
Berliner
Mauerweglauf 2018
11./12. August
2017
6. Did Not Finish
Bevor ich mit der
Geschichte des Mauerweglaufes an sich fortsetze, ist es wichtig, einen Blick auf
die Wochen
vor dem Lauf zu werfen. Ich schiebe dieses Flashback genau an dieser Stelle ein,
weil ich es während des Laufes
auch erst an dieser Stelle zuließ, mir Gedanken darüber zu machen, WARUM ich
seit über 14 Stunden mit
immer neuen und immer schwierigeren Problemen zu kämpfen hatte.
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| Flashback | |
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Hamburg-Altona 17. Juli 2018 Im Juni und Juli hatte ich bei der Arbeit etwas sehr viel zu tun. Dauerstreß, dazu kam die Fußball-WM, kaum eine Nacht mit mehr als fünf Stunden Schlaf und dann kam auch noch diese furchtbare Hitze. Schon ab Mitte Juni versuchte ich nur noch, irgendwie bis zum 18. Juli durchzukommen. Dem ersten von sieben Tagen Urlaub. |
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Böhmetal bei Soltau 28. Juli 2018 Dieser Urlaub wurde zur Voll-Katastrophe. Der fiel in die Horror-Hitze-Welle. Und wenn mein Kreislauf und ich etwas nicht vertragen, dann ist es Hitze. Ab 25°C geht es mir nur noch schlecht und ab 30°C ist Ausnahmezustand. Die Folge: ich lag den ganzen Urlaub nur wie tot in der Ecke. Nachts schwitze ich bei 27° bis 30°C, fand keinen Schlaf, am Tage bei bis zu 35°C lag ich einfach nur da und wartete auf die Nacht... und so weiter... bis ich merkte, daß es mir noch schlechter gehen konnte als an den Tagen vor meinem Urlaub. Im Grund war es so als hätte ich eine schwere Grippe. Da fühlt man sich vergleichbar grauenhaft. Nur gibt es gegen Grippe Medikamente, gegen die Hitze nicht. |
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Freudenthalweg bei Sieverdingen 29. Juli 2018 Und dann war da noch dieser Baum auf der dritten Etappe des Freudenthalweg-Ultra-Marathons. |
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Freudenthalweg bei Sieverdingen 29. Juli 2018 Tollpatschig wie ich nun mal bin, rutschte ich beim Versuch, den Baum zu überklettern, vom Stamm ab und kam dabei unkontrolliert mit dem rechten Fuß auf. Aua. Die letzten 17 Kilometer nach Verden mußte ich aber noch weiter. |
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Verden 29. Juli 2018 So war ich zwar am Ende hoch dekoriert, hatte aber auch einen kaputten Fuß. So dick wie der am Tag danach war, hätte was gebrochen sein müssen. Es fand sich aber kein kaputter Knochen. Also doch "nur" eine heftige Prellung. Und eine Woche Laufpause. |
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Hamburg-Altona 02. August 2018 Zurück auf der Arbeit wurde es noch heißer und damit alles noch schlimmer. |
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Hamburg-Alsterdorf 02. August 2018 In letzter Verzweifelung holte ich mir so einen Air-Cooler. Der meßbare Kühl-Effekt war zwar nahezu Null, aber in der Nacht direkt auf den Körper gerichtet, fühlte es sich besser an. Wobei... bei 30°C und mehr ist besser sehr relativ. Aber zumindest fand ich ein nun die eine bis andere Stunde Schlaf. Als Nebeneffekt bekam ich durch den kalten Luftzug eine kaputte Schulter, die nun Tag und Nacht höllische schmerzte. |
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Hamburg-Altona 06. August 2018 Ich konnte nichts mehr greifen und PC-Arbeit mit der Maus ging nur mit größeren Mengen Schmerztabletten. Das machte die Arbeit noch furchtbarer als sie durch diese Scheiß-Hitze schon war. Und Laufen? Am Sonntag vor dem Mauerweglauf machte ich einen Test. Der rechte Fuß hielt 52 Minuten durch. Nach Umstellung des Schritts hielt er Dienstag eine Stunde durch und Donnerstag 11 Kilometer, ehe er wieder schmerzte. ELF KILOMETER !!!!! Zwei Tage vor dem Mauerweglauf. |
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Hamburg-Alsterdorf 09. August 2018, 19.23 Uhr Während ich meine Tasche für den Mauerlauf packte, kam Tief Oriana mit Starkregen und Sturm über Norddeutschland. Ich war sofort draußen und feierte den Temperatursturz. Ich hatte nur Socken an, aber das war mir sowas von egal. |
