlauf erforderliche langsame Tempo üben.

Runde 2 mit Pinkelpause in 17:18 Minuten und Runde 3 dann in 16:31 Minuten.

Im Grunde machte ich hier einen besseren Trainingslauf mit Verpflegungsstand und Medaille.

Runde 4 in 16:21 Minuten. Allmählich fand ich in das Tempo hinein.

Die ersten Runden an den Teichweisen sind immer die schwersten. Vor allem, wenn man so ganz alleine unterwegs ist.

Dabei sind die Runden recht abwechslungsreich. Es gibt langweiligere Strecken.

Und ein paar Läufer findet man meist auch.

Es ging mit 16:45, 16:29, 16:26 Minuten auf den Runden 5 bis 7 weiter. Wobei ich ab Runde 5 bereits am Verpflegungsstand anhielt.

Halbmarathon nach 2:16:12 Stunden. Da lag ich ziemlich genau auf Kurs 4:32 Stunden.

Das Rundenzählen machte mir keine Probleme. So lange man immer schön gleichmäßig die Runden läuft, kann man die Anzahl im Zweifel ausrechnen.

Die zweite Hälfte begann ich etwas langsamer. Runde 8 mit zweiter Pinkelpause in 17:02 Minuten und Runde 9 dann in 16:48 Minuten.

Am Verpflegungsstand verlor man regelmäßig etwas Zeit, da man sich ja selbst verpflegte. Nahm man nur ein bis zwei Becher Tee aus der blauen Kühltasche, dann kam man mit 15 bis 20 Sekunden davon. Schenkte man sich etwas aus den Flaschen ein, dann dauerte es natürlich länger. Ganz zu schweigen vom Knabberkram knabbern.

Wichtiger als die vom Hörbuch abgeleitete Zielzeit von 4:32 Stunden war es mir, hier locker und gut durch den Marathon zu kommen.

Beginnend mit dem Marathon von Wien 12 Woche zuvor war bei jeden Marathon irgendwie der Wurm drin. So konnte es nicht weitergehen.

Bis hierhin klappte das gut. 16:48, 16:03, 17:11 Minuten in den Runden 9 bis 11.

Die Zeiten sahen wackelig aus, aber je nachdem, ob man am Verpflegungsstand pausierte oder nicht, schwankten die Zeiten von alleine. In Runde 11 kam dann noch meine dritte Pinkelpause dazu.

Es wird echt mal Zeit für ein Dixi an der Strecke. Oder besser eine hochmoderne Toiletten-Anlage. Wie am Bahnhof Volksdorf würde ich auch die 50 Cent bezahlen.

Man müßte die Anlage nicht unbedingt genau neben die Strecke bauen. Außerhalb des Naturschutzgebietes war noch genug Platz.

In Runde 13 verquatschte ich mich beim Überrunden etwas mit Christian, darum dauerte die 17:16 Minuten. Aber zum bevorstehenden dreitägigen Freudenthal-Wanderweg-Marathon gab es noch viel zu bereden.

Ab Runde 14 schaltete ich dann aber in den Final-Modus.

Runde 14 in 15:45 Minuten und Runde 15 in 15:10 Minuten.

Das war nun nicht mehr das geplante ruhige und lockere Laufen, aber das hatte bisher gut genug geklappt.

Und nur, weil ich jetzt noch auf den letzten Kilometern etwas zulegen konnte, bedeutete es ja nicht, daß ich bei einem noch längeren Lauf nicht hätte ruhig weiter laufen können. Also war alles gut.

Für die letzte Runde schnappte ich mir dann die Fahne und lief mit der weiter.

Ich zog schnell an der gesamte Konkurrenz auf einmal vorbei.

Ob dieses Tempo angesichts des weiteren Marathons am Folgetag nun so clever war, sei mal dahin gestellt.

Diesen Marathon würde ich jedenfalls gut über die Bühne bringen. Und das war schon eine kleine Party wert.

Es würde der erste problemlos durchgelaufene Marathon seit dem Außenalster-Ultra am 15. April 2018 werden. Das lagen sieben Marathon-Starts mit einem DNF dazwischen.

Auf die Uhr schaute ich nicht. Schneller als meine geplanten 4:32 Stunden würde es ohnehin werden. Das hörte ich ja am nicht endenden Soundtrack auf dem Ohr.

Nun noch die letzte Kurve, in der diesmal auch keiner auf der Innenbahn entgegen kam...

... und schon war ich im Ziel.

4:26:33 Stunden hatte ich nur benötigt. 2:10:21 Stunden für die zweite Hälfte. Fast sechs Minute schneller als die erste. Damit war ich mehr als nur zufrieden. Endlich mal wieder ein problemloser Lauf.

Auf meine Medaille mußte ich allerdings noch warten. Die war nicht rechtzeitig geliefert worden. Das konnte ich gerade noch so verschmerzen.

Es war mein 20. Marathon an den Teichwiesen. Und mein 252. Marathon insgesamt.

Meine Altersklasse hatte ich auch noch gewinnen.

Schnell war ich umgezogen und auf dem Weg Richtung Hause zum Spiel um Platz 3, welches meine Engländer gegen Belgien verloren. Natürlich... wie hätte sonst sein sollen?