Vom Übernachtungsort in Oberhausen ging es mit der S-Bahn nach Gelsenkirchen.

Klingt seltsam, aber Bertlich (was zu Herten gehört) hat ebenso wenig einen Bahnhof wie Herten. Also fährt man nach Gelsenkirchen-Hassel und läuft über die Stadtgrenze.

Nach nur 300 Metern ist man aus Gelsenkirchen raus und in Bertlich drin.

Dortmunder können auch über Recklinghausen anreisen und dann den Bus (allerdings in Richtung Gelsenkirchen) nehmen.

Mit 5°C war es wärmer als der Wetterbericht vorhergesagt hatte. Das hatte ich wohl ein Shirt zuviel dabei.

Bis hierher war der Weg zum Veranstaltungsgelände prima ausgeschildert, aber dann gab es keine Schilder mehr.

Handy und ein Hundebesitzer halten dann aber weiter.

Die Organisation ist etwas ungewöhnlich, aber toll. Es gibt keine Voranmeldung und auch kein Teilnehmerlimit. Für wenig Geld werden acht verschiedene Strecken von 850 Meter bis zum Marathon geboten.

Dafür gibt es dann aber auch keine Medaillen, was das größte Manko des Laufes ist.

Ich hatte ja für das Jubiläum eine Ausnahme erhofft, aber wenn es keine Voranmeldung gibt, wie sollte man das dann organisieren?

Wo war die Zeit hin? Für das Umziehen und Toilette hatte ich offenbar 50 Minuten benötigt. Die Anmeldung war in unter einer Minute erledigt gewesen.

Die acht Wettbewerbe werden an acht verschiedenen Orten gestartet. Das Ziel ist dann für alle identisch.

Beim Marathon gab es 105 Starter. 1053 Teilnehmer gab es insgesamt über alle acht Wettbewerbe. Das war des zweitbeste Ergebnis aller 100 Veranstaltungen.

Der Marathon lag mit den 105 Teilnehmer auf Platz 6 des Tages. Nummer 1 war mit 201 Läufern der Halbmarathon.

Der Start kam dann recht plötzlich. Aber pünktlich. Ich hatte nicht auf die echte Zeit geachtet, während ich mit der GPS-Uhr spielte.

Nachdem meine Garmin 610 den Geist aufgegeben hatte, lief ich nun wieder mit der alten 305, die sich in vier Jahren Nichtnutzung irgendwie von selbst repariert hatte.

Schon am Start hatte ich eine Vierer-Gruppe gefunden, der ich folgen wollte. Darin auch eine Läuferin mit einem Shirt vom Monschau-Marathon 2016 (da bin ich den Ultramarathon mitgelaufen) und einem Läufer mit Mauerlauf-Shirt. Da wollte ich 2017 antreten.

Die Gruppe war allerdings schnell enteilt. Ich ließ sie ziehen. Mal wieder war ich mit Magenproblemen gestartet und wollte erst einmal sehen, wie es überhaupt lief.

Das Zeitlimit lag bei nur fünf Stunden und ich konnte mir auf dem Weg zu meinem 200. Marathon in Pisa (18.12.2016) keinen Aussetzer erlauben. Bertlich war erst meine Nr. 197.

Mit Ausnahme der nur durch Bertlich gelaufenen 850 Meter gehen alle Distanzen übers Land. Ein bis drei Runden mit verschiedenen Längen. Am Besten merkt man sich die Farbe und läuft.

Farbenblinde können sich auf die Helfer verlassen, die an den neuralgischen Abzweigungen stehen.

Der Anfang lief nicht so gut. Ich hatte so meine Probleme, ein Tempo zu finden, in dem ich ruhig und nicht zu langsam voran kam. Das dauerte schon seine Weile.

Für jede Distanz war jeder Kilometer ausgeschildert. Und die Schilder standen gut.

Beim Marathon läuft man drei Runden zu je 13,9 Kilometer. Danach folgen 500 Meter ins Ziel.

Sechs Verpflegungsstellen gab es auf dem Marathonkurs, wobei in der Runde 1 der erste Stand gleich nach dem Start noch nicht offen war. Machte 17 Mal Verpflegung insgesamt. Plus eine im Ziel.

Der Rundkurs ist recht hübsch ist verläuft nahezu vollständig auf Asphalt. Die Höhenmeter halten sich in Grenzen.

Das hier ist schon das steilste Stück.

Auch wenn die Straße naß war, Regen hatten wir nicht.

Bald hinter Kilometer 8 hatte man den östlichsten Punkt der Strecke erreicht und lief nun wieder Richtung Bertlich.

56:24 Minuten für die ersten zehn Kilometer. Das war eine erste Ansage. Ein Finish unter vier Stunden war wieder mal angepeilt.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Kreuzungen war diese nicht abgesperrt.

War aber kein Problem. Der Verkehr hielt sich in Grenzen, außerdem finden die Läufer hier dreimal im Jahr statt. Da gewöhnen sich die Anwohner dran.

Die Vierergruppe um die Monschau-Läuferin und den Mauerläufer war inzwischen eine Sechsergruppe geworden.

