Der Tag begann schwierig. Mein Zug aus Hamburg hatte 23 Minuten Verspätung, so daß ich mir in Hannover ein Taxi nehmen mußte.

Am Sportleistungszentrum, wo man sich laut Adresse in der Ausschreibung einfinden sollte,  fand ich dann zwar den Hinweis auf den Maschsee-Marathon, aber auf dem großen Areal nicht die Umkleiden.

Ich hatte ja auch gehofft, hier auf andere Läufer zu treffen, die sich besser auskannten als ich, aber ich stand hier ziemlich alleine herum.

Da ich keine Ahnung hatte, wie ich von hier zum Start kommen sollte (in Änderung des Plans kam ich ja per Taxi hierher), war ich etwas in Zeitnot und zog mich dann einfach hier um.

Es war ja sonnig und es ging nur wenig Wind. Lediglich die Temperatur von -2°C war ein wenig lästig.

Nach dem Umziehen fand ich dann aber doch noch einen Mitläufer, der mir dann auch den kürzesten Weg zum Start zeigen konnte und so kam ich doch noch recht pünktlich an.

Von 70 gemeldeten Läufern waren 59 auch tatsächlich nach Hannover gekommen.

Mit -2°C am Morgen (später wurden es noch 2°C plus) war es zwar recht kühl, aber mit Sonne und kaum Wind hatte das Wetter tolle Bedingungen für den Lauf geschaffen.

Einige brauchten trotzdem schon vor dem Lauf etwas zum Aufwärmen. :-)

Bevor es dann ans Laufen ging, gab es ein paar einleitende Worte von Stefanie (links, Chefin von eichels: Event
GmbH) und Lara (rechts, ausführende Organisatorin des Laufes).

Christian war (natürlich) auch dabei und startete mit der passenden Startnummer in sein Jubiläum.

Anschließend folgte dann der gemeinsame Gang zum Start, der gut 700 Meter entfernt war.

Bei nur mäßigem Gegenwind wurde es manchem Läufer hier schon recht kalt.

Schließlich hatte das Feld an der imaginären Startlinie Aufstellung genommen.

Auf das an den Teichwiesen (dort hat Christian wohl mehr als die Hälfte seiner Marathons bestritten) traditionelle Ziehen der Startlinie mit der Hacke wurde hier verzichtet.

Maschsee ist halt nicht Teichwiesen.

Jetzt noch jede Menge Fotos (ich hatte noch nie einen so hohen Anteil Läufer mit einer Kamera in der Hand erlebt)...

... und dann ging es los.

Erst die rund 700 Meter zurück zum roten Zielbogen und dann sieben Runden rund um den Maschsee.

Das Auftaktstück hatten wir ziemlich schnell erledigt.

Recht schnell zeigte sich, daß die Sache mit der "Eskorte" sehr unterschiedlich gesehen wurde. Die Masse der Läufer war am Start oder kurz danach nach vorne enteilt. So blieb nur ein kleiner Kreis von "echten" Eskorten-Läufern übrig.

Bei den Eskorten 2000 und 2300 wurde jeweils der ganze Marathon in einer Gruppe um Christian gelaufen. Darauf hatte ich mich auch für diesen Eskorten-Lauf eingerichtet.

Für einen Marathon in meinem üblichen Vier-Stunden-Tempo hätte ich weit weniger Sachen angezogen als nun für eine Sechs-Stunden-Wanderung.

Erst ein oder zwei Runden Vorsprung herauslaufen und dann Christian begleiten? Dann hätte ich durchgeschwitzt durch die Kälte wandern müssen. Zwischendurch umziehen? In der Kälte? Keine sinnvolle Option.

Hier ein Blick auf das Feld hinter Christian. Ich traf nach einer ersten Pinkelpause auf die Nachhut.

Im Grunde brauchte ich auch keine Optionen. Ich war zu einer Eskorte eingeladen worden (der Marathon war kostenlos) und so lief ich auch Eskorte.

Naja... so ganz eng nahm ich es dann doch nicht.

