(Los Angeles Convention Center Hall West, 17.03.2006) 

(Los Angeles Convention Center Hall West, 17.03.2006) 

Los Angeles Downtown, 23 Minuten vor dem Start. Wer ist bloß auf die Idee gekommen, den Start auf 8.16 Uhr morgens zu legen??

Auf die 26,2 Meilen hatte ich mich vorbereitet, die 9 Stunden Zeitdifferenz zu Deutschland in einer Woche verarbeitet und mich an den Smog gewöhnt. Aber auf die gewaltigen Büro- Giganten in Downtown LA war ich nicht vorbereitet.    

25200 Starter reihten sich in Mitten der Wolkenkratzer auf, um die Marathon-Distanz in Angriff zu nehmen.

Hier kämpfen die besten Frauen und Herren überigens in Echtzeit, weshalb die besten Damen auch 16 Minuten und 48 Sekunden früher starten als der Rest des Feldes. 

Zu Randy Newman's "I Love LA" ging es auf die Strecke. Dank der breiten Straße kamen alle rasch über die Startlinie. 

Das Wetter war klasse: Sonnig und 10°C am Morgen. Der Wetterbericht sprach noch von Sturm und Unwetter. Hehe... 

Das Starterfeld war sehr bunt. Das lag wohl auch daran, daß es in Los Angeles kein echtes Zeitlimit gibt. Allerdings: Nach 6 Stunden werden die Straßen wieder geöffnet und man muß ohne Verpflegungsstände auf dem Bürgersteig weiterlaufen. 

Entsprechend viele Amateure sind auf der Strecke. Vor allem Leute, die noch nie einen Marathon gelaufen sind und die sich auch nicht vorbereitet haben.  

Kurz nach dem Start ging es am Convention Center und dem bei Basketball-Fans bekannten Staples-Center (LA Lakers) vorbei. Im Hintergrund sind noch die Türme der Downtown zu sehen. 

Es ging ganz gut voran. Aber auch nach einem Fünftel der Strecke kam ich nicht in den Rhythmus, da ich ständig den langsamen Leuten ausweichen mußte. Oder denjenigen, die mal eben zum Telefonieren abrupt auf der Stelle stoppten. So etwas kenne ich alles nicht, denn normaler weise bin ich einer der Langsamen. Aber nicht in Los Angeles.

Bei so einem Wetter läuft es sich doch besonders gerne. Nach mehreren für Kalifornien sehr schlechten Tagen kam am Laufsonntag das gute Wetter zurück. Für mich war es gut, die meisten Einheimischen froren bei maximal 22°C.  

Also für Verpflegung war auf jeden Fall gesorgt. Irgendwie konnte ich mich dann aber doch immer wieder zügeln und bin weitergelaufen. Wenn gleich ich natürlich für den Notfall ein paar Dollar dabei hatte. 

Viele Teilnehmer widmeten ihren Lauf verstorbenen Freunden und Angehörigen.  

Das ist Kalifornien. Man läuft unter Palmen. :-)) 

Gleich geht es über den Santa Monica Freeway. Der Freeway endet ein paar Kilometer westlich in Santa Monica am Pazifik. Das östliche Ende des Freeways liegt in Jacksonville (Florida). 2441 Meilen (3928 Kilometer) entfernt.

Über Mangel an Zuschauern brauchten wir uns nicht zu beklagen, auch wenn es mit Sicherheit nicht 2,5 Millionen waren, wie die Veranstalter behauten. 

Halbmarathon nach 2:20 Std. Das lag genau im Zeitplan, den ich aufgestellt hatte. Keine schlechte Leistung, wenn man an die widrigen Umstände bis dahin denkt. Erst nach acht Meilen wurde die Strecke etwas freier und wir kamen  besser in unseren Rhythmus.     

Also die Verpflegung war die Beste, die ich je bei einem Marathon erlebte. Jede Meile ein Stand und fast überall gab es neben Wasser auch Tee und Gatorate. Dazu jede Menge Bananen, Orangen und sonstige Energiegeber.

Und wem das nicht reichte, der konnte ja immer noch in eine Pizzeria in der Nähe gehen. :-)) 

Ein endloser Läuferstrom zog sich auch knapp drei Stunden nach dem Start durch die Straßen von Los Angeles. Bis hier ging es mir noch sehr gut.

