Mal wieder ein kalter Tag in Kiel. Aber das kenne ich gar nicht anders.

-4°C als ich um 5.54 Uhr von zu Hause startete. In Kiel waren es zwar schon 0°C, aber bei dem Wind fühlte sich das eher noch kälter an.

Entsprechend eilig hatte ich es, zum Ostseekai zu kommen.

Da war der Zielkanal schon aufgebaut.

Außerdem gab es eine schön warme Halle. Darin konnte man es aushalten.

Alles da, was man braucht. Eine kleine Messe, es gab Frühstück, Souvenirs, Umkleide, Gepäckabgabe, Toiletten...

... und natürlich gab es Startnummern.

Zum Umziehen hatte ich genug Zeit. Mit dem Zug eine Stunde später aus Hamburg anzureisen wäre mir aber zu spät gewesen.

Ich blieb so lange es ging in der warmen Halle. Aber irgendwann mußte ich doch zum Start.

243 Marathon-Läufer am Start. 626 Läufer über zehn Kilometer waren schon seit 10 Uhr auf der Strecke. Um 11.25 Uhr folgten noch 589 Läufer über den Halbmarathon.

Und los ging es zu meinem 240. Marathon.

Rechts kamen uns Läufer des Zehn-Kilometer-Laufes entgegen. Dank der gegenüber früher um 20 Minuten verzögerten Startzeit liefen wir denen nun genau ins Hauptfeld.

Der schön blaue Himmel täuschte. Es war kalt. So kalt wie noch nie beim Marathon mit mir.

Zwar war es auch schon kälter als 0°C gewesen, aber eine solch fiesen Wind hatte wir noch nie.

Der Wind zog durch alle Schichten, die ich mir angezogen hatte und trieb mir die Tränen in die Augen.

Aber meckern und klagen half nichts, da mußte ich durch.

Immerhin war dieses Mal die Sicht so gut, daß man die Kieler Förde bis zum Leuchtturm  Friedrichsort und Laboe sehen konnte.

Zum ersten Male kamen wir zur Wende im Norden.

Einer von insgesamt zwei Verpflegungsständen. Den zweiten Stand konnte man auch zweimal nutzen. Grob bei Kilometer 8 und 10.

29:25 Minuten für die ersten fünf Kilometer. Bescheiden startete ich diesen Marathon.

Die beiden vorherigen Marathons war ich mal schnell und mal zu schnell angegangen und war dann brutal eingegangen. Hier wollte ich mir das nicht nochmals antun.

Der Wind kam je Runde mehrfach mal von vorne und mal von hinten. Das war seltsam, aber so lief man auch je Richtung mal mit und mal gegen den Wind.

Am Aquarium GEOMAR hatten wir noch die beste Chance auf Zuschauer, die einen anfeuerten.

Nun kam und der Pulk des Halbmarathons entgegen. Statt wie in den Vorjahren 55 Minuten nach dem Marathon-Start waren es nun nur noch 45 Minuten. Entsprechend später würden wir die hinteren Läufer erreichen.

Kurz am Ostseekai vorbei ging es auf den Südteil der Runde. Auch hier hatten wir mit dem Wind zu tun.

Die Südwende. Bis hier liefen wir noch mit dem Wind, gleich würde es wieder kalt werden.

28:30 Minuten für die zweiten zehn Kilometer. Insgesamt nun 57:55 Minuten. 

Und hier war der zweite Verpflegungsstand. Auf dem Weg nach Süden konnte man auch schon zugreifen, sofern der Gegenverkehr nicht zu stark war oder Helfer in der Mitte standen.

Normalerweise nehme ich beim Vorbeilaufen am Ziel neben dem Ostseekai immer die Rundenzeit, aber dieses Mal liefen da immer noch die Zeiten der anderen Läufe.

Aber ich wußte auch so, daß ich für die erste der vier Runden etwas mehr als eine Stunde gebraucht hatte.

Zwischenzeitlich hatte ich die erste Pinkelpause seit dem Kevelaer-Marathon hinter mich gebracht. Die beiden Marathons danach hatte ich erstaunlicher Weise ohne Pause über die Bühne gebracht.

29:48 Minuten für die dritten fünf Kilometer. Die Pinkelpause selbst war nicht so lang, aber es dauerte, die Klamotten wieder zurecht zu rücken. Wichtig bei dem Wind.

Jan Knutzen gewann den Marathon in nur 2:37:41 Stunden. Mit fast neun Minuten Vorsprung.

Bisher lief es gut für mich. Mit dem Wind kam ich (von der Kälte abgesehen) gut zurecht, paßte jeweils das Konto an.

Der spätere Marathon-Sieger hatte mich gerade überrundet. Ich lief schon Kiel-Marathon, ohne überrundet zu werden. Und nun schon bevor ich beim Halbmarathon war.

27:44 Minuten für die vierten fünf Kilometer. Nach Aufwärmen und Pinkelpause hatte ich Tempo zugelegt.

Jessica Ehlers auf dem Weg zum Halbmarathon-Sieg in 1:22:03 Stunden.

Bei den Herren gewann Mansor Farah in 1:18:08 Stunden.

Mein Halbmarathon war nach 2:01:04 Stunden erledigt. Das war endlich eine verläßliche Zeit. In Kiel stehen die Kilometer-Schilder nicht so genau, aber die Startmarkierung vom Halbmarathon (links in Grün) war sicher.

Ab ging es in die zweite Hälfte. Der Wind macht mir dabei weiterhin das Laufen schwer.

Trotz der Kälte liefen ein paar Läufer mit kurzer Hose. Allerdings beim Halbmarathon.

