Nach recht kurzes Nacht ging es morgens weiter Richtung Jelcz-Laskowice.

Pünktlich die Ankunft am Veranstaltungsort.

Wie zu erwarten war, waren alle Läden geschlossen. In Polen ist man Karfreitag oder auch an Weihnachten da nicht ganz so, aber am ersten Mai kriegte ich nicht einmal irgendwo ein Brötchen her.

Jelcz-Laskowice ist eine erst 1987 gebildete Industriestadt mit rund 16000 Einwohner. Sie liegt circa 25 Kilometer von Wrocław entfernt.

Bei Wikipedia werden keine Sehenswürdigkeiten oder Besonderheiten gelistet. Unter dem Punkt Sport wird aber dieser Marathonlauf erwähnt. Als einziger Eintrag.

Na immerhin.

Das Veranstaltungsgelände hatte ich rasch gefunden.

Solche Namen haben in Polen die Grundschulen. Den Namen muß man sich erst einmal merken können.

Ab in die Schule und gleich anstellen für die Unterlagen.

Wären da nicht die Kosten für die Anreise, wäre der Lauf ein echtes Schnäppchen. Für Lauf mit Verpflegung, tollem T-Shirt und Medaille zahlte ich nur 40 Złoty (zu der Zeit € 9,50).

Kaum in der Schule traf ich Christian. Auch wenn das Bild eher das Gegenteil vermuten läßt, wir mögen uns. :-)

Christian lief am Vortag in Kraków den Marathon, ich an der Oberelbe und nun liefen wir gemeinsam hier.

Der Maraton Jelcz-Laskowice ist Christians Lebenspartnerin Barbara Szlachetka gewidmet, einer sehr erfolgreichen Ultra-Läuferin, die Ende 2005 leider verstarb.

Christian ist daher jedes Jahr hier mit am Start.

Wenn man schon in einer Schule ist, dann kann man auch ein Klassenzimmer zur Umkleidekabine machen.

Auch nicht zu verachten: Es gibt sehr viele Toiletten. Die allerdings ziemlich niedrig sind. Ist eben eine Grundschule.

Vor dem Start noch ein wenig Aufwärm-Programm. Anfangs war die Teilnehmeranzahl noch etwas größer.

136 Marathon-Läufer und 178 Halbmarathon-Läufer waren hier am Start.

550 Meter weiter vorne beim zweiten Start standen noch 274 Zehn-Kilometer-Läufer und 28 Nordic-Walker über dieselbe Distanz.

Und schon ging es los.

Vier Runden zu jeweils 10,55 Kilometern waren zu laufen.

Hier waren um 8.55 Uhr die Zehn-Kilometer-Läufer ins Rennen gegangen.

Mal etwas ganz neues: ich noch hinter dem Besen-Fahrrad. Auf dem ersten Kilometer war das nicht so schlimm. Ich bekam lediglich meinen mp3-Player nicht in die Gänge.

Nachdem ich dann endlich Musik im Ohr hatte, machte ich mich daran, das Feld von hinten aufzurollen.

Zumindest den hinteren Teil des Feldes

Auf der Zachodnia lief man eine anderthalb Kilometer lange Pendelstrecke. Das war wenig spannend, aber man konnte die Mitläufer auch mal von vorne sehen.

Es war nicht ganz so warm wie es die Fotos vermuten lassen. 6°C waren es am Start, später wurden es bis 15°C.

Etwas unangenehm war der teilweise heftige Wind. Der blies zum Glück über den Kurs verteilt nicht überall und vor allem nicht überall von vorne.

29:28 Minuten auf den ersten fünf Kilometern. Da war ich flott unterwegs. Nach dem Oberelbe-Marathon am Tag zuvor hatte ich zunächst eher an so 4:30 Stunden gedacht, aber das war schon schneller.

Aber warum nicht? Das Tempo fühlte sich gut an, die Beine auch. Da konnte ich es laufen lassen.

Über eine Eisenbahnbrücke ging es Richtung Miłoszyce, dem Nachbarort von Jelcz-Laskowice.

Die Eltern laufen, das Kind schläft. Perfekt. Es ging ja auch "nur" über zehn Kilometer.

An der Strecke gab es drei Verpflegungsstellen. Eine bei Start und Ziel, eine nach circa drei Kilometern und diese hier. Nicht ganz perfekt verteilt, aber es war okay.

Hier gab es sogar richtige Zuschauer an der Strecke.

Auf einer Landstraße ging es nun zurück in Richtung Jelcz-Laskowice.

