30. Flora Maraton Warszawski 2008
28. September 2008

Go East. Ich war zwar schon ein paar Mal in Warschau, aber noch nie zum Marathon laufen. Im September 2008
war es nun so weit. Im Zuge meiner Sammlung 30. Marathons nahm ich die Stadt aus Läufersicht in Augenschein. 

Fotos aus Warszawa und anderen Städten in Polen

Viermal war ich schon in Warschau gewesen. Jedes Mal war mieses Wetter. Entweder -13°C oder Dauerregen
oder irgend ein windig-matschiges Tauwetter. Bei der Ankunft per Bus am frühen Samstagmorgen (für € 29,00
 mit Lorek in zwölfeinhalb Stunden ab Hamburg ZOB) war es dick neblig, aber danach wurde es schön. 

Samstag, 27. September 2008
11.38 Uhr
Bibliteka Uniwersytecka

Da hatte man sich aber einen sehr extravaganten Ort für die Messe und Startunterlagenausgabe aus- gesucht. Und richtig schön abseits von Start- und Zielgebiet, die auch gut einen Kilometer voneinander auseinander lagen. Eine Tages- karte für Bus/Bahn/Metro lohnte sich schon.  

12.04 Uhr
Bibliteka Uniwersytecka

Das Gedränge ist das übliche. Es ging aber alles glatt über die Bühne. In der kleinen Marathon- messe nebenan war man sehr großzügig mit den Verschenken von T-Shirts. Und preiswerte Laufsache konnte man auch kaufen. Trotz damals sehr miesem Kurs des Euro.  

18.44 Uhr
Wybrzeze Gdynskie / Rybaki

Am Fuße der Neustadt (Nowe Miasto) war die Pasta-Party und die Feier-Meile am Abend aufge- baut. Hier in unmittelbarer Nähe war tags drauf auch das Ziel.

Die Warteschlange hielt sich (anders als es das Foto vermuten läßt) in Grenzen. Nach knapp 15 Minuten war man dran. Die Pasta war im Startpreis inbegriffen. Die verführerisch duftenden Würste und Steaks am Stand nebenan waren aber zu bezahlen. 

18.55 Uhr
Wybrzeze Gdynskie / Rybaki

Die Nudeln waren sehr lecker. Die Soße allerdings ein wenig sehr dünnflüssig. Die Portion insgesamt war ausreichend groß, so daß es anschließend noch für ein saftiges Steak langte. 

19.10 Uhr
Wybrzeze Gdynskie / Rybaki

Ende September wird es doch schon früh dunkel. Das ergab dann einen schönen Blick rauf zu den Kirchen der Neustadt. Unten auf dem Festplatz konnte man derweil zu den Klängen einer polnischen Live-Band feiern. Falls man die Musik und die Lautstärke vertragen konnte.

Ich ging lieber früh ins Bett.

Der erste Blick aus dem Fenster am Sonntagmorgen brachte eine böse Überraschung mit sich: Das schöne Wetter
 vom Samstag hatte sich nicht gehalten. Es sah trist, windig, kühl und regnerisch aus. 

Sonntag, 28. September 2008
plac Zamkowy
8.25 Uhr

Bei grauem Himmel gab es skeptische Mienen bei den rund 3000 Teilnehmer, die sich nach und nach hier auf dem großen Platz in der Altstadt (Stare Miasto) vor dem Warschauer Königsschloß versammelten. Wurde es doch viel unangenehmer als der Wetterbericht sagte?

Modowa 
8.39 Uhr

Kleiderbeutelabgabe. Da das Ziel gut einen Kilometer und dazu 20 Höhenmeter entfernt war, gab man die Sachen im LKW ab. Vor der Abgabe zerbrechlicher Sachen sei ausdrücklich gewarnt. Die Packer hatten wohl alle am Flug- hafen gelernt. Jedenfalls wurde einfach alles reingeworfen was ging.

