Nun ging es das ganze Pendel-Stück wieder zurück. Gegen die Sonne.

Irgendwie konnte ich nicht mehr so richtig. Wobei mir nicht klar war, ob ich nun müde oder erschöpft oder einfach nur von der Strecke gelangweilt war.

"I run for life". In dem Shirt war ich in der Vorwoche noch durch Münster gelaufen. In Kassel hatte ich das Shirt vom 100 Marathon Club an.

2:41:34 Stunden. Zeitlich lief immer noch alles prima. Das Hörbuch hielt mich am Leben.

26:55 Minuten für die sechsten fünf Kilometer war zwar ein leichter Rückschritt, aber das lag 85 Sekunden unter dem Vier-Stunden-Schnitt.

Ein paar Höhenmeter hatte ich hier gefunden. Die liefen wir aber gleich um die Ecke auf der Holländischen Straße wieder runter. Der Anstieg Richtung Wilhelmshöhe war das nicht.

Wir liefen echt nur irgendwie im Kreis herum. Auf dieser Straße waren wir bei Km 26 schon zu Gange. Halt nur auf einem anderen Teilstück.

Der dritte und letzte Staffel-Wechsel. Und jetzt ging es tatsächlich richtig bergan.

Hier ging es unter der B251 (Wolfhager Straße) durch. Die Ecke erinnerte ich noch gut vom Marathon 2007. Ab hier wurde es schwerer. Damals vor allem in der zweiten Runde.

Ur Casseler Marathon Bier. Klang interessant. Aber ich erinnerte mich, daß an einem der Verpflegungsstände zuvor original Kasseler Wasser gereicht wurde. Das schmeckte grausam.

Also lieber kein Bier, auch wenn der Preis (€ 1,60 für 0,3 Liter) fair war.

Nun kam schon die sechste Extra-Schleife jenseits des Halbmarathonkurses. Dieses ganz offene Mehr-Laufen ging mir auf die Nerven. Hatte echt einen schlechte Tag.

Auf der Strecke wurde es nun auch immer übersichtlicher.

Links oben, hinter dem Wald und den Bahnschienen lag das Tannenwäldchen. Da mußten wir noch hoch. Höhendifferenz noch gut 45 Meter.

Und wieder zurück auf der Wolfhager Straße. Nun kamen vier Bahnbrücken in Folge.

Bisher hatte ich das Bergan-Passage gut gemeistert. Das Tempo leicht gemindert und es klappte auch ohne erneuten Motivationseinbruch.

Etwas übel war, daß das letzte Hörbuch-Kapitel satte 36:43 Minuten lang war. Damit lief ich die schwierigen Kilometer 27 bis 33,5.

Den Rest der Strecke lief ich nun mit flotter Musik. Das war doch noch was drin. Und wenn es jetzt noch mehr Zuschauer wie diese gäbe...

Verpflegungsstand Dreizehn. Nun würden 3,7 Kilometer ohne Verpflegung kommen. Bringt einen bei diesen gemäßigten Temperaturen nicht um, aber ich trank trotzdem lieber mal einen Becher extra.

3:10:41 Stunden. Inzwischen dürften die 4:00-Stunden-Ballons über acht Minute zurück liegen. Lief klasse.

29:07 Minuten für die siebten fünf Kilometer war klar den Höhenmetern geschuldet und kam nicht unerwartet.

Am Ende der letzten Steigung gab es schon wieder einen Verpflegungsstand. Mit dem war nun nicht zu rechnen.

Vom Plan her sollte weder hier noch bei Kilometer 34,8 ein Verpflegungsstand stehen, sondern bei Kilometer 35, wobei der aber falsch im Plan markiert war.

Okay... nicht so viel denken. Einfach trinken und laufen und fertig.

In dieser Ecke der Strecke hatte ich mit mehr Connichi-Besuchern aus der Stadthalle hier gleich nebenan gerechnet. Es waren immerhin 25000 in der Stadt.

So übers Wochenende hatten die Connichi-Fans und ihre tollen Kostüme, auf die man überall in Kassel stieß, dem Marathon komplett den Rang abgelaufen. Auch ich war öfter in der Nähe der Stadthalle als am Auestadion.

Aber bevor ich nach dem Lauf noch einmal zur Stadthalle fahren würde, um Connichis zu gucken, mußte ich noch die letzten 6,195 Kilometer unter die Füße nehmen.

Ein wenig bergauf gab es hier auch noch, aber von nun an würde es tendenziell bergab gehen.

Nun drückte ich aufs Tempo. Nachdem ich den Lauf über die Wilhelmshöhe gut gemeistert hatte, wollte ich die Zeit unter 3:50 Stunden eintüten.