Die Strecke hier war ganz nett. Allerdings lief man genau gegen den Wind und der hatte hier keinerlei Hindernisse.

Schließlich erreichten wir wieder Jelcz-Laskowice. Und mit den ersten Häusern wurde auch der Wind weniger.

Kurz hinter dem Ortsschild bogen wir in ein Wohngebiet ab.

Ergänzend zu den offiziellen Verpflegungsstellen gab es hier private Getränkestellen.

Genau gesagt gab es auf 600 Meter gleich FÜNF davon.

So viel konnte ich gar nicht trinken, um all die Kinder glücklich zu machen.

Nachdem wir schon einmal über eine Eisenbahnbrücke gelaufen waren, mußten wir hier noch einmal über so eine Brücke. Die Steigung hielt sich aber in Grenzen.

59:37 Minuten. Klar unter einer Stunden. Die zweiten Kilometer waren mit 30:09 Minuten etwas langsamer als die ersten, aber es war besser als geplant. Aber so lange die Beine noch mitspielten kein Problem.

Hier zogen noch ein paar der Zehn-Kilometer-Läufer im Endspurt an mir vorbei. Die hatte ich zuvor alle überholt gehabt.

Knapp ein Viertel geschafft, ich sah noch gut und locker aus.

Kurz danach war meine erste Runde erledigt. Jetzt nur noch drei Runden.

1:02:55 Stunden für die erste Runde. Vom Marathon am Vortag war nichts zu spüren.

Die ersten zwei Kilometer bis zum Beginn des Pendelstücks waren die langweiligsten des Kurses.

Der Verpflegungsstand an der Pendelstrecke konnte auch zweimal angelaufen werden.

Von den Getränken bis hier zur Wende und wieder zurück waren es wohl etwas mehr als 400 Meter.

31:01 Minuten für die dritten fünf Kilometer. 52 Sekunden langsamer als die zweiten. Aber Hauptsache ich lief weiter locker und problemlos.

Die Bäume erinnerten mich irgendwie an den Eskorte 2500 Marathon am Maschsee.

Hier wurden einem Speis und Trank geradezu ausgedrängt. Man konnte glatt das Gefühl bekommen, hier herrsche ein interner Wettkampf, wer seine Sache zuerst an den Läufer brachte.

Aber alles im ordentlichen Rahmen versteht sich.

Fischauge ganz ohne Extra-Linse. :-)

Waren Läuferbegleiter auf der Strecke eigentlich erlaubt?

Keine Ahnung. Aber da die Zwei mir gute Dienste als Tempomachen leisteten, wollte ich da nicht meckern.

Und sonst auch nicht.

2:00:07 Stunden. Mit 29:29 Minuten für die vierten fünf Kilometer hatte ich wieder etwas an Tempo zugelegt. So konnte es ruhig weitergehen.

2:06:38 Stunden dann zum Halbmarathon. Machte 1:03:43 Stunden für die zweite Runde. 48 Sekunden langsamer als die erste Runde.

Zartbitterschokolade. Es war zwar nicht warm, aber in der Sonne schmolz die Schokolade und so hatte ich hier so etwas wie ein Segelschiff. 

Ab ging es in die dritte Runde.

Auf der Strecke wurde es nun deutlich leerer. Nun waren ja auch die Halbmarathonies von der Strecke.

Trotzdem wäre ich beinahe mit dieser Radfahrerin kollidiert. Man wird so unkonzentriert, wenn es so leer ist.

30:12 Minuten für die fünften fünf Kilometer. Wieder etwas langsamer. Mit den 2:30:19 Stunden insgesamt war ich aber zufrieden.

Öööh... da wurde ich doch tatsächlich überholt. Und das bei Kilometer 26. Da überhole sonst ich die anderen.

Wieder ging es rüber nach Miłoszyce. Oben von der Eisenbahnbrücke hatte man einen Blick über den Ort.

Der Verpflegungsstand war etwas kleiner geworden, das Personal aber noch in voller Besetzung. Und auch das Engagement war noch voll da.

Gefühlt wurde der Gegenwind hier jede Runde stärker. Aber vielleicht wurden die Beine doch nur schwächer? Oder es fühlte sich nur anders an, weil es auf der Strecke jetzt so leer war.

In dem Ort, der erst seit 30 Jahren existiert, gibt es was mit 65 Jahren Tradition. Warum auch nicht.

Wasser und Anfeuerung. Hier bekam man alles.

29:19 Minuten für die sechsten fünf Kilometer. Das waren die schnellsten des Tages bis dahin.