Krakowsie Przemiescie
8.53 Uhr

Noch schnell ein paar Interviews fürs polnische Fernsehen, auf Klo und ab an den Start. 20 Höhenme- ter verliert man auf dem Kurs bis ins Ziel. Die Strecke ist also nicht rekordtauglich im strengen Sinne. Insgesamt ist sie aber auch so sehr schnell, da es fast ausschließ- lich flach voran geht.  

Krakowsie Przemiescie
8.54 Uhr

Erstmals hatten sich mehr als 3000 Teilnehmer angemeldet. Es sollen sogar 3500 gewesen sein, von denen aber nur 2750 an den Start kamen. Gefinisht haben 2640. 

Nicht unwichtig. Am selben Tag fand auch der Berlin-Marathon statt. der ist ja auf gerader Strecke nur 597 Kilometer weg.

Krakowsie Przemiescie
8.58 Uhr

Die Sekunden vor dem Start. Auf eine Ansage oder ähnliches mußte man verzichten. Ganz vorne sprach zwar jemand, aber schon ein paar Meter weiter hinten war nichts zu hören. Egal... war ja wohl eh polnisch. 

Krakowsie Przemiescie
9.03 Uhr / Kilometer 0,2

Nach 2:08 Minuten war ich über die Startlinie. Eine Starteinteilung gab es nicht, die Leute mit den Zeitschildern standen ziemlich auf einem Haufen und ich hinten an.

Gleich zu Beginn eine Sehenswür- digkeit nach der anderen entlang Warschaus Prachtstraße.

Nowy Swiat
9.06 Uhr / Kilometer 1,0

Hier bereitete man sich schon auf die Zeit nach dem Marathon vor. Die vielen leckeren Sachen waren aber auch für viele der vorbeilau- fenden Marathonies eine echte Versuchung.

Krolewska / 
plac marsz. J. Pilsudskiego 
9.20 Uhr / Kilometer 3

Mein Anfang war langsam. Erst hing ich in der Masse auf der engen Einkaufsmeile fest, dann wollten die Beine nicht schneller. ich hatte mir zwar drei Wochen nach meinem Marathon-Rekord in Oldenburg für Warschau nichts besonderes vorgenommen (die Woche davor war auch viel zu arbeitsreich gewesen... wenig Schlaf etc.), aber eine sub4 sollte es schon noch ein. 

Moliera
9.23 Uhr / Kilometer 3,5

Am Teatr Wielki vorbei geht es von Prachtbau zu Prachtbau. Da fiel mir das langsame Tempo gar nicht so sehr auf, zumal ich immer noch hinter dem 4:15-Zeitblock hinterher lief. An einer Stelle wurde es so eng, daß sich das ganze Feld aufstaute. Das kann aber auch an der dort postierten Kamera des polnischen Fernseh- senders TVP gelegen haben. 

Bonifraterska / plac Kransinskich
9.28 Uhr / Kilometer 4,5

Auch ein schönes Gebäude. Was das genau ist, habe ich nicht herausgefunden.

Bonifraterska / plac Kransinskich
9.29 Uhr / Kilometer 4,5

Ein Barfußläufer. Ach du meine Güte. Und ich hatte mit mit Blick auf das Wetter sogar noch schnell die lange Laufhose angezogen.  Irgendwas mit 1000 Kilometern und verschiedenen Marathons hatte er sich auf das Shirt gemalt. 

Zakroczymska / Nowe Miasto
9.34 Uhr / Kilometer 5,5

Es begann unvergeßliche sechs Minuten Lauf durch die Neustadt (Nowe Miasto) und Altstadt (Stare Miasto) von Warschau. 

Freta / Nowe Miasto
9.36 Uhr / Kilometer 6

Mit dem Kopfsteinpflaster, der Enge und den vielen mitten auf dem Weg befindlichen Pollern war es zwar lauftechnisch eine echte Herausforderung, aber für diese Momente nahm man das gerne in Kauf.  

Freta / Nowe Miasto
9.37 Uhr / Kilometer 6

Nun wurde es eng. Durch das schmale Tor ging es rein in die Altstadt (Stare Miasto). Hier hatte man zum Glück ein paar Pollen entfernt.

