8. 100 MC-Marathon St. Pauli Elbtunnel 2007
28. Januar 2007

Warum immer über der Erde laufen?? Da ist es doch insbesondere im Winter immer so kalt und meist ist das Wetter auch nicht so toll. Das müssen sich wohl auch die Leute vom 100-Marathon-Club gedacht haben, als sie den Elbtunnel-Marathon ins Leben riefen, der in den vergangenen Jahren immer Ende Januar ausgetragen wurde.

Die Autofahrer mögen jetzt bitte keine Panik bekommen. Der Marathon findet im Alten Elbtunnel statt. Die A7 wird also nicht gesperrt. :-) 

 

Samstag, 27. Januar 2007

Warum immer über der Erde laufen?? Da ist es doch insbesondere im Winter immer so kalt und meist ist das Wetter auch nicht so toll. Das müssen sich wohl auch die Leute vom 100-Marathon-Club gedacht haben, als sie den Elbtunnel-Marathon ins Leben riefen, der in den vergangenen Jahren immer Ende Januar ausgetragen wurde.

Die Autofahrer mögen jetzt bitte keine Panik bekommen. Der Marathon findet im Alten Elbtunnel statt. Die A7 wird also nicht gesperrt. :-) 

Wie auf dem Foto zuvor zu sehen, wird der Alte Elbtunnel gerade renoviert. Anstelle der schönen grünen Kuppel gleich neben den Landungsbrücken ist derzeit nur ein eingepackter Klotz zu sehen. 

Der Alte Elbtunnel wurde 1911 eröffnet und war damals eine echte Sensation. Nach vier Jahren Bauphase wurden die zwei 426,5 Meter langen Röhren freigegeben. 

Bis 1973 war der Alte Elbtunnel der einzige Elbtunnel. Erst da wurde der neue Elbtunnel im Zuge der A7 nach Flensburg freigegeben.

Über dem Tunnel lasten 12 Meter Wasser. Durch die stetigen Elbvertiefungen liegt der Tunnel inzwischen im Fluß frei und stellt für große Schiffe ein Hindernis dar. So kann z.B. die "Queen Mary 2" nur bei absolutem Hochwasser noch den Tunnel passieren.  

Seit dem Jahr 2000 findet im Alten Elbtunnel immer Ende Januar ein Marathon statt. Damals war es noch der am tiefsten gelegene Marathon der Welt. Heute ist es "nur" noch der einzige Marathon, der permanent unter Wasser statt findet. 
Von Montag bis Freitag ist der Alte Elbtunnel auch für Autos geöffnet (gebührenpflichtig). Dank autofreier Wochenenden war von Abgasen schon am Samstag nichts mehr zu spüren. 
Einen Marathon laufen in einer Kunstausstellung? Alles kein Problem. Beim Laufen gab es 70 Bildern des Fotokünstlers Wiechmann Aiette-Shagal zu sehen. Titel: "Verschlinge mein Herz".   
Ganz flach ist der Kurs im Alten Elbtunnel übrigens nicht. Je Tunnelröhre geht es 150 Meter bergauf und 150 Meter bergab. Allerdings nur mit einer Steigung bzw. einem Gefälle von einem Prozent. Da merkt man erst in der zweiten Hälfte des Marathons so richtig.  
Bevor es allerdings Ernst wurde mit dem laufen, gab es am Samstag Nachmittag ein Treffen der Läufer (jedenfalls sofern diese wollten) und Familienangehörigen an den Landungsbrücken. 

