Im Grund hätte ich ins Bett gehört. Die ganze Woche hatte ich mich mit Medikamenten durchgequält. Nun ging es zwar etwas besser, aber der Magen rebellierte immer noch.

Auf der Bahnfahrt dachte ich tatsächlich darüber nach, eine Woche den Marathon von Bad Salzuflen nicht zu laufen. Den Ultramarathon eine Stunde später wollte ich aber nicht sausen lassen.

Nicht starten war ja auch keine Option. Einen Ultramarathon an meinem Geburtstag würde ich so schnell nicht wieder kriegen.

Nebenbei dachte ich auch an Isa und die 19 anderen, die am selben Tag in Hannover bei der Verticalmarathon-WM liefen. Wenn sie 83808 Stunden und 5044 Etagen laufen kann, dann schaffe ich doch 48 Kilometer fast flach.

Das Wetter spielte mit. 4° bis 5°C und fast trocken. Da hatte der Wetterbericht unter der Woche schlimmeres gezeigt.

Zudem war es in den Vortagen noch sehr kalt gewesen. So konnte man drei Tage zuvor noch prima auf dem See Schlittschuh laufen.

Inzwischen trug das immer noch vorhandene Eis gerade noch einen Fußball.

Wieder einmal war ich viel zu früh vor Ort, aber besser zu früh als zu spät, außerdem wollte ich mir jede Toiletten-Option offen halten.

Kaum war Christian da, ging es los mit den Startnummern und dem Bezahlen. Die Startgebühr betrug trotz Startnummern und Medaille nur einen Euro mehr als bei "normalen" Marathons an den Teichwiesen.

Zwei Tische Verpflegung gibt es sonst meist nicht. Aber es gab ja viel ungewöhnliches zu verstauen.

Meine Geburtstagskerze durfte nicht fehlen.

Christine hatte einen super-leckeren Kuchen mitgebracht.

Mit ganz viel Füßen drauf.

Und meine Kollegin Sibylle hatte 20 ihrer berühmten Bratklopse beigesteuert.

Ich wollte eigentlich noch ein paar Donuts und andere Leckereien mitbringen, aber nur weil am Dammtor-Bahnhof die Läden um 7.00 Uhr öffnen sollen, heißt das ja nicht, daß da irgendwas um 7.30 Uhr offen ist (außer McDonalds, dem Zeitschriftenladen und der Toiletten).

Als nächstes gab es dann noch mehr Geschenke.

(Foto: Christian)

Neben einer tollen Karte von "den üblichen Verdächtigen" und einem Multifunktionstuch von Buff...

(Foto: Christian)

... gab es noch eine schöne Extra-Gebutstagsmedaille.

(Foto: Christian)

Die mußte ich leider gleich wieder ablegen. Es galt ja noch, den Marathon zu laufen. Da konnte sie nicht mit.

Von den 21 Voranmeldern waren 20 erschienen. Das war für einen Marathon an den Teichwiesen schon eine stolze Zahl.

Darunter waren mindestens drei Läufer, die zuvor noch niemals an den Teichwiesen am Start standen. Bei bis dahin schon 1385 Marathons dort auch eine Leistung. Zwei Erst-Täter waren ganz aus dem Sauerland angereist.

(Foto: Christian)

Für einige Läufer waren Christians Erläuterungen zum Kurs und Renn-Ablauf also tatsächlich neu.

Schnell noch ein Foto von der Startaufstellung und dann ging es auch schon los.

Zunächst ging es als Auftakt 753 Meter im Uhrzeigersinn und wieder zurück.

Danach folgten 18 Runden zu jeweils 2583 Metern für den Ultramarathon.

Nach 16 Runden (dieses Mal 42,8 Kilometer) gab es die Marathonwertung und nach acht Runden (22,17 Kilometer) die Halbmarathonwertung.

Die Wende (ein aufgesprühter roter Punkt) war geschafft, nun ging es wieder zurück zu Start und Ziel.

Als Geburtstagskind durfte ich mit der Startnummer 48 ran.

