40. Helsinki Marathon 2020
03. Oktober 2020

Der 40. Helsinki-Marathon sollte mein Highlight für 2020 werden. Und das nicht nur, weil der New York
Marathon bereits abgesagt wurde. Es endete als Meisterstück in Sachen Kampf freier Wille gegen EU-
Willkür. Milliarden Euro Steuern pumpen wir jedes Jahr in dieses Bürokratie-Monster und alles, was
man uns dafür verspricht, ist ein freies Reiserecht. Die Wahrheit... viel Geld für Nichts.

Die Geschichte hat ganz viele Plan-Kapitel.

Plan A:
Ursprünglich sollte der Marathon schon am 16. Mai 2020 stattfinden. Die geplante Reiseroute sollte mich
von Hamburg für einen Tag nach Stockholm bringen, weil ich da noch einige U-Bahn-Stationen ansehen
wollte, dann mit der Fähre nach Turku und per Zug nach Helsinki.

Plan B:
Nach der Verlegung des Marathons mußte ich auch den Urlaub verlegen. Nun hatte ich aber keine Zeit
mehr für Stockholm. Also buchte ich den klassischen Flugweg Hamburg über Amsterdam nach Helsinki.

Plan C:
Im August wurde Amsterdam zum Risikogebiet erklärt. Nach den Regeln meiner Firma waren damit
auch der Transit verboten. Also buchte ich neu Hamburg via Frankfurt nach Helsinki.

Plan D:
Am 24. August 2020 wurde dann ein Einreiseverbot für Deutsche nach Finnland erlassen. Der Weg über
Frankfurt ging nicht. Also buchte ich neu. Hamburg nach Stockholm, weiter nach Luleå und dann ein
Mietwagen. Da Schweden immer noch nach Finnland durften, sollte es oben im Norden keine Kontrollen
geben und vielleicht kam ich so über die Landgrenze nach Finnland. 872 Kilometer in zehn Stunden
auf Landstraßen durch die Nacht war ambitioniert. Aber falls ich es zum Halbmarathon des gebuchten
Halbmarathon-Marathon-Doubles nicht schaffte hätte ich noch den Marathon drei Stunden später.

Plan E:
Nach Studium alles Einreise-Ausnahme-Bestimmungen buchte ich mich ins Charity-Team des Finnischen
Roten Kreuzes ein. Zur Not könnte ich über den Ausnahme-Paragrafen für soziale Zwecke über die
Grenze kommen. Auch holte ich mir einen Corona-Test-Termin.
Für alle Fälle fragte ich beim Helsinki-Marathon mal an, ob es eventuell eine virtuelle Variante geben
würde. Daraufhin buchte man einen Startplatz ungefragt ins Jahr 2021 um und ich mußte mir einen
neuen Startplatz für das Halbmarathon-Marathon-Double kaufen.

Plan F:
Am 19. September 2020 wurde das Einreiseverbot nach Finnland aufgehoben. Damit konnte ich auf den
Luleå-Irrsinn verzichten und zu Plan C zurück kommen.

Plan G:
Am 26. September 2020 trat das Einreiseverbot wieder in Kraft. Dieses Mal galt es auch für Schweden.
Somit konnte ich weder direkt noch über Luleå nach Finnland. Zwei Tage war ich etwas planlos.

Plan H:
Am 28. September 2020 kamen neue Einreise-Bestimmungen raus. Ab 01. Oktober 2020 durfte man
doch wieder einreisen. Man brauchte aber einen triftigen Grund (wie ein soziales Projekt), einen
negativen Corona-Test und durfte maximal 48 Stunden im Land sein. Da hatte ich bei Plan E ja den
richtigen Riecher gehabt und mußte jetzt nur noch den Vier-Tage-Trip auf zwei Tage umbuchen.
Endlich konnte ich auch mal um- statt neu buchen. 

Helsinki-Vantaan Lentoasema
02. Oktober 2020, 14.14 Uhr

Ankunft mit der Lufthansa-Maschine aus Frankfurt.