Zwischenzeitlich hatte ich sie komplett aus den Augen verloren. Und so nah, wie der Zoom es hier scheinen läßt, war ich nicht dran.

Kurz wurde es dann noch etwas ländlich...

... und schon hatte man das Bertlicher Stadtgebiet wieder erreicht.

Links liefen Teilnehmer von anderen Distanzen ins Ziel. Vermutlich Halbmarathon. Rein theoretisch könnten es auch 7,5 oder 15 Kilometer sein. Da jede Distanz eine eigene Startzeit hat, ist es recht unübersichtlich, wenn man die Farbe der Startnummer nicht sehen kann.

Auf ging es in die zweite Runde. Und mal wieder lief ich hinter einem Läufer vom Lauf-Club Duisburg hinterher. Wie beim Monschau-Marathon und beim Röntgenlauf und natürlich beim Ruhr-Marathon in Duisburg.

Dran blieb ich aber nicht, lief lieber weiter mein eigenes Tempo.

Sich an dem Tempo anderer Läufer zu orientieren ist auch nicht unbedingt so clever, da auch viele Läufer anderer Distanzen im Feld sind. Hier sind fast nur Halbmarathonies und Zehn-Kilometer-Läufer im Bild.

Durch eine Pinkelpause verlor ich meinen Vorsprung auf die Vier-Stunden-Durchgangszeit.

Hinter dieser Läuferin lief ich ganz am Anfang schon einmal eine Weile her. Auch an dieser Ecke der Runde.

Nach der Pinkelpause nahm ich dann mehr Tempo auf. Da ich aber nun viel von den Zehn-Kilometer-Läufern überrannt wurde, merkte ich davon nicht so viel.

Ich hätte wohl noch schneller sein können, verplemperte aber viel Zeit in hübsche Fotos aus allen möglichen Perspektiven.

1:52:07 Stunden dann nach 20 Kilometern. 55:44 Minuten für die zweiten zehn Kilometer. Trotz der Pinkelpause.

Die Gruppe mit der Monschau-Läuferin und dem Mauerläufer hatte sich inzwischen offenbar aufgelöst. Dem Mauerläufer kam ich immer näher, aber eine Dame war in der Gruppe nicht mehr drin.

Und nach 20,8 Kilometern der Verfolgung war ich dann ganz schnell vorbei,

1:57:49 Stunden dann beim Halbmarathon. Das sah doch gut aus.

Gut sah auch aus, daß ich nun immer besser in Fahrt kam und das Tempo auch problemlos halten konnte.

Bis ins Ziel war es noch sehr weit, also jagte ich zunächst weiter die Monschau-Läuferin. Auf langen Geraden konnte ich sie schon sehen.

So kann man sich schließlich auch motivieren, wenn man so ganz alleine unterwegs ist.

So allmählich kam ich näher.

Ganz so schnell wie noch beim Mauerläufer wollte ich aber nicht vorbei.

Einmal vorne würde ich nach der Aufholjagd Probleme haben, das Tempo weiter zu halten.

Und schon war auch die zweite von drei Runden erledigt.

Am Verpflegungsstand verlor ich wie üblich Zeit. Dabei hatte ich es längst raus, den sehr heißen Tee und das sehr kalte Wasser zusammen zu kippen, damit der Mix dann schnell trinkbar wurde.

Andere Läufer sind da wohl weniger empfindlich.

Auch wenn ich den Rückstand aufgeholt hatte, wollte ich immer noch nicht vorbei.

Ich wäre sicherlich noch eine Weile hinterher gelaufen, aber die mußten ja ausgerechnet eine Flasche Coca-Cola aus dem Rucksack zaubern. Beim Trinken zuschauen wollte ich mir nicht geben.

Ausgerechnet Cola...

Nun wurde es eng. Ich lief in den großen Pulk von Fünf-Kilometer-Läufern. Naja... ein wenig Zick-Zack und über das Gras und schon war ich vorbei. Und gleich im nächsten Pulk drin...

2:45:13 Stunden nach dreißig Kilometern. 53:05 Minuten für die dritten zehn Kilometern.

Nun war ich Richtung 3:52 oder 3:53 Stunden unterwegs. Ich mußte nur das Tempo halten.

Ich rechnete auch herum, wie ich sogar eine Zeit von 3:49 Stunden erreichen könnte, aber das schien doch zu heftig.

Wie erwartet ließ nun meine Motivation etwas nach. Ich hatte ja niemanden mehr vor mir zum Jagen. Außerdem wurden meine Kraftreserven nicht größer.

Das Zelt geradeaus die Straße runter war die Verpflegung bei Kilometer 39,5. Aber abkürzen kam nicht in Frage.

Gefühlt hatte ich an Tempo verloren. Aber die Monschau-Läuferin war weit hinter mir und kam auch nicht näher. Dann konnte ich so langsam nicht sein.

Fast die Hälfte der letzten Runde war geschafft und die Beine wurden schwerer.

Aber für Foto-Blödsinn hatte ich immer noch genug Kraft und Zeit.

Das Bild entstand im Spiegel, der im Foto oben zu sehen ist.