Das Hauptproblem war, daß Christians Tempo von knapp unter 7 Km/h mit gar nicht lag. Das Tempo war für mich zum dauerhaften Wandern zu schnell und zum Laufen zu langsam.

Wenn ich also nicht gerade in der Gegend herum lief und Fotos machte, wandere ich immer eine Weile hinter der Gruppe her und ungefähr nach 400 bis 500 Metern holte ich den Rückstand von um die 20 Metern joggend wieder auf.

Hauptsache nicht ins Schwitzen kommen, denn dann wäre mir sehr schnell kalt geworden.

Hier der erste Vorbeilauf an der Löwenbastion.

Am Landesfunkhaus eines öffentlich-rechtlichen Senders gesellte sich einer von deren (laufenden) Reporter zu der Eskorte und machte ein Lauf-Interview mit Christian.

Das Interview dauerte über sechs Minuten von denen 124 Sekunden über den Sender gingen. So ganz Live wie es behauptet wurde, war es wohl doch nicht.

So wanderten wir dann in die zweite der sieben Runden.

Zwanzig Meter Rückstand, wieder etwas Joggen, zwanzig Meter Rückstand, wieder etwas Joggen...

Es war mal ein ganz anderer Marathon. Aus das Laufen mußte ich mich nicht weiter konzentrieren. Musik hatte ich nur leise im Hintergrund. Da konnte ich nach Fotomotiven suchen.

Noch vor Ende der zweiten Runde wurden wir das erst Mal überrundet. Die Spitzengruppe hatte ich allerdings auch in den Kopf gesetzt, den Marathon unter drei Stunden zu finishen.

Dem Sieger gelang das auch. Raul Jankowski kam nach nur 2:49:35 Stunden ins Ziel. Der Zweite kam mit über einer Stunde Rückstand in 3:52:49 Stunden ins Ziel.

Am Verpflegungsstand kamen alle zusammen. Links Christian hatte zwei Runden gelaufen, in der Mitte Maren hatte schon drei Runden gelaufen und war fertig, rechts Christian und Frank hatten auch drei Runden und machten noch vier.

Und schon wieder ein Lauf-Interview.

Der Blick über den Maschsee auf das Neue Rathaus. Auf dessen Rückseite startet und endete der große Hannover-Marathon.

Christian hatte übrigens als einzige Läufer bisher alle 26 Hannover-Marathon gefinisht.

Nun kam es immer öfter zu Überrundungen. Die Meisten blieben für ein paar Meter bei Christian und liefen dann weiter.

Hier Beate (links) ...

... und hier Michael (rechts).

Als nächster kam Detlef. Ich versuchte möglichst, die Überrunder schon frühzeitig zu erkennen, aber so einfach war das nicht. Am Maschsee gibt es viele Läufer und nicht jeder der Marathon-Teilnehmer trägt die Startnummer so schön vorne wie Detlef.

Weihnachtsbaum-Verkauf am Maschsee. So richtig wollte mir aber kein Foto wie im Wald gelingen.

Auf der Zielgeraden mit der Skulptur "Le Hallebardier" (Alexander Calder, 1971) im Hintergrund überrundeten dann Anja und Kay.

Nach 46:16 Minuten für die erste Runde ging es mit 52:02 und 51:19 Minuten für die Runden Zwei und Drei weiter.

Das variieret schon wegen der unterschiedlich langen Pausen am Verpflegungsstand.

Hier komme ich mit Gabi am Westanleger vorbei.

Foto: Martin Rauff

Kaum hatte ich mit Gabi die Eskorten-Gruppe erreicht, kamen Jeschka und Wojciech-Piotr (reche Seite) vorbei.

Gabi blieb dann noch eine Weile bei der Gruppe, zog dann aber auch weiter.

Wobei gleich danach Joe an uns vorbei lief. Nicht aber. ohne noch schnell ein paar Fotos zu machen.

Über drei Stunden auf der Strecke und noch nicht einmal den Halbmarathon erreicht.