Nowomiejska / Stare Miasto
9.37 Uhr / Kilometer 6

Noch immer trottete ich brav hinter dem 4:15er-Block her. Hier war überholen aber auch nicht wirklich möglich. Bald später würden hier wieder die Touristen einfallen und die Reiseführer werden ein ums andere Mal die tragische Geschichte der Altstadt erzählen, die eigentlich alles andere als alt ist.  

Rynek Starego Miasta/
Stare Miasto
9.38 Uhr / Kilometer 6,5

Vom 2. Oktober 1944 (Tag der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes) bis zum 17. Januar 1945 (Einmarsch der Roten Armee) zerstörte die Deutsche Wehrmacht systematisch ganz Warschau. Die Rote Armee hatte der Zerstörung monatelang vom Ostufer der Weichsel tatenlos zugesehen und den polnischen Aufständischen zudem jegliche Unterstützung versagt.

Am Ende blieb eine Ruinenstadt ohne Einwohner. Die Altstadt, die Neustadt und die Krakauer Vorstadt wurden zwischen 1946 bis 1953 in einer  historischen Rekonstruktion wieder aufgebaut und sind heute Weltkulturerbe des UNESCO. Andere Teile wie z. B. das Warschauer Königsschloß wurden erst viel später wiederauf- gebaut und sind zum Teil erst seit den 80er-Jahren wieder zu sehen.

Swietojanska/ Stare Miasto
9.39 Uhr / Kilometer 6,5

Nach dem Überqueren des alten Marktplatzes geht es weiter durch die schmalen Gassen in Richtung des Warschauer Königsschlosses (im Hintergrund schon zu sehen).

plac Zamkowy/ Stare Miasto
9.39 Uhr / Kilometer 6,5

Links das Warschauer Königs- schloß, rechts die Sigismundsäule und vor mir immer noch der dichte Block der 4:15er-Läufer. Und ich wollte doch unter 4 Stunden laufen. 

 

Krakowsie Przemiescie
9.40 Uhr / Kilometer
7

Ein letzter Blick zurück auf den großen Platz und die vielen tollen Gebäude. Der Lauf durch die Altstadt war wirklich eines DER Highlights meines Marathon- Lebens. 

Krakowsie Przemiescie
9.41 Uhr / Kilometer 7

Nach 39 Minuten war ich wieder am Start angekommen. Kurz hinter dieser Verpflegungsstelle stand der Startbogen. Nur die ganzen Toiletten waren schon abgebaut. Zu dumm... so eine hätte ich gerade mal gebraucht.

Nowy Swiat
9.48 Uhr / Kilometer 8,5

Und noch einmal ging es durch die Prachtstraße Warschaus an all den vielen Läden und Bäckereien und Kaffeestuben vorbei. Aber eben nur vorbei. Apropos vorbei... an den 4:15er-Läufer war ich jetzt vorbeigekommen. Viel mehr Platz hatte ich aber nicht gewonnen.  

Nowy Swiat / Rondo de Gaulle'a
9.50 Uhr / Kilometer 8,5

Ja, da steht tatsächlich eine Palme auf einer der chaotischsten Ecken des Warschauer Verkehrsnetzes. So zum Laufen ging es. Wer aber mal mit dem Auto kommt, der wird den dreispurigen Kreisverkehr ohne besondere Regeln so schnell nicht vergessen. Es macht schon Spaß, an normalen Tagen sich an den Rand zu setzen und einfach nur zuzuschauen.  

plac Trzech Krzyzy
9.52 Uhr / Kilometer 9,0

Zum Glück reichte es auch, über die Straßen und Plätze und laufen und keiner bat und, die polnischen Namen auszusprechen. :-)

So allmählich wurde das Wetter besser. Es sah nicht mehr so nach Regen aus, der Wind ließ nach und ab und an sah man etwas blau am Himmel.

Aleje Ujazdowskie
9.52 Uhr / Kilometer 9,0

Geschafft!! Allmählich wachten meine Beine und ich aus der an- fänglichen Tiefschlafphase auf und besannen uns aufs Laufen. Auf der breiten Straße überholte ich rasch die 4-Stunden-Läufer. Für die ersten 10 Kilometer brauchte ich aber dennoch 55:41 Minuten.

