Die Anreise nach Twistende ging über Kevelaer. Von da könnte man die 5,3 Kilometer nach Twisteden ja gehen, aber bei der Kälte und dem Wind wäre das bekloppt gewesen. Also Taxi. Geteilt durch vier machte das nur € 3,00.

Als ich in Twisteden ankam, war noch nicht so viel los. Wobei sich die wenigen, die schon da waren, vornehmlich drinnen aufhielten.

Ich machte es dann auch. Man konnte sich schön im Warmen umziehen. Damit hielt ich mich so lange auf, daß ich am Ende tatsächlich noch in Zeitdruck geriet.

Hier deckte man sich mit den Startnummern ein und bekam schon das Finisher-Shirt. 

Auch hier im Zelt hatte man es (leidlich) warm.

Wer noch nicht gefrühstückt hatte, der konnte es hier für wenig Geld nachholen.

Irgendwann mußte man aber doch nach draußen und sich in Richtung Start begeben.

Das Problem war weniger die Temperatur von 2°C, sondern der recht starke Wind, wodurch es sich anfühlte wie weit unter Null.

Einen Hinweis, wo genau der Start war, gab es nicht. Man folgte der Masse und stellte sich dann auf.

Es waren 309 Einzelläufer und 25 Staffeln am Start. Also 334 Läufer insgesamt.

Etwas verspätet ging es dann los. Mein erster Marathon des neuen Jahres. Drei Wochen nach dem letzten Marathon des alten Jahres. Lange Pause.

Und los ging es. Die Strecke kannte ich von 2013 schon. Veränderungen konnte ich keine erkennen.

Zu laufen waren sieben Runden mit jeweils sechs Kilometern. Die fehlenden 195 Meter lief man nach Runde 7 ins Ziel hinein.

Einen Marathon mit sieben Runden finde ich grausam. Bei bis zu vier Runden schafft man pro Runde viele Kilometer und bei ganz vielen Runden zählt man öfter eine neue Runde. Aber so war das gefühlt wie Stillstand auf dem Zähler.

Das wäre nichts für mich. Von den Temperaturen mag es ja noch machbar sein, aber das kann doch nicht bequem sein.

Für meine Füße jedenfalls nicht.

Zwei Verpflegungsstellen gab es entlang der Strecke. Eine direkt bei Start und Ziel und eine hier kurz vor der Hälfte der Runde.

Es gab kalte Cola und heißen Tee. Da konnte ich wieder mischen.

Eigentlich kannte ich doch die Strecke und irgendwie kam mir auch alles bekannt vor, aber andererseits auch nicht.

Irgendwas war hier faul. Der Wald war doch viel früher gewesen und wie sollte denn noch die lange Gerade in den Rest der Runde passen?

Fragen über Fragen. Aber da alle anderen auch diesen Kurs liefen und überall Schilder standen, konnte es so falsch nicht sein.

Ich bin der Vierter von rechts. In Gelb mit der Nummer 102.

Foto: CatFun

Und dann fiel der Groschen. Der Kurs war tatsächlich der von 2013. Wir liefen aber die Runden in entgegen gesetzter Richtung.

Kein Wunder, daß mir alles bekannt vorkam, aber dann auch wieder nicht.

Die Damenspitze hatte schon 1,8 Kilometer Vorsprung.

Die letzten 700 Meter jeder Runden (somit auch die ersten 700 Meter jeder Runde) lief man im Pendelverkehr. Das finde ich gut.

Und dann war die erste Runde erledigt. Die Spitzkehre war nicht so toll, aber man kann alles haben.

33:29 Minuten brauchte ich für den ersten Umlauf. Damit lag ich gut im Kurs für eine Zeit unter vier Stunden.

Unter vier Stunden gleich zu Jahresbeginn wäre natürlich schön, aber mit dem windigen und kalten Wetter schien das nicht so einfach.

Tolle Live-Musik direkt an der Strecke. Wenn man schon so schön an der Strecke wohnt...

Diese zwei tierische Fans interessierten sich in Runde 1 noch mehr für mich, jetzt aber aber mehr für den Traktor. 

Nach Kilometer 8 bekam ich erste Probleme, das Tempo zu halten. Das konnte ja noch heiter werden.

Zunächst passierte ich den Kilometer 10 aber mit 55:56 Minuten noch gut im Rennen Richtung sub4. 44 Sekunden Vorsprung. 13 mehr als beim Rundenstart.

Was ist das? Ein Flugzeug? Ein Komet? Nein, es ist der Nikki, der mich hier überrundet.

Er gewann mit Streckenrekord 2:31:53 Stunden.

Die Runden 2 lief ich in 33:32 Minuten. Minimal langsamer als Runde 1, aber immer noch schneller als der Vier-Stunden-Schnitt (34 Minuten).

