Um 3.56 Uhr der Abmarsch in Hamburg und nur viermal umsteigen (U-Bahn, Bus, ICE, Regionalbahn, Bus) später war ich am Ziel.

Naja... direkt am Ziel war ich noch nicht. Da mußte ich noch 1,7 Kilometer wandern.

Ganz knapp unter der Fünf-Stunden-Marke kam ich an der Jugendherberge an. Bei dem schönen Wetter wandert man ja gerne mal auf der Landstraße entlang. Bei 7°C.

Die Jugendherberge war für Läufer geöffnet. Toilette und Dusche inklusive. Soweit so gut. Die eine Toilette war allerdings etwas wenig. Man kann nicht alles haben.

Startnummern gab es hier im Nebenhaus. Lief schnell und problemlos. Wofür ich aber meine Chipnummer angeben sollte, wenn man mir dann doch einen Leihchip gab...

Neben dem Marathon wurde auch ein Halbmarathon und ein Einsteigermarathon (über 11,5 Kilometer) angeboten. Man mußte sich nur seine Farbe merken. War machbar.

177 Läufer fanden sich am Start an. Einigermaßen gut verteilt auf die drei Strecken:
66x Marathon
60x Halbmarathon
51x Einsteigermarathon

Neun Sekunden vor 10.00 Uhr ging es dann los.

Zwei Runden mit jeweils 17,91 Kilometern plus die ersten 6,42 Kilometer ein dritten Mal ergaben 42,24 Kilometer. 

Teiche umlaufen klingt sehr nach flach, aber tatsächlich hat der Marathon 685 Höhenmeter in sich. Das geht zwischen 534 und 631 Metern Höhe.

Nur 200 Meter und wir waren schon im Grünen. Allerdings liefen wir nicht so nah an den Teichen, als daß man sie ständig sehen konnte.

Was hatte ich eigentlich im Plan? So genau wußte ich es selbst nicht. Mit so vielen Höhenmeter hatte ich nicht gerechnet (hätte vielleicht die Ausschreibung genauer lesen sollen...). Also 4:30 oder so?

Andererseits... wenn ich um 15.19 Uhr den Bus in der Nähe der Jugendherberge ereichen würde, hätte ich noch zwei Stunden Zeit, um mir Goslar anzugucken. Dafür sollte ich aber bis 14.30 Uhr im Ziel sein.

Ein Problem war da noch: seit Donnerstag hatte ich ständiges Halskratzen und die Nase lief. Keine wirkliche Erkältung, richtig gesund war das aber auch nicht.

Also... einfach locker los laufen und mal schauen, was geht.

Allmählich dämmerte mir, wo die ganzen Höhenmeter her kamen. Die Teiche waren kaskadenartig angeordnet.

Da gab es dann prima Dämme, auf denen man laufen konnte. Und da lief man dann auch mal direkt am Wasser entlang.

Neben Teichen gab es auch jeden Menge Wald.

In Teichnähe laufen kann auch bedeuten, die Hänge daneben in Serpentinen hinauf laufen zu müssen.

Nach gut drei Kilometern mehr auf als ab ging es auf gerade Strecke leicht bergab.

Die Orientierung hatte ich trotz des eindeutigen Sonnenstandes bei den vielen Kurven längst verloren, aber irgendwo hier mußte Hahnenklee sein. 

So ein Pech. Die Gustav Adolf Stabkirche war gerade in der Renovierung.

Das erinnerte doch mich stark an die Hedareds Stavkyrka, Schweden 1996. Da hatte ich ähnliches Pech.

Mit Blick auf Hahnenklee ging es nun den unteren Teil des Bocksberges runter.

Es ging ziemlich steil bergab. Noch dazu auf Gras. Immerhin war es nicht rutschig.

Der dreimal zu laufende Teil der Strecke war nun einmal geschafft. Jetzt kamen noch zwei komplette Runde zu je 17,91 Kilometer.

Hier rechts gibt es übrigens eine Straße namens "An den Teichwiesen". Einen Teich gibt es da allerdings nicht.

Bis dahin lief ich im Schnitt im Tempo 6:12 Min/Km. Meine Uhr zeigte 6:25 Min/Km, aber auch weit weniger Kilometer. Also auf GPS konnte ich mich auf dieser Strecke eher nicht verlassen.