Es ging jetzt es in einer etwas größeren Schleife noch einmal die Anfangskilometer entlang.  

Marszalkowska
10.00 Uhr / Kilometer 10,5

Clows & Helden. Wie bei fast allen Marathons liefen auch in Warschau ein paar Verkleidete mit. Hier eine freundliche Mumie, die mit Schwert im Rücken an mir vorbeizog. Bei Km 27 hatte ich sie dann wieder eingeholt.

Marszalkowska /
Rondo Dmowskiego
10.02 Uhr / Kilometer 11,0

Links der Kulturpalast (Palac Kultury i Nauki). 1952 bis 1956 von den russischen Besatzern er- baut war er nie sonderlich beliebt bei den Warschauern. Mit 253 Metern Höhe damals das zweit- höchste Gebäude Europas. Noch heute das höchste Bauwerk in Polen. Schöne Aussicht aus dem Restaurant in 114 Metern Höhe.

 

plac marsz. J. Pilsudskiego 
10.11 Uhr / Kilometer 12,5

Hier lief ich bei Km 3 schon einmal vorbei. Und immer noch spielt die Musik. Im Hintergrund das Mahnmal mit der ewigen Flamme. Von 1945 bis 1989 war hier der Platz des Sieges.

Senatorska 
10.15 Uhr / Kilometer 13,5

Zurück zum Laufen. Nach einer Pinkelpause im Park bei Km 12 hing ich wieder hinter dem 4-Std.- Block fest und wieder ging es in die Nähe der Altstadt und es wurde eng. Kurz vor Km 14 ergab sich dann die Möglichkeit, über den Gehweg im Schnellgang am Pulk vorbeizukommen. 

Bonifraterska / plac Kransinskich
10.19 Uhr / Kilometer 14,5

Das ist nun im Torbogen des lustigen grünen Hauses von 9.28 Uhr. Die neu gewonnene Freiheit des Laufens vor dem Hauptfeld ließ mich gleich schneller werden. Die Haltung sieht wie immer grausam aus. Aber das kriege ich wohl nicht mehr in den Griff. 

Most Gdanski
10.27 Uhr / Kilometer 16,0

Nun ging es über die Weichsel auf die Ostseite der Stadt. So ohne Absperrung an den entgegen- kommenden Autos zu laufen war schon etwas beängstigend. Vor allem, wenn man die Fahrkünste der Warschauer schon kennt. Es ging aber alles gut.

Most Gdanski
10.30 Uhr / Kilometer 16,5

Ein schöner Blick zurück über die Weichsel auf die immer höher wachsende Skyline von Warschau. "Highlight" ist aber immer noch der Kulturpalast.

Wyrbzeze Helskie
10.34 Uhr / Kilometer 17,0

Nach dem Überqueren der Brücke gab es eine steile Passage bergab und dann eine kleine Extrarunde unter der Brücke. Hier sieht man schön den Unterschied: rechts die Läufer mit rund 200 Meter Vor- sprung kurz vor Km 17 mit viel Platz zum Laufen. Links das Feld um die 4-Stunden-Zeitläufer im dichten Pulk. Ich habe nichts gegen Zeitläufer. Ich habe nur gerne etwas Platz auf der Straße.

Most Swietokrzyski
10.49 Uhr / Kilometer 19,5

Nach eher eintöniger Laufbahn auf der Ostseite ging es nun über "Europas schönste Brücke" (O- Ton des Veranstalters zurück über die Weichsel auf die Westseite. Also schön ist die Brücke schon, aber schönste Brücke Europas? 

Most Swietokrzyski
10.50 Uhr / Kilometer 20,0

Nun endlich hatte ich einen Lauf- rhythmus gefunden und kam ein wenig flotter voran. Ich war jetzt ja auch nicht mehr abgelenkt durch die vielen Sehenswürdigkeiten am Streckenrand, wenn gleich der Ausblick von der Brücke hier sich schon noch einmal lohnte.

