30. ING Amsterdam Marathon
16. Oktober 2005

Am 16. Oktober 2005 startete in Amsterdam zum 30. Male der Marathon quer durch die Stadt. Nach
meinem absolvierten Lauf in Köln konnte ich mir den Start beim Jubiläumslauf in der schönen
Hauptstadt der Niederland nicht verkneifen. Und schon ging es ab zu meinem ersten Lauf im Ausland.

Das besondere am Lauf in Amsterdam ist gewiß der Zieleinlauf in das alte Olympia- Stadion von 1928. Dort ist auch der Start und man läuft nach circa acht Kilometern hier auch noch eine Ehrenrunde. 
Aber auch ansonsten hat der Kurs sehr viele schöne Abschnitte, wie auf den Fotos hier unschwer erkennbar sein wird.

Einziges Manko mit dem Stadion-Start: Der Weg zu den Umkleiden beträgt mehr als einen Kilometer. Am Ende eines Marathon-Laufes kann das ganz schön lang sein. Zum Glück gibt es auf halben Weg eine Tankstelle. :-)   

Und der Lauf in Amsterdam hat noch einen kleinen Haken. Von den auf der Homepage groß angekündigten 20.000 Läufern sind wohl nur 3000 bis 3500 echte Marathonläufer. Der Rest hat sich für den Halbmarathon angemeldet. 

Der Halbmarathon wird dreieinhalb Stunden nach dem Marathon gestartet und stößt bei Kilometer 26 auf die Strecke des Marathons.   

 

Sonntag, 16. Oktober 2005 

Amstelveensweg

Eine Stunde vor dem Start ist noch alles ruhig auf der Strecke. Später werden wir diesen Punkt zweimal überlaufen. Einmal bei Kilometer 7,5 und einmal bei Kilometer 41,6.

Ungewohnt für mich als Hamburger: Die haben statt der gewohnten blauen Striche auf der Straße orange Striche.  

 

Olympisch Stadion

Der Start findet im alten Olympia-Stadion statt. Auf der großen Videoleinwand die Bilder des holländischen Fernsehsenders NOS. 

Das Wetter was genial. Hätte ich es mir selbst wünschen dürfen, hätte ich mehr Fehler gemacht. 

Sonne, wenig Wind, 16°C und das mehr oder weniger von Start bis ins Ziel. 

Olympisch Stadion

Das ist Haile Gebrselassie (Äthiopien). Er war angetreten, um den bestehenden Weltrekord von 2:04:55 zu brechen. Ich war sicher, daß er das schaffen würde. Der aktuelle Weltrekord wurde in Berlin 2003 gelaufen. Und da war ich auch dabei.   

Kilometer 0: Olympisch Stadion

Um 11 Uhr dann der Start. Schon da hatte ich das erste Mal den Verdacht, daß es wohl doch nicht die angekündigte Anzahl von 20.000 Läufern sein würde. Es dauerte nämlich nur sieben (!!) Minuten, bis auch der letzte Läufer über die Startlinie war. Zum Vergleich: In Köln dauert es mehr als 45 Minuten für 17.000 Läufer.  

Kilometer 3: Hobbemakade

Typisch Bild für Amsterdam. Das Laufen entlang der Gracht. 

Die ersten Kilometer gingen ganz gut für mich los. Den geplanten Schnitt von 6:40 Minuten pro Kilometer hielt ich fast ein. 

Kilometer 5: Vondelpark

Gut zwei Kilometer lang ist der Abschnitt durch den wunderschönen Park. Wo jetzt noch die Markierungen für Kilometer 5 und 6 standen, würden bald schon die Markierungen für Kilometer 39 und 40 stehen. Denn nach einer sehr langen zweiten Runde würden wir hier wieder entlang kommen.

Kilometer 8: Olympisch Stadion

So hatte ich den Kurs nicht verstanden. Schon sehr früh durften wir noch eine Ehrenrunde im Olympia-Stadion drehen.

Kilometer 8: Olympisch Stadion

Schon etwas frustrierend, wenn man auf der großen Videoleinwand die Führenden schon bei Kilometer 20 laufen sieht.

Kilometer 8: Olympisch Stadion

Und schon im Ziel!! Naja, eine weitere Runde von noch 34 Kilometern wartete auf uns, aber immerhin konnte man schon mal eine gewisse Vorfreude genießen.

Richtig ist hier die rechte Uhr. Davon sechseinhalb Minuten abziehen ergibt meine Laufzeit. Was die linke Uhr anzeigt habe ich nicht rausbekommen.  