Das erinnerte doch sehr an den Marathon im Hochbunker.

Ralf (ganz links) zog nun auch an uns vorbei.

Erik und Thorsten (Dritter und Zweiter von rechts) blieben längere bei der Gruppe.

Endlich auch mal wieder ein Foto mit mir (hintere Reihe, links neben Erik).

Von Christian wurden an dem Tag zwar Tausende von Fotos gemacht, aber da ich mich ja meist im Hintergrund hielt, bin ich da fast nie zu sehen.

Foto: Thorsten Stohldreier

Ein Lauffotos von mir von hinten hatte ich soweit ich weiß bisher noch gar nicht.

Foto: Thorsten Stohldreier

Runde 4
14.31 Uhr / Km 24,2

Die Pause dauerte für mich dieses Mal recht lange. Ich holte mir etwas Geld und einen Ersatz-Akku aus meiner Tasche und besuchte die extra für uns geöffnete Toilette im Pavillon.

Aber auch den ausnahmsweise etwas größeren Rückstand konnte ich schnell wieder aufholen.

Als Nächster kam René vorbei. Ihn hatte ich schon vor dem Lauf getroffen. Er war so nett gewesen und hatte mir meine Urkunde aus Bertlich (100. Bertlicher Straßeläufe, eine Woche zuvor) mitgebracht.

Die Schwäne ließen sich von dem Gelaufen nicht weiter beeindrucken. Warum auch? So sehr erhöhten wir die Masse von Läufern am Maschsee nun auch nicht.

Mit dem Wetter hatten wir ohne Frage viel Glück gehabt.

Zum fünften Male ging es am Neuen Strandbad vorbei. Die Strecke verging zwar nur langsam, aber sie verging.

Jan (ganz links) schaute schon zum zweiten Male vorbei. Thomas (im Hintergrund, der Dritte von rechts) hatte sich kurz zuvor dazu gesellte und blieb und nun weitgehend treu.

Zwei Drittel waren geschafft. Wobei ich während des Laufes gar nicht mehr auf Strecke und Zeit achtete, sondern nur die Runden mitzählte.

Auch Beate, die sich hier durch die zunehmende dichtere Menge von Spaziergängern schlängelte, kam schon zum zweiten Male vorbei.

Der Maschsee war zwar an einigen Stellen mit Eis bedeckt, aber es reichte nicht aus, als daß jemand hätte quer über den See abkürzen können.

Der ungewohnt sehr langsam laufende Sven kam kurz vor Ende der fünften Runde vorbei.

Mit dem Fackelläufer im Hintergrund wieder auf der Zielgeraden.

Und schon waren es nur noch zwei Runden.

Cornelia (ganz rechts) schaute zum ersten Male vorbei.

Blick über den Maschsee auf das Neue Rathaus...

... und die Norddeutsche Landesbank. Davor direkt am Ufer Fackelläufer und "Le Hellebardier".

Das Tempo in der Eskorte hatte ein wenig nachgelassen, so daß es mir immer leichter fiel, in meinem Wandertempo folgen zu können.

In der vorletzten Runde war die direkte Exkorte auf einen Läufer geschrumpft. Drei weitere, inklusive mir, waren immer noch in Foto-Distanz.

Nun wurde es langsam dunkel am Maschsee. Ich hatte mich ohnehin über die späte Start-Zeit gewundert, denn es war von Anfang an klar, daß somit Christians Zieleinlauf in der Dunkelheit stattfinden würde.

Hinter der Leine ging strich schon die Sonne über den Horizont und wir würden noch rund anderthalb Stunden auf der Strecke sein.

Inzwischen hatte ich der harte Exkorten-Kern wieder zu einer Gruppe zusammen gefunden.

Kollektive Foto-Pause mit den Top-Models aus Hannover.

Ende der vierten Runde hatte ich mir zwar etwas Geld in die Tasche gesteckt, aber die Idee, mir hier oder am nächsten Stand eine heiße Schokolade zu kaufen, verwarf ich dann doch.