Mit den Orten ist es da etwas kompliziert. Unser Startort Bockswiese gehört mit zu Hahnenklee, welches wieder zu Goslar gehört, wobei das 17 Kilometer entfernt liegt, aber im Grunde ist alles Goslar.

Dem Plan nach war das schon der zehnte und letzte Teich auf der Runde. Kaum 40% der Runde war erledigt und schon waren alle Teiche abgelaufen.

Wie viele Teiche hatte ich davon gesehen? Inklusive der kurz hinter Bäumen oder in der Ferne erahnten Wasserflächen vielleicht sieben oder acht. Direkt am Teich gelaufen... drei.

Aber irgendwie war es egal. Neben den Teichen gab es auch so viel schönes. Und wie hier auch viele Höhenmeter.

In einem Wechsel auf Laufen und Gehen erledigte ich den circa einen Kilometer langen Anstieg.

Strecken-Schilder mit der aktuellen Kilometerzahl gab es reichlich. Die standen aber immer an den Abzweigungen und nicht (unbedingt) an den vollen Kilometern. Da war man immer mit allem orientiert, außer mit dem Tempo. Es sei denn, man war Rechengenie.

Die Ferienanlage erinnerte mich dunkel an die Anlage, in der ich 1976 und 1977 jeweils Urlaub machte. Aber die sehen wohl alle ähnlich aus. Damals war ich auch erst sieben bzw. acht Jahre alt.

Teiche gab es hier keine, aber viel schöner Wald. Und auch wenn es hier nicht unbedingt danach aussieht, eine gut zu laufende Strecke.

Und dann immer wieder mal mehr mal weniger starke Anstiege.

Aber alles kein Problem. Da wanderte ich eben.

Trotz der Sonne und nur wenig Wind war mir hier im Wald etwas kalt. Da hätte ich wohl doch etwas mehr anziehen sollen. Die Luftfeuchtigkeit hatte ich unterschätzt.

Allmählich ging es bergab in Richtung Bockswiese.

Vor allem die Halbmarathon-Läufer gaben hier jetzt mächtig Gas. Die waren ja auch bald schon im Ziel.

Den Teich hatten wir vorher schon einmal passiert. Das war die Nummer 9 auf der Runde.

Diese Steigung war steil, zum Glück aber nicht sehr lang. Aber die Feuerwehr, die dort oben die Landstraße sperrte, wollte einen möglichst schnell über die Straße haben und feuerte einen entsprechend an.

Zurück bei Teich Nummer Eins ging es auf Bockswiese zu.

Kurz vor dem Ende der Runde gab es dann noch eine Treppe. Mit anschließender Steigung. Das ging in die Beine.

Dann war ich zurück bei der Jugendherberge.

Auf der Strecke gab es sechs Verpflegungspunkte, wobei man einen zweimal passierte. Auf den Marathon gab es 16 Male Getränke. 12 Mal davon nur Wasser, aber fast immer auch Gels, Schokolade und ähnliche Leckereien.

Rechts vom Parkplatz war die Wiese mit dem Start. Da hatte ich dann einmal die komplette Runde absolviert.

Eine Runde in ungefähr 1:50 Stunden. Also zwei Runde in 3:40 Stunden. Dazu noch 40 Minuten für den Rest (so lange habe ich für das Stück auf der ersten Runde benötigt) machte voraussichtlich 4:20 Stunden.

Soweit zur Theorie. Ohne die Läufer vom Halbmarathon und Einsteigermarathon würde es viel leerer auf der Strecke werden. Aber die Strecke an sich würde nicht leichter.

Aber ich hatte es ja nicht so eilig. 14.35 Uhr im Ziel würde auch noch reichen für das Goslar-Sightseeing. Also ganz gemütlich weiter.

Am Ende des Teiches konnte man die Halbmarathon-Läufer sehen, die nun einen kürzeren Weg nach Hahnenklee ins Ziel liefen.

Wir durchliefen derweil den Verbindungsbach zwischen dem Oberen und dem Mittleren Grumbacher Teich.

Nun war deutlich mehr Platz als in der ersten Runde.

Meiner GPS-Uhr alleine wollte ich nicht trauen, aber auch vom Gefühl her war ich langsamer als in der ersten Runde.