Kilometer 12: Teilingen (Amsterdam-Buitenveldert)

Für die angeblich 20.000 Läufer fand ich es schon ziemlich leer auf der Straße.

Ich war immer noch gut in der Zeit. Schön regelmäßig blieb ich ein paar Sekunden über dem geplanten Schnitt. Das machte zufrieden.

Kilometer 16: Amsteldijk Noord

Mal abgesehen vom Stadion war das hier die mit Abstand schönste Laufstrecke. Neun Kilometer lang ging es die Amstel entlang. 

Auf der gegenüber liegenden Uferseite zog sich ebenfalls ein endloser Läuferstrom das Ufer entlang. Die waren allerdings schon ein paar Kilometer weiter als ich.

Kilometer 19: Ouderkerk A/D Amstel

Hier war der Wendepunkt für den Lauf an der Amstel und gleichzeitig der südlichste Punkt des Rennens. Auf der nahen Brücke ging es über die Amstel und dann auf der anderen Seite wieder Richtung Norden.

Kilometer 20: Hoger Einde Noord

Genau bei Kilometer 20 gab es einen Verpflegungsstand und eine Windmühle. Schönes Bild.

Kilometer 21,1: Binnenweg

Bis hier ging alles gut und wie geplant. Im Grunde lief ich weiter meiner geplanten Zeit um 42 Sekunden hinterher, aber diesen Abstand hielt ich konsequent ein. Nun wurden aber langsam die Beine schwer.

Kilometer 23: Binneweg

Hätten wir etwas besser aufgepaßt, dann hätten wir es merken können. Anders als bei den Läufen in Deutschland gibt es im Amsterdam die Verpflegungsstände nur alle 5 Kilometer. Die Wasserstationen dazwischen fehlen hier.

Logische Konsequenz für mich: Zu wenig getrunken. Zu dumm nur, daß der Kiosk ein paar Meter weiter ausgerechnet wegen des Marathons geschlossen hatte. Geld hatte ich dabei... und Durst...    

Kilometer 24: Ouderkerkrdijk

An der Windmühle waren wir schon bei Kilometer 15,3 vorbeigelaufen. Es ist der Punkt, an dem wir die Amstel erreicht hatten.

Noch war ich joggend unterwegs, aber nun wurde es immer schwerer, die Beine zu bewegen. Dazu der Durst und der nächste Verpflegungsstand war erst bei Kilometer 26!!  

Kilometer 27: Joan Muyskensweg (Amsterdam-Overamstel)

Nun waren ich und das Kilometerschild fast alleine im trostlosen Industriegebiet.

Kilometer 26 hatte ich joggend bei genau 3 Stunden Laufzeit erreicht. Ich nahm soviel zu trinken wie möglich mit, aber für den Magen war es zuviel und für den Durst zu wenig.   

Kilometer 29: Spaklerweg

In der Ferne die Hochhäuser von Delta- Lloyd an der Amstelstation.

Langsam kroch ich über die Strecke und machte mir zum ersten Male ernsthafte Gedanken, das Rennen aufzugeben.  

Kilometer 31,3: Hugo de Vrieslaan (Amsterdam-Watergraafsmeer)

Nach dem ersehnten Verpflegungsstand bei Kilometer 30 habe ich anderthalb Kilometer lang getrunken. Dank jetzt vermehrt auftauchender privater Hilfen gab es nun auch für mich ausreichend Wasser.

Kilometer 31,8: Galileiplantsoen
(Amsterdam-Watergraafsmeer)

Nun hatte ich mich so bemüht, möglichst lange zu joggen und danach flott zu gehen und hatte gegenüber meiner Zeit in Köln doch schon sieben Minuten verloren. Ganz schön frustrierend.

Wo jetzt aber die Hoffnungen auf eine für mich gute Zeit begraben waren, konnte ich befreit weitergehen und die müden Knochen zum Ziel tragen. 

Kilometer 34,5: Oostenburgergracht

So eine dämliche Stichstraße. Am Kopf dieser kleinen Extrarunde lag eine sehr enge Wendekurve. Tödlich für jeden Rhythmus beim Laufen. Mich hat es nicht so sehr gestört. Haile Gebrselassie verlor hier seinen Weltrekord.

Kilometer 35: Zeeburgerstraat

Noch eine Windmühle und endlich auch wieder ein Verpflegungsstand. Der Durst war nun endlich wieder gestillt. Aber die verlorene Zeit durch diesen dummen Anfängerfehler meinerseits war dahin.  

Kilometer 36: Mauritskade/Singelgracht

Nun ging es gut vier Kilometer die Singelgracht entlang.

