Ausnahmsweise kam ich mal mit dem Auto an den Öjendorfer See. Damit brauchte ich nicht einmal die Hälfte der Zeit, die ich sonst mit Bus und Bahn benötigte.

An dem Magenschmerzen, die mich schon den ganzen Freitag quälten, änderte das allerdings nichts. Das waren noch die Reste der Erkältung, die ich mir aus Italien mitgebracht hatte und die mich neun Tage lang gänzlich vom Laufen abgehalten hatte. Dieser Marathon war sozusagen mein Wiedereinstieg ins Laufen.

Es war schon die SIEBTE Laufpause 2015... :-(

Die Vortage hatte es ausgiebig geregnet und so gab es den ersten See schon weit abseits des eigentlichen Öjendorfer Sees.

Dank des Autos war ich früher vor Ort als sonst und am somit pünktlich zum Start der Frühstarter.

Es waren immerhin 14 der 62 Marathonläufer des Tages, die den Frühstart gewählt hatte.

Und los ging es.

Ich hatte nun noch eine Stunde Zeit, um mich für meinen Start zurecht zu machen.

Einen Teil der Zeit saß ich noch auf der Toilette herum und hoffte, daß es damit für den Lauf alles gut werden würde.

Beim Startunterlagen-Abholen hatte mich auch noch keiner Fotografiert.

Foto: Hans-Jürgen

Es war einer der letzten Tage, an denen man für Hamburgs Zukunft noch Hoffnung hatte. 22 Tage später entpuppte sich die selbsternannte "Stadt von Welt" als erbärmliches, peinliches Provinznest.

Aber das spielte für diesen Marathon keine Rolle.

Der Verpflegungsstand war wie immer erstklassig ausgestattet.

Und abgesehen von der Wahl der koffeinhaltigen Getränkemarke ganz links im Bild war auch an den Getränken nichts zu meckern.

Nun wurde es Zeit, sich in die Startaufstellung zu begeben.

Bevor es losging, wurde noch Hanno Höpers für die Absolvierung von 100 Marathons geehrt. Der Lauf war allerdings schon etwas her. Aber hier in Öjendorf läßt man sich doch gerne ehren. Hatte ich 2013 auch so gemacht.

Herzlichen Glückwunsch zur Vollmitgliedschaft.

88 Läufer neben mit an der Startlinie. 48 Marathon-Läufer, 22 über 22,66 Kilometer und 18 über 11,33 Kilometer.

Und los ging es. Wie jedes Mal zunächst 660 Meter Auftakt und dann elf Runden zu jeweils 3776 Metern.

Foto: Hans-Jürgen

Mit 15°C war es ziemlich warm für November. Der angekündigte Regen blieb aus. Aber das war schon der vierte Marathon in Folge, für den zwar Regen angekündigt war, jedoch keiner kam.

Dafür war es windiger als gedacht, was aber nur ganz im Norden unangenehm auffiel.

Foto: Hans-Jürgen

Nach dem absolvierten Auftakt ging es dann in die erste volle Runde.

Hans-Joachim Meyer war nach längerer Pause zum ersten Male wieder dabei.

25:41 Minuten für die erste Runde plus das Auftaktstück. Ein eher mäßiger Start.

Für mich lief es an Beginn nicht rund. Die neun Tage Laufpause machten sich bemerkbar, die Erkältung war sicherlich auch noch in Teilen da, der Magen rebellierte spürbar und dann hatte auch noch das Kabel meines mp3-Players einen Wackelkontakt.

Keine Frage, das würde kein schneller Lauf für mich werden. Eher im Gegenteil bahnte sich schon früh ein Kampf ums reine Durchkommen an.

Die dritte Runde startete dann mit einer Premiere. Zum ersten Mal in 158 Marathons bekam ich während eines Laufes Durchfall. Wie gut, daß die Toilette gerade frei war.

Nach gut fünf Minuten Zwangspause war ich zurück auf der Strecke.

Ich kam erstaunlich gut ins Rennen zurück. Also jetzt nicht direkt gut,  ungefähr genauso mittelmäßig wie zuvor.

Und schon wurde ich von der späteren Siegerin bei den Damen überrundet. Elke Grünmüller. Mit 3:24:36 Stunden im Ziel war sie fünf Sekunden schneller als meine Öjendorfer Bestzeit. Die lief ich hier im November 2014.

23:10 Minuten für die Runde 2, 27:14 Minuten für Runde 3 inklusive der Durchfall-Pause und die Runde 4 sollte nach 22:16 Minuten zu Ende gehen.

So sieht das also aus, wenn der Wetterbericht Regen ankündigt. Gerne mehr davon.

Die späteren Sieger Marcel Schlag (68) und Matthias Theissen (66) (beide 2:58:17 Stunden) überrundeten mich schon zum zweiten Male. Das erste Mal hatte ich auf dem Klo sitzend verpaßt.