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Hamburg-Alsterdorf 09. August 2018, 19.27 Uhr Endlich war diese Scheiß-Hitze vorbei. Endlich war es kühler. Endlich konnte man wieder atmen. Endlich ging es mir wieder besser. Endlich konnte man wieder LEBEN !!!!!!! Ich tanzte 15 Minuten durch den Regen, ehe der langsam wieder nachließ. |
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Hamburg-Alsterdorf 09. August 2018, 19.27 Uhr Es war noch 34 Stunden und 33 Minuten bis zum Start des Mauerweglaufes. Nach drei Wochen "Hitze-Grippe" ging es mir erstmals wieder besser. Der einzige Vorteil der Hitze-Grippe gegenüber einer Grippe war, daß es keine Viren gab, die eine Teilnahme unmöglich gemacht hätte. Genauso krank und geschwächt war ich aber trotzdem. |
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Potsdamer Chaussee 20.08 Uhr / Km 99 Es waren 4,9 Kilometer zum nächsten Verpflegungsstand. Aber die führten fast nur die Bundesstraße B2 entlang. |
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Potsdamer Chaussee 20.13 Uhr / Km 99 Die Strecke war so trist wie meine Situation. |
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Potsdamer Chaussee 20.19 Uhr / Km 100 Erst die Blase und nun die alte Verletzung, die ja so alt noch gar nicht war. 13 Tage... |
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Potsdamer Chaussee 20.26 Uhr / Km 100 Im Grunde war es ein Wunder, daß die Verletzung erst so spät aufbrach. Fast 100 Kilometer hatte der Fuß gehalten. Wie lange hätte er gehalten, wenn ich wie 2017 nicht so viel hätte wandern müssen? Das lockere Laufen ging über den Mittelfuß. Gehen aber primär über den Vorfuß, belastete mit jedem Schritt die Stelle der Verletzung. |
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Potsdamer Chaussee 20.38 Uhr / Km 101 Und warum mir die Kraft zum Laufen fehlte, war nach den schlimmen Vorwochen keine offene Frage mehr. |
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Potsdamer Chaussee 20.40 Uhr / Km 101 Noch rund 60 Kilometer bis ins Ziel. Ausgehend vom aktuellen Tempo würde das elf bis zwölf Stunden dauern. |
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Potsdamer Chaussee 20.44 Uhr / Km 102 So eine Prognose gab es schon über eine Stunde zuvor. Es war, als trat ich auf der Stelle. |
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Potsdamer Chaussee 20.53 Uhr / Km 103 Wir erreichten nun die Stelle, an der Romy mich verlassen würde. |
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Potsdamer Chaussee Karolinenhöhe 20.53 Uhr / Km 103 Mir würde ihre Begleitung fehlen, zumal ich nun meinen Rucksack wieder selbst trägen mußte. Vielleicht war es aber auch die Chance, mit Musik in einen Trance-Lauf zu kommen und damit durch die Nacht meine Schmerzen zu ignorieren oder was auch immer. |
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Potsdamer Chaussee Karolinenhöhe 20.55 Uhr / Km 103 Wir packten die Sachen um, ich zog meine Nachtausrüstung (Stirnlampe und Warnweste) an und es hieß Abschied nehmen. |
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Karolinenhöhe 21.00 Uhr / Km 103 Mein Optimismus endete mit dem ersten Schritt alleine. Das lag aber nicht an Romy, es lag an dieser noch relativ kurzen Steigung, die aber steiler war als alle Steigungen der letzten Stunden. Mehr Steigung, mehr Druck auf dem Vorfuß, noch mehr Schmerzen. Ich wäre da fast nicht rauf gekommen. |
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VP16 - Karolinenhöhe 21.01 Uhr / Km 103,6 56 Minuten für 4,9 Kilometer. 11:25 Min/Km. Und noch 57,8 Kilometer bis ins Ziel. |
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VP16 - Karolinenhöhe 21.02 Uhr / Km 103,6 Verfluchter Mist. Aber es half ja alles nichts. 15 Stunden bis zum Zielschluß. Da reichten auch 15:30 Min/Km. |
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Hahnenberg 21.07 Uhr / Km 104 Weiter ging es. Irgendwie mußte ich es ins Ziel schaffen. Es würde nun acht Stunden dunkel sein und ich würde mich durch weitgehend unbewohntes Gebiet schlagen müssen. Und immer hoffen, alle Pfeile zu finden. Im dunkeln, mit der Stirnlampe. |
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Hahnenberg 21.09 Uhr / Km 104 |
