Von meiner Haustür bis zum Start waren es genau drei Kilometer. Auf der Suche nach einer Anreise mit Bus und Bahn riet man mir, ich solle Samstag um 19.41 Uhr den Bus nehmen, um bis 8.30 Uhr Sonntag dort zu sein. Einen Vorschlag zur Übernachtung gab man mir nicht.

Am Ende fuhr ich mit dem Fahrrad. Zur Außenalster fahre ich da fast nur bergab.

Start und Ziel waren an der Bellevue nahe der Ecke zur Sierichstraße. Zwar ist an der Außenalster läuferisch immer viel los, aber gleich 40 Läufer plus Anhang auf dem Haufen fallen doch auf.

Ich war froh, überhaupt an den Start gekommen zu sein. Am Samstag ging es mir richtig mies. Der Kopf, der Magen... alles kaputt. Wie ich trotzdem noch Lasagne (statt Nudeln) in mich rein bekam, weiß ich nicht mehr.

Nun ja... bis kurz vor der Abfahrt hing ich auf der Toilette herum und für alle Fälle standen entlang der Laufstrecke einige Dixi-Klos herum. 

Vor dem Start ein kurzes Brief von Christian, damit alle wußten, was Sache war.

Von den 48 Voranmeldern waren 40 am Start. Und alle pünktlich fertig zum Start.

Fast auf die Sekunde genau ging es dann los und vorne ging gleich die Post ab.

Ich startete seitlich von der Verpflegungsgasse. Zum ersten Male lief ich mit dem blauen Training-Shirt des  Stockholm-Marathon.

Foto: Harald Bootz

Bis zu acht Runden zu je 7,4 Kilometern konnte man laufen, wobei man seine letzte Runde vor 15.30 Uhr gestartet haben mußte.

Für eine Marathon-Wertung waren sechs Runden (44,4 Kilometer) erforderlich. Die volle Distanz waren 59,2 Kilometer.

Ich hatte schon vor, die vollen acht Runden zu machen. Bei 48 Minuten je Runde käme ich auf 6:24 Stunden. Das wäre ein wirklich ruhiger Lauf mit einem fast Mauerlauf- geeignetem Tempo.

So langsam mußte ich aber erst einmal laufen. Und das auf einer Strecke, die ich sonst deutlich schneller lief.

Für Ablenkung und Spaß hatte ich jedenfalls gesorgt. Bis 5:22 Stunden lang hatte ich das Rita-Falk-Hörbuch "Kaiserschmarrndrama" dabei.

Der Regen hatte sich bis zum Start Zeit gelassen. So blieb man wenigstens während der Vorbereitung trocken. Dann ging es aber auch bald los.

9°C, wenig Wind. Es könnte schlechter sein. Aber auch trockener. 

Die gute Laune konnte der Regen nicht wegwaschen. Okay, Gabi hat immer gute Laune. Aber auch bei den anderen Läufern fand ich überwiegend fröhliche Gesichter.

Wie ich es erwartet hatte, landete ich schon in der ersten Runde auf dem Dixi, war aber auch recht schnell wieder runter.

Bei der Gelegenheit konnte ich gleich meine Kamera trocknen.

47:08 Minuten für die erste Runde. Trotz Dixi-Pause immer noch 52 Sekunden schneller als geplant.

Hinweis: die Rundenzeiten habe ich jeweils genommen, wenn ich in die nächste Runde gestartet bin. Sie weichen daher ggf. von den offiziellen Rundenzeiten ab, die jeweils bei der Ankunft hier notiert wurden.

Auch die zweite Runde ging ich mit dem Tempo der ersten Runde an. Das war zwar knapp zehn Sekunden je Kilometer schneller als geplant, aber das schien mir noch okay. Manchmal ist mutwilliges Bremsen ja anstrengender als etwas zu schnelles laufen. 

Inzwischen hatte es sich so richtig eingeregnet. Aber man kann ja nur einmal naß werden und das war ich schon längst.-+

Auf dem Stück Alsterufer wurde es durch den leichten Gegenwind etwas kühl. Ich hatte noch eine Jacke am Fahrrad deponiert, aber bis da war mir dann jeweils wieder warm.

Auch die Lauf-Helden vom Hamburger Laufladen drehten ihre Runden. Sie liefen aber wohl nicht nur an der Außenalster. Da hätte ich sie ja mindestens noch ein zweites Mal antreffen müssen. 

