23.
Internationaler Bad Pyrmont Marathon
2011
30. Juli 2011
Auf der Suche nach einem Lauf Ende Juli fand ich Bad Pyrmont. Ein profilierter Lauf durch das Weserbergland. Das klang gut. 80% sollten im schattigen Wald stattfinden. Das klang sogar noch besser. Und mit dem Start Samstag um 13.00 Uhr war das der ideale Wochenend-Ausflug. Klang gut, aber ich hätte mir das Höhenprofil vielleicht besser genau ansehen sollen. Und was 80% Wald angeht... das hätte man auch ernster nehmen können. Oh, ich wußte gar nicht, worauf ich mich da eingelassen hatte. |
Warum richtet man in Bad
Pyrmont überhaupt einen Marathon aus? In der Stadt der Sanatorien, Kurhäuser und
Rehabilitationskliniken kommt man sich als (noch gesunder) Läufer ein wenig sehr
fehlt am Platze vor. Trotzdem
hat die Veranstaltung schon 22 Jahre auf dem Buckel und im Jahre 2011 das größte
Marathon-Starterfeld in
ihrer Geschichte. Der Lauf kommt also an.
Mehr Fotos aus Bad Pyrmont gibt es im Foto-Archiv.
Bad Pyrmont, 31.07.2011 9.57 Uhr Die Start- und Zielgerade befindet sich mitten im Herzen der Stadt auf der Hauptallee. |
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Der Vormittag wurde dafür genutzt, alles für die Läufer aufzubauen. Start war ja erst um 13 Uhr. | |
Und schon einmal zur Vorfreude: Nach dem Ziel konnte man nur 50 Meter weiter im Brunnen baden gehen. | |
Die Startnummernausgabe und kleine Marathon-Messe war im Konzert-haus untergebracht. | |
Wer noch nicht alles hatte, der konnte hier noch zuschlagen. | |
Und anstatt der üblichen "Finisher"-Shirts konnte man "Überlebender"-Shirts kaufen. Auch das hätte einem ja zu denken geben können. | |
Hauptallee, 12.43 Uhr Allmählich versammelten sich die Läufer auf der Hauptallee. Neben dem Marathon gab es auch noch einen Halbmarathon, 10 Km (Walken oder Laufen), 5 Km und einen 420 Meter-Kinderlauf. Es gab aber bis 15.20 Uhr fünf Startzeiten. |
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Hauptallee, 12.46 Uhr Als erstes starteten um 13 Uhr die Marathon-Läufer und 10-Km-Walker. |
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Hauptallee, 12.54 Uhr Die Startnummern waren reichlich verwirrend. Es gab die Nummern sowohl hochkant als auch quer, in weiß oder rot oder blau mit rot. Und das lief dann alles Marathon. Praktischer-weise war dann auch noch der Veranstalter eine Weile verschwunden. Das soll aber Tradition haben. Ach ja... |
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Hauptallee 13.00 Uhr / Km 0,0 Aber allen Wirrungen zum Trotze gab es pünktlich um 13.00 Uhr den Start. 213 Marathon-Läufer und 78 Walker über 10 Km gingen auf die Strecke. Später folgten noch 137 Fünf-Km-Läufer, 312 Zehn-Km-Läufer, 386 Halbmarathonies und eine mir nicht bekannte Zahl Kinder beim 420-Meter-Lauf. |
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Hauptallee 13.01 Uhr / Km 0,1 Gleich zu Beginn ging es nach oben. Kein Wunder, die Start- und Ziellinie ist der tiefste Punkt der ganzen Strecke. Bei 105 Meter Höhe. Der höchste Punkt liegt bei 350 Metern und die gesamte Höhen-differenz liegt bei 690 Metern. |
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Am Hylligen Born 13.02 Uhr / Km 0,3 An der Wandelhalle vorbei ging es Richtung raus aus der Stadt. |
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Auf der Schanze / Schlohweg 13.10 Uhr / Km 1,5 Kaum raus aus der Stadt ging es aufs Feld. Naja, man lief nicht direkt durch das Feld, aber fast... |
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Schlohweg / Grenzweg 13.14 Uhr / Km 2,0 Hier mußte man schon sehr aufpassen, wo man hintrat. Unter dem Gras war es sehr hügelig. Hier bekam ich schon die ersten Probleme mit der Kondition. |