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Hahnenberg 21.12 Uhr / Km 104 Noch eine kleine Steigung. Es war mehr ein Stolpern als ein Humpeln, aber ich kam hoch. Steigungen würde es in der nächsten Zeit mehrere geben. Ich kannte ja die Strecke. Im Vorjahr war Romy oft voraus gefahren, weil sie bergab nicht so viel bremsen sollte. Das mußte ich nun alles rauf. |
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Hahnenberg 21.17 Uhr / Km 105 Wie genau das funktionieren sollte, wußte ich auch nicht. Ich hatte auf Musik gehofft, aber die half nicht. Auch hatte auf Kühle gehofft, aber die half auch nicht. Auf Laufen hoffen war illusorisch und sicher war, daß die Schmerzen im Fuß nicht weniger werden würden. |
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Hahnenberg 21.25 Uhr / Km 106 Was also tat ich hier? Für was tat ich das hier? |
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Heerstraße 21.30 Uhr / Km 106,3 Als ich die Bundesstraße B5 erreichte, fuhr gerade der Bus 49 vorbei mit dem Ziel U/S Zoologischer Garten. Ich überquerte die Straße, schaute noch einmal zurück, wurde dann von einem der Streckenposten angesprochen, ob ich aufhören wollte. Aufhören?? Quatsch. Ich doch nicht. |
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Bergstraße 21.31 Uhr / Km 106,4 Noch 55 Kilometer und 14:29 Stunden Zeit. So langsam konnte ich gar nicht werden. Zudem würde es am Ende sicher wieder etwas besser werden, ehe ich dann über die Laufbahn die letzten 300 Meter ins Ziel laufen würde. |
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Bergstraße 21.31 Uhr / Km 106,55 55 Kilometer... also weit mehr als ein Marathon. Meist durch die Nacht. 14:29 Stunden. Etwas weniger als bis hierher. In der Zeit lief ich dreieinhalb Marathons. Von denen so manch einer schon sehr lang war. 66.000 Schritte noch. Davon 33.000 auf dem kaputten Fuß. |
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Bergstraße 21.33 Uhr / Km 106,57 33.000 Male auf dem rechten Fuß treten. 55 Kilometer. Über 14 Stunden lang... Ich war stehen geblieben. Null Schritte. Wenn das eventuell gerade noch Machbare aber sowas von am Sinnvollen vorbei zieht. Bei 15:33:59 Stunden schaltete ich meine Uhr ab. Es was aus. Aufgabe. DNF. |
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Bergstraße 21.35 Uhr Uhr aus, Licht aus, Musik aus. Wäre schön, wenn ich auch den Kopf hätte ausschalten können. |
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Bergstraße 21.35 Uhr Was für ein Desaster. Da war ich 106,57 Kilometer gelaufen, hatte mich stundenlang über diese Strecke gequält und nun war alles aus, vorbei und völig umsonst. |
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Bergstraße 21.35 Uhr Die freundlichen Hinweise meiner ehemaligen Mitläufer, daß ich in die falsche Richtung lief, halfen mir auch nicht. |
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Heerstraße 21.40 Uhr Da war ich also zurück an der Bushaltestelle. Der Bus fuhr alle 15 Minuten. Ich wäre also bald weg hier. |
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Heerstraße 21.40 Uhr 97,38 Kilometer stimmten natürlich nicht. Der Ultratrac-Modus war mehr als ungenau. Wobei er ein paar Kilometer "aufgeholt" hatte. Es waren auch schon mal 12 Kilometer Rückstand, hier ja "nur" noch 9,19 Kilometer. |
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Heerstraße 21.42 Uhr DNF. Das nicht faßbare. Beim Médoc-Marathon 2014 mußte ich raus, weil ich schwer krank war, den Sundsvall-Ultratrail (3. Juni 2018) mußte ich wegen zu schwerer Berg-Kletter-Passagen aufgeben und den 24. Stunden Burginsellauf (16./17. Juni 2018) konnte ich wegen diverser Probleme nicht wie geplant durchlaufen. Und jetzt das. Mein drittes echtes DNF (beim 24. Stunden-Lauf zählt ja jeder Kilometer), aber gefühlt die dritte Pleite binnen 10 Wochen. |
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Heerstraße 21.46 Uhr Weder meiner Startnummer hatte ich Ehre gemacht... |
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Heerstraße 21.47 Uhr .. noch dem Zeitchip, der in dieser Nacht nichts mehr messen würden. |