Die zweiten zehn Kilometer lief ich erwartungsgemäß schneller als die ersten zehn. 54:11 Minuten nach 55:41 Minuten zu Beginn. Damit stabilisierte ich meine Anwart- schaft auf eine sub-4-Zeit, aber viel schneller schien es nicht zu werden.    

Most Swietokrzyski / Zajecza
10.51 Uhr / Kilometer 20,0

Auch die Jüngsten kamen mit zum Anfeuern, auch wenn das Schild hochhalten auf Dauer wohl doch zu schwer war. Insgesamt war die Zuschaueranzahl durchwachsen, aber sehr regelmäßig. Dafür waren die wenigen, die an der Strecke standen, um so lauter und motivierender. 

Solec / Most Srednicowy
10.56 Uhr / Kilometer 21,0

Wozu die guten alten Trabis doch noch gut sein können. Und was wohl der Besitzer dazu sagt. Und das der Wagen das aushält. :-)

Solec 
10.56 Uhr / Kilometer 21,1

Halbmarathon nach netto 1:55:57 Stunden. Die ganze Zeitnehmerei war mit etwas suspekt. Schon am Vortag auf der Messe klappt es nur, wenn man einzeln und sehr gezielt auf das Meßgerät zuging. Hier war ich nach meiner Uhr noch 7 Sekunden schneller. Aber wir wollen ja nicht kleinlich werden. Eine Zeit unter 3:50 Stunden schien jedenfalls in weite Ferne gerückt zu sein.  

Rozbrat
11.02 Uhr / Kilometer 22,0

Nun ging es hinein ins Grüne. Warschau hat südlich des Zentrum sehr schöne Parks. Leider (oder zum Glück für die Gärtner) liefen wir nur an den Parks vorbei und nicht mitten hindurch. 

Ich hielt jetzt ein Tempo von gut 5:20 Min/Km.

Rozbrat
11.04 Uhr / Kilometer 22,5

Verpflegungsstand Km 22,5. Die Verpflegung war durchweg sehr gut. Wasser, Iso, verschiedene Sorten Obst, teilweise Schokolade und andere Leckereien. Die Augen und Ohren hatte man aber immer woanders. Jedem Stand war eine Stimmungsgruppe ange- schlossen, die Radau ohne Ende machte. Cheerleader, Gymnastik- Gruppe, GoGo-Girls oder einfach "nur" Laut und Lustig wie hier.

Für die Nicht-Polen: "Dobre" heißt übersetzt "gut".     

Czerniakowska
11.15 Uhr / Kilometer 24,5

Tanith Maxwell (Südafrika) und Elena Kozhevnikova (Rußland), die spätere Vierte und Fünfte der Damenwertung auf Gegenkurs bei ca. Km 37. 

Nach den Parks kam die Zeit der breiten und etwas öden Straßen. Ein paar Kilometer kam einem das Feld entgegen. Dann kam noch eine lange Schleife ganz im Süden.  

Czerniakowska
11.22 Uhr / Kilometer 26,0

Die Autofahrer waren an diesem Tag bestimmt keine Marathon- Freunde. Die hier standen an dem Durchlaß anderthalb Kilometer weiter zurück an. Und da lief jetzt das Hauptfeld durch. 

Al. W. Witosa
11.24 Uhr / Kilometer 26,5

Links läuft Jan Niedzwiecki. Mit 82 Jahren der älteste Teilnehmer am 30. Warschau-Marathon. Langsam aber stetig lief er voran. 6:32:30 Stunden brauchte er bis ins Ziel. Meine Hochachtung.

Gewundert hatte mich allerdings, wie er 26,5 Kilometer vor mir hat laufen können. Die Auflösung war: er war mit seiner Begleiterin schon um 7.30 Uhr gestartet.

Ich hoffe, ich kann in dem Alter auch noch so laufen...  

Jana Sobieskiego
11.30 Uhr / Kilometer 27,5

Ob hier wirklich so bald ein Bus kommen wird? Man ließ zwar den Querverkehr bei Gelegenheit mal durch, die Laufstrecke selbst war aber frei von Autos und Bussen. Man hätte allerdings auch die Ratten auf Rädern (Radfahrer) mit entfernen sollen. Die rasten ständig wie geisteskrank durch das Feld und hätten mich mehr als einmal fast über den Haufen ge- fahren. Ein echtes Ärgernis, zumal einige wohl als Helfer für Läufer unterwegs waren und es hätten besser wissen sollen. 