(Foto: Blick über die Elbe von den Landungsbrücken, im Hintergrund des Musical-Zelt von "König der Löwen")  

Mit der "Cremon II" ging es auf eine einstündige Rundfahrt durch den Hamburger Hafen. Zum Glück war das Wetter schön und es war nicht so stürmisch wie an den Vortagen. So mußte sich dann auch keiner Sorgen um den Magen machen. Es sei denn, man griff zu sehr beim Bier zu (nur ein Euro pro Flasche!!). :-) 
Die Hafenrundfahrt war auch so etwas wie ein Vereinstreffen des 100-Marathon-Club e.V., der ja auch Veranstalter des Marathons im Alten Elbtunnels ist. Die vielen Vereinsjacken fielen jedenfalls deutlich auf.
Nur wer es bisher nur erahnt: Um dort Mitglied werden zu können, muß man zunächst 100 Marathons absolviert haben. 

Bei den Geschichten von 24- Stunden-Läufen, Läufen auf dem Baikal-See bei -30°C, USA-Durchquerungen etc. kam ich mir so richtig wie ein blutiger Laufanfänger vor. 

Links neben dem kleinen Haus mit dem grünen Dach ist der eingepackte Alte Elbtunnel zu sehen. Zwölf Meter unter dem Schiff befinden sich genau an dieser Stelle die Tunnelröhren. 
Sonnenuntergang an den Landungsbrücken. 

Nach der Hafenrundfahrt ging es für alle zur Jugendherberge oberhalb der Landungsbrücken. Von dort ist auch dieses Foto entstanden.  

In der Jugendherberge gab es einen Dia-Vortrag über den Marathon auf dem Baikal-See (Rußlannd, bei -30°C), es gab die Startnummern und eine sehr leckere und reichliche Pasta- Party, bei der man auch noch zwischen drei Gerichten die Auswahl hatte!!  

Im Grunde hätte ich vielleicht gar nicht starten sollen. Meine Erkältung aus der Vorwoche war nur weitgehend
abgeklungen, von Beginn an störte mich mein rechter Fuß, mit dem ich umgeknickt war und zu guter Letzt hatte
ich mit Samstag früh noch das Handgelenk angebrochen. Aber zum Glück laufe ich ja nicht auf den Händen
und die Kälte tat dem Schmerz ganz gut.

Sonntag, 28. Januar 2007

Blick auf die Landungsbrücken am Sonntag Morgen um 9.48 Uhr. Es war regnerisch, kalt und sehr windig. Da war ich doch sehr froh, nicht draußen laufen zu müssen. 

Was für ein Luxus!! Sechs Toiletten für 246 Läufer. Also je 41 Läufer eine Toilette. Um dieselbe Quote zu bieten müßte man beim "großen" Hamburg- Marathon schon mehr als 400 Toiletten aufbauen! :-) 
Der Start eine Stunde vor dem Start.

Kurz zur Info: Gelaufen wird auf einem 868,5 Meter langen Rundkurs durch beide Tunnel- röhren. Dieser Kurs ist 48-mal zu durchlaufen. Dazu kommen 508 Meter extra am Start. (Macht also 42,196 Kilometer... aber die wissen bestimmt, was sie tun. Der Kurs ist amtlich vermessen). Man muß 49-mal über die Ziel-Matte laufen. Da heißt es fleißig mitzählen. Oder eben beten und auf die Technik hoffen.  

Auf der Südseite des Tunnels befand sich die Organisation. Nett untergebracht in den Fahrstühlen für die Autos. Hier gab es Verpflegung für Helfer und Finisher, Startnummern und Hilfe für alles und jeden. Alles sehr gut organisiert. 
Noch 53 Minuten bis zum Start und allmählich steigt dann auch die Nervosität. Und die Toiletten befinden sich am Nordende des Tunnels... also 426,5 Meter weit weg. :-) 
Die Zahl der gemeldeten Läufer schwankte zwischen 246 und 280, wobei 280 das Limit ist, denn insgesamt dürfen nicht mehr als 500 Personen zur gleichen Zeit im Tunnel sein (behördliche Vorschrift). Dabei dürfen Läufer, Helfer und die Zuschauer zusammen maximal 450 ausmachen. 50 Plätze sind freizuhalten, da der Tunnel auch während des Marathons für den normalen Publikums- verkehr freigegeben ist.     
Um 11.01 Uhr ging es dann los. Zum Start kamen auch ein Kamera-Team von unserem Lokalsender "Hamburg 1" und einige Presseleute.