Vielerorts bekam man von den Anwohnern eine Erfrischung geboten. Sehr nett.

Streckentechnisch wurde es hier aber brutal, da es immer wieder kurze Abschnitte mit extremen Steigungen gab. Das tut nach 16 Meilen richtig weh. 

Nein, nein. Das ist nicht der Blick Richtung Downtown auf das Ziel. Das Ziel liegt diese Straße sieben Meilen in die andere Richtung. Diese Wand Hochhäuser liegt am Wilshire Boulevard.

Jetzt wurde es hart. Die vielen Steigungen hatten mich schon zermürbt und nun noch eine schmerzende Blase unter dem rechten Ballen. Da gingen sie hin, die Träume von einem neuen Rekord. 

Der Großteil der Strecke führte durch Wohnviertel. Das gab dem ganzen Lauf einen sehr familiäre Touch. Das paßte auch sehr gut zum Läuferfeld. So ziemlich jeder hatte einen Freund oder Verwandten im Feld dabei.  

Tja... fotografierst Du mich, dann fotografiere ich Dich.
:-))

Und noch eine dieser kurzen und steilen Anstiege in diesem Kurs, der ansonsten sehr schön angelegt ist.

Noch eine Kurve bis zum Ziel. In der Ferne ist Downtown zu sehen. Da geht es hin.  Aber das ist noch weit, da eine Meile eben mehr ist als ein Kilometer (1 Meile = 1,608 Kilometer). Und der Olympic Boulevard bietet 3,5 Meilen Laufstrecke.

Lange Zeit fand ich es sehr angenehm, daß ich ja immer viel weiter war, als die Zahlen am Wegesrand es mir, an die Kilometer gewöhnten Läufer, verhießen. Jetzt war eine Meile nur noch sehr sehr lang.  

Jetzt ging es durch Koreatown. Das bedeutete, daß es kaum noch englische Werbetafeln und Ladenschilder gab. Man kam sich wirklich vor wie in Asien.

Und noch immer kein Ziel in sich. Kurz hinter Meile 24 mußte ich mit ansehen, wie ein Läufer an einem Herzinfarkt verstarb. Jetzt kämpfte ich selbst gegen die Schwäche an. Inzwischen waren es 22°C. In den sonnigen Straßen war es sicher noch wärmer. Hier, an dieser Stelle machte es mir keinen Spaß mehr.   

Die Beine waren schwer und die Kraft am Ende. Immerhin hatte das Knie, welches mir die Wochen davor soviel Probleme bereitet hat, durchgehalten. 

Mehr als fünf Stunden zuvor lag in dieser Straßenschlucht der Start. Nun war ich zurück in Downtwon LA. 

Jetzt nur noch geradeaus bis ins Ziel. So viele Mitläufer bin ich auf der Zielgeraden gar nicht gewohnt. Einen solchen Anblick an Häusern auch nicht.

Partystimmung in Downtown LA. Auch wenn es hier auf dem Foto nicht so deutlich wird, die Straßenränder waren voll von Menschen, die einen mächtigen Lärm für alle Finisher machten.

Endlich das Ziel in Sicht. Zwei Stunden hatte ich mich gehend mit der Blase herumgequält, war alleine eine lange Stunde auf dem Olympic Boulevard unterwegs. Jetzt war ich nicht mehr in der Lage, für das Ziel noch ein paar Schritte zu joggen. So ging ich langsam, ach 5:25:06 Stunden durchs Ziel. 

Geschafft!!!! Falko, seine 9. Medaille und der Bank of America Tower in Hintergrund. Meine Zeit war durchschnittlich für mich. Bei anderen Läufen liege ich damit unter den letzten ein bis zwei Prozent. In Los Angeles gehörte ich fast noch zu der schnellsten Hälfte, wurde 10192. von 20308 Finishern. Der letzte Läufer überquerte die Ziellinie nach 14:54:16 Stunden. Das war dann um 23.11 Uhr. 

Noch mehr glückliche Läufer nach dem Ziel. Auch hier war die Verpflegung und Betreuung absolut vorbildlich.

Keine Frage, wenn Amerikaner etwas können, dann ein solches Ereignisse zu etwas ganz ganz Großen machen.

Vielen Dank an alle Helfer und Sponsoren des Laufes.