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Heerstraße 21.50 Uhr Der Streckenposten meinte noch, ich dürfte nicht einfach aussteigen, sondern müßte mich zunächst beim nächsten Verpflegungsstand abmelden (das wäre auch ein Grund für eine Disqualifikation... haha... sehr komisch). Aber lief doch nicht vier Kilometer in den Wald rein, um dann wieder vier Kilometer zurück zu laufen. In der Zeit wäre ich auch beim Ziel, wo ich eh hin mußte. Mein Bus kam ja schon. |
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Bahnhof Zoologischer Garten 22.33 Uhr Mist. In Berlin war gerade die Leichtathletik-WM. Und da kamen nun all die Leute aus dem Olympiastadion. |
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Bahnhof Zoologischer Garten 22.33 Uhr Hmmm... umfallen könnte ich nicht, wenn ich mich da rein gequetscht hätte. |
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Bahnhof Zoologischer Garten 22.40 Uhr Ich nahm die Bahn danach. Die war leerer. Und einen Sitzplatz bekam ich auch. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Cantianstraße 23.07 Uhr Wieder zurück am Start. Hier wollte ich hin. Aber nicht so schnell. Und laufend. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.09 Uhr Nach dem langen Sitzen in Bus und Bahn und dem Stehen an der Haltestelle konnte ich gar nicht mehr gehen. Ich wankte und schwankte durch die Gegend, mußte mich ständig irgendwo festhalten, um nicht umzukippen. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.11 Uhr Hier hätte ich auf die Laufbahn einbiegen und die finalen 300 Meter starten sollen. Aber das war nichts. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.15 Uhr Wow... ab meiner Aufgabe dauerte es 1:42 Stunden hier ans Ziel zu kommen. Das hatte ich mir einfach vorgestellt. Dabei war ich noch an einer Hauptstraße mit direkter Bus-Anbindung ins Stadtzentrum ausgestiegen. Wie lange es wohl von irgendwo aus dem Wald gedauert hätte... |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.15 Uhr Als ich 2017 ins Ziel lief, kam man sofort auf mich zu und erzählte mir, welcher beiden Kontrollpunkte ich verpaßt hatte. Und mein Finisher-Shirt bekam ich erst im zweiten Anlauf nach drei Stunden. Dieses Mal kam ich von der falschen Seite und meldete mich ab. Ohne irgendetwas zu kontrollieren, gratulierte man mir und reichte mir ein Shirt. Natürlich nahm ich es nicht an. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.18 Uhr Die Medaillen und Urkunden gab es erst am Sonntag bei der Siegerehrung. Aber auch eine Medaille hätte ich nicht angenommen. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.20 Uhr Weiter ging es. Ich holte mir meinen ersten Beutel ab (der zweite und dritte Beutel kam erst Sonntag früh zurück). |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.26 Uhr Dann quälte ich mich in den ersten Stock... |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 23.26 Uhr ... und holte meinen Ziel-Beutel ab. Da waren vor allem die Schlüssel für die Unterkunft drin. Also wichtig. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Cantianstraße 23.37 Uhr Und während ich mich kaputt und geschlagen auf den Weg machte, liefen auf der Bahn hinter mir die jubelnden Finisher ein. |
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Stadthotel Schall & Rauch Gleimstraße 23.44 Uhr 18 Minuten für die 650 Meter vom Sportpark zur Unterkunft. 27:42 Min/Km. Ich war echt fertig. Die Anstrengung, die Kosten, der Kampf um den nötigen Urlaubstag, 106,57 Kilometer gelaufen... alles umsonst. Das war die zweitlängste je von mir gelaufene Distanz. Und sie zählte gar nichts. |
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Stadthotel Schall & Rauch 23.52 Uhr Kaputte Füße. Rechts noch schlimmer als links. Was für eine Pleite. Ich informierte noch meine zu Hause auf Nachricht hoffenden Leute, schaltete das Handy aus und ging schlafen. Jedenfalls versuchte ich es. Meine Unterkunft lag nahe genug am Sportpark, daß ich die ganze Nacht die Finisher feiern hören konnte. Ja... sehr witzig... |
Im Grunde hatte ich von Anfang
an keine Chance. Und die hatte ich bestmöglich genützt. Von der Horror-
Hitze geschwächt mit einem verletzten Fuß einen 100-Meilen-Lauf zu starten
war völlig wahnsinnig. Ich hatte
während des Laufes alle Probleme und Wahnhinweise ignoriert, bis gar
nichts mehr ging. Trotzdem 106,57
Kilometer zu schaffen war eigentlich eine Sensation. Wenn auch komplett
wertlos.