Schlechtes Wetter ist kein Grund, nicht zu laufen.

Für die Touristen war es aber wohl ein Grund, keine Alsterkreuzfahrt zu machen. Die Boote waren doch sehr dünn besetzt.

Die zweite Runde lief ich in 46:50 Minuten. Dieses Mal ohne Dixi-Pause, dafür aber mit Getränke-Stop.

Meine Testbäume. So lange ich es schaffe, da hindurch zu laufen, ohne einen der Bäume zu berühren, ging es mir noch gut. Naja. Zehn Jahre zuvor war das noch spannend. Da taumelte ich öfter mal gegen einen der Stämme. Inzwischen komme ich da immer locker durch Auch wenn es wegen der leicht versetzten Bäume nicht ganz so leicht ist, wie es aussieht, vor allen, wenn man von der anderen Seite kommt. 

Immer wieder schön. Die "St. Georg" von der Alsterdampfschifffahrt.

Das Generalkonsulat der USA. Der große Hamburg-Marathon darf seit 2003 nicht mehr vorbei laufen. Aber für uns kein Problem.

Noch überholte ich hin und wieder Läufer. Wie hier Jens-Peter.

Und dann kam auch schon die erste Überrundung. Natürlich überrundete Sven mich... nicht umgekehrt.

Kurz danach mein zweiter Dixi-Stop. Sowohl ich als auch die Kamera brauchten die Pause.

Für die Startnummern 1 bis 30 gab es feste Becher, der Rest behalf sich zumeist mit Bechern im Strauch.

Dank des hervorragenden  Verpflegungsstand-Teams klappte das sehr gut.

Nun lief ich in eine ganz neue Dimension. An der Außenalster war ich nie mehr als drei Runden am Stück gelaufen.

Zwei Wochen später würde  der Hamburg-Marathon durchkommen. Hier ist kurz hinter Kilometer 20. Da war ich schon weiter. Und Jens noch 7,4 Kilometer weiter als ich.

Inka und Christian. Meine ersten Überrundungen.

Spektakuläre Baustelle. Alleine die riesigen Kräne machten mächtig Eindruck. Zum Glück wurde nur die Straße gesperrt.

Der Regen hörte nicht auf.

Wenn man allerdings weiß, wie voll es hier an einem sonnigen Sonntag werden kann, dann war der Regen nicht nur schlecht.

An dem Sonntag machten wir wohl die Hälfte der Läufer an der Außenalster aus. So von hinten konnte ich aber auch nicht jeden Normal-Läufer von einem Teilnehmer unterscheiden. Einige hatten sich auch eine Jacke über die Startnummer gezogen.

Das "The Fontenay"-Hotel war kurz zuvor eröffnet worden. Im März 2017 war ich hier noch Marathon um die Baustelle gelaufen.

Mukir (vorne) überrundete mich während ich gerade an Thorsten vorbei zog.

Eine Weile liefen Thorsten und ich zusammen, der er aber einen anderen Tempo-Plan hatte, blieb er bald zurück.

Nicht nur wir Läufer fielen unter die Sportler, die sich vom Regen nicht abhalten ließen zu tun, was sie tun wollten. Es waren einige Boote unterwegs.

Nach 3:07:39 Stunden hatte ich die Hälfte geschafft. Ich lag 4:21 Minuten unter der geplanten Durchgangszeit.

Nach 47:02 Minuten in der dritten Runde war ich die vierte Runde dann in 46:39 Minuten gelaufen. Das sah doch sehr gut aus.

Schöne Aussicht paßt. :-)

Christine ließ sich von dem Wetter auch nicht die Laune verderben.

Das "La Dolce Vita" hatte inzwischen auch geöffnet. Wer also wollte, konnte nun auch hier etwas trinken. Oder essen. Dann allerdings kostenpflichtig.

Auf der Gurlitt-Insel gab es Mittagessen plus Getränk für € 7,90. Ob man dort durchgeschwitzte Läufer reinläßt, habe ich nicht getestet.

An einem heißen Tag hätte man sich wohl Getränke mit auf die Lauf-Runde nehmen müssen. Bei dem Regen reichte die eine Getränke-Stelle alle 7,4 Kilometer aber aus. Mir zumindest. Nach Runde 1 und 5 trank ich selbst dort nicht.

