Keine Minute hatte ich in der Nacht geschlafen. Erst brach nachmittags der Kreislauf zusammen, dann kam eine lange Kotz- und Durchfallarie bis Mitternacht und seither lag ich wach.

Eine reale Chance auf Laufen bestand da nicht mehr. Eher hatte ich das Problem, wie ich morgens in die Hotellobby kommen sollte, um bei der Reiseleitung meine Teilnahme abzusagen.

Um 3.35 Uhr schaffte ich es dann aber, die fünf Meter bis zur Toilette zu gehen, ohne daß mir der Kreislauf versagte. Da hatte ich dann plötzlich doch wieder Hoffnung für den Marathon und schloß meine GPS-Uhr ans Ladekabel.

Ich bin nicht sicher wie genau ich es geschafft habe, aber ich stand pünktlich zur Abfahrt der Busse vor dem Hotel.

2,7 Kilo hatte ich am Vortag verloren. Sonst habe ich am Marathon-Morgen eher ein Kilo extra drauf, aber ich hatte nur Dosen-Coca-Cola, um mich am Morgen aufzupäppeln. Das ohnehin ohnehin lachhafte "Frühstück" im Hotel ließ ich aus. Es wäre eh nicht drin geblieben.

Wäre es um einen "normalen" Marathon gegangen, wäre ich  im Bett geblieben. Selten ging es mir so schlecht. Aber der Marathon du Médoc ist nicht normal.

Für diesen Marathon war ich sogar nach Frankreich gereist. Wenn ich jetzt nicht zumindest mir die Sache ansehen würde, dann würde ich das irgendwann noch einmal machen müssen.

Bis nach Pauillac hatte ich es also geschafft. Großer Trubel. Rund 11000 Teilnehmer und fast alle waren (mehr oder weniger) verkleidet.

Ich hatte zwar ein Bananen-Kostüm bis nach Frankreich geschleppt, es dann aber im Hotel gelassen. Wenn ich mich überhaupt irgendwie bewegen könnte, dann bestimmt nicht in einem Ganzkörper-Kostüm.

Am Morgen war es noch recht frisch. Aber vielleicht war auch nur mir kalt. Im Laufe des Tages sollten es noch 30°C werden. Im Schatten. Von dem die Strecke aber so gut wie keinen hat.

Die bunt gekleidete Schar der Läufer zog in Richtung des großen Startareals.

Der Besenwagen. Sogar mit echten Besen. Wenn ich es überhaupt irgendwie bis auf die Strecken schaffen sollte, dann würde dieser Wagen noch eine wichtige Rolle spielen, das war mir klar.

Der Weihnachtsmann war auch da. Insgesamt sogar mehrfach.

Die Stimmung im Läuferfeld war gigantisch. Dagegen ist der Karneval in Köln nur ein laues Lüftchen.

Schöne Grüße auch noch von der WM in Brasilien.

Das Gehen in Richtung Start hatte ich auch geschafft, aber dort dann Stehen hielt mein Kreislauf nicht aus.

Aber auch abseits der Straße gab es lustige Verkleidungen zu entdecken.

Wenn ich mich immer ein wenig bewegte blieb ich stehen. Vielleicht könnte ich ja doch ein wenig mitlaufen. Wenn ich erst einmal laufen würde, dann wäre das Problem Kreislauf ja von alleine gelöst.

Nein, das war noch nicht der Start. Konfetti regnete es so des Öfteren mal.

Das sich aus dem Bett quälen hatte sich auf jeden Fall schon einmal gelohnt.

Wer behauptet, er hätte schon marathontechnisch alles erlebt und war noch nicht in Pauillac, der hat noch nicht alles erlebt.

Der Start wurde von einem Feuerwerk begleitet. So im Hellen nicht unbedingt sehr beeindruckend, aber sehr laut.

Lauter war nur das Gejohle der Läufer.

So weit war es gar nicht bis zum Ziel. Das stand ja direkt neben dem Start.

Aber jetzt kam erst einmal der Start. Wollte ich denn wirklich laufen? Naja... dem Kreislauf tat das bestimmt gut.

Also machte ich mich auf den Weg.

Marathon du Médoc 2014. Und ich war dabei.