Zwar in langer Hose, aber oben herum nur mit einem Shirt zu starten, sorgte bei mir schon beim Hingucken für Erfrierungen. Und sie lief Marathon. Ob sie ins Ziel kam, weiß ich nicht.

Es begann zu schneien. Nicht sonderlich stark, für mich von hinten und nicht sehr lange, aber immehin.

Ich war immer noch gut unterwegs. Das passive Tempo tat mir gut. Ich jagte niemanden hinterher und hielt mich auch sonst zurück. Gegen den Wind langsamer und mit dem Wind laufen lassen. Ein gutes Konzept.

Ich hatte nun die hinteren Halbmarathon-Läufer eingeholt. Die überholte ich natürlich.

28:13 Minuten für die fünften fünf Kilometer. 2:23:40 Stunden auf der Uhr. Ob ich nun wirklich langsamer wurde oder ob eventuelle mal wieder die Kilometer-Schilder falsch standen... gute Frage.

Doris Marquardt gewann den Marathon in 3:06:26 Stunden.

Nur weil zwischendurch sich mal die Sonne blicken ließ, wurde es auch nicht wärmer.

27:39 Minuten für die sechsten fünf Kilometer. 2:51:19 Stunden lief ich schon. So 45 Sekunden über der Vier-Stunden-Durchgangszeit.

Mein Plan war, die ersten drei Runden abzuwarten. Und wenn es noch locker lief, die Vier-Stunden-Marke anzugehen.

So ein Foto mußte zu den damals laufenden Winter-Spielen in Pyeongchang einfach sein.

Ganz langsam holte ich meinen Rückstand auf die Vier-Stunden-Grenze auf.

27:20 Minuten für die siebten fünf Kilometer. 3:18:38 Stunden auf der Uhr. Jetzt lag ich richtig gut in der Zeit. Sofern die Kilometerschilder nicht zu fasch standen. 

Nun wurde es spannend. Zweieinhalb schwere Kilometer gegen den Wind, in denen ich nicht zuviel Zeit verlieren durfte.

5:45 bis 5:50 Min/Km. Es war zu langsam, aber ich spekulierte lieber auf die einfacheren Kilometer danach als daß ich mich hier gegen den Wind tot laufen wollte. 

Ich verlor weiter Zeit, lag aber noch vorne. Guter Timing.

Da konnte ich auch kurz mal der Fähre nach Oslo beim Auslaufen zugucken.

Noch drei Kilometer. Und endlich Rückenwind. Da ging es gleich schneller voran. Jetzt brauchte ich auch keine Rücksicht auf das Tempo zu nehmen.

Zu früh sollte man sich aber nie freuen. Plötzlich brach eine Mischung aus Schnee- und Hagelsturm los. 

Die harten Körner tat am Bein weh, der Wind bließ mich hin und her. Das war schon mit Wind ziemlich unangenehm.

Was war ich froh, jetzt nicht noch eine Runde laufen und gegen den Sturm ankämpfen zu müssen.

29:01 Minuten für die achten fünf Kilometer. Insgesamt 3:47:39 Stunden.

Noch 1,1 Kilometer mit dem Wind. Beim Ziel war ich nach 3:47 Stunden vorbei gelaufen. 6:30 Minuten bis zur Wende und 6:30 zurück...

Nach 5:40 Minuten hatte ich die Wende erreicht. Somit hatte ich noch 7:20 Minuten bis ins Ziel.

Auch wenn es jetzt gegen den Wind ging, sollte das ein Selbstläufer sein. Die Marke beim Ziel war ja unabhängig von den Kilometerschildern und somit sicher.

Auch gegen den Wind kam ich gut voran. Die Zeit unter vier Stunden hatte ich sicher.

Endlich am Eingang zum Zielkanal. Das ist immer wieder ein toller Moment beim Kiel-Marathon.

Auf einen Schlußspurt hatte ich keine Lust. Ich war den ganzen Marathon besonnen und locker gelaufen, warum die erfolgreiche Taktik nun ändern?

Dann hatte ich das Ziel erreicht. Zum 240. Male das Ziel eines Marathons oder Ultramarathons. Und immer noch ein Moment zum Jubeln.

Foto: Davengo

3:58:37 Stunden hatte ich gebraucht. 11:03 Minuten für die 2,195 Kilometer zum Abschluß. Das war flott.  

Jetzt aber schnell ran an die heiße Brühe und dann rasch zurück in die warme Halle. Hier im Wind würde ich bald erfrieren.

Kaltes Bier gab es auch, aber das war nichts für mich. Weder Bier und kalt (vor allem nicht an dem Tag).

Der schwerste Teil eines Kieler Marathon-Tages stand mir noch bevor. Der Weg zurück zum Bahnhof.

Nach dem Umziehen und ausgiebigem Aufwärmen machte ich mich dann auf den Weg.

Offiziell hatten die Läufer noch bis 16.00 Uhr Zeit, das Ziel zu erreichen. Den Letzten ließ man noch um 16.50 Uhr durch. Vielleicht half es ihm, daß er aus Kiel kam?

So enthusiastisch war ich nicht empfangen worden. Aber egal. Hauptsache meine Marathon-Medaille Nr. 240 hing an meinem Hals.

Von 1700 Meter bis zum Bahnhof hatte ich schon mindestens 50 geschafft.

Und den Rest schaffte ich auch noch. Trotz der Kälte hatte es Spaß gemacht. In Kiel trifft man auch immer reichlich nette Bekannte.

2019 bin ich zum 25. Kiel-Marathon sicher wieder am Ostseekai dabei.