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Philosophenweg 13.27 Uhr / Km 4,5 Nach 2,5 Km erreichte man die Baumgrenze und von nun an ging es 37,5 Km nur noch durch den Wald. Die Orientierung hatte ich sowieso schon verloren. Wer Lust hat, kann sich ja mal den Plan auf der Veranstalter-Homepage anschauen. Noch verwirrender geht es kaum. Aber im Wald und auf der Strecke war alles sehr gut ausgeschildert. |
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Unterer Burgseitenweg 13.37 Uhr / Km 6,0 31:16 Minuten für die ersten fünf Kilometer. Das war langsam. Aber wenn es fast nur bergauf geht. Nervig war die Dunkelheit im Wald. Bei 1/3-Sekunde Belichtungszeit kann man keine Fotos im Laufen machen. |
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Langer Grund 13.46 Uhr / Km 7,0 An dieser Steigung kamen von hinten die Stöcke der Walker angetippelt. Das machte mich mächtig nervös. Sollte ich nun bei Km 7 von Walkern über-holt werden? |
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Fürstenweg 14.05 Uhr / Km 10,0 1:04:53 Stunden bei Km 10. Und schon seit 2,5 Km konnte ich nicht mehr. Ich hängte mich gedanklich in mein Hörbuch (von Liza Marklund - "Lebensläng-lich") und versuchte, die Beine in Bewegung zu halten. |
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Fürstenweg 14.07 Uhr / Km 10,5 Immerhin war die Strecke selbst gut zu laufen. Es gab ein paar Passagen auf Asphalt, aber meist ging es auf guten Waldwegen dahin. Lediglich einige wenige Ecken waren durch Geröll ein wenig kniffelig, zumal es dort dann auch noch bergab ging. Aber in meinem "Tempo" war auch das kein Problem. |
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Landhaus Stukenbrock 14.47 Uhr / Km 16,0 Die Verpflegungsstände gab es alle 3 bis 4 Km. 12 insgesamt. Und sie waren sehr gut ausgestattet. Da konnte man schon mal ein wenig verweilen. Auch wenn das Loslaufen danach nur noch schwerer fiel. |
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Philosophenweg 14.51 Uhr / Km 16,5 Ab und zu gab es auch mal schöne Ausblicke auf Bad Pyrmont. Aber die waren selten. Zu 98% lief man wirklich mitten im Wald. |
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Philosophenweg 14.47 Uhr / Km 16,5 Rechts neben der Strecke gab es Schilder, auf denen die letzten 10 Km des Halbmarathons angezeigt wurden. Das hatte für den Marathons aber nichts zu sagen, da die Strecken ganz unterschiedlich waren. Beim Marathon waren immerhin bis Km 30 alle fünf Km und danach die letzten 10 Km je Km ein Schild. |
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Bombergstraße 15.10 Uhr / Km 19,5 Hier wieder der vielen Abzweigungen, wo die verschiedenen Strecken verschiedene Wege liefen. Das klappt auch bei sehr eingeschränkter Konzen-trationsfähigkeit (wie bei mir den Tag) ganz gut. |
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Unterer Burgseitenweg 15.12 Uhr / Km 20,0 2:11:59 Stunden bei Km 20. Einerseits haderte ich mit der langsamen Zeit, andererseits wunderte ich mich aber auch, immer noch recht gleichmäßig unterwegs zu sein. Denn innerlich hatte ich mit der Strecke längst abgeschlos-sen. Das war weder mein Tag, noch war es meine Strecke. |
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Unterer Burgseitenweg 15.19 Uhr / Km 21,1 2:19:20 Stunden dann zur Halbmarathon. Ich fing mal an zu rechnen. Die Strecke also nochmal und die beiden höchsten Gipfel noch vor mir und keine Kraft mehr und 5:30 Std. als Zielschluß. Uhm...