Leicht fiel mir das Tempo weiterhin nicht, aber ich lief trotzdem einfach mal weiter.

Obwohl ich am Tempo nichts geändert hatte, wurde ich nun gleich mehrfach überholt. Und zwar nicht so schnell wie bei Überrundungen. Das passiert mir auch selten.

Eine Haltestelle? Für Pferde? Ein Bus würde hier heute aber nicht kommen.

Eigentlich ist CatFun ja ein Unternehmen, das Marathon-Fotos verkauft, aber Dank des Veranstalters des Kevelaer-Marathons konnte man sich alle Fotos gratis herunterladen. Klasse Service!!

Foto: CatFun

Diese Gruppe von sich sehr laut unterhaltenden Läufern machte mir Probleme. Es ist nervtötend, wenn man nur die Hälfte versteht, sich dem Lärm aber auch nicht entziehen kann (nein, so laut höre ich meine Hörbücher nicht).

Am Ende versuchte ich schwer genervt die Flucht nach vorne, aber das war dann doch etwas zu schnell für mich.

Am Ende half mir nur eine Pinkelpause. Irgendwann wäre die ohnehin fällig gewesen. Da konnte ich sie auch taktisch einsetzen. Nun war die Gruppe wieder weit vor mir und ich hatte meine Ruhe zurück.

Gegen den kalten Wind mußte ich trotzdem kämpfen.

Die Gruppe um die führende Dame hatte mich gerade eben überrundet.

Carolin gewann in 3:00:46 Stunden. Knapp...

34:10 Minuten brauchte ich dann für die dritte Runde. Und das trotz Pinkelpause. Nicht schlecht. Aber noch waren vier weitere Runden zu laufen.

Die Musikgruppe hatte nun auch einen ganzen Fanklub an die Strecke gebracht. Mit Kind und Kreide.

Auf dem Schild da hinten stand "Ohne Gel nicht schnel!". Ob der Fehler gewollt war?

Berliner Mauerläufer findet man wirklich überall. Hier die Maria mit dem Ha-We.

Genau 1:52:00 Stunden bei Kilometer 20. Damit lag ich 1:20 Minuten schnelle als der angedachte Schnitt.

Halbmarathon nach 1:57:58 Stunden. Das kam schon hin. Meine 5:40-Min/Km-Tempo-Planung hat ja am Ende 53 Sekunden Not-Puffer.

Sollte ich für dieses Foto ganz viel Geld bekommen, dann bekommen die Zwei die Hälfte davon ab.

Was genau "ganz viel" ist, wäre noch zu überlegen. Für meine über 70000 Fotos auf meiner Seite bekam ich bisher zusammen genau € 0,00. Da wird "ganz viel" relativ.

Zwei von denen, die mich in Runde 2 überholt hatten, holte ich hier wieder ein.

33:02 Minuten für die vierte Runde. Das Tempo zu halten war immer noch schwierig, dennoch hielt ich es und legte sogar noch etwas zu.

Mit Pandian war ich im Taxi aus Kevelaer angereist. Er kommt aus Indien und hatte über Weihnachten in Florida in 13 Tagen 13 Marathons und machte auf dem Rückflug nach Indien einen Zwischenstop für den Kevelaer-Marathon.

Kevelaer als Zwischenstop für eine Reise von Florida nach Indien. Warum nicht?

Bettina habe ich schon beim Siebengebirgs-Marathon 2015 getroffen.

Ihr Arzt meinte mal, wenn sie ohne Krücken nicht laufen könne, dann solle sie halt mit Krücken laufen. Sie kam nach 5:13:57 Stunden ins Ziel. Irre.

Es lief nicht rund, aber es lief. Die Nudeln im Asia-Imbiß am Düsseldorfer Hauptbahnhof hatten wir irgendeine gemeine Zutat.

Die Startnummern 1 und 2 überrundet man auch nicht jeden Tag.

Immer noch gut Stimmung hier bei Start und Ziel. Sonst war (vom Gerberweg abgesehen) entlang der Strecke wenig los.

33:01 Minuten für die fünfte Runde. Das war eine Sekunde schneller als Runde Vier.

Mit 2:47:11 Stunden lag ich jetzt 2:49 Minuten unter der Planzeit für ein Finish sub4.

Nun tat es doch mehr und mehr weh. Bei den Zwischenzeiten hätte ich ja durchaus etwas an Tempo nachlassen können, aber das kriegte ich nicht hin.

Also lief ich mit immer mehr Krampf statt Kampf weiter.

Früh übt sich. Nur an der Richtung müssen wir noch üben. :-)

Die zwischenzeitliche Sonne brachte keine Erwärmung und half auch nicht gegen den oft schneidenden Wind. Aber sie half bei schönen Fotos.