Noch fünf Meter und die Staffel-Läuferin direkt vor mir wird ihren Stab verlieren. Genau bei der applaudierenden Frau rechts.

Ich schnappte mir den Stab, mutierte so für kurze Zeit selbst zum Staffel-Läufer und als sie den Verlust bemerkte, hatte ich sie auch fast schon erreicht.

Einholen war nicht so schwer, ich war jetzt ohnehin schneller als alle anderen.

Bergab ist grundsätzlich zwar gut, aber wenn es steiler wird wie hier oder gleich um die Ecke, dann muß ich doch das Tempo drosseln, um heil nach unten zu kommen.

An verkleidete Marathon-Fans konnte ich mich bis dahin nicht erinnern, also wohl doch ein weiterer Connichi-Besucher.

Das ehemalige Polizeirevier 1 links voraus.

Gefährliche Situation für das Kind da vorne. Wenn ich beim Marathon die erste Cola sehe, dann gibt es für mich keinerlei Halten mehr. Und da war Cola. Ganz hinten war Cola.

Hätte man ruhig etwas voller machen können, aber es waren ja nur noch so 3,4 Kilometer.

Nun gab es eigentlich auch keine Zweifel mehr, daß ich unter 3:50 Stunden ins Ziel laufen würde. Mit Cola im Magen war alles möglich.

Wem der Kassel-Marathon zu wenig Höhenmeter bietet, der kann ja mal den Bergpark hinauf zum Herkules laufen (Straße direkte geradeaus und dann hoch). Da sammelt man 348 Höhenmeter.

Wieder wurde mein Tempo durch eine steile Bergab-Passage unterbrochen. Es war nicht so leicht wie erhofft, mit Schwung ins Ziel zu kommen.

Hier gab es noch mehr hübsche Häuser, aber leider hat es mit den Fotos nicht so geklappt, weil ich genau gegen die Sonne lief.

3:36:51 Stunden. Noch über dreizehn Minuten bis zur 3:50-Stunden-Marke. Sah gut aus.

26:10 Minuten für die achten fünf Kilometer. Der schnellste Fünf-Kilometer-Abschnitt des Tages.

Vorsicht. Jetzt nicht noch vom Motorrad überfahren lassen.

Am Weinberg ging es unter der B3 durch in den Staatspark Karlsaue.

Aber anders als noch 2007 ließen wir den Park links liegen und liefen durch das daneben liegende Wohngebiet.

Dabei muß man sagen, daß es 2007 bei 30°C in Wassernähe extrem schwül war. Insofern gefiel es mir insgesamt hier schon besser.

Noch einen Kilometer. Wie sehnte ich das Auestadion herbei. Aber zunächst galt es noch zu laufen. Das fiel nun zunehmend schwerer, aber aufgeben oder langsamer werden galt jetzt nicht mehr.

Jetzt wurde es kritisch. Die Satffel-Läuferin durfte mich auf keinen Fall überholen.

Denn kurz vor dem Auestadion trafen sich die Staffeln und liefen gemeinsam weiter.

Wenn die Staffel sich aber erst gefunden hatte und dann kam man da nicht mehr vorbei. Und gemeinsam lief man dann doch langsamer.

Das Auestadion war erreicht. Der Krach aus der Arena war auch hier draußen zu hören.

Jetzt mußte ich aber erstmal ins Stadion kommen. Hier galt es gleich zwei Staffeln irgendwie zu überholen.

Zwar konnte ich nur auf der Außenbahn laufen, aber ich war vorbei.

Die andere Staffel lag schon etliche Meter zurück.

Geile Stimmung, auch wenn auf dieser Tribünenseite nicht so sehr viele Leute saßen.

Die Stadionrunde lief ich im Vollgas-Tempo. 3:50 war geknackt, 3:49 auch... kam ich noch unter 3:48?

Noch eine Staffel, an der ich mich vorbei schieben mußte.

Immerhin hatten die nicht auch die Innenbahn besetzt und so hatte ich freie Bahn ins Ziel.

Was ich aber nicht mitbekam war, daß nun auch die Staffel mein Tempo annahm.

Und so kam mir die Staffel plötzlich von hinten immer näher.

Video: Davengo

Vielleicht hätte ich doch besser auf der Innenbahn bleiben sollen. Aber alle anderen Staffeln hatten mir nicht folgen können und auch dieser hatte ich auf der Gegengeraden noch 50 Meter abgenommen.

Video: Davengo

Aber über den Haufen gerannt wurde ich dann nicht mehr.

Video: Davengo

Ziel unbeschadet erreicht.

Yeah!

Video: Davengo