Jana Sobieskiego
11.33 Uhr / Kilometer 28,0

Ich hielt trotz langweiliger Strecke und Radfahrern die Ruhe und lief mein Tempo recht mühelos weiter. Hier waren die Straße nun so breit, wie ich es mir anfangs hin und wieder gewünscht hatte, wenn ich überholten wollte. Hier nun war für die paar Läufer mehr als genug Platz.

Al. Wilanowska
11.44 Uhr / Kilometer 30,0

Kurz vor dem südlichsten Punkt wieder einer dieser tollen Ver- pflegungspunkte. Schokolade, Orangen, Bananen... lecker!!

Die dritten 10 Kilometer lief ich in 53:21 Minuten. Ich wurde immer noch schneller. Und noch ging es mir gut.  

Czerniakowska
12.18 Uhr / Kilometer 36,0

Ein Sprung nach vorne. Auf dem Gegenkurs kam mir die Kolonne mit dem Besenwagen entgegen (ca. Km 25,5). Der Läufer mit der Nr. 283 (Bohdan Czacharowski, PL) kam nach 5:51:53 Stunden ins Ziel und hatte noch 13 Läufer überholt.

Zwischen Km 33 und 38 kämpfte ich mehr und mehr mit meinem Tempo. Es lief nicht mehr rund und immer öfter sammelte ich Iso- Flaschen am Straßenrand auf. 

Solec
12.27 Uhr / Kilometer 38,0

Es war eine Besonderheit des Warschau-Marathons. Entlang des Kurses standen fast überall halb leere Isoflaschen. Die nahm man mit, trank ein wenig und dann stellte man sie wieder an den Straßenrand. 

Nun ging es unter der E30 durch. Von hier sind es direkt 542 Km bis zum Autobahndreieck Spreeau vor Berlin.

 

Wislostrada
12.37 Uhr / Kilometer 40,0

Rund 600 Meter ging es dann in den Tunnel.

fTrotz anhaltender Probleme hielt ich ein flottes Durchschnittstempo aufrecht und konnte mir plötzlich Hoffnung auf eine Zeit unter 3:50 Stunden machen. Zu meinem Glück blieb der befürchtete Nord- wind weites gehend aus. Es war also ein faires Laufen nach Norden. 

Wislostrada
12.39 Uhr / Kilometer 40,2

Die vierten 10 Km lief ich in 53:43 Minuten. Nur knapp langsamer als die 10 Km davor. Und hier im Tunnel begann ich noch einmal richtig aufzudrehen und legte an Tempo zu. Nun schielte ich auf eine Zeit mit 3:48 Stunden.

Da blieb leider nur ein kurzer Blick auf die Tanz-Gruppe, die sich hier im Tunnel einen sehr ungewöhnlichen Ort ausgesucht hatte.  

Wybrzeze Gdynskie
12.45 Uhr / Kilometer 41,5

Hier links der Blick über die Alt- stadt von Warschau. Nun war es nicht mehr weit bis ins Ziel.

Die Steigung am Ende des Tun- nels raubte mir zwar kurz mein Tempo, aber kurz darauf fing ich mich wieder und legte wieder zu.

Wybrzeze Gdynskie
12.45 Uhr / Kilometer 41,5

Ganz in der Ferne konnte man das Ziel schon sehen und plötzlich bekam ich noch einmal richtig einen Laufschub. Als wenn ich fliegen konnte rannte ich los und wurde schneller und schneller.

Wybrzeze Gdynskie
12.46 Uhr / Kilometer 41,7

Hier ein Foto von einer Dame aus Österreich, die ihren Sohn aus Belgien zum Warschau-Marathon begleitete (das nenne ich gelebtes freies Europa!!). Während die leute, die mich eigentlich anfeuern wollten um 11.30 Uhr immer noch schliefen und es nicht schafften, an die Strecke zu kommen, sah ich die Dame, die ich schon von der Pasta-Party am Vortag kannte und ihre Freundin viermal an der Strecke. Das lag natürlich daran, daß der begleitete Sohn die ganze Zeit immer nur ein paar Minuten hinter mir lief.