33:03 Minuten für Runde 6. Fast identisch wie Runde 4 und 5. Das war noch konstanter als die erste Hälfte beim Sunrise-Sunset drei Wochen zuvor.

Und ab ging es in der letzte Runde.

Eigentlich hätte ich mir jetzt 38:30 Minuten Zeit lassen können. Fast eine Minute pro Kilometer langsamer als bis dahin. Aber langsamer ist natürlich auch gefährlich. Also weiter wie bisher, auch wenn es weh tat.

Hmmm... :-)

Zur letzten Runden gab die Sonne nochmals alles. 

Mit dem Wind blieb es zwar kalt, aber inzwischen spürte ich das kaum noch.

Und schon hatte ich die Hälfte der letzten Runde geschafft.

Noch immer hatte ich nicht an Tempo verloren. Nachdem die Sache mit langsamer Laufen nicht klappte, wollte ich das Ding jetzt so zu Ende bringen.

Nach 3:42:15 Stunden ging es an Kilometer 40 vorbei. Nun hatte ich auf die Planzeit schon über fünf Minuten Vorsprung.

Mit der Sicherheit des guten Zeitpolsters ließ ich dann auch auf dem Schlußabschnitt nicht mehr nach.

Da vorne bog ich schon auf das Pendelstück ein, welches die letzten 700 Meter der Runde verkündete.

Die siebte Runde lief ich in 33:02 Minuten.

33:29, 33:32, 34:10, 33:02, 33:01, 33:03, 33:02. Einfach irre, was ich da zusammen gelaufen hatte.

Und nun ab in den Zielkanal. Man sollte schon wissen, wo genau der war, denn Schilder gab es da keine und die Kurve wurde von den Zuschauern recht gut verdeckt.

Während der bisherige Lauf nur im Gemeindegebiet von Kevelaer statt fand, lagen die letzten Meter hier tatsächlich im Ortsgebiet von Twisteden.

Warum die ganzen Zuschauer hier im Zielkanal herum liefen, verstand ich nicht. Die Wiese war doch groß genug.

Für mein Zielfoto mußte ich warten, bis die Zuschauer den Zielkanal verlassen hatten. Kam ja nicht mehr so auf die Sekunden an.

Wenn ich mir meiner Foto so angucke und nun das Foto hier, dann muß die Absperrung kurz nachdem ich vorbei dort war umgefallen sein. Davon hatte ich im Siegestaumel gar nichts mitbekommen.

Ja wahnsinn. 3:54:23 Stunden für den ersten Marathon im Jahr 2018. Das war doch ein toller Start.

Aber es war schon ein harter Kampf. Von locker-leicht war da keine Spur. Selbst nach den 3:27:51 Stunden in Bremen fühlte ich mich nicht so fertig wie hier.

Aber so war es nun einmal. Die Marathon-Medaille Nr. 237 gehörte mir und ich war dem Marathon Nr. 250 wieder ein Stück näher gekommen.

Trinken konnte ich jetzt gut gebrauchen. Auf der Strecke hatte ich je Runde immer nur zwei Becher getrunken. Das war eigentlich etwas zu wenig für mich. Aber das ist der Nachteil, wenn man immer die kalten und heißen Getränke zusammenkippt. Es bleibt bei einem Becher Getränk.

Meine anderthalb Liter in der Sporttasche waren dann auch bis Düsseldorf alle weg.

Jetzt aber schnell in die warme Umkleidekabine, bevor ich im Wind noch einfror.

Ja, ich weiß. Bei 2°C kann man nicht einfrieren. Mir wurde aber trotzdem kalt.

Da der Bus von Twisteden zum Bahnhof Kevelaer nur einmal die Stunde fuhr und es bald wieder an der Zeit war, machte ich mich recht bald auf den Weg. Auch wenn die Beine und der Kreislauf noch wackelig waren.

Laut Ausschreibung sind es zwei Minuten vom Bus zum Start. Das ist wohl mit dem Auto gemessen worden. 950 Meter in zwei Minuten? Der Weltrekord für 1000 liegt bei 2:11,96 Minuten.

Aber egal. Der Bus kam erst um 14.33 Uhr und ich wußte schon vorher, daß die zwei Minuten nicht stimmten.

Wenn ich nächstes Mal nach Twistden komme, sollte ich mir Zeit für das Irrland nehmen. Keine Ahnung, was genau das ist, aber der Park scheint recht groß zu sein und immer noch zu wachsen.

Die Rückreise über Kevelaer und Düsseldorf verlief ohne Probleme.

In Düsseldorf guckte ich mir noch das Rheinhochwasser an. 7,95 Meter Pegelstand. Die untere Rheinpromenade wurde aber erst Montag überspült. Was soll's. Hochwasser gibt es auch in Norddeutschland.