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Oberer Burgseitenweg / Bombergstraße 15.32 Uhr / Km 23,0 Und nun ging es wieder bergauf. Und es kamen die Halbmarathon-Läufer von hinten und ließen einen ganz alt aussehen. Also noch älter. |
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Bombergstraße 15.36 Uhr / Km 23,5 Ok immerhin war ich schon auf der zweiten Hälfte der Strecke. Und ich hatte keine Ahnung, wo ich auf dem Streckenplan gerade lief. Das heißt: genau hier dachte ich, es zu wissen. Lag aber völlig falsch. Für diesen Bericht kann ich mich ja an den Aufzeichnungen meiner GPS-Uhr orientieren. |
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Burgwaldhof 15.49 Uhr / Km 25,0 Noch 2:41 Stunden bis zum Zielschluß. Ich hatte nun ernsthafte Angst, es nicht mehr in der Zeit nach Bad Pyrmont zurück zu schaffen. Es ging ja auch immer noch tendenziell bergauf. Mit kurzen Passagen bergab immer wieder. Das half aber auch nicht. Ich wußte ja, daß es das immer wieder noch bergauf gehen würde. |
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Pyrmonter Berg 16.08 Uhr / Km 27,5 Nun ging es ultimativ zum höchsten Punkt (350 Meter). Da gab es auch die einzig wirklich heikle Abzweigung, an der ich einem sehbehinderten Läufer vor mir noch auf den rechten Weg lotsen mußte. Aber wie schon gesagt: ansonsten waren die Ausschilderungen sehr gut. |
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Schellenberg 16.14 Uhr / Km 28,5 Nun reichte es mir. Nach dem höchsten Punkt ging es lange Zeit steil bergab. Das tat noch mehr weh als bergauf, es war auf Kies und die Aussicht auf noch einen Anstieg, der hier gleich nach dem Gefälle kam und danach noch mehr von diesem Gefälle brach mir das Genick. Nachdem mir bei Km 7,5 die Kondition ausging, verlor ich hier nun auch noch den Willen. |
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Bergstraße 16.25 Uhr / Km 30,0 3:24:12 Stunden bei Km 30. Mein Tempo lag nun bei 7:11 Min/Km. Aber an diesem Anstieg begann ich die dritte Dimension des Laufens. Nach Kondition und Willen kam nun die Wut. Ich kotzte mich über mein Leben und die Strecke aus, stand bisweilen kurz vor dem mentalen Kollaps, aber ich lief wieder. |
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Bergstraße 16.31 Uhr / Km 31,0 Von nun ab überholte ich Läufer um Läufer. Eines meiner ersten "Opfer" war der Läufer im NDR-Shirt. Daß gerade jemand von dem Laden mich bei Km 26 überholt hatte, hatte mich wahnsinnig gemacht. Es kam fast zehn Minuten nach mir ins Ziel. Nicht schlecht. Einigen sollte noch bis 25 Minuten abnehmen. |
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Fürstenweg 16.48 Uhr / Km 34,0 Ab Km 33 ging es fast nur noch bergab. Zum Glück lief man nun viel auf Asphalt und es war selten zu steil. Ich ließ es laufen. Angesichts meines Lauf-einbruchs zuvor machte mir das Tempo zwar Angst, aber mehr als noch einmal einbrechen konnte ich eigentlich nicht. |
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Philosophenweg 17.16 Uhr / Km 38,0 Und noch drei Läufer zum Überholen. Der erwartete Einbruch blieb aus. Auch zwischenzeitliche kurze Anstiege meisterte ich nun ohne Probleme. Nur bei einigen Bergab-Passagen hatte ich Probleme. Das Bremsen konnte ich nicht mehr, wäre an einer Ecke fast aus der Kurve geflogen, konnte mich aber gerade noch retten. |