Ich lief nun ein ruhiges und regelmäßiges Tempo, mit dem ich den Marathon zu beenden hoffte.

Das Antreten hatte sich alleine schon wegen der schönen Fotos gelohnt.

21:53 Minuten für die fünfte Runde. Das sollte für diesen Tag meine schnellste Runde bleiben. Und selbst die wäre zu langsam gewesen, um unter vier Stunden zu bleiben.

Herbert Grönemeyer forderte schon 1986 "Kinder an die Macht".  Hier hatten sie die Macht über die Getränke.

2:10:51 Stunden hatte ich dann beim Halbmarathon auf der Uhr. Wenn man da die fünf Minuten auf der Toilette abzog, war das gar nicht so schlecht für den Tag.

Blick von Norden auf den Öjendorfer See.

22:47 und 23:14 Minuten für die Runden 6 und 7. Die Tendenz ging also nach unten. Aber immerhin lief ich schon seit vier Runden lockerer. Damit sollte ich doch ins Ziel kommen.

Zweite Überrundung durch Elke Grünmüller.

In der viertletzten Runde baute ich dann aber doch mehr und mehr ab. Ich lief zwar noch, aber mit den Kräften ging es zu Ende.

Die achte Runde lief ich aber noch durch und mit 22:36 Minuten auch etwas schneller als die Runde zuvor. Sozusagen ein letztes Aufbäumen.

Ab Beginn der Runde 9 verfiel ich dann aber dem Gehen. Bis zum Zielschluß hatte ich mehr als genug Puffer und um mehr als Ankommen ging es mir den Tag sowieso nicht.

Das war auch neu. Ich in einem Tempo mit meinem Lieblingsfotografen Hans-Jürgen (vorne) und mit Frühstarterin Sigrid (in gelb und rot).

Das andere Feld zog derweil fröhlich vorbei.

Jetzt liefen mir Sigrid und Hans-Jürgen auch noch davon. :-)

Es war ein Wechsel aus Gehen und Laufen, mit der ich die Runde nahm.

Wer nun meinte, ich würde in Depressionen verfallen, der irrte. Es war ganz im Gegenteil. Ich feierte die letzten drei Runden durch.

Trotz der Probleme würde ich auch diesen Marathon finishen. Zudem hatte ich es im Vormonat geschafft drei Auslands-Marathons (Budapest, Lissabon und Venedig) hintereinander unter vier Stunden zu laufen. Da darf man schon mal stolz auf sich sein.

Sigrid konnte ich nicht abhängen. Wir liefen beide unsere neunte Runde. Ich war lediglich eine Stunde später gestartet.

Auch die zehnte Runde ging ich langsam an.

Nur nichts übertreiben. Mit der Rest-Erkältung mußte ich ja nichts mehr riskieren.

Foto: Hans-Jürgen

Und auch in gemäßigtem Tempo konnte man noch Läufer überholen.

Auch die zehnte Runde absolvierte ich in einem Mix aus Gehen und Laufen. Allerdings mit mehr Laufen als die Runde zuvor.

30:17 Minuten in Runde 9 und 27:33 Minuten in der Runde 10. Das waren nun 4:06:41 Stunden auf der Strecke, als es in die letzte Runde ging.

An dem Tag war reichlich vier schief gegangen. Und was machte ich? Gute Laune haben.

Auch in die letzte Runde ging ich ganz gemütlich. Auf eine Minute mehr oder weniger kam es nicht an.

Immer noch kein Regen. Erstaunlich, wie doch die Wetterbericht zuletzt daneben lagen. In vier verschiedenen Ländern bei vier Marathons in Reihe.

Noch einmal ein Blick ganz aus dem Süden.

Ich hatte es nicht eilig und wanderte fast die ganze Runde durch.

Und ich freute mich über die Tatsache, daß ich wie zuletzt so oft auch diesen Marathon aus ungünstiger Situation heraus (entweder Erkältung oder kaputtes Schienbein oder schwere Müdigkeit oder sonstigen Ärger) erfolgreich würde ins Ziel bringen können.

Das würde der langsamste meiner bisher 12 Läufe am Öjendorfer See werden. Aber egal.

Ganz am Ende ging es wie immer noch einmal bergan, aber davon ließ ich mich nicht stören.

Und auch wenn ich den Rest der Runde fast nur gegangen war, hier lief ich dann doch.

Geschafft. Am Ende waren es 4:37:20 Stunden. Der langsamste Marathon des Jahres sogar. Aber ich hatte ja meine Marathon-Medaille Nr. 158. Alles andere war egal.

Ich machte mich dann bald auf den Weg. Umgezogen wurde sich am Auto. Wo ich doch ausnahmsweise mal ein Auto hatte (von Mama geliehen), hatte ich natürlich noch einiges mehr auf dem Plan.

Eine Wendemarke im Anhänger. Klingt nach einem "Lost Place"-Marathon.

Aber das ist ja eine ganze andere Serie.