Derweil verabschiedete sich die Sonne nun endgültig.

Wieder ging es an der Löwenbastion vorbei.

Ohne Sonne wurde es doch spürbar kälter. Und jetzt erwies sich mein Plan, mit einem mehr an Klamotten zu starten und nicht ins Schwitzen zu kommen, als goldrichtig.

Überrundungen gab es nun keine mehr und somit auch keine zwischenzeitlichen Eskorten-Gäste mehr.

So wirklich viele Tannebäume waren nicht verkauft worden. Der Tannenwald sah immer noch so dicht aus wie morgens.

Nochmal das Landesfunkhaus.

Und dann war auch die sechste Runde erledigt. Jetzt nur noch einmal um den Maschsee.

57:05 Minuten für die vierte Runde (mit der längeren Pause drin) und dann 53:02 und 54:05 Minuten für die Runden Fünf und Sechs.

Zur letzten Runden gesellten sich schon zwei Wanderer zu uns, die bereits den Marathon beendet hatten.

Ich hatte die lustigen Bäume zuerst entdeckt und ein Foto gemacht.

Danach machten auch die anderen das Foto. Und einer fotografierte die Fotografen und ich fotografierten den Fotografen der Fotografen gleich mit.

Danach ging es dann weiter mit dem Marathon.

Das übliche Marathon-Gefühl wollte sich bei mir an dem Tag nicht einstellen. Dafür war der Lauf zu weit weg von dem, was ich sonst unter Marathonlauf verstehe.

Ab die Anspannung vor dem immer näher kommenden Höhepunkt dieses Eskorten-Laufes wurde größer.

Immerhin waren wir schon auf der letzten langen Geraden vor dem Zieleinlauf.

Vom Ziel kamen uns nun noch ein paar Läufer entgegen, so daß die Eskorte nun doch zehn Läufer umfaßte.

Einmal ging es noch durch den Tannenbaum-Wald.

Noch 600 Meter bis zum Finish des 2500. Marathons. Was für eine wahnsinnige Zahl. Ich selbst lief gerade meinen 198. Marathon. Alle Mitläufer zusammen brachten es nicht auf diese Anzahl.

Die 2499 Marathons hatten so viele besondere Läufe in sich, daß die Aufzählung allen Platz hier sprengen würde. Die Liste und die dahinter stehende Leistung sind einzigartig.

300 Meter vor dem Finish nahm ich dann Fahrt auf und lief voraus ins Ziel.

Am Ziel hatten sich rund 20 Leute versammelt, um beim Jubiläums-Zieleinlauf dabei zu sein.

Und dann war es geschafft. Nach 6:11:14 Stunden war Christians 2500. Marathon beendet.

Bodo, Werner, Martin und ich wurde als Eskorten-Läufer alle mit 6:11:20 Stunden gewertet.

55:51 Minuten hatte die letzte Runde gedauert.

Stefanie war die erste von vielen Gratulanten.

Wolfgang übergab dann im Auftrag des 100 Marathon-Clubs die Ehren-Urkunde.

Den Weltrekord wird Christian sicherlich noch lange behalten. Sein Vorsprung beträgt rund 500 Läufe. Und so lange er weiterläuft, wird der Vorsprung weiter wachsen.

Als sich der große Jubel ein wenig leget hatte, gab es noch lecker Suppe mit Wurst.

Die Suppe wärmte auch schön von innen auf. So allmählich wurde es nämlich doch immer kälter. Vor allem, wo man sich nicht mehr bewegte.

Immer noch in Aktion waren die Leute von der eichels: Event GmbH, die nun noch alles abbauen und aufräumten. Das ging aber schnell. Binnen von Minuten war alles weg.

Eine offizielle Medaille gab es nicht. Aber ich hatte wie immer in solchen Fällen eine eigene dabei.

Meine Nr. 198. Bei aktuell 35 Marathons im Jahr würde ich meinen 2500. Marathon im September 2082 laufen. Im Alter von 113 Jahren.