Ein immer wieder trauriger Anblick. Das öde Gebiet, das vom einstigen Dorfidyll von Altenwerder noch übrig ist.

Der Hamburger Senat war schon in den 1960er- und 1970er-Jahren völlig unfähig.

Es war zwar schön sonnig, aber auch kalt. 1°C. Da hätte ich auch ohne Erkältung gefroren.

Von Altenwerder existiert nur noch die St.-Gertrud-Kirche. Und selbst die würden viele in Hamburg lieber abgerissen sehen. Aktuell ist die Kirche aber bis 2023 gesichert.

Da ich mich bereits zu Hause umgezogen hatte, um das nicht vor Ort in der Kälte machen zu müssen, hatte ich etwas Zeit, mich mal auf dem Friedhof hinter der Kirche umzusehen.

Kumm rin? Und dann die Tür abgeschlossen? Das nennt man Humor.

In der Kirche finden aber dennoch immer noch monatlich Gottesdienste statt.

Von den 25 vorangemeldeten Läufern kamen 24 zum Start. Gute Quote.

Schnell machte ich mich für den Lauf fertig, packte alle Sachen in meine Tasche und dann konnte es losgehen.

Immerhin 21 Läufer trauten sich auf Gruppenfoto. Zwei fehlten und Christian machte das Foto.

Foto: Christian

Etwas plötzlich ging es dann los. Die ersten 100 Meter lag ich dann erst einmal ganz hinten.

Aber relativ bald hatte ich mich doch ins Mittelfeld eingereiht.

27 Runden mit jeweils 1588,7 Metern waren zu laufen.

Ich ließ es ab Beginn ganz ganz ruhig angehen. Mit 11 Minuten pro Runde plus ein oder zwei Pinkelpausen käme ich knapp unter fünf Stunden ins Ziel. So jedenfalls die Theorie.

Wichtiger waren aber, daß ich mich und die Erkältung nicht überbeanspruche (ich wollte am Tag danach noch in Paderborn den Osterlauf / Halbmarathon und Sonntag einen Marathon in Krümmel laufen)...

... und daß mein Hörbuch einen guten Ausgang fand. In der Geschichte stand tatsächlich eine Marathon-Läuferin unter Mordverdacht. Lächerlich.

Den Ausgang des Hörbuchs verrate ich nicht. Wer es genau wissen möchte hört: Camilla Läckberg - Die Eishexe.

Nach nur dreieinhalb Runden wurde ich bereits zum ersten Mal überrundet. Manche hatten es halt eiliger.

Ich hatte schnell ein für mich angenehmes Tempo gefunden. Die Rundenzeiten lagen zwar unter 11 Minuten, aber was sich so gut anfühlte, konnte doch nicht falsch sein, oder?

(Ist eine rhetorische Frage...)

Die ersten Runden lief ich in 10:22, 10:00, 10:12, 10:27 und 10:15 Minuten. So konnte das weitergehen.

Häufig überrundet zu werden kann einerseits nervig sein, andererseits trifft man um so öfter auf seine Mitläufer.

Die zweite Überrundung des Spitzenduos. Diesmal dauerte es etwas mehr als dreieinhalb Runden.

10:26, 10:24, 10:08 und 10:03 Minuten für die Runden 5 bis 9. Nun wurde es etwas schnell. Zwar fühlte es immer noch gut an, aber ich hatte kein gutes Gefühl mehr dabei.

Drittelmarathon nach 1:32:27 Stunden. So sieben Minuten schneller als geplant.

Die 10. Runde wurde dann meine schnellste. Nur 9:44 Minuten. Das war aber nicht meine Schuld, sondern lag an den Zweien im Hintergrund.

Die wollte ich nämlich genau an dieser Stelle aufs Foto kriegen. Und dafür mußte ich mich ein wenig beeilen. Auch diese Zwei überrundeten mich schon zum zweiten Male.

Danach nahm ich das Tempo zwar gleich wieder raus, blieb aber immer noch klar unter 11 Minuten je Runde.

Foto: Christian

Mit 10:15, 10:03 und 10:02 Minuten ging es weiter. Immer noch zu schnell, aber immer noch im grünen Bereich.

Was auch immer man unter "grüner Bereich" verstehen sollte, wenn man eigentlich krank im Bett liegen soll.

2:17:22 Stunden zur Hälfte des Marathons. So 2:29 Stunden waren geplant.

Aber vermutlich war es schon eine tolle Leistung von mir, jetzt nicht die 142 Sekunden aufholen zu wollen, die ich hinter der 4:30-Stunden-Zeit zurücklag, sondern weiter in dem etwas zu hohen, aber noch ruhigem Tempo weiter zu laufen.

Ich hörte halt mehr auf mein spannendes Hörbuch als in meinen Körper hinein.

Diese Zwei überholten mich nicht das erste Mal.

10:36, 10:00, 10:34 und 10:25 Minuten in den Runden 14 bis 17.

Es war vorhersehbar, daß mir mein zu hohes Tempo noch um die Ohre fliegen würde. In der 18. Runde war es vor bei mit dem lockeren Laufen.