Nun kam tatsächlich noch ein wenig die Sonne raus. An der Temperatur änderte das aber nur wenig.

Sonderlich einfallsreich ist man hier mit den Straßennamen ja nicht. Dies ist nämlich nicht dieselbe Recklinghäuser Straße wie die drei Kilometer weiter. Auch sonst gibt es viele Straßen mehrfach.

Könnte ein ideales Testgebiet für Navis sein.

Rund 300 Meter Vorsprung hatte ich inzwischen auf die Monschau-Läuferin heraus geholt.

Hochzeit? Hatte ich keine Zeit für. Eine Vermählung mit einer Medaille hätte ich ja noch mitgemacht, aber in Bertlich gibt es ja keine Medaillen.

Inzwischen fiel mir das Tempo wieder etwas leichter. Die letzten Kilometer konnten kommen.

Die vorletzte Verpflegung. Jetzt war auch der Tee nicht mehr heiß und leicht trinkbar.

Ein paar 30-Kilometer-Läufer waren noch auf der Strecke und eben die Marathon-Läufer. Das konnte schon einsam sein.

Achtung, Pferd kreuzt.

Es waren sogar zwei, aber beide waren schnell im Wald und störten nicht weiter.

Gut 3:34 Stunden und noch 3,2 Kilometer. Unterbiete ich nun 5:00 Min/Km, dann würde ich unter 3:50 Stunden bleiben.

Und dann rannte ich tatsächlich los. Die Idee war zwar ziemlich irre, aber man konnte es ja mal versuchen.

3:38:43 Stunden. Noch 2,2 Kilometer wie den letzten und die 3:49 stand.

53:30 Minuten für die vierten zehn Kilometer waren zwar etwas langsamer als die dritten zehn Kilometer, aber das war nun egal.

Der Rest über den Bauernweg nach Bertlich rein zieht sich immer hin.

Und in der letzten Runde sind es ja nicht nur die Meter bis zum Rundenende, sondern noch 500 Meter extra bis ins Ziel.

Hübsche Sammlung an Kilometer-Schildern.

Ab hier also noch genau ein Kilometer bis ins Ziel.

Da man sich auf die Kilometer-Schilder in Bertlich verlassen konnte und ich gerade mal bei 3:44 Stunden war, hatte ich die 3:49 Stunden so gut wie sicher.

Außer hier beim Rundenende gab es keine Zuschauer an der Strecke. Aber diese hier machten gute Stimmung.

Zweimal war ich hier nach rechts in die nächste Runde gelaufen, nun ging es links Richtung Ziel.

So 150 Meter noch auf der Straße...

... und dann auf den Sportplatz vom SuS Bertlich 1945.

Mit einem Schlußspurt hätte ich vielleicht auch noch die 3:48 Stunden geschafft, aber ich wollte es nicht bertreiben.

Und so konnte ich das Finale auch viel besser genießen.

Nun ging es schon zum 197. Mal auf eine Zielgeraden.

Aber gejubelt wurde wie beim ersten Male.

Foto: www.photobello.de

Foto: www.photobello.de

Blieb nur die Frage, wo genau eigentlich das Ziel war.

In dem Zelt unter dem Tor wird etwas notiert und in dem Zelt hier vorne links wird die Startnummer gescannt. Und wo erfolgt die Zeitnahme?

Eigentlich egal. Auf jeden Fall hatte ich meinen Marathon geschafft.

Beim 32. Marathon des Jahres zum siebten Male unter 3:50 Stunden beblieben.

3:49:05 Stunden stand später auf meiner Urkunde.

Nach und nach kamen dann die Läufer ins Ziel, die ich zumeist in der letzten Runde überholt hatte.

Und wo blieb die Monschau-Läuferin? Ihr Begleiter bis zumindest Kilometer 36 kam jedenfalls alleine ins Ziel gelaufen.

Aber sie kam kurz danach auch ins Ziel. Wenn auch mit einem anderen Begleitläufer.

Ich hätte noch ewig beim Zieleinlauf zusehen können, aber ohne Laufen wurde es ziemlich schnell kalt.

Und drei Wochen vor meinem geplanten 200. Marathon war eine Erkältung alles andere als willkommen.

Schnell noch bei der Ziel-Verpflegung vorbei geschaut und dann ab in die warme Umkleidekabine.

Neben der Zielverpflegung konnte man auch bei Kaffee, Kuchen und Würstchen zugreifen. Das kostete dann allerdings Geld, wenn auch nur kleines.

Einmal aufgewärmt machte ich mich auf den Rückweg nach Oberhausen. Die S-Bahn fährt nur einmal die Stunde.

Auch meinen zweiten Auftritt in Bertlich hatte ich erfolgreich über die Bühne gebracht.

Wann ich wiederkomme? Gute Frage. Mit Läufern Mitte Februar und Ende November bzw. Anfang Dezember kann man immer mal eine Lücke füllen. Aber da ist dann die Anreise und keine Medaille.

Aber die Termine habe ich immer auf dem Zettel.

Hm. Ein McMenü mit Pommes UND Curly Fries und OHNE Getränk? Das geht tatsächlich.