Ich hatte in meinem Läufer-Leben
schon viel Irrsinn gemacht, war mit Verletzungen und auch Erkältungen
Marathons gelaufen und oft nicht einmal auf die schonende Art. Ohne Frage
gehöre ich zu der unvernünftigen
Sorte der Selbstmord-Läufer, die nahezu alles für die Finisher-Medaille tun.
Aber das hier war selbst mir zu
verrückt. Eine sehr schmerzhafte Erfahrung.
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Sonntag, 12. August 2018 |
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Hotel H2 am Alexanderplatz 12.56 Uhr Zum Abschluß gab es dann noch etwas Slapstick. Am Tag nach der Pleite wäre ich am liebsten gar nicht aufgestanden, aber ich mußte noch meine beiden fehlenden Beutel zurückholen. |
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Hotel H2 am Alexanderplatz 12.56 Uhr Also quälte ich mich aus dem Bett, den kaputten Fuß in den Schuh, mich dann in die Bahn und ab ging es zum Hotel H2, wo es vor lauten glücklichen Finishern und Finisher-Shirt-Trägern nur so wimmelte. Da gab es aber nur die dritten Beutel. Die zweiten Beutel wären am Sportplatz beim Ziel abzuholen. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 13.11 Uhr Also mit Beutel ins Taxi und ab zum Sportpark. Von hier aus war es dann ja nicht mehr weit zur Unterkunft. Das Ziel war schon halb abgebaut... |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark 13.11 Uhr ... und auch sonst war hier nicht mehr viel los. Vor allem aber gab es keine Beutel. Die wäre doch im Hotel H2. Tja... das hatte ich auch mal gedacht... Aber das wäre doch egal, ich müsse ja ohnehin zum Hotel wegen der Siegerehrung. Nein, mußte ich eben nicht. Das war ja das Problem. Ich wollte hier gleich um die Ecke ins Bett, ohne sechs Kilometer Umweg übers Hotel. |
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Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Cantianstraße 13.16 Uhr Es begann dann eine wilde Diskussion, ob der Shuttle-Bus eigentlich noch führe und wenn ja, wie viele Plätze der hätte. Ich sah mich schon den ganzen Tag hier wartend verbringen und humpelte lieber zur Bahn. |
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Hotel H2 am Alexanderplatz 13.33 Uhr Also wieder zurück zum Hotel. Zweiter Versuch. |
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Hotel H2 am Alexanderplatz 13.36 Uhr Hier waren es Dank der bald startenden (bzw. die für die Staffeln bereits beendeten) Siegerehrung nur noch mehr glückliche Finisher geworden. Jetzt auch teilweise schon mit Medaille. Mir ging es immer schlechter. |
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Hotel H2 am Alexanderplatz 13.37 Uhr Immerhin gab es hier nun doch auch meinen zweiten Beutel. |
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Hotel H2 am Alexanderplatz 13.42 Uhr Endlich hatte ich alle meine Beutel wieder. Jetzt nur ganz schnell weg vom Ort meiner größten Pleite. Die Rückholaktion dauerte insgesamt 2:20 Stunden. |
2019 werde ich nicht
nach Berlin zum Mauerlaufweg kommen. Da geht es wieder wie 2017 gegen den
Uhrzeigersinn und es ginge Nachts durch Berlin (wenn ich denn soweit käme...).
Das brauche ich nun
wirklich nicht nochmals. 2020 bleibt abzuwarten. Wenn ich dann so viel Geld
übrig habe, komme ich
vielleicht noch einmal zum Mauerweglauf.
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Mauerlauf 2018
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