15. Hansaplast-Marathon Hamburg 2000
Einmal im Jahr
versinkt Hamburg im kollektiven Sportfieber. Rund 24.000 Sportlerinnen und
Sportler
(und solche, die sich dafür halten) gehen dann joggend, auf Inline-Skates oder im Rollstuhl sitzend
auf die 42,195 Kilometer lange
Marathon-Distanz. Am Rande schauen je nach Wetterlage bis zu
500.000 Zuschauer
den Athleten zu und feuern diese nach Kräften an. Übrigens eine auch nicht zu
verachtende Leistung.
Hamburg, am 16. April 2000 (Bild: Hamburger Abendblatt) |
Nun fragt man
sich gewiß zu Recht, was einen Menschen dazu veranlassen mag, sich
einer solchen Anstrengung auszusetzen. Ich weiß es auch nicht.
Irgendwie der ganz normale Wahnsinn.
Ich selbst habe schon zweimal mitgemacht. Der erste Versuch 1990 endete am Verpflegungsstand bei Kilometer 20,2. Ich wollte ja noch, mein Knie nicht mehr. Das Problem wurde ich auch nie mehr los. Den Traum vom Marathon auch nicht. Und so startete ich im Jahr 2000 ein weiteres Mal. Um das Knie nicht schon vorher zu sehr zu belasten und in vollem Vertrauen auf eine eventuell noch vorhandene Kondition legte ich vor dem Start eine 20-monatige Trainingspause ein. |
Am 16. April 2000 war
es dann soweit. Morgens um 9 Uhr wagte ich mich ein zweites Mal an die
Verwirklichung meines Traums vom Marathon. Wohl wissend, daß wenn ich es dieses
Mal nicht
schaffen würde, daß meine
kaputten Knie und ich es wohl nie mehr schaffen würden. Das Wetter
war ziemlich
bescheiden. Temperaturen am Start bei gerade mal 6°C (später bis immerhin
10°C),
bedeckt mit leichtem Nieselregen zwischendurch und bei einer recht
steifen nordischen Brise.
Marathon-Fotos: Sibylle Müller
Kurz vor dem
Start. Hier war die Welt natürlich noch in Ordnung.
Mein Motto hieß sowieso nur: Mal schauen, was so geht. Im ruhigen Tempo loslaufen und so lange wie möglich Joggen. Und wenn das nicht mehr geht, dann halt so lange in Richtung Ziel gehen wie möglich. Zeit hatte ich ja zunächst mal genug. 5 Stunden und 30 Minuten um genau zu sagen. Im Schnitt sind also nicht einmal 8 Km/h notwendig. |
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Punkt 9.00 Uhr
dann der Startschuß. Spätestens da erliegt der Läufer dem
Marathonfieber. Die Anfeuerungen aus dem Lautsprecher und das Johlen der
unzähligen Menschen am Rande lassen einen praktisch von alleine laufen.
Aber Achtung: Wer sich hier hinreißen läßt und zu schnell angeht, der wird es später bereuen. Ich kam 9 Kilometer ohne Probleme durch. Dann meldeten sich die untrainierten Muskeln. Ab Kilometer 14 legte ich dann erstmals zum Gehen über. |
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Halbmarathon,
Kilometer 21,1 (circa).
Das sieht ja noch ganz gut aus, der Schein trügt aber. Nachdem ich am Verpflegungsstand bei Kilometer 20 ordentlich zugelangt habe, war etwas Joggen nicht das Problem. Zumal ich ja von der dort platzierten Kamera wußte. Danach hatte ich eigentlich nur noch ein Ziel: Kilometer 27,2. Bei der U-Bahn Alsterdorf hätte ich gut aussteigen können. Ich wohne nur ein paar hundert Meter entfernt. |
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Kilometer 27,2.
City Nord/U-Bahn Alsterdorf.
Ja, auch von dieser Kamera wußte ich. In der City Nord zog der Wind so kalt, daß ich beim Gehen zu frieren anfing, also noch mal etwas Joggen. Inzwischen war ich etwas mehr als drei Stunden unterwegs. Der Sieger hatte längst geduscht. Im Grunde sollten die 15 Kilometer doch in 150 Minuten zu schaffen sein. Sollten!! Der Kraftanfall endete aber bei Kilometer 28. |
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Jubel ja, Ziel
nein. Kilometer 40.
Ab Kilometer 28 ging das Durchbeißen los. Jeder Schritt tat höllisch weg und ich wäre auch sofort ausgestiegen, wenn die Gelegenheit da gewesen wäre. Am Rand auf den Besenwagen warten war zu kalt und wenn ich U-Bahn fahren würde, dann müßte ich ja auch noch einiges gehen. Also ging ich erst mal weiter. Jeder Kilometer wurde gefeiert, als wäre es schon der Zielstrich. |
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Kilometer 40,005.
Sieht schon nicht mehr so gut aus.
Mit meiner stetigen Suche nach einer geeigneten Ausstiegsmöglichkeit erreichte ich schließlich bei Kilometer 36,3 den Punkt, wo es mir einfacher erschien, ins Ziel zu gehen. Bei Kilometer 38,3 erreichte ich die Alster. Nun quälte mich auch noch eine Blase, aber verglichen mit den Beinen war das durchaus auszuhalten. Alster... würde ich es doch noch schaffen?? |
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Kilometer 42,195.
Der Traum ist erfüllt.
Zum Schluß wurde es doch noch eng. Ich brauchte für die Kilometer 39 bis 41 jeweils mehr als 13 Minuten. Und es folgte doch noch der gefürchtete Anstieg den Gorch-Fock-Wall hinauf. Mir würde doch nicht am Ende noch die Zeit ausgehen? Bei diesen Zuschauern aber keine Chance. So mancher stand schon vier Stunden in der Kälte und schrie dennoch weiter. Vielerorts hatte man sich sogar mit der Teilnehmerliste aus der BILD- Zeitung versogt und feuerte die Läuferinnen und Läufer mit Namen(!!) an. |
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Geschafft!!!
Überglücklich und total erschöpfte konnte ich mir endlich meine Medaille
abholen.
Viel gefeiert wurde trotzdem nicht. Es stand ja noch der lange und schwere Weg nach Hause bevor. Aber irgendwie ging es sich mit dem Erfolg etwas leichter als auf der Strecke. |
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Foto aufgenommen
kurz vor dem Ziel.
Da konnte ich nach 14 Kilometer stetigem Gehen (Kilometer 28 bis 42) noch mal 195 Meter weit richtig frisch joggen. Es war ein grandioses und ewig unvergeßliches Erlebnis, einmal beim Marathon bis zum Schluß dabei gewesen zu sein. Noch einmal würde ich aber einen Marathon nicht ohne Training in Angriff nehmen. Ich kann nicht einmal dazu raten, es mir nachzumachen. Ohne vorheriges Training sollte man so etwas nicht machen. Auch wenn es durchaus möglich ist. :-) PS: 2002, 2003 und 2004 war ich auch wieder dabei!! Dazu 2003 noch in Berlin. Und dieses Mal mit ein wenig Training vorab. Bald packe ich auch die Bilder online.
Marathon-Fotos: |
<Vorher Aufgenommen so gegen 8.30 Uhr, eine halbe Stunde vor dem Start |
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Nachher> |
Marathon-Fotos: Sibylle Müller
Hamburg
für Olympia!!!! Auf geht es für Sommer 2016 !!! :-)) |
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