Hier ging es den Deich zum Neuen Grumbacher Teich hinauf.

Deiche laufen kenne ich ja jedes Jahr aus Cuxhaven.

2:13:35 Stunden auf der Uhr beim Halbmarathon. Die Zeit stimmte ja. Nur das Tempo und die Distanz konnte ich nicht zuverlässig ablesen.

Der lange Weg in Richtung Hahnenklee lief sich leichter, war aber auch langweiliger als die anspruchsvolleren Teile.

Ja, ja... die Läufer waren auf dem Bild von 700 Meter früher alle noch vor mir.

Hier war es nicht anders als bei den meisten Marathons. In der zweiten Hälfte überhole ich eigentlich nur noch.

Hier auch die Läuferin vom Werder Sports Running Team.

Und wieder hatten wir die Gustav Adolf Stabkirche erreicht (hinter dem Haus), aber die war immer noch eingerüstet.

Die komplette Runde hatte ich in 1:52:23 Stunden gelaufen. Nun mußte ich noch einmal die Runde laufen.

Mit nochmals 1:52:23 Stunden ergab das 4:24:31 Stunden. Schon deutlich langsamer als die noch bei Kilometer 18,0 prognostizierten 4:20 Stunden.

Aber das war egal. Wichtiger fand ich, daß ich immer noch frisch und locker unterwegs war und alles danach aussah, als würde ich den 15.19 Uhr-Bus von Bockswiese nach Goslar erreichen.

Jede Menge Helfer, die hier die Straße sperrten und für gute Laune sorgten.

Von den spielenden Kindern und einer Gymnastik übenden Mutter abgesehen (links vom Bild, habe ich schon wegen der Kinder nicht fotografiert) hatte ich den Park für mich alleine.

Und noch einmal ging es an den langen Anstieg weg von den Teichen. Da wanderte ich aber ganz locker rauf.

Und recht bald war ich auch schon ob. Ein paar Steigungen kamen ja noch, aber die Ecke war geschafft.

Wieder folgte die lange und flache Gerade an den Häusern des Ferienparks vorbei.

Mehr als 10°C wurden es zwar nicht, aber in der Sonne war es sehr gut auszuhalten. Anders als in der ersten Runde war mir auch nicht mehr kalt.

Das Restaurant am Ende des Waldes? Naja... es gab Wasser und Schokolade und Bananen und Taschentücher.

Ich griff nicht zu. Für dieses Wetter war es eigentlich zu viele Verpflegungsstände. Allerdings hätte man Mitte September auch bei großer Hitze laufen können. Also besser zu viele als zu wenige Getränke.

Bergab schön rollen lassen...

... und bergauf wandern. So machte ich Kilometer um Kilometer.

Zwischendurch bekam ich dann leichte Kopfschmerzen. Etwas ungewöhnlich. Vielleicht die Höhenkrankheit?

Für Flachländer wie mich waren 631 Meter über Null schon eine Marke. Aber dann hätte ich das Problem eine Woche zuvor erwartet, als ich beim Jungfrau-Marathon auf bis über 2000 Metern Höhe lief.

Aber das Kopfweh-Problem verschwand so schnell wie es gekommen war.

Jetzt hatte ich auch endlich heraus gefunden, wie dieser Kurs aufgebaut war. Es gab zwei Kreuzungen. Hier kreuzte sich der Weg einmal (nach links ging es auf die lange Gerade auf den Ferienpark zu) und dann nochmals am Park bei Hahnenklee an der Ecke des Kranicher Teiches.

Für die Orientierung war es egal, da gab es genug Schilder. Aber es erklärte, warum ich mache Helfer mehrfach je Runde sah.

Bergab ging es in Richtung Bockswiese, dabei noch an Hahnenklee vorbei.

Blick hier auf den Bocksberg. Wann man da dem Gefälle weiter folgt kommt man kurz vor dem Ziel raus.

Kapelle und Friedhof auf der anderen Seite des Deiches, der den Kranicher Teich staut.

Die haben reichlich Vertrauen in ihre Deiche. Wenn der mal bricht steht die Kapelle bis zum Dach im Wasser.

Das kurze Stück Hahnenklee war geschafft und die Steigung zur Landstraße auch.