Am Montag berichteten alle großen Tageszeitungen über den Lauf. Eine gar auf der Titelseite. Interessanter Weise stand keiner dieser Artikel im Sportteil. 

Viele Zuschauer waren es nicht, die sich an jenem Sonntag in den Tunnel verirrten. Aber die machten dafür gute Stimmung. Und dann der Akustik des Tunnels hörte man jede Trommel und jedes Klatschen viel viel lauter und länger als unter freiem Himmel. 

Schwierig waren die 97 engen Kurven. Mit meinem kaputten Knöchel (umgeknickt) war jede Kurve eine Tortour, die ich zum Teil humpelnd durchlitt. .

Geradeaus laufen war mit dem Knöchel kaum ein Problem. Aber nach jeder Kurve wieder Tempo aufnehmen schlauchte schon ganz schön.

Mit dem Fotografieren beim Laufen war es nicht so leicht. Da ohne Blitzlicht gar nichts ging, waren die meisten Bilder schwer verwackelt. Aber ein paar schöne Bilder sind es dennoch geworden.

Eine weitere Besonderheit des Marathons im Alten Elbtunnel: Das Überrunden. Anders als bei den großen Stadtläufen wird man hier ständig von sehr viel schnelleren Läufern überholt und überholt selbst deutlich langsamere Läufer. So wurde ich vom späteren Sieger 17- mal überrundet und überholte meinerseits 12-mal den letzten Läufer. Bei nur 1,95 Meter Fahrbahnbreite (ggf. plus 1,20 Meter Fußweg) war das zum Teil ein ziemliches Gedrängel. Insgesamt lief aber jeder sehr rücksichtsvoll.
Nach 55 Minuten hatte ich 10 Runden geschafft, also 8,685 Km, was einem Schnitt von 6:20 Min/Km entsprach. Für mich sehr schnell.

Da mir allerdings das Rechnen mit 42,195 Km auf 48,6 Runden zu je 868,5 Metern nichts als Kopfschmerzen bereitete, lief ich einfach weiter drauf los und achtete einfach nur auf die Beine und nicht auf die Zeit. 

12.48 Uhr. Also 107 Minuten nach dem Start. Da sah ich noch richtig gut aus und fühlte mich auch so.

Auf dem mp3-Player hatte ich mir - statt wie sonst Musik - ein Hörspiel mitgebracht. John Grisham's "Die Firma". Teil 1 hatte ich am Vortag gehört, es blieben also drei Stunden von Teil 2 bis 4. Mit kleinen Pausen reichte das bis 3:48 Stunden ab Start gerechnet.  Danach gab es wieder flotte Laufmusik bis zum Ende. (LINK: MusikInfo)  

Ich rannte fröhlich mein Tempo weiter. Meist um die 5:20 Min/ Runde (6:08 Min/Km). Mit nur kleineren Einbrüchen hielt ich das 31 Runden durch, was fast 27 Kilometern entspricht. 

Eine Runde später kam dann der Sieger ins Ziel. Nur wenige Meter hinter mir. :-)