Der Alsterschwan sah nicht sehr glücklich aus. Er hatte auch nicht meine Aussicht, bald ins Trockne zu dürfen.

So bald würde es bei mir auch nicht ein. Noch immer war ich entschlossen, die acht Runden durchzuziehen. Von den Magen- und Kopf-Schmerzen des Vortages war nichts mehr zu spüren.

Mit unseren Startnummern uns dem Verpflegungsstand fielen wir natürlich auch den anderen Läufern auf.

Da gab es zum Teil sehr ungläubige Gesichter oder wie hier aufmunternden Applaus.

Die fünfte Runde lief ich in 46:08 Minuten. Nur noch eine Runde und ich hatte meinen Marathon-Zähler sicher.

Hamburg Wasser unterhält zwei Trinkstellen an der Außenalster. An dem Tag war aber nur eine davon aktiv. Und die lag nur 900 Meter hinter unserem Verpflegungsstand.

Die zweite Stelle auf der anderen Seite wurde gerade renoviert. Die lag circa zwei Kilometer vor unserem Verpflegungsstand und wäre hilfreich gewesen.

Aber wie schon erwähnt. Bei dem Regen brauchte man nicht so viel zu trinken.

Inzwischen hatte ich entlang der Runde fünf nutzbare Dixi-Klos gefunden und drei auch ausprobiert.

Erstaunlicherweise machte mir mein Magen überhaupt keine Probleme. Den kann ich auch nicht verstehen.

So schön blüht es hier nicht immer.

Nur noch 2,5 Kilometer und ich hätte meine Marathon-Wertung. Dann war die Pflicht getan. Zwei weitere Runden wären dann nur noch die Kür.

Ob ich Punke sammle? Nein. ich sammle Medaille.

Zur Mittagszeit kamen ein paar mehr Läufer auf die Strecke. Verglichen mit normalen Sonntagen war es aber immer noch sehr leer hier.

Für mich war der Standort von Start und Ziel etwas ungünstig. Wenn ich sonst hier laufe rechne ich immer bis zur Krugkoppelbrücke. Folglich fehlten mir immer noch 900 Meter, wenn ich gefühlt schon mit der Runde fertig war.

Aber die 900 Meter kriegte ich auch noch hin.

Hier noch einmal Inka und Christian.

Nach 4:40:24 Stunden hatte ich die Marathon-Wertung (44,4 Kilometer) geschafft. Damit hatte ich auch die Medaille sicher.

Foto: Harald Bootz

Kurz nach mit kam Stefanie am Ende ihrer fünften von acht Runden. Demnach hatte ich sie irgendwann überrundet.

47:29 Minuten für meine sechste Runde.

Auf ging es in die siebte Runde. Das war die Kür nach sechs Runden Pflicht.

Aber auch jetzt blieb ich bei meinem ruhigen Tempo. Es war natürlich immer noch schneller als schneller als die ursprünglich geplanten 6:30 Min/Km, aber es war seit 45,6 Kilometer schön gleichmäßig.

Als man schon gar nicht damit rechnete hörte der Regen tatsächlich auf. Das war zwar nur kurz, aber immerhin.

Der Bojenmann drehte mir schon die siebte Runde den Rücken zu.

Die vorletzte Runde nutzt ich nebenbei dazu, alles zu fotografieren, was ich bis dahin nicht vor der Linse hatte.

Dazu gehörte natürlich auch der Bojenmann und diese Skulptur auf dem Foto zuvor und diese Blume...

... und noch diese Flaschen auf der Meßstation von Alsterunning..-

Inzwischen hatte es längst wieder zu regnen begonnen. Aber das merkte ich schon gar nicht mehr.

Nebenbei war ich immer auch auf der Suche nach Mitläufern. Aber von denen hatte ich schon länger niemanden mehr gesehen.

Fast 50 Kilometer und noch immer fühlte ich mich nicht müde oder erschöpfte.

Das kam dem nahe, was ich zwei Wochen zuvor beim Dynamikfabrik-Marathon konditionsneutrales Laufen getauft hatte.

Krugkoppelbrücke
Runde 7
14.21 Uhr / Km 50,9

Manchen, wie Ralph hier, waren schon in der achten Runde oder schon längst fertig. Samir brauchte für acht Runden nur 4:49:26 Stunden. 