Mit Mühe brachte ich diese Runde noch laufend zu Ende. 11:23 Minuten. Aber das war es dann auch.

Der Zweidrittel-Marathon war nach 3:05:19 Stunden erledigt. Das zweite Drittel dauerte fünf Sekunden länger als das erste. Und die hatte ich mehrfach in der 18. Runden verloren.

Das letzte Drittel begann ich dann mit Wandern.

Runde 19 wurde überwiegend gewandert (13:54 Minuten), Runde 20 dann überwiegend gelaufen (10:45 Minuten).

Danach ging es dann mit einem Mix aus Wandern und Laufen weiter. Meist Halb und Halb, wobei ich tendenziell eher die erste Gerade bis zum Deich wanderte und danach mit dem Laufen begann.

Erik war schon fertig, da hatte ich noch sechs Runden vor mir. 3:30:17 Stunden brauchte er.

So schnell hätte ich gar nicht fertig sein wollen. Alleine mein Hörbuch lief noch bis 4:00:12 Stunden und ich wollte wissen, werden denn nun der Mörder war. Oder die Mörder. Oder die Mörderinnen. Oder auch die Mörderin.

Ich kam ganz gut voran. Nicht schnell, aber mir ging es mit dem Wechselspiel recht gut.

Die Erkältung und die damit einhergehende Schwäche war nervend, aber dafür war das Wetter gut.

Kaum Wind, Sonne, inzwischen 6°C. Dieser Schneehaufen war anfangs größer gewesen, da aber noch ohne Loch.

Die Mörderjagd per Hörbuch hatte inzwischen sein Ende gefunden (unbedingte Hör-Empfehlung, wie alle Bücher von Camilla Läckberg), nun ging es passend zu Karfreitag mit klassischer Musik weiter.

Es ging langsam, aber voran. Ich konnte sogar noch Läufer überrunden.

Die ganze Schnellen saßen ja längst in ihren Autos auf dem Weg nach Hause.

Ab ging es in die vorletzte Runde.

13:04, 12:02, 12:57, 13:16 und 12:01 Minuten für die Runden 21 bis 25. Es variierte immer etwas, da ich mal mehr und mal weniger wanderte und auch die Pausen am Verpflegungsstand Zeit kosteten. Im Schnitt griff ich jede zweite Runde zu.

Auch wenn sich der Marathon allmählich dem Ende näherte blieb ich bei meinem ruhigen Tempo.

Wandern und laufen machte auch im Wechsel Spaß. Mir war es ja vor allem wichtig, hier heil über die Runden zu kommen, um dann schnell zurück ins Bett zu kommen.

Anfang der letzten Runde wurde ich zunächst von Gabi und Ralf überholt. Die Zwei boten mir an, mich mit ins Ziel zu ziehen, aber sie waren mir viel zu schnell.

Ich ließ die Beiden ziehen und blieb bei meinem Tempo. Bei all dem Irrsinn, den ich diesen Tag anstellte, war das mal eine gute Entscheidung.

Die letzten beiden Runden feierte ich mit der Musik von Mendelssohn Bartholdy, Orff, Dvorák und Grieg. Mal etwas anderes, aber nicht weniger stimmungsvoll meine üblich Musik.

Einmal ging es noch den Deich hinauf. Ich habe nie heraus gefunden, wo die Höhenmeter wieder runter gelaufen werden.

12:47 Minuten in Runde 26 machten klar, daß ich wie ganz ursprünglich einmal geplant, unter fünf Stunden bleiben würden. Ich konnte ich auch kurz vor Schluß den Wechsel Wandern und Laufen weiter beibehalten. 

Auch wenn es bedeutete, daß ich nach Gabi und Ralf auch von Tobias überholt wurde. Und von Claudia entrundet.

Nun ja... drei Plätze verloren in der letzten Runde. Sonst mache ich ja am Ende eher Plätze gut, aber muß ja nicht sein.

Schließlich hatte ich die letzte Gerade erreicht und lief ganz ruhig Richtung Ziel.

12:43 Minuten würde ich für diese letzte Runde gebraucht haben.

Und dann war es geschafft. Nach 4:58:45 Stunden war ich im Ziel. Und es schien ganz so, als hätte ich mich dabei nicht übernommen.

6:57,7 Min/Km im Schnitt.

Zumindest insgesamt gesehen war das Konzept aufgegangen, auch wenn ich besser von Anfang an langsamer gelaufen wäre.

Da war sie. Meine Marathon-Medaille Nr. 242. Überreicht von Gabi. Was will man mehr?

Der Lauf ging noch bis 17.18 Uhr weiter. Bei diesem Wetter war es keine Strafe, länger laufen zu dürfen. Nur ich und meine Erkältung wollten ganz schnell nach Hause.

Oh nein. Ein zerbröselter Schokoladenkeks. Wie schrecklich. Die arme Linnea.

(Ich sollte nicht so viele Krimis hören...)

Die Rückreise ging schnell. Gabi und Ralf fuhren mich zur Bushaltestelle und so war ich schon um 17.07 Uhr zu Hause und bald im Bett.