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Philosophenweg 17.17 Uhr / Km 38,5 Die Ecke kam mir schon bekannt vor. Hin und wieder hatte ich solche Eingebungen. Half mir aber wenig bei der Orientierung. Und sicher konnte ich mir auch nicht sein. Wald sieht immer so gleich aus. |
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Philosophenweg 17.23 Uhr / Km 39,2 Die letzten drei Km waren angebrochen. Ok, nun war ich mir sicher, den Lauf in der Zielzeit zu schaffen. Wurde ja auch Zeit. |
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Philosophenweg 17.23 Uhr / Km 39,5 Auch diese Lichtung war noch nicht der Ausgang aus dem Wald und damit der Schußlauf hinunter nach Bad Pyrmont. Noch ein paar hundert Bäume wollten besucht werden. |
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Bergkurpark 17.28 Uhr / Km 40,2 Noch zwei Kilometer. Und endlich war ich raus aus dem Wald. Nun ging es nur noch bergab. Km 40 hatte ich nach 4:25:33 Stunden erreicht. 1:01:21 Stunden für die Km 30 bis 40. Fast elf Minuten weniger als für die Km 20 bis 30. |
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Bergkurpark 17.29 Uhr / Km 40,5 So sehen Sieger aus. Also zumindest Sieger gegen sich selbst (auch wenn ich die Wut-Strategie lieber nie wiederholen möchte). Der tatsächliche Sieger Elias Sansar aus Detmold war nach 2:35:12 Stunden im Ziel. Auf diesem Kurs eine Wahnsinnszeit. |
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Auf der Schanze / Quäkerhaus 17.32 Uhr / Km 41,2 Nur noch 1000 Meter. Und immer noch ging es bergab in Richtung Stadt. |
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Hauptallee 17.35 Uhr / Km 42,0 Fast geschafft. Am oberen Eingang zur Hauptallee machte ich kurz Pause, holte dann tief Luft... |
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Hauptallee 17.36 Uhr / Km 42,17 ... und stürmte dann mit flottem Spurt die letzten Meter ins Ziel. Fast war es so, als hätte es die gerade vergangenen 4:37 Stunden und ihre Qualen gar nicht gegeben. Ich lief die Km 20 bis 30 mit 7:11 Min/Km. Die Km 30 bis 40 mit 6:06 Min/Km und Rest bis ins Ziel dann mit 5:17 Min/Km. (Foto vom Veranstalter) |
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Hauptallee 17.39 Uhr / Km 42,195 Geschafft. Zeit: 4:36:47 Stunden netto. Platz 163 von 213 Finishern. Platz 143 von 185 Männern und in der AK M40 Platz 32 von 36. Und in der Hand hielt ich meine 62. Marathon-Medaille. Die Mission war erfüllt. |
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Hauptallee,
17.46 Uhr Nach dem Lauf holte ich mir noch meine Urkunde ab (am Drucker wurden das Erwachsenen-Team von einem sehr resoluten Kind herumkommandiert, und das sehr gut) und war so schnell es ging im Bett. Ach ja... so NACH dem Lauf ging ich genau so langsam und schwerfällig wie so viele der Kur- und Klinikpatienten im Ort auch. Menschen sind eben doch alle gleich. |
Eine Bergziege bin ich nicht und werde ich wohl auch nie
werden. So bin ich insgesamt auch zufrieden, den Lauf gesund und
erfolgreich beendet zu haben. Ob ich noch einmal wiederkomme? Ehrlich gesagt hat
mir das Lauf 37,5 Km nur im Wald
nicht so gefallen. Wald ist grundsätzlich zwar schön, aber NUR Wald ist auch
wieder langweilig. Aber als Marathon-Läufer
weiß man ja nie, wohin es einen verschlägt.
Vor dem Lauf, 12.42 Uhr | Nach dem Lauf, 17.44 Uhr |
Infos zum Marathon
gibt es hier:
http://www.badpyrmont-marathon.de/
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