Die siebte Runde beendete ich nach 46:32 Minuten. Damit war ich nun viermal eine 46er-Zeit und dreimal eine 47er-Zeit gelaufen. Die 47er waren die drei Runden mit dem Dixi-Pausen. 

Für die letzte Runde nahm ich dann die Bremse raus. Das paßte gut, da mein Hörbuch eh gerade zu Ende war.

"Kaiserschmarrndrama" ist genauso genial und super wie alle Teil der Eberhofer-Reihe von Rita Falk. Ich sage da nur: Oma, Rabatt-Coupons, Möbelhaus.

Ach Mist. Eigentlich wollte ich dem Flötenspieler, der schon den ganzen Tag im Regen ausharrte, in der letzten Runde ein paar Euro vorbei bringen. Hatte ich vergessen. 

Einige hören beim Laufen Musik oder Hörbücher, Claudia spielte mit dem Handy herum... kann man alles machen.

Nachdem ich die sieben Runden zuvor im Bereich 6:18 bis 6:24 Min/Km unterwegs gewesen war, hatte ich die letzte Runde schon mit 5:59 Min/Km begonnen, das Runden-Durchschnittstempo schnell auf 5:46 Min/Km gesteigert. 

Irgendwann würde ich schon einbrechen, aber zunächst wurde ich eher schneller.

Beim Überqueren des 10. Längengrades (Ost) lag der Rundenschnitt schon bei 5:37 Min/Km. 

Wohlgemerkt war dies das Durchschnittstempo der gesamten Runde, nicht das aktuelle Tempo. Das habe ich auf der Uhr deaktiviert, weil meist zu ungenau. 

Mein aktuelles Tempo muß deutlich höher gewesen sein.

Es lief einfach fantastisch.

Am "Cliff" war das Schnitt auf 5:27 Min/Km runter.

Als ich Christine nochmals überrundete stand die Anzeige bei 5:24 Min/Km.

Um die Ecke oben auf der Krugkoppelbrücke war der Schnitt bei 5:22 Min/Km.

Auf der Brücke zog ich noch an Peter vorbei.

Das war schon ein irres Ding. Nicht nur die letzte Runde. Daß ich trotz der Magen- und Kopfprobleme am Vortag überhaupt über die Runden kam. Dann die wunderbar gleichmäßigen und ruhig lockeren sieben Runden. Und nun dieses 7,4 Kilometer Spurt-Finale.

Für einen Voll-Sprint war dann doch nicht mehr genug Kraft da, aber das war nach 59 Kilometern auch nicht mehr erforderlich.

Am Ende lief ich die letzte Runde in 39:14 Minuten (5:19 Min/Km). Von dem Tempo träume ich bei den meisten Trainingsläufen, wenn ich auf dem Weg von Altona in den Stadtpark 5,5 Kilometer Außenalster zwischen stoppe.

Das war echt irre.

6:07:05 Stunden für acht Runden. 16:55 Minuten schneller als geplant. Fast die Hälfte nur in der letzten Runde herausgelaufen.

Aber auch mit einer Zeit um 6:15 Stunden wäre ich sehr zufrieden gewesen. 

Peter hatte ich auf den finalen 900 Meter 2:41 Minuten abgenommen.

Die Gesamtplatzierung war eine Frage, wie man denn den Zahlensalat auswertete. Von den 13 Läufern, die alle acht Runden liefen, war ich der Sechste. Nimmt man das Durchschnittstempo aller Starter, war ich 13. von 40. Auch gut.

Die Zettel mit den Zeiten waren komplett naß. Wie man die wohl heile und lesbar nach Hause gebracht hat?

Am Ende waren 13 Läufer alle acht Runden gelaufen, sieben Läufer liefen sieben Runden, 17 liefen sechs Runden, zwei liefen vier und eine Läuferin drei Runden. 

Ob das so klug war? Ich zog mir die nassen und kalten Regensachen aus meinen Fahrrad-Taschen über die nassen Laufklamotten. Es wurde mir zumindest nicht kalt.

Der schwerste Part an dem Tag waren dann die drei Kilometer zurück nach Hause auf dem Fahrrad. Fast nur bergauf. Mir tat alles sowas von weh, was bis dahin gar nicht weh tat. Ich hätte doch schieben sollen.