(Foto: Christian)

Das Auftaktstück hatte ich in 9:30 Minuten gelaufen. Nun folgten die 18 vollständigen Runden.

Eigentlich kann man sich an den Teichwiesen gar nicht verlaufen. Unsere Gäste aus dem Sauerland, Ursula und Rolf, liefen dennoch zunächst eine Weile hinter mir her.

Kann natürlich auch Zufall gewesen sein.

Der Renaturalisierung-Wahn hatte auch die Teichwiesen erreicht. Wie auch entlang vieler anderer Laufwege wurde einfach alles abgeholzt. Übrig blieben dann meist solche Vegetations-Wüsten, wo früher mal blühendes Leben war.

Ich wollte es ruhig angehen lassen. 16 Minuten pro Runde laufen und am Ende unter fünf Stunden im Ziel sein.

Die erste Runde beendete ich dennoch nach 14:54 Minuten. Offenbar fühlte ich mich doch besser als gedacht.

Oder ich ließ mich gar einfach von Rolf, Ursula und Claudia (von links nach rechts) über den Kurs jagen.

Auch Runde 2 war mit 14:55 Minuten recht flott. Allerdings meldete sich nun doch schon mein Magen. Vielleicht war es gar nicht falsch, ein bisschen Vorsprung heraus zu laufen. Da bahnte sich eine längere Pause an.

Huch?? Was war das?? Ich wurde nicht ernsthaft schon Anfang der dritten Runde das erste Mal überrundet?

Patrick legte los als wäre das hier ein Zehn-Kilometer-Lauf.

15:03 Minuten Runde 3
15:44 Minuten Runde 4

Runde 4 versuchte ich das Magenproblem noch mit einer Pinkelpause in den Griff zu bekommen, aber das hat bisher nur sehr selten funktioniert.

Nun überrundete ich dann auch mal jemanden. Hier erwischte es Andrea.

Patrick zum Zweiten. Da wurde es Zeit, dass ich mich mal bei Christian wegen des aktuellen Streckenrekordes erkundigte.

Der liegt aber seit über 20 Jahren bei 2:46 Stunden. Das würde Patrick nicht schaffen. Ganz abgesehen davon, daß es keine Marathon-Wertung bei 42,195 Kilometer an dem Tag gab, sondern erst bei 42,8.

Christian überrundete ich zum zweiten Male.

Eigentlich lief es richtig gut. Nicht nur dafür, daß ich seit Tagen krank war und morgens kaum aus dem Bett gekommen war. Ich lief nur geringfügig langsamer als normal.

15:34 Minuten Runde 5
15:16 Minuten Runde 6

Trotzdem bremste der Magen mich dann aus. Zwangsläufig mußte ich einige Minuten im Gebüsch verschwinden.

Einschließlich einer ersten Pause am Verpflegungsstand und einer zweiten Pinkelpause dauerte die Runde 7 dann 22:07 Minuten. Das war eine neue persönliche "Best"-Leistung für die Teichwiesen.

Christine war an dem Tag ein wenig langsam unterwegs. Der Fuß machte Probleme, aber sie hielt tapfer durch.

Patrick zum Vierten. Das dritte Mal hatte er mich überrundet, als ich in Runde 7 gerade im Gebüsch war.

Die Hälfte war geschafft. Und immer noch lief es gut. 2:28:05 Stunden hatte ich auf der Uhr. Gut auf Kurs fünf Stunden.

Für die Halbmarathonwertung hätte ich Ende der Runde 8 2:17:37 Stunden eintragen können. Damit war mir die Medaille zumindest sicher.

Das Gratulations-Team aus meiner Firma hatte auch wie versprochen vorbei geschaut. Große Freude und ein paar Extra-Anfeuerungen.

Ein Geschenk hatten sie vergessen. :-)

Soweit ich den Überblick hatte, lag ich zu dem Zeitpunkt auf Platz 8. Vorne waren Patrick, Jens und Beate weit weg, dann kamen Maren und Claudia irgendwo dazwischen und Ursula und Rolf hier direkt vor mir.

