Die Startunterlagen hatte ich schon mittags abgeholt, so konnte ich mich jetzt direkt auf den Weg ins Stadion machen.

Ach ja... das altehrwürdige Olympiastadion von 1912. Im Jahr 2008 finishte ich hier meinen 25. Marathon. Für den Folgetag wollte ich hier meinen 250. Marathon finishen.

Nun ging es zunächst einmal "nur" um einen Lauf über fünf Kilometer.

Eine Gepäckabgabe gab es auch. Wobei man sich schon genau überlegen mußte, was man da in der prallen Sonne ablegen lassen wollte.

Wie klein die Welt doch ist. Im Stadion traf ich gute Freunde aus Hamburg. Mit von der Partie waren Andrea Diethers und mein Trainerfreund Lutz.

Alle Mitglieder bei den ASICS Frontrunnern. ASICS ist auch Hauptsponsor des ganzen Events hier.

Die Truppe hatte noch mehr Spaß an der Sache als ich. Das soll was heißen.

Der Start war vor dem Stadion.

Genutzt wurde das Startor, das auch am Folgetag für den Marathon-Start genutzt werden würde. Allerdings in die andere Richtung.

Mit offiziellen Angabe zu diesem Lauf tat man sich schwer, aber es gab etwas mehr als 800 Anmeldungen und das war geschätzt 600 Starter.

Das Warten in der Sonne war schon heftig. Bei 27°C im Schatten kochte man auf dem Asphalt so richtig durch.

Ich hätte vielleicht doch bei den Frontrunnern bleiben sollen. Die standen im Schatten. Man hatte mich auch eingeladen, aber da wäre ich dann der einzige ohne Frontrunner-Shirt gewesen.

Oben lief schon der Countdown zum großen Marathon am Tag danach.

Pünktlich 18:30 Stunden vor dem Marathon-Start ging es los.

Auf ging es. Für mich sollte es einfach nur ein lockerer Lauf mit Fotos und Medaille am Ende werden.

So richtig schnell konnte man hier auch nicht laufen. Dank der Baustelle (gibt es in dieser Stadt eigentlich auch etwas anderes als Baustellen?) war der Weg ziemlich schmal.

Der Torbogen rechts auf dem Rasen stand kurz zuvor noch über der Strecke. Hatte aber schon so viel Luft verloren, daß man nicht mehr drunter durch kam. Also schaffte man ihn beiseite.

Immerhin waren wir von der Straße runter. Vier mehr Platz war allerdings immer noch nicht.

Wir liefen zwischen den Tennisplätzen durch...

... und dann auf das Gelände einer Reitschule.

Nun sammelten wir ein paar Höhenmeter ein.

Und die Lungen fütterten wir mit Staub.

Immerhin hatten wir Glück mit der Windrichtung und liefen nicht mitten im Staub.

Allmählich wurde es etwas freier auf der Strecke und ich konnte Fahrt aufnehmen.

So eine Abkühlung kam in der Hitze ganz gelegen. Wegen meiner Kamera verzichtete ich allerdings auf die Dusche.

Aber bei den Getränken griff ich schnell mal zu.

Da rechts war schon alles für den Marathon aufgebaut. Hier würde der Sammelplatz für die Läufer sein. Hier gab man die Kleiderbeutel ab und bekam Finisher-Shirts und so weiter.

Hier gab es plötzlich auch Publikum.

Das war zwar nicht mein Plan gewesen, aber ich wurde nun immer schneller.

Naja... bei fünf Kilometern konnte man das schon mal machen. Außerdem hatte ich für den Marathon keine Ziele was die Zeit anging. Es sollte "nur" eine große Party werden.

Nun wurde es wieder etwas schmaler und staubiger.

Aber es waren jetzt nicht mehr so viele Läufer mit mir auf der Strecke, als daß ich nicht problemlos überholen konnte.

Die Hitze setzte mir immer mehr zu. 27°C sind nicht ohne. Und dazu das Tempo...

Beim Marathon (Start 12.00 Uhr!!) würde es auch nicht kühler sein. Etwas vorglühen konnte also nicht schaden.

Nun ging es unter der großen Baustelle Lidingövägen durch. Die Läufer hier links hatten 1,3 Kilometer Rückstand.

Kurz waren wir wieder zurück auf der Hauptstraße.

Ganz links in der Ferne war das Starttor zu sehen.

Nun mußten wir noch um die Nordseite des Stadions herum, weil der Eingang auf der anderen Seite lag.

So landeten wir schließlich auf der Strecke des Jubilee Marathons von 2012. Ich erinnerte mich, das bedeutete noch ein paar Höhenmeter.

Da vorne tauchte schon das Stadion auf. Fünf Kilometer gehen halt schnell vorbei.

Da war das Marathontor. So geschätzt 23 Stunden später wollte ich hier beim Stockholm Marathon auf die finalen 350 Meter laufen.

Gibt es im Läufer-Leben etwas genialeres als der Einlauf in ein Olympiastadion?

Und als wäre es nicht schon grandios genug... einfach mal die Augen zumachen und sich vorstellen, die Tribünen wären voll.

Da vorne war schon das Ziel.

Schade eigentlich. Warum läuft man die acht Bahnen nicht wie eine Spirale nach innen ab?

Nach 25:29 Minuten hatte ich den Lauf beendet.

Nicht oft hatte ich mir so schnell eine Medaille erlaufen. Machte aber auch Spaß.

Nach und nach kamen auch die anderen Läufer ins Ziel.

Ich fand später heraus, ich war auf Platz 97 gelandet. Aber in welcher Kategorie oder auch von wie vielen stand da nicht.

Auch im Ziel gab es wegen der Hitze Abkühlung aus dem Gartenschlauch.

Ich hatte mir meine Sachen geholt und schnell mal einen Liter getrunken.

Dann kam auch das Rudel der ASICS Frontrunner ins Ziel.

Die schienen über den Kurs zusammen geblieben zu sein.

Nicht einmal mehr 23 Stunden bis zu meiner Marathon-Medaille Nr. 250?

Alleine der Gedanke daran machte mich ganz kirre.

Stockholms Stadion
18.10 Uhr

Mit der Startnummer für den High Five gab es auch ein zweites Ticket für die Pasta-Party.

So hatte ich nach der Pasta am Mittag nun noch eine zweite Portion. Da war es natürlich doppelt schade, daß es mies schmeckte.

Aber Kohlenhydrate sind Kohlenhydrate.

Auf dem Plan standen drei Medaille in drei Tagen. Das war schon einmal die erste.

Am Folgetag sollte noch eine beim Stockholm-Marathon folgen und Sonntag dann eine beim Sundsvall Ultra Trail.

Für diesen Tag wurde es Zeit, zurück ins Hostel zu kommen. Für den großen Tag des Stockholm-Marathons hatte ich noch einiges vorzubereiten.

Noch 17 Stunden 21 Minuten bis zum Start des 40. Stockholm-Marathons.