Man mag hier den Eindruck gewinnen, daß es gar nicht so kalt war im Tunnel. Nun ja. Es waren circa 5°C plus. Also 7 Grad mehr als im Vorjahr. Es gab keinen Wind und natürlich keinen Regen. Soweit also ganz angenehm für den Winter.
Ein Problem war allerdings die extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Die wurde zum Einen durch die Läufer produziert und zum Anderen durch das extremen Regenwetter draußen noch verstärkt. Entsprechend gab es viel Rauch im Tunnel. Ganz besonders dort, wo ein paar mehr Leute zusammenstanden.
Hier direkt hinter dem Ziel auf der Südseite des Tunnels war die meiste Stimmung. Hier standen auch viele Helfer, die den Läufern beim Zählen der Runden halfen. Mit dem Zählen gab es in den Vorjahren zum Teil Probleme, weil die Technik nicht so richtig wollte. Diesmal ging aber alles glatt. Und ich hatte mich trotzdem nicht verzählt. 
Der Verpflegungsstand (auch hier kam man 49-mal vorbei) war eigentlich ein Buffet für Läufer. Hier gab es alles: Obst, Kekse, Kuchen, Wasser (sogar warmes!!), Saft und Coca-Cola. Und von allem auch noch mehr als reichlich, so daß auch die hinteren Läufer keine Probleme bekamen. Ein super Service!! 
Auf dem Schild steht "Held". Es ist wohl für einen Läufer gedacht. Allerdings muß ich sagen, wenn jemand in dieser Kälte stundenlang im Tunnel steht und Läufer anfeuert, dann ist diese Person für mich genau so ein Held wie der Läufer selbst.
Die 31. Runde war meine schnellste Runde. 5:03 Min (5:48 Min/Km). Danach lief es aber um die 30 bis 40 Sekunden je Runde langsamer, was aber immer noch deutlich unter meiner Plan-Zeit lag. Für mich zeichnete sich allmählich ab, daß es wohl eine neue Rekord- Zeit werden würde.  
Bis zum Ende der 45. von 49 Zielüberquerungen konnte ich sogar noch auf eine Zeit von unter 4:30 Stunden hoffen (bei einer damals bestehenden Rekord-Zeit von 4:50:15 Std.). Aber dann verließen mich die Kräfte doch. Das Foto hier zehn  Minuten vor dem Ende.
In Tunnel war es leerer geworden. Mehr und mehr Läufer waren fertig. Das ständige Überrunden war vorbei. Und ich sehnte mich nur noch nach dem Ziel.

Einen Meilenstein meiner Lauf- Geschichte wollte ich aber noch schaffen: Einen Marathon ganz ohne gehen schaffen. Also alle 42,195 Kilometer durchjoggen. Bis dahin hatte ich nie mehr als 36,7 Kilometer geschafft.

Dann war es endlich geschafft. Ohne Gehpause bis ins Ziel und eine sensationelle Zeit von 4:34:25 Stunden. Das war fast 16 Minuten unter meiner alten Rekordzeit.

Als Vierter von oben ist mein Zieleinlauf auf der Videowand zu sehen, auf der man die ganze Zeit über seine Rundenzeiten verfolgen konnte. Einige Läufer wollte gar nicht mehr aufhören und liefen noch ein paar Extra- Runden.   

Kurz nach dem Zieldurchlauf.

Was ich während des Laufens nicht spürte, kam jetzt durch: Die Kälte. Ich konnte anziehen was ich wollte. Ich fror und fror und fror. Das hörte auch erst auf, als ich 92 Minuten später endlich zu Hause war.

Sollte ich mich noch einmal zu einem Start im Alten Elbtunnel entscheiden, dann bringe ich mir eine Wolldecke mit. 

Hier das Foto mit den Siegern. Links Mauricio Muggianu (Italien). Er gewann in 2:51:02 Stunden. Rechts Britta Schulz vom VfL Suderburg. Sie siegte in 3:20:14 Stunden. In der Mitte Schek kee Lo vom Organisationsteam des 100- Marathon-Club.  

Dem 100-Marathon-Club e.V. und allen Helfern meinen herzlichen Dank. Der Lauf war ein echtes Erlebnis
und nicht nur wegen meiner tollen Zeit sicherlich unvergeßlich!!

PS: Im Grunde ist meine Zeit sogar noch besser gewesen. Da nur die Bruttozeit ermittelt wurde, habe ich
am Start schon rund 40 Sekunden verloren. 

        
Vor dem Lauf, 10.48 Uhr   Nach dem Lauf, 15.52 Uhr

Zur Homepage des Elbtunnel-Marathons geht es hier:
http://www.elbtunnelmarathon.de/


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