Insgesamt war ich 2:59:38 Stunden unterwegs. Nun schneller als 6:00 Min/Km im Gesamtschnitt.

Bei 3:08:52 Stunden netto kam ich das dritte Mal über Start und Ziel.

Machte 1:02:14 Stunden für die Runde Zwei. Bestmarke bis dahin.

Jetzt noch einmal richtig gut trinken und dann ab in die letzte Runde.

Viel los war hier nicht mehr. Auf der Straße war keine mehr zu sehen und am Straßenrand gab es mehr Anwohner als echte Zuschauer.

Hier überholte ich Christian. Die Hamburger Meisterschaft ging den Tag an mich. :-)

Am Vortag einen Marathon, nun schon 34,1 Kilometer. Wurde ich allmählich müde? Natürlich nicht. Ich erhöht sogar noch das Tempo.

28:15 Minuten für die siebten fünf Kilometer. Neuer Tages-Bestwert. Insgesamt 3:27:53 Stunden unterwegs.

Kilometer um Kilometer legte ich nun an Tempo zu. Jetzt konnte ich es ja so laufen lassen, wie die Beine wollte.

Frisör? Hmm... hatte bestimmt auch zu an dem Tag.

Hier war immerhin mal ein Läufer in Sichtweite.

Hier war ich dann wieder ganz alleine.

Aber egal. So lief ich eben nur gegen mich und die Zeit und aus der Freude heraus, daß auch dieser Marathon richtig gut funktionierte.

In der letzten Runde war der Gegenwind auf der Landstraße besonders heftig. Könnte aber auch Schuld meines Tempos gewesen sein.

25:17 Minuten für die achten fünf Minuten. Unglaublich. Das entsprach 5:03 Min/Km. Über fünf Kilometer. Was war denn hier los?

Es lief super. Also legte ich noch etwas an Tempo zu.

Hier haute es mir die Mütze vom Kopf. Eine Windböe zur falschen Zeit. Aber egal.

Da mag man sich fragen, was möglich gewesen wäre, wenn ich ab Beginn das Rennen schneller angegangen wäre. Aber das ist nur Theorie. Von der Ausgangssituation wäre das Irrsinn gewesen. Erst nachher ist man schlauer.

Und schon waren es nur noch ein paar Meter bis ins Ziel.

Und dann hatte ich es wieder einmal geschafft. Marathon Nr. 215 war erledigt.

4:03:41 Stunden. Boah. Das machte 54:49 Minuten für die letzte Runde. Bzw.1:57:03 Stunden für die zweite Hälfte.

Da kann man sich ausrechnen, was herausgekommen wäre, hätte ich das jeweilige Tempo ab Beginn gelaufen.

Marathon-Medaille Nr. 215. Und das in Form einer 30. Es war zwar erst die 16. Auflage des Marathons, aber der Ort wurde 30. Ob man sich bei der Motiv-Wahl wohl von meiner Vorliebe für 30. Auflagen von Marathons wußte?

Vermutlich hatte ich nur Glück, eine weitere 30 auf meiner Medaille bekommen zu haben.

Eine kleine Feier- und Freß-Meile war aufgebaut, aber ich hatte keinen besonderen Hunger. Dabei luden die Preise geradezu zum Sattessen ein.

Zum Umziehen ging es zurück ins Klassenzimmer.

Lange her, daß ich zuletzt die Schulbank drückte.

Die 20 hatte ich am Vortag beim Oberelbe-Marathon erhalten, die 30 hier in Jelcz-Laskowice.

Die Pasta-Party nach dem Marathon war im Preis mit enthalten.

Für meinen Geschmack etwas wenig Nudeln für die Soße, aber es schmeckte lecker.

Ein schöner Marathon. Das hatte ich nicht erwartet. Am Vortag war ich (nicht zuletzt wegen der hohen Erwartung wegen der Eigenwerbung) vom Oberelbe-Marathon etwas enttäuscht gewesen. Von Jelcz-Laskowice hatte ich mir gar nichts versprochen und wurde positiv überrascht. So kann es gehen.

Wie schon nach dem Wrocław Marathon 2012 fuhr ich nach dem Lauf zum Grab der Großeltern meiner Tochter.

Im Jahr 2012 lag hier nur ihre Großmutter. Inzwischen sind die Großeltern wieder vereint.

Noch am Abend ging es in den Bus Richtung Hamburg. Da kam ich um 6.45 Uhr an und saß um 7.10 Uhr schon wieder bei der Arbeit.

Das verlängerte Wochenende hatte ich richtig gut genutzt.