Kneipps Ruh. Das klang gar nicht übel.

Da konnte man also etwa Wasserlaufen, wenn man sich denn die Füße naß machen wollte.

Für nach dem Lauf eine Idee, die man sich merken sollte, aber so zwischendurch eher keine gute Idee.

Eingangs Bockswiese kamen mir Läufer entgegen, die schon wieder auf dem Weg nach Hahnenklee waren. So 800 Meter Vorsprung.

Wieder diese  Steigung rauf zur Jugendherberge, nachdem die Treppe einem vorher schon das Tempo genommen hatte.

Der Stand mit der Cola. Die konnte ich gut brauchen. Das Wasser hat so wenig Zucker und Koffein.

Zweimal die Runde hatte ich erledigt. Die erste Runde ab hier gerechnet in ungefähr 1:50 Stunden, die zweite in 1:54 Stunden. Plus die vermuteten 40 Minuten ins Ziel machte 4:24 Stunden. Das entspricht dem, was ich bei Kilometer 24,33 schon erwartete.

Zum Abschluß nun das dritte Mal die 6,42 Kilometer nach Hahnenklee.

Auch wenn ich es jetzt etwas flotter anging wanderte ich weiter die Steigung hinauf.

Wie schon erwähnt, war die Stecke klasse ausgeschildert. Schwierig wurde es nur, wenn Leute vor den bunten Schildern standen und philosophierten, was das denn bedeuten könnte.

Im flachen Teil kam ich nun immer besser ins Tempo. Das machte Spaß.

Nochmals den Deich zum Neuen Grumbacher Teich rauf...

... einmal über die ganzen Baumwurzeln geflitzt...

... und die letzte nennenswerte Steigung zum Getränkestand hinauf...

... und schon konnte ich auf der langen Geraden das Tempo richtig hoch schrauben.

Dieses Überholmanöver war ein ganz entscheidendes. Hier lief ich in die obere Hälfte des Endklassements. Wußte ich natürlich nicht, während ich noch unterwegs war.

Mit Vollgas in Richtung Ziel. Daß ich am Folgetag noch den Halbmarathon in Hamburg-Wandsbek gemeldet hatte war mir hier egal. Der fand ja erst um 18 Uhr statt.

Und den einen Platz holte ich mir auch noch. Machte dann Platz 26 bei 54 Finishern bei den Männern.

Der letzte Teich, den wir auf dieser Marathon-Strecke zu sehen bekamen.

Der Zielort war erreicht. Nun mußte ich nur noch schnell um die Gustav Adolf Stabkirche und den Bocksberg herum.

Wenig überraschend war die Stabkirche immer noch hinter dem Gerüst versteckt. Aber egal. Konnte ich nicht ändern.

Nun bloß nicht noch in der engen Kurve auf dem Kies ausrutschen...

... oder hier auf dem Rasen stolpern.

Mit einer mehr suizidalen Ader hätte ich es sicherlich schneller den Hang hinunter und damit noch unter 4:20 Stunden ins Ziel geschafft.

Aber so dämlich war ich dann doch nicht. Ich wollte ja nicht nur ins Ziel kommen, sondern bitte auch gesund.

Keine Medaille hängt gerne an einem gebrochenen Genick.

4:20:11 Stunden waren es am Ende. Die zweite Runde von hier an gerechnet lief ich in 1:48:03 Stunden. Nach 1:52:23 Stunden in der ersten Runde.

Endbeschleunigung macht ja so viel Spaß. :-)

Jetzt aber schnell den Chip abgegeben, denn erst dann bekommt man die Medaille.

Marathon-Medaille Nr. 226. Juhu. Alleine dafür hatte sich der Ausflug in den Harz schon gelohnt.

Die 1,8 Kilometer zurück nach Bockswiese zu meinen Sachen an der Jugendherberge lief ich dann auch noch. Es gab zwar einen Shuttle-Service, aber ich hatte keine Lust zu warten. Ohne Laufen wurde es ja auch schnell kühl.

Und natürlich erreichte ich wie erhofft den Bus um 15.19 Uhr nach Goslar und hatte noch Zeit, mir die Kaiserstadt ein wenig anzusehen.

Wieder zu Hause in Hamburg war ich dann um 22.24 Uhr.