Mit Schwamm und Kamera bewaffnet flog ich dem Ziel entgegen.  

Wybrzeze Gdynskie
12.48 Uhr / Kilometer 42,0

Offenbar hatte ich mich auf der Strecke doch nicht so verausgabt wie ich bei Km 33 bis 38 dachte. So ein Spurt über fast einen Kilo- meter ist ja nicht normal. Bei den 28 Marathons zuvor hatte ich für so etwas jedenfalls nie Kraft. Da reichte es allenfalls für ein paar schnelle Schritte. Hier aber flog ich um Helfer, Polizisten und Läufer einfach nur so herum.  

Wybrzeze Gdynskie
12.48 Uhr / Kilometer 42,15

Das Ziel war erreicht!! Und ich konnte es nicht glauben, die Uhr zeigte noch immer 3:49 an. Und das BRUTTO!!! Netto waren es 3:47:45 Stunden laut offiziellem Endergebnis. Ich hatte noch ein paar Sekunden weniger gestoppt, aber ich will ja nicht kleinlich sein, nur weil man erst ein paar Meter hinter der Ziellinie manuell mit einem Zeitmeßgerät abgetastet wurde. Funktionierte das Gerät am Ziel etwa nicht? 

Wybrzeze Gdynskie
12.49 Uhr / Kilometer 42,195

Geschafft. Die 29. Medaille war mein!!!

Eine spektakuläre Renneinteilung hatte ich. Nach 10 Km Platz 1492 von 2640. Beim Halbmarathon Platz 1418. Bei Km 30 Platz 1250 und am Ende Platz 943. Platz 907 von 2434 bei den Männern. Und in der Altersklasse M30 (hier 30 bis 39) Platz 348 von 917. 

13.33 Uhr
Wybrzeze Gdynskie / Rybaki

Nachdem die Klamotten gewech- selt und das Ergebnis per SMS in alle Welt gesendet war, dachte ich erst an Essen, bekam dann aber trotz einer Fülle von Leckereien am Ende doch nicht herunter,  

14.08 Uhr
Wybrzeze Gdynskie / Rybaki

Eine schöne Veranstaltung. Die Strecke sehr abwechslungsreich, die Verpflegung klasse und auch das Fest danach lud noch zum Verweilen ein. Die Altstadt, die lustigen Parties an den Verpfle- gungsstellen und die Isoflaschen am Straßenrand werde ich so schnell nicht vergessen.

Wybrzeze Gdynskie
14.41 Uhr

Während ich noch an der Strecke ein paar Läufern applaudierte kam auch der Barfußläufer (siehe Bild oben bei Km 4,5) ins Ziel. Und das sehr leichtfüßig. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Wybrzeze Gdynskie
14.41 Uhr

Pawel Mej aus Dziewin in der Nähe von Krakau. Er lief netto wie brutto 5:43:11 Stunden, muß also aus der ersten Startreihe gekommen sein.

Doch, Warschau hat mich überrascht. Ich hatte zwar keinen Provinzmarathon erwartet, aber die große
Begeisterung bei den Machern und die Professionalität hatte ich so nicht erwartet. Nun ja.... ich kannte
halt Warschau von früheren Besuchen, war aber fünf Jahre nicht mehr dort gewesen. Die Stadt und wohl
auch die Leute entwickeln sich rasend schnell.

Da sage ich schon jetzt, daß ich durchaus gerne einmal wiederkommen werde, wenn gleich es bei der Masse
von Marathons an diesem Termin (Berlin, Bremen... alleine am selben Tag) nicht so einfach werden wird.  

        
Vor dem Lauf, 8.37 Uhr   Nach dem Lauf, 12.53 Uhr

Fotos aus Warszawa und anderen Städten in Polen

Homepage des Warschau-Marathons


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