14:33 Minuten Runde 8
15:57 Minuten Runde 9
16:01 Minuten Runde 10

Ich eierte jetzt ziemlich an der Fünf-Stunden-Marke herum, hielt das Tempo aber trotz Verpflegungspausen in fast jeder Runde aber weiter gut.

Das Wetter war weiter okay. Hin und wieder fühlte es sich wie ganz leichter Regen an, aber da war nichts. Lediglich die Luftfeuchtigkeit war recht hoch.

Patrick zum Fünften. Damit hatte er noch 200 Meter bis zur Marathon-Wertung. Wenig überraschend gewann er diese mit 3:03:30 Stunden. Damit hatte er 42,195 Stunden mit knapp mehr als drei Stunden geschafft.

Ich hatte immer noch sieben Runden zu laufen.

Christian zum Vierten und Hellmut zum wohl dritten Mal überrundet.

Ich hatte auch abseits des Laufes meinen Spaß. Auf dem mp3-Player lief Musik aus den 80er Jahren und Teile des Hörbuches "Calendar Girl" (Audrey Carlan). Das Ding ist so dermaßen schlecht, daß es schon wieder Spaß machte.

Als mp3-Player hatte ich mein Handy dabei, da der reguläre Player am Morgen nicht mehr funktionierte. Gar nicht so leicht, eine App zu finden, die Titel in der Reihenfolge der vorgegebenen Nummerierung abspielt, statt sich selbst etwas auszudenken.

Pinkelpause Nummer Drei. Die wollte ich über die Bühne bringen, ehe es in die letzten Runden ging.

Es treibt halt schon ein wenig, wenn man auch bei relativ langsamen Tempo alle 2583 Meter ein bis zwei Becher Tee oder Cola in sich hineinkippt.

Nach Ursula und Rolf überholte ich nun auch Claudia. Machte Platz 5 für mich.

Glückwunsch an Patrick. Mit 3:26:39 Stunden gewann er auch die 48-Kilometer-Ultra-Wertung.

Da blieb ich natürlich einen Moment stehen und machte Fotos. Die Medaille hatte er sich zuvor schon selbst geholt. Sonst hätte ich das auch gerne getan.

15:02 Minuten Runde 11
14:37 Minuten Runde 12
17:08 Minuten Runde 13

Eine Runde ohne Trinken und eine Runde mit Gratulation an Patrick. Laufen erledigte ich so nebenbei.

Trotz des nicht gerade tollem Wetters an den Vortagen war die Strecke prima laufbar. Lediglich hier war es etwas weich, aber kein Problem.

3:56 Stunden brauchte ich, bis ich erstmals Gabi überrundet hatte. Normalerweise sehen wir uns öfter auf den Strecken, die wir gemeinsam unter die Füße nehmen.

Wenig verwunderlich, daß ich kurz nach Gabi auch Ralf überrundete.

Und immer noch lief ich leicht und locker um den Kurs. Das fand ich schon erstaunlich. An den Teichwiesen hatte ich bisher eigentlich immer meine Schwächephasen gehabt. Sehr oft in einer recht frühen Phase des Laufes.

14:42 Minuten Runde 14
15:57 Minuten Runde 15

Wieder hatte ich Medaillen am Verpflegungsstand verteilt und getrunken.

Das Hörbuch war inzwischen geschafft. Die Fünf-Stunden-Marke würde ich ganz locker unterlaufen. Da konnte man zu nun flotter Musik sich selbst feiern.

Die Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern war hier zwar keine offizielle Wertung, aber ich wollte es natürlich trotzdem wissen.

Meine Zeit war für die genauen 42,195 Kilometer war 4:15:59 Stunden.

14:33 Minuten Runde 16

So landeten für mich 4:21:33 Stunden in der Wertung für den 42,8-Kilometer-Marathon.

Irgendwo kurz zuvor hatte ich Maren überholt und mich auf Platz 4 gesetzt.