Plan I:
Gleich bei der Einreise wurde ich aussortiert und kam in Corona-Abschiebehaft. Ja, im Grunde hatte ich zwar
alles richtig gemacht, aber man würde mich doch nicht einreisen lassen. Da saß ich nun mit ziemlich schrägen
Leuten ("Die ganzen Uhren sollten wir für einen finnischen Spieler mitbringen. Den Namen kennen wir nicht."
und "Geld habe ich nicht und ein Hotel habe ich nicht, bin aber gerade auf Europa-Rundreise und wollte mir
hier die Berge von Helsinki anschauen") im tiefen Keller des Flughafens.

Der Traum vom Marathon platzte mitten im angeblich so freien Europa.

Die ursprüngliche Idee der Finnischen Behörde war es, mich zwei Tage in Haft zu behalten und dann mit dem
gebuchten Rückflug nach Frankfurt abzuschieben. Ich überraschte die Leute mit dem Vorschlag, mich mit
der Nachmittags-Maschine nach Stockholm zu schicken. Wie gut, daß ich den skandinavischen Flugplan
inzwischen fast auswendig kannte. Nach diversen Rücksprachen ("ist das Ausfliegen nach Schweden legal?"
versus "der blockiert uns zwei Tage eine Zelle und will noch was essen") durfte ich den Flug buchen.

Ich durfte aber nur buchen und bezahlen. Mein Gepäck checkte die Flughafen-Polizei ein und begleitete
mich dann auch mit zwei Mann bis in den SAS-Flieger. Dort bekam ich dann auch den Flugschein.

Helsinki-Vantaan Lentoasema
02. Oktober 2020, 17.30 Uhr

Mit dieser SAS-Maschine durfte ich nach Stockholm ausreisen.

Arlanda-Express
02. Oktober 2020, 18.21 Uhr

Nach 65 Minuten Flugzeit landete ich dann auf dem Flughafen Stockholm-Arlanda. Im Land der Freiheit. Keine Masken-Pflicht nirgendwo und auch sonst kein Gängeleien. 

Stockholm Central
03. Oktober 2020, 18.21 Uhr

Plan J:
Ein Hotel hatte ich noch auf dem Flughafen in Helsinki gefunden und in Stockholm buchte ich mit einen
Rückflug nach Hamburg. Den aus dem Plan D konnte ich nicht nehmen, weil der noch aus Plan A kam und
über Amsterdam durfte ich ja nicht.

Stockholm Central
03. Oktober 2020, 09.44 Uhr

Es folgte ein traumhafter Tag im freien Stockholm. Diese verschissene Maske hatte ich sofort vergessen. Ich ging von Laden zu Laden, fuhr U-Bahn und wenn ich etwas Trinken oder Essen wollte, dann setzte ich mich hin und tat es. Dieser Tag hätte mich in Deutschland ein paar Tausend Euro Strafe gekostet.

Stockholm T-Bana
Station Stadion (Linje 14)
03. Oktober 2020, 10.51 Uhr

Wenn auch mit einem riesigen Umweg, landete ich am Ende doch in der Stockholmer U-Bahn. Das war ja Bestandteil von  Plan A 

Östra Järnvägsgatan
04. Oktober 2020, 09.06 Uhr

Ein Marathon war mir zwar verwehrt worden, aber gegen einen virtuellen 10-Km-Lauf konnten auch die EU-Idioten nichts ausrichten. Schon gar nicht im freien Schweden.

Der Oktoberfest-Run wurde meine erste Teilnahme bei den Virtual Runners. Der Beginn einer neuen Freundschaft, selbst wenn das bestellte Shirt nicht rechtzeitig kam.

Bericht vom Oktoberfest-Run auf der Kungsholmen-Runde

Plan K:
Der  41. Helsinki-Marathon soll am 15. Mai 2021 über die Bühne gehen. Ich bin da registriert. Meine Anmeldung
aus dem Jahr 2019 wurde ja dorthin übertragen. Ob der nun stattfindet bleibt abzuwarten. Ob ich aber Lust habe,
nach diesem Theater noch einmal nach Helsinki zu reisen? Nach Schweden komme ich preiswerter.

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Infos zum Marathon gibt es hier:
https://helsinkicityrunningday.fi/


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