Und auf der Straße wurde es eng. Die Halbmarathonläufer hatten das Feld der langsamen Marathonläufer eingeholt und bestimmten nun den Lauf. In großer Masse flogen sie an den paar einzelnen Marathonläufern vorbei. Auch wenn man sich ganz am Rand aufhielt hatte man keine echte Ruhe und wurde ständig angerempelt. 

Kilometer 38: Rijksmuseum

Hier traf die Strecke der ersten kleinen Runde und die der zweiten großen Runde aufeinander. Nun ging es auf bereits bekanntem Terrain weiter.

Der Strom der Halbmarathonläufer hörte gar nicht mehr auf. Aber auch wenn sie mir auf der Strecke das Leben schwer machten, so sorgte sie andererseits aber auch für mehr Publikum am Rande und somit für gute Stimmung. Die wiederum kam auch mir zu gute. 

Kilometer 38,5: Vondelpark

Zum zweiten Male an jedem Tag ging es in den Vondelpark. Jetzt war dort richtig Partystimmung. 

Meinen Beinen ging es auch wieder etwas besser, so daß ich noch einmal anderthalb Kilometer langen joggen konnte, um die Zeit zumindest etwas aufzubessern.

Kilometer 40,5: Amstelveensweg

Der letzte Verpflegungsstand vor dem Ziel. Hier konnte man noch einmal Kraft tanken. Denn im Stadion wollte man ja doch möglichst gut aussehen. 

Kilometer 41,9: Olympisch Stadion

Da ging es nun endlich wieder zurück ins Stadion. Durch das alte Marathontor konnte man schon die Leute im Stadion hören. Nun hatte man es ja auch gleich geschafft. Endlich. 

Kilometer 42: Olympisch Stadion

Das sind dann die Momente, an denen man die Qualen und Probleme der letzten fast fünfeinhalb Stunden völlig vergißt.

Wohl nicht zuletzt auch wegen der vielen Halbmarathonläufer war das Stadion immer noch gut gefüllt. Die Stimmung und das Gefühl, hier finishen zu dürfen ist einfach nur genial.

Kilometer 42,1: Olympisch Stadion

An dieser Stelle wurde dann die beiden Gruppen (Marathon und Halbmarathon) voneinander getrennt. So hatten wir Marathonläufer immerhin das Privileg auf der Innenbahn ins Ziel laufen zu können.

 

Kilometer 42,1: Olympisch Stadion

Boah, vor lauter Begeisterung hätte ich mir auf den letzten 100 Metern fast noch einen Krampf gelaufen. 

Eines ist klar, ich möchte jetzt alle meine Marathonläufe in einem Olympiastadion beenden. Soweit ich bisher rausgefunden habe, gibt es das außer in Amsterdam aber nur noch in Stockholm (Olympische Spiele 1912).

Olympisch Stadion

Geschafft. Noch etwas müde genoß ich die phantastische Stimmung um mich herum. Anders als bei anderen Läufen zog es mich gar nicht so schnell in die Kleiderkammer zu meinen Sachen. Hier wollte ich gar nicht mehr raus aus dem Stadion.

Olympisch Stadion

Den Pokal haben sich die Amsterdamer tatsächlich verdient. Der Marathon ist einfach klasse, auch wenn man an der einen oder anderen Stelle schon noch etwas am Kurs nachbessern könnte. Auch über die Sache mit dem Halbmarathon könnte man ja noch mal nachdenken. So unendlich breit sind die Straßen leider doch nicht.

Trotzdem würde ich gerne eines Tages wiederkommen. Vielleicht ja 2010 zum 35. ING Amsterdam Marathon? 

Sporthallen Zuid

75 Minuten nach dem Ziel sahen wir ihn doch wieder: Haile Gebrselassie. Mit dem Weltrekord war es nichts geworden. Aber immerhin persönliche Bestzeit für ihn.

 

Meine Zeit am Ende: 5:26:21. Das liegt 17 1/2 Minuten von meiner Bestzeit entfernt.
Andererseits war ich bei sieben früheren Läufen auch schon dreimal langsamer
gewesen. Insgesamt war ich dann doch ganz zufrieden. Auf Dauer bleiben ohnehin eher
die Erinnerungen an den Lauf die Amstel entlang, an den Vondelpark und das tolle Finish
im Stadion. Da zählt die Zeit nicht soviel. 

Vorher, 10.43 Uhr Nachher, 16.36 Uhr

Weitere Informationen zum Amsterdam-Marathon gibt es unter:
http://www.ingamsterdammarathon.nl/
http://www.olympischstadion.nl

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