Und da Jens seine Marathon-Zeit nicht meldete, landete ich offiziell in der Wertung für den Marathon auf Platz 3.

Ab hier gab ich denn gänzlich unerwartet Gas. Eigentlich genau das, was ich vermeiden wollte, aber genau die Art von Disziplinlosigkeit kann ich einfach nicht abstellen.

13:10 Minuten Runde 17

Irre. Da rannte ich nun einer nicht-teilnehmenden Läuferin hinterher, die selbst mächtig Tempo machte. Und dachte so nebenbei daran, daß ja 4:48 Stunden einem 6:00 Min/Km-Schnitt entspräche und den könnte man ja unterbieten.

Dafür bedurfte es noch einer Runde mit so 13:10 Minuten.

Gut eine halbe Runde vor dem Ende überholte ich dann völlig überraschend noch Beate. Nun war ich doch noch Dritter. Nach Platz 8 zur Rennhälfte.

Noch 400 Meter und ich hielt das wahnsinnige Tempo weiter hoch. Und das, obwohl meine zwischenzeitliche Mitläuferin längst aufgegeben hatte.

Im Schlußspurt überrundete ich Gabi noch ein zweites Mal. An Ralf kam ich nicht nochmals vorbei.

Und dann hatte ich das Ziel meines Geburtstags-Laufes erreicht.

Falko mit Falko-Medaille. Was es nicht alles gibt.

4:46:17 Stunden war am Ende meine Zeit. Die letzte Runde war ich in 11:34 Minuten gerannt. 4:29 Min/Km. Noch nie war ich hier eine Runde schneller gelaufen.

Finisher-Foto mit Ursula, die nach 16 Runden mit Wertung Marathon raus gegangen war.

Inzwischen war auch meine Mutter, die hier ganz in der Nähe wohnte, an die Strecke gekommen, hatte Kuchen und  Kerzen mitgebracht.

So ein wenig Aufwärmen war gar nicht verkehrt. Während des Laufes war mir nicht kalt gewesen, aber nun nach dem Lauf kühlte ich doch schnell durch.

Nun kam auch Rolf ins Ziel. Der bekam auch noch seine Medaille umgehängt, aber danach mußte ich mich erst einmal umziehen.

Gabi und Ralf auf dem Weg ins Ziel.

Und dann hatten auch sie es geschafft.

Etwas erstaunlich fand ich, daß doch einige Läufer über recht schwere Bedingungen klagten. Vielleicht eher gefühlt als tatsächlich. Oder es war die recht hohe Luftfeuchtigkeit, die manchem zu schaffen machte.

Hellmut und Christian. Wobei Christian genau pünktlich vorbei kam, ...

... um ein Finisher-Foto mit Gabi, Ralf und mir zu machen.

(Foto: Christian)

Cornelia als Zehnte im Ziel des Ultramarathons.

Inzwischen war die Meldeliste fast voll. Drei finishten den Halbmarathon, fünf beließen es beim Marathon und zwölf finishten die ganze Distanz.

Nach Cornelia mußte ich 1:52:30 Stunden warten, ehe mit Christian der nächste Läufer ins Ziel kam.

Die Zwischenzeit hatte ich mir mit Kuchen, Bratklopsen und Frieren vertrieben.

Trotzdem wartete ich auch die weitere halbe Stunde ab, bis auch Christine im Ziel war.

Nun waren im Ziel und der Falko-Haase-Ultramarathon vorbei.

Rasch noch ein Foto der zwei letzten Medaillen-Gewinner des Tages, dann ging es an den Abbau.

Der Verpflegungsstand war so schnell verschwunden, wie er morgens aufgebaut worden war. Für Christian ist das ja längst Alltags-Arbeit.

Und dann machte auch ich mich auf den Heimweg. Das war ein richtig toller Geburtstag.

Ob es 2018, dann am Sonntag, wieder einen Falko-Haase-Ultramarathon geben wird? Geplant ist es nicht, aber man sollte auch niemals nie sagen.